DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-10-2023 08:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 14.10.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Wz zu HB

Heute und morgen an der See und auf den Bergen Sturmböen, exponiert schwere
Sturmböen.
Heute ganz im Süden kurze Gewitter mit Starkregen und schweren Sturmböen
möglich. Ab dem Nachmittag ganz im Norden kräftige Schauer und einzelne Gewitter
mit Starkregen und teils schweren Sturmböen.
Am Sonntag vor allem im Norden und Osten einzelne Gewitter mit steifen bis
stürmischen Böen.
In der Nacht zum Montag in der Südhälfte recht verbreitet leichter Frost.
Am Montag unter Hochdruckeinfluss keine markanten Warnungen erforderlich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... Der Westeuropa und Teile Mitteleuropas überdeckende mächtige
Höhentrog verlagert sein Drehzentrum in Form des hochreichenden Tiefs SIMON bis
zum Abend von Mittelnorwegen zum nördlichen Bottnischen Meerbusen. Ein Randtrog
greift abends mit höhenkalter Luft auf den Nordwesten Deutschlands über und
schwenkt in der Nacht unter Abschwächung nach Osten und rückseitig erreicht der
Haupttrog Sonntagfrüh Nordwestdeutschland.

Die Kaltfront des Tiefs überquert heute die Südosthälfte Deutschlands und
erreicht am späten Nachmittag mit schauerartigen Regenfällen, vereinzelt auch
noch mit eingelagerten Gewittern (vereinzelt mit Starkregen und schweren
Sturmböen) die Alpen. Mit Frontpassage bzw. präfrontal, teils durch
Leitplankeneffekte im Alpen- und Erzgebirgsvorland verstärkt, treten steife bis
stürmische Böen auf, in den Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen Sturm-
und schwere Sturmböen.
Postfrontal beruhigt sich das Wetter rasch wieder, die Wolken lockern auf und es
bleibt bei deutlicher Windabnahme zunächst trocken. Mit Trogannäherung sinkt die
500 hPa-Temperatur im Nordwesten und Norden Deutschlands bis zum Abend auf -26
bis -31 Grad, während der Kaltfront niedertroposphärisch maritime Polarluft mit
Werten zwischen +2 und -2 Grad in 850 hPa folgt. Dies bedeutet gegenüber dem
Vortag deutlich niedrigere Höchstwerte.
Vor allem im Nordwesten hat die Advektion der höhenkalten Luftmasse eine
Labilisierung zur Folge, so dass dort im Tagesverlauf von der Nordsee her
vermehrt kurze Schauer, Ab dem Nachmittag vereinzelt auch Gewitter landeinwärts
ziehen.
Postfrontal schiebt sich ein Bodenhochkeil nach Südwestdeutschland und führt
allgemein, vor allem im Norden und Nordosten des Landes, wieder zu einer
Gradientverschärfung. An den Küsten gibt es somit vermehrt stürmische Böen und
einzelne Sturmböen, landeinwärts bis in die Norddeutsche Tiefebene steife Böen
aus West bis Nordwest.
Während präfrontal im äußersten Südosten die 20 Grad noch einmal überschritten
werden kann, liegen die Höchstwerte postfrontal meist nur noch zwischen 14 und
19 Grad.

In der Nacht zum Sonntag zieht der erste Trog unter Abschwächung nach Osten bzw.
Südosten und der Haupttrog greift von der Nordsee her auf Nordwestdeutschland
über. Die Kaltfront überquert die Alpen, wobei es im Alpenraum bis in die zweite
Nachthälfte hinein noch Niederschläge geben kann. Die Schneefallgrenze sinkt bei
nur noch knapp über 0 Grad in 850 hPa auf rund 1500 m, die Niederschläge lassen
dann aber rasch nach, so dass nennenswerte Neuschneemengen wohl erst ab 2000 m
fallen. Mit dem Trog flutet die Höhenkaltluft weite Teile Norddeutschlands, die
500 hPa-Temperatur sinkt auf -26 Grad am Main und bis -33 Grad über der
Deutschen Bucht, die 850 hPa-Temperatur, da die Polarluft nun auf direkterem
Wege über das Nordmeer zu uns strömt, auf 0 bis -3 Grad. Mit der Höhenkaltluft
weiten sich nun einzelne Regen- und Graupelschauer vor allem in den Westen und
Norden des Landes aus, vereinzelte Schauer sind auch im Südwesten möglich,
während es sonst im Osten und Süden sowie in Teilen der Mitte meist trocken
bleibt. Vor allem im Nordseeumfeld sind (aufgrund der Labilisierung durch das
relativ warme Meer) auch kurze Gewitter zu erwarten.
Das Tief über dem Bottnischen Meerbusen zieht nur zögernd weiter nach Nordosten
und schwächt sich etwas ab, gleichzeitig verstärkt sich aber auch der nach
Südwest- und Süddeutschland gerichtete Hochkeil. Somit bleibt im Norden und
Nordosten ein veritabler Gradient bestehen. Mit dem Tagesgang schwächt sich der
Wind im Binnenland zwar etwas ab, an den Küsten bleibt es aber stürmisch mit
stürmischen Böen, anfangs Sturm-, im Nordseeumfeld auch schweren Sturmböen aus
West bis Nordwest. Im Binnenland reicht es wohl nur bei Schauern für steife
Böen.
Die Nacht fällt allgemein deutlich kälter als die Vornächte aus. Vor allem vom
Westen bis in die Mitte sowie bis zur Donau südwärts ist es teils gering
bewölkt, so dass die Werte dort vielerorts auf unter 5 Grad sinken. In
ungünstigen Lagen gibt es Bodenfrost, in geschützten Mittelgebirgstälern
eventuell auch Luftfrost. An den Alpen sowie im Norden und Nordosten bleibt es
bei mehr Bewölkung und Wind noch bei milderen 5 bis 9 Grad.

Sonntag... überquert die Haupttrogachse von Nordwestdeutschland aus bis zum
späten Nachmittag bereits ganz Deutschland ostsüdostwärts. Dahinter stellt sich
eine nordwestliche Höhenströmung ein, wobei bis zum Abend ein flacher Höhenkeil
den Westen Frankreichs und Großbritanniens erreicht.
Mit Trogpassage weitet sich die Höhenkaltluft über dem Osten Deutschlands nach
Südosten aus, vorübergehend sinken auch dort die 500 hPa-Temperaturen auf unter
-30 Grad, ehe von Südwesten her bereits eine deutliche Stabilisierung einsetzt.
Vor allem im Westen und Norden, in der Mitte sowie im Süden/Südosten entwickeln
sich im Tagesverlauf recht häufige, aber angesichts der trockenen Polarluft
(PPWs um 10 mm) nur wenig ergiebige Regen- und Graupelschauer. Vereinzelt kann
vor allem im Norden und Osten auch mal ein kurzes Gewitter dabei sein. Wenige
Schauer gibt es dagegen ganz im Südwesten sowie in Teilen der Osthälfte, wo es
mancherorts auch komplett trocken bleibt.
Etwas ergiebiger fallen die Schauer wohl über den relativ warmen Küstengewässern
aus, vor allem entlang der Nordseeküste. Dort kommen aufsummiert wohl
gebietsweise mehr als 10 l/qm zusammen.
Mit der Trogachse schwenkt auch ein flacher Bodentrog über den Norden und Osten
Deutschlands hinweg, so dass der Wind nicht nur mit dem Tagesgang, sondern auch
aufgrund des sich vorübergehend etwas verschärfenden Gradienten auch im
Binnenland auffrischt. Vor allem in den Mittags- und Nachmittagsstunden gibt es
im Norden, Osten und Südosten recht verbreitet steife Böen aus West bis
Nordwest, an den Küsten stürmische Böen, vor allem an der Nordsee und entlang
der vorpommerschen Küste auch Sturmböen. In den Kamm- und Gipfellagen der Berge
und der Alpen treten ebenfalls Sturm-, auf exponierten Alpengipfeln schwere
Sturmböen auf. Zum Abend hin schwächt sich der Wind aber wieder ab.
Bei weiterhin -3 bis 0 Grad in 850 hPa und gut durchmischter Luftmasse liegen
die Höchstwerte nur noch zwischen 10 und 15 Grad, im höheren Bergland bei 6 bis
9 Grad.

In der Nacht zum Montag schwenkt der flache Rücken nach Ostfrankreich und
Benelux, im Bodenfeld weitet sich eine Hochdruckzone von GB und Benelux bzw.
Nordfrankreich in den Süden und die Mitte Deutschlands aus. Der Gradient fächert
auch im Norden etwas auf, dennoch gibt es an den Küsten noch stürmische, später
steife Böen aus Nordwest.
Die Schauer klingen rasch ab und beschränken sich später lediglich auf die
Küstenregionen. Vor allem in der Mitte und im Süden klart der Himmel verbreitet
auf und die Temperaturen sinken zum ersten Mal in diesem Herbst vielerorts in
den leichten Frostbereich, in einigen Mittelgebirgs- und Alpentälern auch auf um
oder knapp unter -5 Grad. Im Norden und Osten bleibt es bei mehr Wolken und Wind
mit 7 bis 2 Grad milder, an den Küsten teils um 9 Grad.

Montag... schwenkt der flache Höhenkeil nach Deutschland und erreicht im Süden
den nordwestlichen Balkan. Vorderseitig dehnt sich die Hochdruckzone von England
und Süddeutschland bis nach Rumänien aus und in den meisten Gebieten
Deutschlands kommt somit die eingeströmte maritime Polarluft zur Ruhe. Durch das
andauernde Absinken steigen die Temperaturen in 850 hPa etwas an auf -1 Grad im
Nordosten und bis 5 Grad am Hochrhein. Südlich der Hochachse, also südlich einer
Linie Niederrhein-Vogtland, überwiegt Sonnenschein. Nördlich davon ist es
wechselnd wolkig mit Aufheiterungen und vor allem vom Emsland bis nach
Vorpommern fallen noch einzelne leichte Schauer. An der See treten zunächst noch
einige 7er Böen auf. Im Tagesverlauf wird der West- bis Nordwestwind aber
schwächer.
Die Höchstwerte liegen zwischen 9 Grad im Vogtland und 14 bis 15 Grad am
Oberrhein.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt von der Nordsee und Nordfrankreich ein
flacher Höhentrog nach Deutschland, der aber nur wenig Hebung bringt, da er
teils einen konfluenten Ausgang besitzt. So schwächt sich bei uns lediglich die
Hochdruckzone etwas ab und die Schauer im Norden lassen tagesgangbedingt
weitgehend nach. Lediglich an der Nordsee ist es nicht ganz trocken. Der Trog
bringt einige dichtere mittelhohe und hohe Wolkenfelder, so dass es im Westen
und Südwesten etwas milder wird mit 1 bis 5 Grad ähnlich wie im Norden und
Osten. Nur im Südosten ist örtlich noch leichter Frost möglich. An der See gibt
es mit 10 bis 5 Grad deutlich höhere Temperaturen. Der Wind spielt keine große
Rolle.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren recht ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden