DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-10-2023 17:01
SXEU31 DWAV 061800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.10.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Kommende Nacht im Küstenbereich Böen Bft 8 bis 9, an der Ostsee exponiert
vorübergehend Bft 10 möglich.

Am Samstag an der Ostsee anfangs noch stürmische Böen, später abnehmender Wind.
In höheren Lagen der nördlichen und zentralen Mittelgebirge weiterhin stürmische
Böen Bft 8, zum Abend hin Windabnahme.

Am Sonntag meist keine markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
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Aktuell ... Auf der Ostseite eines umfangreichen und hochreichenden
Cut-Off-Tiefs bei etwa 45 N und 33 W verstärkt sich durch WLA der
westeuropäische Höhenkeil noch etwas und schwenkt nach Irland und ins Seegebiet
südlich von Island. Ausgehend von diesem Gebiet herrscht eine glatte
Westnordwestströmung bis nach Mitteleuropa. Darin eingelagert ist ein Trog über
Skandinavien, der nach Finnland schwenkt und zu dem das Sturmtief ´Patrik´
gehört, das zum inneren Finnischen Meerbusen zieht. Seine Kaltfront schwenkt
leicht schleifend nach Schleswig-Holstein und später nach
Mecklenburg-Vorpommern. Auf der Südseite der Front, an der Ostsee auch
postfrontal, ist der Gradient kräftig ausgeprägt, so dass an der See und im
angrenzenden Binnenland steife bis stürmische Böen, exponiert auch Sturmböen
auftreten. In der 2. Nachthälfte wird nach Frontdurchgang an der Nordsee der
Wind schwächer. An der Ostsee bleibt es noch bis Samstagfrüh stürmisch, von
Fischland bis Rügen vorübergehend sogar mit teils schweren Sturmböen.
Nach Süden hin ist der Wind auch noch recht kräftig unterwegs mit steifen Böen
auch an exponierten Stellen im Bereich der nördlichen Mittelgebirge. Im Süden
ist der Wind nur schwach und bei geringer Bewölkung bildet sich örtlich Nebel.
In der Nordhälfte bleibt es bei 16 bis 11 Grad mild, während es im Süden auf 9
bis 2 Grad abkühlt mit vereinzeltem Bodenfrost.

Samstag ... bildet sich das am östlichen Finnischen Meerbusen liegende Tief
allmählich auch in mittleren und höheren Troposphärenschichten ab und wird von
dem Kurzwellentrog, der die Entwicklung dieses Tiefs getriggert hatte,
überlaufen. Damit beginnt sich das Tief aufzufüllen. Demzufolge weicht der
Gradient im Norden Deutschlands weiter auf. An der Nordsee reicht es dann für
warnrelevante Böen wahrscheinlich nicht mehr. An der Ostseeküste muss bis in die
Mittagszeit noch mit Wind- und an der Vorpommerschen Küste mit stürmischen Böen
gerechnet werden, bevor auch dort der Wind langsam schwächer wird.
Die Kaltfront des o. g. Tiefs erstreckt sich dann, weiterhin schleifend, etwa
vom nördlichen Niedersachsen bis nach Südbrandenburg. In deren Bereich kommt es
zu länger andauernden, aber nicht allzu intensiven Regenfällen, wobei meist
zwischen 2 und 10 mm, vereinzelt auch rund 15 mm innerhalb von 12 Stunden zu
erwarten sind. Eine Überschreitung warnrelevanter Schwellenwerte sehr
unwahrscheinlich und allenfalls punktuell nicht ganz ausgeschlossen.
Präfrontal, d.h. in der Warmluft, frischt der Wind auf, wodurch etwa vom Ems bis
in den Erzgebirgsraum hinein örtlich Windböen Bft 7 auftreten können. Bedingt
durch die stabile Schichtung und durch den noch vorhandenen Tagesgang ist das
Windmaximum am frühen Nachmittag zu erwarten, bevor zum Abend hin in tieferen
Lagen der Wind schwächer wird. Auf höheren Berggipfeln der nördlichen, östlichen
und zentralen Mittelgebirge muss dann mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden.
Eine Windabnahme zeichnet sich zum Abend hin nicht ab. Auf dem Brocken sind
sogar 10er Böen möglich.
Längere sonnige Abschnitte sind, gestützt durch andauernden antizyklonalen
Einfluss, auf die westlichen und südlichen Landesteile beschränkt, was dort die
Temperatur auf 19 bis 23 Grad steigen lässt. Im Norden und Osten sind 16 bis 19
Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag arbeitet sich die Kaltfront, weiterhin leicht
schleifend, bis zu einer Linie nördliches Emsland-Ostsachsen vor. Zwar wird die
Front von Kaltluftadvektion überlaufen, aber durch Stau bleibt die
Wetterwirksamkeit der Front einigermaßen erhalten, so dass nochmals 3 bis 10 mm,
örtlich etwas mehr Regen in 12 Stunden zusammenkommen können. Präfrontal dauern
die Sturmböen Bft 8/9 auf höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge noch an. Erst mit Passage der Front erfolgt dort eine Windabnahme.

Postfrontal klart es auf, was im Nordosten zum Teil niedrige einstellige
Temperaturminima zur Folge haben kann. Aufgrund des noch vorhandenen Gradienten
bleibt es jedoch frostfrei. Auch im Südwesten und Süden kann es zunächst
aufklaren, bevor dort mit Annäherung der Kaltfront hohe und mittelhohe Bewölkung
aufzieht. Daher sollte in diesen Gebieten die Nebelneigung geringer sein als in
der Nacht zuvor. Die niedrigsten Tiefstwerte sind hier im Hegau zu erwarten mit
rund 6 Grad, sonst meist 8 bis 14 Grad.

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Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag ... Die Aussagen vom Vorbericht können aufrechterhalten werden. Dabei
kommt die Kaltfront vorübergehend noch etwas nach Südwesten voran, verliert aber
durch zunehmenden Hochdruckeinfluss an Wetterwirksamkeit. Vorderseitig eines
nach Deutschland schwenkenden Höhenrückens entwickelt sich ein Hoch, das über
uns zum östlichen Mitteleuropa wandert. In seinem Bereich ist abgesehen von
Nebel nicht mehr mit Warnungen zu rechnen.

Erst in der Nacht zum Montag greift mit dem nächsten flachen Kurzwellentrog eine
Warmfront auf Norddeutschland über. Das zugehörige Tief zieht zum Skagerrak und
auf seiner Südseite muss im Nordseeküstenbereich wieder mit steifen Windböen
gerechnet werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle stützen im Wesentlichen die von ICON berechnete
Entwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden