DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-10-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.10.2023 um 10.30 UTC



Noch überwiegend sehr mildes, zeitweise ruhiges, zeitweise windiges und
regnerisches Wetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 13.10.2023


Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, dominieren ein Höhenkeil über
Westeuropa und ein Trog über Osteuropa das Wettergeschehen. Infolgedessen liegen
wir unter einer recht kräftigen nordwestlichen Höhenströmung im Bereich der
Frontalzone, die sehr milde Luft im Südwesten Europas von recht kalter Luft im
Nordosten trennt. Von dieser Frontalzone gesteuert zieht am Montag ein Tief von
der nördlichen Nordsee nach Dänemark und in der Nacht zum Dienstag weiter nach
Nordostpolen. Dies beschert dem Nordosten Deutschlands länger anhaltende
Regenfälle und im Vergleich zum Vortag wieder etwas milderes Temperaturniveau,
da sich von Südwesten wieder die wärmere Luftmasse durchsetzt (in 850 hPa im
Nordosten Temperaturanstieg von unter 0°C auf etwa 7°C. Im Südwesten ziehen nur
viele Wolkenfelder durch, die dort immer noch liegende sehr milde Luftmasse (um
14°C in 850 hPa) ändert sich kaum. Mit Passage des Tiefs frischt auch der
westliche Wind in der Nordosthälfte böig auf, an der See wird es teils
stürmisch.

Am Dienstag zieht das Tief nach Osteuropa ab. Ein aus dem grönländischen Raum
nach Island vorstoßender Trog sorgt stromabwärts bei uns für die Entstehung
eines Rückens, der wiederum den Vorstoß eines Hochkeils von Westen bewirkt. Die
Kaltfront des Tiefs bleibt aber noch schleifend über dem Nordosten hängen, so
dass es dort noch etwas regnet und bewölkt bleibt. Dagegen setzt sich bei sich
wieder abschwächendem südwestlichem Wind in den meisten Landesteilen die Sonne
durch.

Am Mittwoch wandert der Rücken nach Osten weiter und der Trog dehnt sich bis zu
den Britischen Inseln und zur Nordsee aus. In seinem Einfluss verstärkt sich ein
ins südliche Nordmeer ziehende Tief, in dessen Einflussbereich auch Deutschland
gerät, da sich das Hoch nach Süden zurückzieht. Tagsüber bestimmt aber noch die
sehr milde Luftmasse, die sich wieder bis in den Osten durchsetzt, das Wetter.
Neben Schleierwolken scheint die Sonne, im Nordwesten nimmt aber der Südwestwind
schon zu. In Nacht zieht dann im Nordwesten die Kaltfront des Tiefs auf und
bringt dort Sturm und nach IFS auch starken Regen (teils über 20 l/qm in 6 h).
Im Süden bleibt es noch ruhig.

Am Donnerstag zieht der Trog über das nördliche Mitteleuropa hinweg und
nachfolgend stellt sich eine recht glatte Westströmung ein. Die Kaltfront kommt
unter Abschwächung in den Süden voran und gerät dort ins Schleifen. Dort regnet
es zeitweise. Im Norden stellt sich auf der Rückseite in kühlerer Luftmasse (nur
noch um +2°C in 850 hPa) recht freundliches Wetter ein. Der westliche Wind
schwächt sich wieder ab.

Am Freitag und in der Nacht zum Samstag sollen dann in der westlichen
Höhenströmung eine oder zwei Wellen über die Mitte Deutschlands hinweg ostwärts
geführt werden. Dabei soll es kräftig regnen. Im Norden und im Süden wäre es
dagegen meist trocken. Im Norden dabei weiterhin kühl, im Süden sehr mild und
windig.

Am Samstag soll dann bei weiterhin teilweise recht kräftigen Regenfällen die
Front als Kaltfront wieder in den Süden vorankommen. Nachfolgend soll sich von
Nordwesten unter zunehmend antizyklonalem Einfluss eine deutlich kältere
Luftmasse durchsetzen (in 850 hPa um 0°C) mit Nachtfrostgefahr.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist bis zum
Mittwoch recht gut. Am Donnerstag sollte nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf die
Kaltfront noch deutlich langsamer nach Süden vorankommen, zudem sollte nach dem
gestrigen 12-UTC-Lauf der Trog etwas weiter südwärts ausgreifen. Nachfolgend
wird die Konsistenz ziemlich schlecht. Einig sind die Modellläufe bezüglich der
prinzipiell westlichen Strömung und des Tiefdruckeinflusses. Inwiefern wir aber
von der schleifenden Kaltfront oder irgendwelchen Wellenentwicklungen
beeinflusst werden, das schwankt von Lauf zu Lauf deutlich. Es deutet sich aber
an, dass es wohl in einigen Regionen recht viel regnen wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


In der Mittelfrist sind sich die vorliegenden Modelle (IFS, ICON, UK10 und GEM)
bis Donnerstag auf synoptischer Skala einig. Lediglich GFS tanzt ständig aus der
Reihe. Schon am Montag lässt GFS das oben beschriebene Tief sich deutlich
abschwächen und nur noch als Bodentrog am Dienstag über Osteuropa ziehen. Somit
kommt die milde Luft viel weiter nach Osten voran und die schleifende Kaltfront
am Dienstag im Nordosten ist viel schwächer. Nach leichter Angleichung am
Mittwoch stößt am Donnerstag der Trog viel intensiver nach Mitteleuropa vor und
die Kaltfront erreicht in der Nacht zum Freitag schon die Alpen. Rückseitig
setzt sich eine maritim-polare Kaltluft mit unter 0°C in 850 hPa durch, die am
Freitag und Hochdruckeinfluss gerät. Damit wäre mit dem ersten verbreiteten
Frost in der Nacht zum Samstag zu rechnen. Die übrigen Modele sind sich am
Freitag auch keineswegs einig, tendieren aber alle zu Westlagen mit milder
Luftmasse, Tiefdruckeinfluss und regionalen Regenfällen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC verteilt sich das IFS-EPS
auf insgesamt vier Cluster: C1 (18 Mitglieder) zeigt am Freitag eine recht
glatte westsüdwestliche Strömung über Deutschland. C2 (16 Mitglieder,
Kontrolllauf, Hauptlauf) ist über Mitteleuropa deutlich zyklonaler aufgestellt.
C3 (9 Mitglieder) lässt nach dem Abzug des Troges vom Vortag von Frankreich her
schon wieder einen Rücken übergreifen. C4 (8 Mitglieder) sieht hingegen den
Rücken über Deutschland so stark, dass der Trog am Donnerstag überhaupt nicht
wetterwirksam werden kann. In diesem Falle würde wohl die Kaltfront schon im
Norden Deutschlands ins Schleifen geraten. Alle vier Szenarien gehören übrigens
durchgehend dem Regime "positive NAO" an. In der erweiterten Mittelfrist
dominiert weiterhin dieses Regime.

Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen bei der Temperatur
vor allem über dem Norden Deutschlands eindrücklich sowohl beim Hauptlauf als
auch beim Schwerpunkt des Ensembles die beschrieben Frontdruckgänge und
Temperaturänderungen. Dabei gibt es insgesamt eine Abwärtstendenz und die
Tendenz zu recht kühlem Wetter am nächsten Wochenende ist in allen Landesteilen
zu finden. Es soll aber auch erwähnt werden, dass es abgesehen vom Mittwoch
teils recht große Unsicherheiten gibt und nicht alle Ensemblemitglieder die
Temperaturschwankungen mitmachen. Durchaus nennenswerte Regenfälle fokussieren
sich auf die zweite Wochenhälfte und das nächste Wochenende. Das Geopotential
zeigt in allen Landesteilen eine allmähliche Abwärtstendenz.

Die Rauchfahnen des GFS unterscheiden sich insofern, dass sehr viele
Ensemblemitglieder den Kaltlufteinbruch des Hauptlaufs bereits zum Freitag
mittragen, insbesondere im Norden fast alle, den Süden erreicht die Kaltluft bei
grob der Hälfte der Ensemblemitglieder. Dabei erscheint es nach GFS recht
wahrscheinlich, dass in 850 hPa die Temperatur zum Freitag in allen Landesteilen
unter 0°C sinken soll. Das würde in den Alpen auch einen Wintereinbruch bis in
mittlere Höhenlagen bedeuten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Der EFI zeigt in der kommenden Woche vor allem Signale für große Wärme. Im
Bereich der Fronten des Tiefs am Montag sowie vor und in der Kaltfront am
Donnerstag wird auch ein ungewöhnlich hoher Wasserdampftransport
(Atmosphärischer Fluss) simuliert, so dass die Tendenz zu kräftigeren
Regenfällen vor allem im Norden Deutschlands durchaus gegeben ist, auch wenn es
keine nennenswerte Dauerregensignale im Ensemble gibt.

Sturm:
Am Montag bringt IFS-EPS Signale für stürmische Böen an der See, vor allem der
Nordsee.
In der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag gibt es im Norden und in der Mitte
durchaus erhöhte Signale für stürmische Böen beim IFS-EPS. An der Küste
erscheinen Sturmböen nicht unwahrscheinlich.

Regen:
ICON-EPS zeigt sehr schwache Signale für Dauerregen am Montag im Nordosten.
IFS-EPS zeigt nur sehr schwache Signale für Dauerregen am Donnerstag im
Nordwesten. Momentan sind diese Signale so schwach, dass sie noch nicht in der
Wochenvorhersage Wettergefahren aufgenommen wurden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann