DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-10-2023 07:30
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.10.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Nordwest antizyklonal (NWa), Übergang zu West zyklonal (Wz)
Luftmassengrenze mit Regenfällen in der Nordosthälfte. Im Südwesten ungewöhnlich
mild, im Nordosten recht kühl. Auf den Bergen zeitweise stürmisch. Nur geringe
Nebelneigung.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Am heutigen Sonntag... befindet sich über dem Südwesten und Westen Europas ein
breiter Höhenrücken, der ein Hochdruckgebiet stützt, das an der Nordostflanke
des Rückens von der Nordsee bis zu den Alpen reicht. Gleichzeitig befindet sich
über dem Nordosten Europas ein Langwellentrog, so dass Deutschland unter einer
recht wenig gekrümmten nordwestlichen Höhenströmung liegt, wobei ein vor allem
in der ersten Tageshälfte noch ausgeprägter Jetstreak über den Nordosten des
Landes verläuft. Über dem zentralen Russland ist ein kräftiges Tief zu finden,
dessen Kaltfront mitten durch das Hoch hindurch über der nordöstlichen Mitte
Deutschlands verläuft. Hier werden durchaus sehr unterschiedlich temperierte
Luftmassen voneinander getrennt. Während im Nordosten in 850 hPa nur noch -2°C
gemessen werden, sind es im Südwesten teils über 16°C. Während es im
Frontbereich selbst stark bewölkt ist und meist leicht regnet, in Sachsen auch
mäßig, zeigten sich über dem Südwesten und Nordosten Deutschlands heute früh die
Sterne.

Tagsüber kommt die Front noch etwas nach Südwesten voran und wird dann wohl vom
Mittag bis zum Abend in etwa auf einer Linie vom Rheinland bis nach Niederbayern
zu verorten sein. Da der Temperaturgradient wohl nicht allzu scharf ist, wird
sich die eigentliche Frontlinie wohl am ehesten durch einen Windsprung ausfindig
machen lassen, denn zumindest ein leichtes Druckminimum innerhalb des bei uns
befindlichen Hochs wird es an der Front geben. Ansonsten ist es aber unter
Hochdruckeinfluss in Bodennähe schwachwindig, wobei die Windrichtung regional
sehr verschieden ausfällt und sich auch im Tagesverlauf ändern kann. Etwas
anders sieht der Wind auf den höheren Bergen der Osthälfte aus, wo er derzeit
noch teils mit schweren Sturmböen aus Nordost weht. Allerdings ist im
Erzgebirge, Bayerischen Wald und im östlichen Alpengebiet nach und nach heute
mit einer Abschwächung zu rechnen, da sich das Windfeld in 850 hPa heute
Vormittag deutlich abschwächt und allenfalls in den Alpen am Nachmittag noch
einzelne Sturmböen zu erwarten sind.

Die Kaltfront gerät nicht nur bodennah unter Hochdruckeinfluss, auch in der Höhe
lassen sich heute immer weniger Hebungsantriebe finden, so dass in dem
Regenstreifen vom Nordwesten bis in den Osten im Tagesverlauf die Niederschläge
deutlich nachlassen bzw. aufhören. Erst am Spätnachmittag setzt von der Nordsee
her wieder Regen ein, da sich eine Welle von Schottland auf die Nordsee
verlagert und auf ihrer Vorderseite etwas Warmluftadvektion aufkommt. Die
deutsche Modellkette simuliert über der westlichen Mitte am Abend auch einzelne
Schauer, die allenfalls sehr abgehoben in einer feuchtlabilen Schicht zwischen
600 und 400 hPa ausgelöst werden könnten, so dass - selbst wenn es dort zu
konvektiven Umlagerungen käme - am Boden wohl kaum Regen ankommt.

Im Kaltfrontbereich bleibt es den ganzen Tag über recht dicht bewölkt, dagegen
kann zwischen durchziehenden Wolkenfeldern in allen Höhen vor allem ganz im
Norden und Nordosten sowie im Südwesten auch länger die Sonne zum Vorschein
kommen. Entsprechend der starken thermischen Unterschiede fällt heute auch das
Temperaturniveau in 2 m sehr unterschiedlich aus. Während die Höchstwerte im
Nordosten vielfach um 15°C liegen, sind es in der Südwesthälfte vielfach 20 bis
25°C, am Oberrhein sommerliche 27°C.

In der Nacht zum Montag zieht in der nordwestlichen Höhenströmung ein flacher
Kurzwellentrog über die Nordsee heran und erreicht am die Ostseeküste, vor allem
in 300 hPa gut zu erkennen. Auf der Vorderseite dieser Kurzwelle bildet sich an
der Welle das flache Tief Quiron II, das in den Frühstunden die Deutsche Bucht
erreicht. Rund um das Tief frischt der Wind etwas auf, allerdings reicht es auch
an den Küsten nicht für Windböen. Das Hoch wird in seinem Nordteil stark
abgebaut und zieht sich in den Südosten Europas zurück. Dadurch frischt der Wind
abgesehen vom Nordosten (an der Nordostflanke der Welle gelegen) überall auf und
dreht auf westliche Richtungen. Auch der Höhenwind nimmt im Frontbereich wieder
spürbar zu, so dass es auf den Bergen (vor allem Brocken, Erzgebirge, östliche
bayerische Gebirge und Alpen) wieder zu stürmischen Böen oder Sturmböen aus
Nordwest kommt.

Mit dem Wellentief verstärkt sich auch die WLA und vor allem in der zweiten
Nachthälfte regnet es in einem breiten Streifen von der Deutschen Bucht bis zum
Erzgebirge mitunter mäßig. Ganz im Nordosten fällt nur wenig Niederschlag. In
der Südwesthälfte bleibt es weiterhin trocken, dort sollen aber vor allem nach
ICON sehr viele Wolken aufziehen. Die externen Modelle sind mit der Bewölkung im
Südwesten etwas zurückhaltender. Die Nebelwahrscheinlichkeit sollte aber
trotzdem gering sein, da - wie erwähnt - auch der südwestliche Wind etwas
auffrischt.

Mild bleibt es in der Nacht vor allem wieder im südwestlichen Frontbereich in
der westlichen Mitte Deutschlands mit Tiefstwerten um 14°C. Ansonsten wird es
mit 12 bis 8°C nur wenig kühler, lediglich ganz im Nordosten, wo in der kühlen
Luftmasse auch ein paar Wolkenauflockerungen möglich sind und der Wind recht
schwach ist, kann es auch mal auf 5°C runtergehen.

Am Montag... zieht der Kurzwellentrog rasch über den Nordosten Deutschlands
hinweg südostwärts und weiter Richtung Südosteuropa. Er tritt nun auch zunehmend
in 500 hPa deutlicher in Erscheinung. Nachfolgend gelangt Deutschland unter eine
leicht antizyklonal konturierte Höhenströmung. Das Bodentief Quiron II kann bei
dem Tempo des Kurzwellentroges nicht mithalten, es verlagert sich mit Müh' und
Not in den Hamburger Raum und schwächt sich deutlich ab. Am Abend verbleibt
davon nur noch eine flache Rinne etwa entlang der Elbe. Diese markiert aber
weiterhin eine markante Luftmassengrenze. Im Südwesten ändert sich dabei die
Luftmasse kaum, in den Nordosten gelangt dagegen wieder etwas mildere Luft mit
etwa 2°C in 850 hPa.

Regen fällt dabei anfangs vor allem im Osten, später an der warmen Seite der
Luftmassengrenze (bzw. der Rinne), in etwa vom Emsland bis nach Niederbayern.
Sieht man sich die 24-stündigen Niederschlagssummen an (in etwa von Mo, 00 UTC
bis Di, 00 UTC), so sind von der Deutschen Bucht bis zum Erzgebirge gebietsweise
5 bis 15 l/qm zu erwarten. Die deutschen Modelle simulieren am Westerzgebirge
bis zu 30 l/qm, stehen damit aber ziemlich alleine da. Damit erscheint die
Notwendigkeit der Ausgabe einer Dauerregenwarnung sehr gering.

Der Wind weht in den meisten Landesteilen schwach bis mäßig aus West, im
Nordosten dominieren teils östliche Richtungen. An der Ostsee wiederum weht bald
wieder Westwind, da sich hier immer noch das Tief im Nordosten Europas bemerkbar
macht. Der Schwerpunkt des hohen Drucks kommt dagegen wieder etwas in unsere
Richtung zurück und verlagert sich ins südöstliche Mitteleuropa. Der Höhenwind
schwächt sich im Tagesverlauf schon wieder ab, so dass auf den in der Nacht
erwähnten Bergen das Windmaximum in den Frühstunden erreicht wird und am Abend
dann meist allenfalls noch stürmische Böen auftreten, diese weiterhin aus
nordwestlicher Richtung. Die Betrachtung der Windfelder in 850 hPa offenbart
aber noch einige Unsicherheiten, die externen Modelle und allen voran UK10
simulieren stärkeren Wind.

In einem sehr breiten Streifen verläuft der Montag ziemlich trüb, Aussichten auf
etwas Sonne gibt es ganz im Nordosten sowie generell in der Südwesthälfte, wobei
dort zahlreiche Altocumulusfelder über den Himmel ziehen dürften. Länger sonnig
wird es vor allem vom südlichen Oberrhein über den Südschwarzwald bis zum
Bodensee. Dort wird es mit Höchstwerten zwischen 24 und 28°C auch wieder
sommerlich warm, ansonsten sind es zur Mitte hin oftmals 18 bis 23°C, ganz im
Nordosten oft nur 13 bis 17°C.

In der Nacht zum Dienstag löst sich die Rinne allmählich auf. Ein Trog stößt aus
dem grönländischen Raum Richtung Island vor und dort findet kräftige Zyklogenese
statt. Gleichzeitig bleibt es über dem Süden Europas bei Hochdruckeinfluss, so
dass in vielen Regionen Europas und auch in Deutschland der Wind generell auf
westliche Richtungen dreht. Er weht aber generell nur schwach. Auch der
Höhenwind nimmt weiter ab, so dass im Nachtverlauf auch in den Bergen die
Sturmwarnungen auslaufen können.

In der Höhe bleibt uns die antizyklonal konturierte nordwestliche Höhenströmung
erhalten. An der Luftmassengrenze entfallen langsam alle "externen"
Hebungsantriebe, nur die Querzirkulation vermag noch Regen zu produzieren.
Dieser schwächt sich aber im Nachtverlauf auf. Trotz des bodennahen Westwindes
kommt die Front kaum ostwärts voran. Im Nordosten und Südosten gibt es dagegen
wieder teils kleinere, teils größere Wolkenauflockerungen. Doch auch in dieser
Nacht sollte die Nebelneigung gering bleiben. Die Tiefstwerte liegen unter den
dichten Wolken meist bei 13 bis 10°C, im Südwesten bis 8°C, im Nordosten wieder
örtlich bis 5°C.

Am Dienstag... kommt der oben erwähnte Trog weiter ins Europäische Nordmeer
voran und das Tief bei Island erreicht einen Kerndruck unter 970 hPa. Damit
fällt auch im Bereich der Britischen Inseln das Geopotential und aus der
antizyklonalen Nordwestströmung wird zunehmend ein Höhenrücken, dessen Achse im
Tagesverlauf Deutschland erreicht. Dieser wird auch gestützt von jeder Menge
Warmluftadvektion auf der Vorderseite des Islandtiefs. Zwischen diesem und dem
hohen Druck über Südeuropa weht der Wind schwach bis mäßig aus West bis Südwest
und frischt im Norden etwas auf, ohne aber irgendwelche Warnschwellen zu
erreichen. Auch auf den Bergen bleibt es ruhig.

Mit dem westlichen Wind wird die Luftmassengrenze jetzt doch langsam nach Osten
geschoben, so dass bis zum Abend in 850 hPa die 10°C-Isotherme die Oder
erreicht. Im Bereich der Luftmassengrenze kann es im Osten und Nordosten noch
etwas regnen, allerdings kommt mangels Hebungsantrieben nicht viel zusammen.
Allerdings bleibt es in der gesamten Nordosthälfte bei vielen dichten Wolken,
auch über dem äußersten Nordosten ist jetzt kaum noch Sonne zu erwarten. Dagegen
weitet sich die von nur von einigen durchziehenden Ac-Feldern (nach externen
Modellen weniger als nach ICON!) geprägte freundliche und zeitweise sonnige
Region vom Südwesten bis zur Mitte Deutschlands aus.

Damit steigen die Temperaturen wieder bis ins südliche Niedersachsen und
westliche Sachsen hinein auf über 20°C, vom Oberrhein bis zum Alpenvorland
werden es wieder 24 bis 27°C. Nach Nordosten bleibt es aber unter den vielen
Wolken noch deutlich kühler, in Vorpommern wird weiterhin die 15°C-Marke
verfehlt.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Trog über dem Nordmeer weiter südwärts
aus. Als relativ flacher Trog macht dieser sich dann schon bis zu den
Niederlanden bemerkbar. Der Höhenrücken verlagert sich dagegen in der Nacht ins
östliche Mitteleuropa und ins Baltikum. Der bodennahe Druckgradient verstärkt
sich dabei weiter und vor allem in der gesamten Nordhälfte legt der südwestliche
Wind zu. An entsprechend exponierten Küstenabschnitten kann es dann in den
Frühstunden schon wieder erste steife Böen geben. Auch stärkerer Höhenwind
greift wieder bis zur Mitte Deutschlands aus, so dass sich zumindest auf dem
Brocken der Wind deutlich verstärkt und in den Frühstunden sogar schon erste
schwere Sturmböen möglich sind.

In weiten Teilen des Landes bleibt die Bewölkung aufgelockert, teilweise dürfte
es auch ziemlich klar werden. Im Süden kann es bei schwächerem Wind vielleicht
hier und da mal etwas Nebel in den Senken geben. Im Norden ziehen dagegen vor
allem in der zweiten Nachthälfte wieder dichte Wolken über den Himmel und in den
Frühstunden kann erster Regen von der Nordsee her aufziehen. Somit bleibt es
dort auch (so wie wir das in dieser Jahreszeit auch erwarten) am mildesten mit
15°C, im übrigen Land oftmals 13 bis 9°C, im Süden vielleicht mal bis 6°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundsätzliche Entwicklung ist unstrittig. Auf teils durchaus markante
Unterschiede zwischen den Modellen bezüglich den Niederschlagsprognosen und der
mittelhohen Bewölkung (beides nicht im warnrelevanten Bereich) wurde oben im
Text schon eingegangen. Auch die durchaus für die Berge warnrelevanten
Unterschiede bei der niedertroposphärischen Windgeschwindigkeit wurden erwähnt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann