DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-10-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 03.10.2023 um 10.30 UTC



Im Norden zeitweise wechselhaft, sonst überwiegend Hochdruckeinfluss. Teils
ungewöhnlich warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 10.10.2023


Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Freitag liegt Deutschland vorderseitig
eines breiten Höhenrückens mit Schwerpunkt über Südwest- und Westeuropa in einer
nordwestlichen Höhenströmung. Durch den Rücken gestützt wird im Bodendruckfeld
ein Hochdruckgebiet, dessen Schwerpunkt Freitagmittag etwa von der Bretagne bis
in das östliche Mitteleuropa und zum Balkan reicht. Somit dominiert überwiegend
ruhiges, vor allem im Südwesten und Süden auch sonniges Wetter. In der
Nordhälfte sind die Wolkenanteile größer und vor allem im Norden fällt
zweitweise etwas Regen. Grund sind die Ausläufer einer über das Nordmeer und den
Norden Europas hinweg verlaufenden Tiefdruckzone. Dadurch frischt auch der Wind
aus Südwest bis West an exponierten Küstenabschnitten von Nord- und Ostsee
zweitweise stürmisch auf. Auch wenn zunächst noch die an den Vortagen
eingeflossene kühlere Meeresluft dominiert, bleibt es bei Höchsttemperaturen
zwischen 17 und 22 Grad für Oktober sehr mild.

Am Wochenende wandert der Höhenrücken mit seiner Achse ein wenig weiter ostwärts
Richtung Mittel- und Südeuropa. Er wird an seiner Nordflanke durch einen
Richtung Nordmeer und Skandinavien schwenkenden Randtrog etwas abgeflacht,
sodass sich über Deutschland eine zunehmend westliche Höhenströmung einstellt.
Insgesamt bleibt aber der antizyklonale Einfluss erhalten, was sich auch im
Bodendruckfeld durch eine umfangreiche Hochdruckzone mit Schwerpunkt über
Mittel- und Südeuropa bemerkbar macht. Die Frontalzone wird auf Basis des IFS
nach Norden/Nordosten abgedrängt, sodass der Hochdruckeinfluss auch im Norden
für zunehmende Sonnenanteile sorgt. Von Westen setzt niedertroposphärisch
kräftige Warmluftadvektion ein, mit der die Temperatur in 850 hPa auf 16 bis
knapp 19 Grad ansteigt. Somit sind gebietsweise ungewöhnlich warme Temperaturen
über 25 Grad möglich.

Am Montag schwenkt der Randtrog über Skandinavien hinweg ostwärts. Damit
verbunden ist ein Tiefdruckgebiet, das sich Montagmittag mit seinem Kern (knapp
unter 980 hPa) über dem Ladogasee befindet. Die Hochdruckzone wird etwas nach
Süden abdrängt, bleibt aber in weiten Teilen des Landes wetterwirksam. Der
Ausläufer des Tiefs greift auf den Norden Deutschlands mit etwas Regen über,
wird aber mit Annäherung eines weiteren Tiefs über der Nordsee zunächst rasch
rückläufig.
Die nachfolgende Kaltfront greift entgegen der gestrigen Läufe erst einen Tag
später im Laufe des Dienstags von Nordwesten auf uns über. Sie kommt etwa bis in
die Landesmitte voran, wo sie sich unter Hochdruckeinfluss zunehmend auflöst.
Somit hält sich die Wetterwirksamkeit in Form von Regen auch dieses Mal sehr in
Grenzen. Dennoch gelangt rückseitig ein Schwall kälterer Meeresluft zumindest in
die Nordhälfte, sodass die T850 hPa auf 12 bis 5 Grad zurückgeht.

Von langer Dauer scheint der Temperaturrückgang aber nicht. In der erweiterten
Mittelfrist kommt es über dem Nordmeer und den Britischen Inseln zu einer
Austrogung, die im Bodendruckfeld mit einer von Nordeuropa über den Ärmelkanal
bis vor die Iberische Halbinsel reichenden Tiefdruckzone verbunden ist. Somit
deutet sich mit einer auf Südwest drehenden Strömung ein erneuter
Warmluftvorstoß Richtung Mitteleuropa an. Mit Übergreifen eines neuerlichen
Frontensystems könnte es aber in der zweiten Wochenhälfte auch wechselhafter
werden. __________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Wetterentwicklung wird auf Basis der letzten Modellläufe des IFS über
Mitteleuropa bis einschließlich Sonntag konsistent vorhergesagt. Ab Montag lässt
die Konsistenz nach. Der Randtrog über Skandinavien nebst Bodentief schwenkt
rascher ostwärts als im gestrigen 00 UTC Lauf gezeigt. Nachfolgend stellt sich
eine relativ glatte westliche Höhenströmung ein. Die in diese Strömung
eingelagerte Entwicklung eines Randtiefs, die Rückläufigkeit der Front und somit
das spätere Übergreifen der nachfolgenden Kaltfront ist im heutigen Lauf eine
neue Entwicklung.
Der neuerliche Warmluftvorstoß und der Übergang zu wechselhafterem Wetter in der
erweiterten Mittelfrist wurde hingegen bereits gestern angedeutet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Unterschiede zu anderen Modellen nehmen bereits ab Sonntag zu. So kommt es
bei GFS und ICON über Nordost- und Osteuropa zu einer kräftigen Austrogung, die
bei IFS deutlich schwächer bzw. weiter nordöstlich abläuft. Dies hat zur Folge,
dass der Tiefausläufer, der nach IFS am Wochenende nur den Norden streifen soll,
auf Basis des ICON, insbesondere aber auf Basis des GFS weiter landeinwärts
vorankommt. Viel Regen ist damit auch bei GFS und ICON nicht verbunden. Recht
dichte Bewölkung und natürlich das rückseitige Einsickern kälterer Luft in den
Norden und Nordosten hätten aber einen Einfluss auf die Temperaturentwicklung.
Somit könnten die Temperaturen im Norden und Nordosten bei dichter Bewölkung
nicht ganz so hoch ausfallen, wenngleich das Temperaturniveau für diese
Jahreszeit ohnehin ungewöhnlich ist. Auch nachfolgend verbleibt die Frontalzone
bei GFS über Deutschland am Rande des osteuropäischen Troges liegen. Zwar
abgesehen von dichteren Wolken wenig wetterwirksam, aber weiterhin mit kälterer
Luft im Nordosten und wärmerer Luft im Südwesten. ICON hingegen gleicht sich
wieder IFS und UK10 an und spricht somit ebenfalls wie IFS und UK10 für eine
wärmere und sonnigere Lösung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Betrachtet man beispielsweise die Rauchfahne für Berlin, so zeigt sich von
Freitag bis Sonntag zunächst eine deutliche Zunahme der Temperatur T850 hPa. Sie
erreicht in der Spitze etwa 17 Grad. Somit sind wir von den von GFS rückseitig
der Front prognostizierten 2 Grad (bei ICON 10 Grad) in 850 hPa weit entfernt.
Zwar gibt es 2 Member, die für Sonntag einen deutlichen Temperaturrückgang
andeuten, dennoch scheint die GFS Entwicklung aus heutiger Sicht
unwahrscheinlich. Auch die Niederschlagssignale sind entsprechend gering.
Erst am Montag zeigt sich der Temperaturrückgang mit Übergreifen der
schleifenden Front.
Während aber nachfolgend der Haupt- und Kontrolllauf auf relativ hohem Niveau
verbleiben bzw. sogar einen neuerlichen Warmluftvorstoß zeigen, deutet die
Mehrheit der Member doch auf einen kontinuierlichen Rückgang der Temperatur auch
für andere Stationen in Deutschland bis in die erweiterte Mittelfrist hin. Damit
verbunden sind auch zunehmend Niederschlagssignale. Somit bleibt abzuwarten, wie
weit die Kaltfront am Dienstag Richtung Süden vorankommt, bzw. wie lange wir in
der erweiterten Mittelfrist vorderseitig des o.e. Tiefdruckzone verbleiben.
Diese Unsicherheit zeigt sich auch anhand der sechs Cluster, die für den
Zeitraum von Sonntag bis Dienstag vorhanden sind und von einem Trog über
Westeuropa bis hin zu einem Rücken über Westeuropa bei recht gleichmäßig
verteilter Memberanzahl mehrere Lösungen zu bieten haben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Warnwürdig könnte am Rande des Hochs einzig der Wind werden, der vor allem an
den Küsten mitunter stürmisch aus Südwest bis West wehen kann.

So sind am Freitag und Samstag an exponierten Küstenabschnitten der Nord- und
Ostsee sowie in exponierten Höhenlagen weiterhin stürmische Böen Bft 8,
vereinzelt auch Bft 9 aus Südwest bis West wahrscheinlich.
Nachfolgend lässt der Wind insgesamt nach. An der Nordsee sind aber noch
einzelne stürmische Böen Bft 8 aus Südwest gering wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Johanna Anger