DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-10-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.10.2023 um 10.30 UTC



Wiederholt Regenfälle, dabei relativ mild. Auf den Bergen zeitweise stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 29.10.2023


Über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg stellt sich eine zyklonal geprägte
Wetterlage ein. Wiederholte Frontpassagen sorgen dabei für einen regnerischen
Witterungsabschnitt.

Deutschland liegt dabei am Rande einer umfangreichen Zone tiefen Geopotentials
mit mehreren Zentren über Nordeuropa und dem Nordostatlantik. Im Bodendruckfeld
befindet sich ein umfangreicher Tiefdruckkomplex mit Kern westlich der
Britischen Inseln, von dem aus wiederholt Randtiefs und ihre Frontensysteme auch
Richtung Mitteleuropa gesteuert werden.

Nach einem wechselhaften Dienstag zeigt sich der Mittwoch zu Beginn der
Mittelfrist als Übergangstag mit Zwischenhocheinfluss. Größere Auflockerungen
sind zwar selten, es bleibt aber zunächst überwiegend trocken. Bereits am
Nachmittag deutet sich aber im Westen und Nordwesten Deutschlands der Aufzug
eines neuen Frontensystems mit erstem Regen an.
Es gehört zu einem Randtief, das sich Mittwochabend im Bereich der Irischen See
befindet. Das teilokkludierte Frontensystem kommt in der Nacht zum Donnerstag
weiter ostwärts voran und hat uns bis Donnerstagnachmittag nordostwärts
überquert. Dabei bildet sich am Okklusionspunkt über der Nordsee ein Teiltief
aus, das allmählich Richtung Deutsche Bucht zieht. Dadurch kommt es über
Deutschland zu einer leichten Gradientverschärfung. Im höheren Bergland frischt
der Wind aus Südwest teils stürmisch auf.

Zurück zu dem o.e. Frontensystem. Dieses beginnt nämlich aufgrund einer
Wellenbildung über Frankreich über dem Süden Deutschlands zu schleifen. Mit
Passage eines Randtroges und der vorlaufenden Welle kann es dann in der Nacht
zum Freitag vor allem über dem Süden sowie in Teilen der Mitte auch mal
kräftiger regnen. Im Norden dominiert eher der Schauercharakter. Am Freitag
folgt zwar nach Trogpassage von Westen ein flacher Rücken, insgesamt bleibt der
wechselhafte Charakter erhalten. Zwischen dem sich mittlerweile über Dänemark
befindlichen Teiltief und höherem Luftdruck südlich der Alpen bleibt der erhöhte
Druckgradient über Deutschland erhalten mit Sturmböen aus Südwest bis West im
höheren Bergland und einzelnen starken Böen in tieferen Lagen vor allem des
Westens und Südens.

Auch am Wochenende ändert sich an der großräumigen Wetterlage wenig. Wir
verbleiben am Rande des hochreichenden Tiefkomplexes mit Kern bei den Britischen
Inseln. Dabei schwenkt am Samstag ein weiterer Randtrog von der Biskaya über
Frankreich und Deutschland hinweg nordostwärts. Vorderseitig befindet sich ein
weiteres Frontensystem, das uns bereits in der Nacht zum Samstag ostwärts
überquert und erneut für Regenfälle sorgt. Es beginnt mit Annäherung an die
Alpen und aufgrund der strömungsparallelen Ausrichtung abermals über dem Süden
zu schleifen, sodass es dort länger regnen kann. In den weiteren Landesteilen
lassen die Regenfälle nach Trogpassage nach.
Der erhöhte Druckgradient bleibt erhalten, denn das bis dato Haupttief zieht im
Laufe des Tages ostwärts und erreicht Sonntagfrüh die Nordsee. Es schickt ein
weiteres Frontensystem in der Nacht zum Sonntag über Deutschland hinweg.
Gleichzeitig bildet sich im Zuge einer kräftigen Austrogung ein neues
Zentraltief südwestlich von Irland aus. Dadurch steilt die Strömung über
Westeuropa etwas auf. Zudem sorgt WLA vorderseitig für antizyklonal gekrümmte
Druck- und Geopotentialverhältnisse. Somit würde sich der Sonntag auf Basis des
EZMW-Modells aus heutiger Sicht überwiegend trocken gestalten. Einzig der Norden
verbleibt im Bereich der Frontalzone.

Bislang noch unerwähnt geblieben sind die Temperaturverhältnisse. Aufgrund der
Großwetterlage und der südwestlichen Strömungsrichtung werden aber über den
gesamten Vorhersagezeitraum relativ milde Luftmassen zu uns geführt. Je nach
Windverhältnissen kann es dabei insbesondere am Donnerstag und Freitag im Westen
und Südwesten regional bis zu 17 Grad mild werden. In den Nächten bleibt es
durchgängig frostfrei.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die zyklonal geprägte Wetterlage im Vorhersagezeitraum wurde bereits in den
Vorläufen prognostiziert, sodass die Konsistenz des EZMW-Modells als gut
bezeichnet werden kann. Unterschiede gibt es der großräumigen Wetterlage
geschuldet einzig in der genauen Lage und Zugbahn der Randtiefs und der
Randtröge und somit im zeitlichen Ablauf der Frontpassagen. Dies hat auch zur
Folge, dass die genauen Niederschlagsschwerpunkte und -mengen noch mit
Unsicherheiten behaftet sind. Diese Unterschiede bezüglich der Tief- und
Trogposition zeigen sich besonders deutlich für das kommende Wochenende
bezüglich des neuen Zentraltiefs. So war die Vorhersage für kommenden Sonntag
auf Basis der gestrigen Läufe doch noch deutlich wechselhafter.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen betrachteten Globalmodelle zeigen eine recht ähnliche Entwicklung.
Unterschiede gibt es auch dort vor allem bezüglich der Tiefpositionen und des
zeitlichen Ablaufs der Frontpassagen. Eine alternative Großwetterlage ist aber
nicht auszumachen, sodass der bevorstehende regnerische und milde
Witterungsabschnitt als sicher bezeichnet werden kann.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne am Beispiel Offenbach stützt die beschriebene Wetterentwicklung.
Über den gesamten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinweg zeigt sich ein sehr
geringer Spread. Häufig auftretende Niederschlagssignale sprechen für den
wechselhaften Wettercharakter. Die Temperatur in 850 hPa verbleibt von Mittwoch
bis Sonntag auf recht ähnlichem Niveau mit Werten zwischen 4 und 7 Grad. Erst in
der erweiterten Mittelfrist nimmt der Spread bei der Temperatur zu. Vorderseitig
des neuen Zentraltiefs und mit der aufsteilenden Strömung zeigen im Mittel alle
Member die Zufuhr noch milderer Luft, Haupt- und Kontrolllauf sind aber am
oberen warmen Rand des Ensembles zu finden. Ursache ist sicher die noch
unterschiedlich prognostizierte Position des Zentraltiefs.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden fünf Cluster
und für t+ 120 bis 168 Stunden sechs Cluster. Allesamt werden dem Regime
negative NAO zugeordnet. Die Unterschiede zeigen sich auch hier vornehmlich in
der Lage und Ausprägung der Tröge. Insgesamt gibt es aber zu dem beschriebenen
zyklonalen Strömungsmuster keine wirkliche Alternative.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Donnerstag sind in höheren Lagen der Alpen und des Schwarzwaldes Sturmböen
Bft 9 und schwere Sturmböen Bft 10 aus Südwest wahrscheinlich. Am Freitag und
Samstag sind auch in exponierten Höhenlagen einiger zentraler Mittelgebirge
Sturmböen nicht ausgeschlossen.

Aufgrund der wiederholt auftretenden Regenfälle sind akkumuliert über den
gesamten Vorhersagezeitraum vor allem in einigen Weststaulagen der Mittelgebirge
markante Regenmengen nicht ausgeschlossen. Signale hierfür gibt es insbesondere
am Donnerstag, Freitag und Samstag für den Schwarzwald mit Mengen punktuell bis
50 l/qm in 48 h. Darauf deuten auch höhere Wahrscheinlichkeiten des EZMW-EPS
hin. ICON zeigt zudem im Südschwarzwald teils Mengen über 60 l/qm in 48 h.
Hierfür sind die Wahrscheinlichkeiten aber gering.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger