DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-10-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.10.2023 um 10.30 UTC



Wiederholt Regenfälle, im Schwarzwald markanter Dauerregen wahrscheinlich.
Relativ mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 30.10.2023


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum, der am kommenden Donnerstag beginnt,
setzt sich das zyklonal geprägte Wetter hierzulande fort.

Ein Blick auf die Geopotentialverteilung in 500 hPa zeigt Deutschland am Rande
einer umfangreichen Zone tiefen Geopotentials mit mehreren Zentren über
Nordeuropa und dem Nordostatlantik. Im Bodendruckfeld befindet sich ein
umfangreicher Tiefdruckkomplex mit Kern nordwestlich der Britischen Inseln, von
dem aus wiederholt Randtiefs und ihre Frontensysteme auch Richtung Mitteleuropa
gesteuert werden.

So verläuft Donnerstagmittag ein erstes okkludiertes Frontensystem über den
Westen und Süden hinweg und hat dort bereits für einen regnerischen Start in den
Tag gesorgt. Es kommt im Tagesverlauf weiter ostwärts voran. Ganz im Norden sind
die Regenanteile recht gering.
Gleichzeitig nähert sich ein Randtief von Südfrankreich, das im weiteren Verlauf
über den Alpenraum hinweg ostwärts zieht. Mit dem zugehörigen wellenden
Frontensystem kann es dann ab Donnerstagnachmittag und in der Nacht zum Freitag
vor allem über dem Süden sowie in Teilen der Mitte auch mal kräftiger regnen.
Mit Passage des nachfolgenden Randtroges kommt es auch im Norden wieder
gebietsweise zu Regen oder Schauern.

Am Freitag folgt zwar von Westen ein flacher Rücken und auch im Bodendruckfeld
schiebt sich ein Hochkeil von Südfrankreich über den Alpenraum hinweg in
Richtung Süddeutschland. Dennoch sind in der Höhenströmung eingelagerte
Kurzwellentröge auszumachen, sodass in der feuchten Luftmasse der wechselhafte
Wettercharakter dominiert. Evtl. ist auch mal ein kurzes Gewitter möglich.
Längere trockene Abschnitte gibt es am ehesten an den Alpen.
Zwischen dem Tief bei den Britischen Inseln und dem vorstoßenden Hochkeil nimmt
der Druckgradient über Deutschland etwas zu und sorgt für Sturmböen aus Südwest
bis West im höheren Bergland und einzelne starke Böen in tieferen Lagen vor
allem des Westens und Südens.

Auch am Samstag ändert sich an der großräumigen Wetterlage zunächst wenig. Wir
verbleiben am Rande des hochreichenden Tiefkomplexes mit Kern bei Irland. Dabei
schwenkt ein weiterer Randtrog von der Bretagne kommend über Nordfrankreich und
Deutschland hinweg nordostwärts. Somit kommt es gebietsweise zu weiteren
schauerartigen Regenfällen. Der erhöhte Druckgradient bleibt erhalten, mit
Sturmböen im höheren Bergland und einzelnen Windböen in tiefen Lagen.

Werfen wir noch einen Blick auf den offenen Nordostatlantik, wo sich im Zuge
einer kräftigen Austrogung ein weiteres Randtief bildet. Es wird rasch mit der
Höhenströmung östwärts geführt und erreicht Sonntagfrüh unter Intensivierung
(Kerndruck knapp unter 980 hPa) den Westausgang des Ärmelkanals. Mit Annäherung
des Tiefs steilt die Strömung über Westeuropa etwas auf. Zudem sorgt WLA
vorderseitig für antizyklonal gekrümmte Druck- und Geopotentialverhältnisse über
Deutschland, sodass die Nacht zum Sonntag weitgehend trocken bleibt.
Tagsüber ändert sich dies aber entgegen der gestrigen Vorhersage. Das Tief zieht
über Großbritannien hinweg in Richtung nördliche Nordsee, wo es schließlich die
Funktion als neues steuerndes Haupttief übernimmt. Dessen Frontensystem greift
bereits am Vormittag auf den Westen und Nordwesten Deutschlands über und legt
sich dann in der Nacht zum Montag und am Montag nahezu strömungsparallel von
Nordost nach Südwest über die Mitte Deutschlands. Entsprechend kann es dort
längere Zeit regnen, während es nördlich und südlich davon auch längere trockene
Abschnitt gibt.

Abschließend seien noch die Temperaturverhältnisse erwähnt. Hier lässt sich
zusammenfassend sagen, dass aufgrund der Großwetterlage und der südwestlichen
Strömungsrichtung über den gesamten Vorhersagezeitraum relativ milde Luftmassen
zu uns geführt werden. Je nach Windverhältnissen kann es dabei insbesondere am
Donnerstag und Freitag im Westen und Südwesten regional bis zu 17 Grad mild
werden. In den Nächten bleibt es durchgängig frostfrei.
Vorderseitig des neuen Zentraltiefs gelangt sogar ein Schwall noch milderer Luft
zu uns, wobei die Temperatur in 850 hPa im Südosten auf bis zu 14 Grad ansteigt.
Allerdings setzen sich die Temperaturverhältnisse in der Höhe zu dieser
Jahreszeit meist nur noch schwer bis zum Boden durch. Im Nordwesten liegt sie
bei etwa 3 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die zyklonal geprägte Wetterlage im Vorhersagezeitraum wurde bereits in den
Vorläufen prognostiziert, sodass die Konsistenz des EZMW-Modells als gut
bezeichnet werden kann. Bis einschließlich Freitag wird nun auch die zeitliche
Abfolge der Front- bzw. Randtrogpassagen recht übereinstimmend prognostiziert.
Erst ab dem Wochenende werden die Unterschiede - der großräumigen Wetterlage
geschuldet - wieder etwas größer.
Vor allem die Position des neuen Zentraltiefs wird noch unterschiedlich gezeigt.
So liegt das Tief im heutigen Lauf deutlich weiter östlich als nach den
gestrigen Läufen. Dies bedeutet auch, dass die Frontpassage früher erfolgt und
der Sonntag entgegen der gestrigen Annahme doch wechselhafter verläuft.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen betrachteten Globalmodelle zeigen eine recht ähnliche Entwicklung,
sodass der bevorstehende regnerische und milde Witterungsabschnitt als sicher
bezeichnet werden kann. Sogar die Position des neuen Zentraltiefs am Sonntag und
Montag wird trotz des langen Vorhersagezeitraums recht übereinstimmend
prognostiziert. Das Erreichen bzw. Überschreiten von markanten Dauerregenmengen
im Schwarzwald am Donnerstag und Freitag wird nun auch von GFS gezeigt. Bei ICON
und EZMW waren bereits gestern Signale vorhanden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne am Beispiel Offenbach stützt die beschriebene Wetterentwicklung.
Über nahezu den gesamten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinweg zeigt sich
ein sehr geringer Spread. Häufig auftretende Niederschlagssignale sprechen für
den wechselhaften Wettercharakter. Die Temperatur in 850 hPa verbleibt von
Donnerstag bis Samstag auf recht ähnlichem Niveau mit Werten zwischen 3 und 7
Grad.
Erst ab Sonntag nimmt der Spread etwas zu. Vorderseitig des neuen Zentraltiefs
und mit der aufsteilenden Strömung zeigen aber alle Member die Zufuhr noch
milderer Luft. Nach dem Haupt- und Kontrolllauf setzt die Erwärmung und auch die
Niederschlagstätigkeit aber etwas früher ein. Ursache ist sicher die noch
unterschiedlich prognostizierte Position des Zentraltiefs.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden und für t+
120 bis 168 Stunden jeweils zwei Cluster. Allesamt werden dem Regime negative
NAO zugeordnet. Die Unterschiede zeigen sich vornehmlich in der Lage und
Ausprägung der Tröge, wenngleich die Unterschiede für Mitteleuropa sehr gering
sind. Insgesamt gibt es also zu dem beschriebenen zyklonalen Strömungsmuster
keine Alternative.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Von Donnerstag bis Montag sind in den Gipfellagen des Schwarzwaldes und der
Alpen, am Wochenende auch einiger zentraler Mittelgebirge Sturmböen Bft 9 oder
schwere Sturmböen Bft 10 aus Südwest wahrscheinlich.

Die Signale für markanten Dauerregen insbesondere in den Weststaulagen des
Schwarzwaldes sind weiterhin vorhanden. Am Donnerstag und Freitag können dort
bis 40 l/qm innerhalb von 24 Stunden, bzw. bis Samstagfrüh 50 bis 60 l/qm (im
Südschwarzwald lokal auch etwas mehr) in 48 Stunden fallen.
Darauf deuten auch hohe Wahrscheinlichkeiten bis 90 % des EZMW-EPS, ICON-EPS und
Cosmo-Leps hin.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger