DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-10-2023 17:01
SXEU31 DWAV 101800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.10.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Am Mittwoch im Küstenbereich stürmische Böen und exponiert Sturmböen.
Auf den Bergen teils schwere Sturmböen, auf dem Brocken Bft 11 möglich.
Ab dem Nachmittag und in der Nacht zum Donnerstag im Norden örtlich Stark- oder
Dauerregen nicht ausgeschlossen.
Am Donnerstag nur noch anfangs Böen Bft 8 gering wahrscheinlich. Vor allem am
Vormittag besonders in NRW und im südlichen Niedersachsen noch Stark- oder
Dauerregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
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Aktuell ... In der Nacht zum Mittwoch entwickelt sich an der Ostflanke des vom
Seegebiet östlich von Island weiter ostwärts ziehenden Sturmtiefs RALF I ein
Randtief, das sich zum Bottnischen Meerbusen verlagert (RALF II). An dessen
Südflanke erfolgt eine weitere Gradientzunahme im Norden, was an der Nordsee
steife Windböen und an der Nordfriesischen Küste exponiert stürmische Böen aus
Südwest aufkommen lässt.
Dabei gelangt im Warmsektor des Tiefs sehr milde Luft nach Deutschland mit
850-hPa-Temepraturen zwischen 10 und 14 Grad.

Zwar klart es im Westen und Süden Deutschlands auf, aber der zunehmende Gradient
macht sich auch dort bemerkbar. Nebelfelder sind somit auf den südlichen
Oberrhein, den Hochrhein und die Bodenseeregion beschränkt. Unter den dichten
Wolken im Norden bleibt es sehr mild, im Nordwesten mit 15 bis 16 Grad. In der
Südhälfte ist es mit 10 bis 5 Grad deutlich frischer.

Mittwoch ... verlagert sich das hochreichende Sturmtief RALF I zum Seegebiet vor
Mittelnorwegen und sein Höhentrog greift auf die Nordsee über. Die Strömung über
Mitteleuropa nimmt damit von Norden her an Fahrt auf. Tief RALF II zieht derweil
zur Nordspitze des Bottnischen Meerbusens.
Dessen schleifende, stabile Kaltfront greift mit teils länger andauernden
Regenfällen von der Nordsee her auf Norddeutschland über. In der feuchten
Luftmasse werden auch recht intensive Niederschläge ausgelöst, die vor allem
nachmittags und in der ersten Nachthälfte Mengen um 20 l/qm in 6 Stunden
(Starkregen) oder um 25 l/qm in 8 bis 12 Stunden (Dauerregen) bringen können.

Dazu legt der Gradient im Bodendruckfeld weiter zu und an den Küsten sind
vermehrt stürmische Böen oder Sturmböen aus Südwest zu erwarten. Nach Passage
der Front dreht der Wind auf West bis Nordwest und wird schwächer. Landeinwärts
kommt es im Binnenland präfrontal zu steifen Windböen.

Auch weiter südlich macht sich der abschwächende Hochdruckeinfluss mit
auffrischendem Südwestwind bemerkbar. Auf exponierten Bergen sind Böen Bft 8 bis
9 zu erwarten und auf dem Brocken Bft 10 bis 11. Im Bergland oberhalb von 600
bis 800 m sind in der Mitte steife Böen möglich. Ansonsten scheint im Süden und
über der Mitte meist die Sonne, was die Temperaturen auf sommerliche 24 bis 28
Grad steigen lässt. Unter der dauerhaft starken Bewölkung im Norden sind es
dagegen immer noch sehr milde 18 bis 23 Grad.

In der Nacht zu Donnerstag erreicht die Kaltfront von Norden her kommend langsam
den nördlichen Mittelgebirgsraum. Die Regenfälle im Bereich dieser Front halten
weiter an, wobei 6stg. auch in der 2. Nachthälfte Starkregen oder 9 bis 12stg.
Dauerregen örtlich eng begrenzt nicht ausgeschlossen werden kann. Dies zeigt der
operationelle ICON-D2-Lauf und seine EPS-Ergebnisse.
Knapp vor der Kaltfront und bei Frontdurchgang kann es durchaus noch die ein
oder andere steife Windböe geben. Sonst beschränken sich warnwürdige Böen auf
die Küstenregionen. Dort kann es starke bis stürmische Böen geben. An einzelnen
exponierten Küstenabschnitten sind auch Sturmböen möglich.

Über der Südhälfte bleibt es trocken, und je weiter man nach Süden kommt, desto
weniger Wolken gibt es. Nebel kann es neuerlich im Donauumfeld und am Bodensee
geben. Die Nacht fällt mit 16 bis 13 Grad am wärmsten über der Mitte und im
Osten Deutschlands aus. Sonst werden 12 bis 7 Grad erwartet.

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Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag ... Der Regen der Kaltfront kommt am Donnerstagvormittag von den
nördlichen Mittelgebirgen noch etwas nach Süden voran und erreicht mittags etwa
die Main-Linie. Dann kommt der Regen kaum noch weiter südwärts voran, da sich
ein Wellentief über NRW bildet.
Stark- oder Dauerregen ist vor allem in NRW und dem südlichen Niedersachsen
nicht ausgeschlossen (s. u.)
Anfangs sind postfrontal an der Ostsee vor allem im Raum Rügen noch 8er Böen
möglich. Sonst an der See lediglich steife Windböen aus West bis Nordwest zu
erwarten. Nachmittags gibt es eine Windabnahme.

In der Nacht zum Freitag dreht die Strömung allgemein auf Südwest zurück vor
einem neuen Tiefdrucksystem bei den Faröer-Inseln, über England und westlich der
Biskaya. Damit wird die Front als Warmfront wieder nach Nordosten geführt und am
Freitag gelangt dadurch sehr warme Luft nach Süddeutschland mit
850-hPa-Temepraturen von 15 bis 17 Grad! Damit sind dann am Freitag im Südwesten
lokal rekordverdächtige Höchstwerte möglich (bis 30 Grad). Aber dazu morgen früh
mehr...


Modellvergleich und -einschätzung
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GFS (von 06 UTC) belässt den frontalen Regen am Donnerstag im nördlichen und
östlichen Mittelgebirgsraum, so dass es beispielsweise in Mittelhessen und im
nördlichen Rheinland-Pfalz kaum regnet. Warnrelevanz besitzt dies freilich
nicht.

Die ICON-D2-EPS-Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen sind morgen ab 15 UTC im
westlichen Niedersachsen, in der 1. Nachthälfte in einem Streifen vom Emsland
und Niederrhein bis zum östlichen Niedersachsen leicht bis mäßig erhöht. Am
Donnerstag von 00 bis 06 nehmen die Wahrscheinlichkeiten etwas ab und der Regen
verlagert sich etwas nach Süden. Von 06 bis 12 gibt es dann vor allem in NRW und
im südlichen Niedersachsen leicht erhöhte Starkregenwahrscheinlichkeiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden