DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-10-2023 07:01
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.10.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
T B - Wechselhaft und mild, in den Nächten frostfrei.

WIND:
Heute im Südwesten sowie in Teilen der Mitte in freien Lagen Gefahr stürmischer
Böen, im höheren Bergland Sturmböen Bft 9, auf exponierten Gipfeln (Brocken,
Feldberg) schwere Sturmböen. Ab dem Abend zögernd nachlassend. Am Sonntag an der
Nordsee stürmische, über der offenen See vorübergehend auch Sturmböen Bft 9. Ab
dem Abend abflauend. Danach erst wieder in der Nacht zum Dienstag an der Nordsee
aufkommend stürmische Böen.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines langgestreckten Troges,
der von Grönland über die Britischen Inseln hinweg bis ins westliche Mittelmeer
reicht. Dieser Trog wird von einem Höhenkeil flankiert, der sich vom Schwarzen
Meer über Skandinavien hinweg bis nach Ostgrönland erstreckt. Durch diese
Konstellation ergibt sich über Mitteleuropa eine südwestliche Strömung, mit
welcher feuchtmilde Luft herangeführt wird und was einen wechselhaften
Wettercharakter zur Folge hat.
Durch den Höhenkeil wird ein ausgedehntes Bodenhoch über dem Nordmeer und
Mittelskandinavien gestützt. Ein Kurzwellentrog, der aus dem Trog über den
Britischen Inseln nach Nordosten herauslief, generierte Hebung, wodurch der
Druckfall von Norddeutschland in den Frühstunden den Ostseeraum und
Südskandinavien erfasste. Hierdurch wurde der Gradient an der Ostsee
auseinandergezogen, so dass der Wind an der deutschen Küste abflaute und kaum
noch warnrelevant ist. Vielmehr verlagerte sich hierdurch das Sturmfeld nach
Norden, d.h. in die mittlere Nordsee und nach Südskandinavien.
Dieser Kurzwellentrog, dem ein weiterer kurzwelliger Anteil folgt, lässt die
südwestliche Strömung auch auf den Nordosten Deutschlands übergreifen, so dass
sich auch in diesen Gebieten spürbar mildere Luft durchsetzt. In diese Strömung
sind jedoch weitere kurzwellige Anteile eingelagert, wodurch schauerartige
Niederschläge (z.B. aktuell im Nordwesten und erneut von Südwesten her)
generiert werden. Dazwischen kommen auch größere Auflockerungen zustande.
Der Gradient, der im Südwesten und Westen am kräftigsten ausgeprägt ist, sorgt
für eine gute Durchmischung. Dies lässt die Temperatur auf 14 bis 19 Grad
steigen, in der Lausitz sind bis 20 Grad möglich. Nur ganz im Norden bewegen
sich die Temperaturen noch um 12 Grad. Dabei frischt der Wind bis in die
mittleren Regionen Deutschlands mit Böen Bft 7, in freien Lagen mit einzelnen
stürmischen Böen, auf. Im höheren Bergland erreicht der Wind in Böen
Sturmstärke, auf exponierten Gipfeln (Brocken, Feldberg im Schwarzwald) muss mit
schweren Sturmböen gerechnet werden. Zum Abend hin flaut der Wind jedoch ab, so
dass dann Windböen sehr wahrscheinlich auf die Höhenlagen der Mittelgebirge
westlich des Rheins beschränkt sind.

In der Nacht zum Sonntag greift ein weiterer, in der südwestlichen Strömung
eingelagerter Kurzwellentrog auf Deutschland über. Hierdurch kommen im Westen
erneut Niederschläge auf, die jedoch nicht warnrelevant sind. Zudem ist die
Wetterwirksamkeit dieses Troges durch Kaltluftadvektion, die bis auf dessen
Vorderseite übergreift, limitiert. Weitere Niederschläge, die ebenfalls mit
einem kurzwelligen Anteil in Verbindung stehen, erfassen die östlichen
Landesteile. Allerdings zieht, bedingt durch ersteren Kurzwellentrog, im
Nordwesten und ganz im Westen der Gradient wieder etwas an, so dass an der
Nordsee und im Nordwesten auch bis etwas ins Binnenland hinein sowie in einigen
Hochlagen der Mittelgebirge westlich des Rheins erneut Windböen Bft 7 aus Süd
bis Südwest aufkommen können.

Sonntag... schwenkt der Kurzwellentrog vom Westen Deutschlands über den Norden
hinweg nordostwärts. Das korrespondierende Randtief wird durch diesen Trog
überlaufen und beginnt sich bereits am Vormittag aufzufüllen. Dennoch reicht es
im Nordwesten für eine nochmalige leichte Gradientverschärfung, wodurch an der
Nordsee Wind- und stürmische Böen zustande kommen können. Über der offenen See
sind Sturmböen Bft 9 nicht ganz auszuschließen. Selbiges gilt für die Hochlagen
der nördlichen und zentralen Mittelgebirge sowie des Schwarzwaldes. Auf
exponierten Gipfeln (Brocken, Feldberg im Schwarzwald) muss mit schweren
Sturmböen gerechnet werden. Bereits ab Mittag flaut der Wind wieder ab, letzte
warnrelevante Böen treten an der Nordseeküste gegen Abend auf.
Mit diesem Trog erfassen Niederschläge den Nordwesten und Westen Deutschlands.
Im Osten, Süden und größtenteils auch über der Mitte macht sich zusehends
antizyklonaler Einfluss, der von einem Bodenhoch über dem Alpenraum ausgeht,
bemerkbar. Absinken lässt größere Auflockerungen zustande kommen. Mit
Tageshöchsttemperaturen zwischen 14 und 19 Grad bleibt es relativ mild.

In der Nacht zum Montag wird das vom Alpenraum ausgehende Bodenhoch durch einen
Höhenkeil, der sich von den Benelux-Staaten nach Schottland erstreckt, gestützt.
Hierdurch weitet sich das Hoch noch etwas nach Norden aus. Der wetterbestimmende
Trog verlagert sich leicht retrograd und erstreckt sich nunmehr vom Raum Island
bis zu den Kanaren. Ein aus diesem Trog nach Nordosten ablaufender kurzwelliger
Anteil generiert über der Biskaya eine Zyklogenese. Vorderseitiger Druckfall,
induziert durch kräftige Warmluftadvektion, erfasst Frankreich. Von dieser
Entwicklung bleibt Deutschland noch verschont. Vielmehr stellen sich geringe
Luftdruckgegensätze ein, so dass sich in der feuchtmilden Luft im Süden und in
Teilen der Mitte gebietsweise dichter Nebel bilden kann.

Montag... wird das zunächst kräftige Tief von der Biskaya über die Bretagne
hinweg in den Ärmelkanal gesteuert. Allerdings wird auch dieses Tief durch den
nach Nordosten schwenkenden Kurzwellentrog überlaufen und beginnt sich daher in
der zweiten Tageshälfte aufzufüllen. Da aber der stromabwärts liegende Höhenkeil
nur sehr zögernd nach Osten vorankommt und nach wie vor über Deutschland liegt,
bleibt der antizyklonale Einfluss bestehen. Mit dem Ergebnis, dass sich auch an
der schwachgradientigen Lage nicht allzu viel ändert. In den Gebieten, in
welchen sich in der Nacht zuvor dichter Nebel bilden konnte, wird sich dieser
nur sehr zögernd oder nicht mehr auflösen. Eine leichte Gradientzunahme ist zum
Abend hin auf den äußersten Westen Deutschlands beschränkt, aber der Aufzug
mehrschichtiger Bewölkung, der aus trogvorderseitiger Warmluftadvektion
resultiert, behindert die Auflösung von Nebel und Hochnebel zusätzlich. Bedingt
durch die leichte Verlagerung des Bodenhochs nach Osten kommt eine schwache
südöstliche bodennahe Windkomponente zustande. Somit sind Auflockerungen im Lee
der östlichen Mittelgebirge und im Südosten am wahrscheinlichsten. Folglich ist
die Temperaturentwicklung in Abhängigkeit von der Auflösung von Nebel und
Hochnebel zu betrachten. Ist dies der Fall, werden noch einmal milde 13 bis 18
Grad erreicht. In Gebieten mit sehr zähem Nebel dürfte die 10 Grad-Marke kaum
überschritten werden.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das gesamte Zirkulationsmuster etwas
nach Osten. Der Kurzwellentrog gelangt unter Abflachung in die Nordsee, der
flankierende Keil mit seiner breiten Achse nach Westpolen. Das mit dem
Kurzwellentrog korrespondierende Bodentief wird nach Ostengland gesteuert.
Vorderseitiger Druckfall lässt in den Hochlagen der Mittelgebirge westlich des
Rheins Windböen Bft 7 und an der Nordseeküste Wind- und stürmische Böen bis Bft
8 aufkommen. Die Okklusion mit Kaltfrontcharakter des nach Ostengland ziehenden
Tiefs greift zwar mit geringen Niederschlägen auf Deutschland über, wird aber
durch eine über Südfrankreich ansetzende Welle zurückgehalten. Allerdings legt
der Gradient an der Ostflanke des England-Tiefs wieder etwas zu. Zwar reicht es
abseits der Küste nur in höheren Berglagen für warnrelevante Böen, aber die
Nebelneigung ist gering, was auch durch mehrschichtige Bewölkung bedingt ist.
Wie bereits in den Nächten zuvor bleibt es durchweg frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann