DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-10-2023 17:01
SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.10.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Hochdruckrandlage. Zeitweise Sturmböen auf exponierten Berggipfeln, sonst
ruhiges Herbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland am warmen Rand einer von Island zur Ukraine
gerichteten Frontalzone und somit unter einer nordwestlichen Strömung. Ausgehend
von der Iberischen Halbinsel wölbt sich ein breiter Höhenrücken bis in das
Seegebiet westlich von Irland auf. Durch diesen wird ein ausgedehntes, aber
nicht allzu kräftiges Bodenhoch gestützt, das sich über weiten Teilen Europas
erstreckt und auch über Deutschland geringe Luftdruckgegensätze mit sich bringt.

In die nordwestliche Strömung ist eine schleifende Front eingelagert, die durch
eine Welle nördlich von Schottland als Warmfront rückläufig wird. Aktuell sind
die frontalen Niederschläge gering und bringen wenige, im Stau des Erzgebirges
um 5 mm innerhalb von 6 Stunden zustande. In der Nacht zum Montag verstärken
sich jedoch diese, durch Warmluftadvektion gestützt, wobei gleichzeitig die
Front etwas nordostwärts herausgedrückt wird. In einem breiten Streifen von der
Nordsee bis zur Niederlausitz sind dann 5 bis 10 mm innerhalb 6 Stunden zu
erwarten.
Am warmen Rand der Front frischt dann im Bergland der Wind auf, wobei auf
exponierten Gipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge sowie auf
östlichen Alpengipfeln Sturmböen Bft 8/9 auftreten können. Auch an der Nordsee
legt der Wind vereinzelt mit Böen Bft 7 aus Nordwest zu.
Am südlichen Oberrhein sowie am Hochrhein und in der Bodenseeregion klart es
auf, so dass sich dort teils dichter Nebel bilden kann. Ansonsten ist aufgrund
mittelhoher und hoher Bewölkung die Nebelneigung gering.

Montag ... wird ein in der Frontalzone eingelagerter Kurzwellentrog von
Südnorwegen zu den Waldkarpaten gesteuert. Vorderseitige Hebung aktiviert die
flache Tiefdruckrinne, in welche die schleifende Front samt hereinlaufender
Welle eingelagert ist, was das von der Nordsee bis in den östlichen
Mittelgebirgsraum reichende Niederschlagsgebiet zunächst noch am Leben hält.
Selbiges trifft für den Gradienten an der Südflanke dieser Rinne zu. Daher muss
auf exponierten Gipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge sowie in den
Hochlagen am östlichen Alpenrand weiterhin mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet
werden.
Im Tagesverlauf bleibt jedoch mangels Warmluftadvektion die Hebung aus, so dass
die Niederschläge sich abschwächen. Die Tiefdruckrinne füllt sich auf, so dass
der Wind abflaut und die Wahrscheinlichkeit für warnrelevante Böen auf
exponierten Gipfeln geringer wird.
Aufgrund der schleifenden Front sind größere Auflockerungen auf die westlichen
und südlichen Landesteile sowie auf den äußersten Norden und Nordosten
Deutschlands beschränkt. Dabei stellt diese Front nach wie vor eine markante
Luftmassengrenze dar. Während am Greifswalder Bodden nur 12 Grad zu erwarten
sind, wird es im Breisgau mit Werten bis 27 Grad spätsommerlich warm.

In der Nacht zum Dienstag greift von Südgrönland ein markanter Trog auf Island
über und tropft dabei aus. Dieser Trog induziert eine Zyklogenese, wobei sich
dieses Tief, entwicklungsgünstig gelegen, rasch zu einem Sturmtief intensiviert.
Kräftige Warmluftadvektion und der hieraus resultierende Geopotentialgewinn
lässt über dem Nordmeer einen Keil entstehen, der in Richtung Norwegen schwenkt.
In Bodennähe setzt jedoch über den Britischen Inseln und der Nordsee Druckfall
ein, so dass sich an der Südflanke des Sturmtiefs bei Island allmählich eine
westliche Strömung durchsetzt. Mit dieser kommt dann die über Deutschland
liegende Warmfront ostwärts in Bewegung. Mangels Dynamik lassen die frontalen
Niederschläge nach, bis Dienstagfrüh kommen nur noch wenige (meist unter 5) mm
zusammen.
Im Südwesten und im Süden kann es aufklaren, nachfolgend muss in diesen Gebieten
wieder mit Nebel gerechnet werden. Ansonsten wird aufgrund mehrschichtiger
Bewölkung die Nebelbildung weitgehend unterbunden.

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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag ... setzt sich eine west- südwestliche Strömung auch über dem
Vorhersagegebiet durch, so dass die Warmluft dann auch den Osten Deutschlands
erfasst. Der Gradient legt geringfügig zu, an der Nordsee sind einzelne Windböen
möglich. Sonst ist der Wind nicht warnrelevant. Landesweit steigt die Temperatur
im 850 hPa-Niveau auf mehr als 10 Grad. Warmluftadvektion lässt im Norden und
Nordosten nochmals geringe Niederschläge aufkommen. Ansonsten bleibt es
niederschlagsfrei. Während im Norden und Nordosten noch mehrschichtige Bewölkung
dominiert, was in diesen Gebieten die Temperatur zwischen 14 und 19 Grad hält,
setzt sich ansonsten nach Auflösung von Nebelfeldern mehr und mehr die Sonne
durch. Die Folge ist eine Erwärmung auf 20 bis 25, im Südwesten örtlich bis 27
Grad.

In der Nacht zum Mittwoch entwickelt sich an der Südflanke des vom Raum Island
ost-südostwärts ziehenden Sturmtiefs ein Randtief, das sich zum Bottnischen
Meerbusen verlagert. An dessen Südflanke erfolgt eine weitere leichte
Gradientzunahme, was an der See Windböen und an der Nordfriesischen Küste
stürmische Böen aufkommen lässt. Zwar klart es im Westen und Süden Deutschlands
auf, aber der zunehmende Gradient macht sich auch dort bemerkbar. Nebelfelder
sind somit auf den südlichen Oberrhein, den Hochrhein und die Bodenseeregion
beschränkt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann