DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-09-2023 07:30
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.09.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Wa
Übergang zu ruhigem Oktobersommer, ohne markante Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland rückseitig einer über die Alpen und nach Osteuropa
abgezogenen Kaltfront. Auch die Achse des Höhentroges verlässt Deutschland in
den Vormittagsstunden ostwärts. Dahinter greift ein breiter Höhenrücken von
Westeuropa kommend auf den Vorhersageraum über und sorgt auf seiner Vorderseite
für Druckanstieg. Der Schwerpunkt des Bodenhoch erreicht in den
Nachmittagsstunden Westdeutschland.

Schwache WLA sorgt derzeit noch für dichtere Wolkenfelder. Im Tagesverlauf zeigt
sich dank des Druck- und Potentialanstieges aber zunehmend die Sonne. Am ehesten
halten sich die dichteren Wolken noch am Alpenrand. Dort sorgt die nordwestliche
Höhekomponente in Kombination mit den Resten der Kaltfront für einen gewissen
Anstau. Aus den Feuchteresten können sogar noch ein paar Tropfen fallen. Im
Nordwesten werden die Wolken im Tagesverlauf ebenfalls wieder dichter. Grund
dafür ist die sich verstärkende WLA im Vorfeld einer Warmfront, die am Abend von
England auf die Nordsee übergreift.

Man merkt, dass etwas kühlere Luftmassen eingeflossen sind. Die 850 Temperaturen
liegen "nur" noch zwischen 5 und 10 Grad, mit einem Süd-Nord Gefälle.
Entsprechend wird es auch im Süden mit Höchstwerten zwischen 20 und 23 Grad am
wärmsten, während nach Norden 17 bis 20 Grad erwartet werden.

Auf dem Warntableau lässt sich nicht viel finden. An der Nordflanke des Hochs
ist ein etwas schärferer Gradient zu sehen, sodass auf den Nordfriesen und an
der vorpommerschen Ostseeküste vorübergehend Windböen auftreten. Diese lassen
auf den Nordfriesen am Nachmittag und an der Ostsee am Abend wieder nach.

In der Nacht auf Sonntag verlagert sich der Schwerpunkt des Bodenhochs nach
Süddeutschland. Der breite Höhenrücken der weiterhin das Wetter in großen Teilen
von Deutschland prägt, flacht etwas ab, sodass sich an seiner Nordflanke
Tiefausläufer nach Deutschland mogeln können. So verstärkt sich zunächst die WLA
über der Nordhälfte des Landes. Dort greift mehrschichtige Bewölkung von West
nach Ost aus. In der zweiten Nachthälfte kann daraus auch ein wenig Regen
fallen. Die deutsche Modellkette ist bezüglich der Niederschläge deutlich
aggressiver, als externe Modelle und lässt diese weiter nach Süden ausgreifen,
während EZ und GFS die Niederschläge im Norden belassen und bei EZ die diese
auch weniger stark ausfallen sollen.
Die zur WLA gehörende Warmfront greift schließlich in den Morgenstunden von
Westen her auf Deutschland über.

Warnwürdig für die Nacht ist eigentlich nur der Nebel. Dieser kann sich vor
allem in der Südhälfte breit machen. Unter gradientschwachen Verhältnissen
zeigen die verschiedenen Modelle die Ausbildung von ausgedehnten Nebelfeldern,
insbesondere in den bekannten Tallagen von Hessen, Rheinland-Pfalz oder im
Bayerischen Donautal. WarnMOS deutet auch die Unterschreitung der 150 m Schwelle
in einzelnen Regionen mit erhöhten Wahrscheinlichkeiten an.
Zudem wird es in der Südhälfte deutlich kälter mit einstelligen Tiefstwerten
zwischen 9 und 4 Grad, während unter dichten Wolken im Norden 15 bis 10 Grad
erwartet werden. Bei auflandigem Wind an der Nordsee bleibt es noch etwas
milder.

Sonntag... bleibt der breite Höhenrücken wetterbestimmend, wobei seine Achse
etwas weiter ostwärts vorankommt und bis zum Abend über dem Westen liegt. Mit
der Verlagerung kommt von Südwesten her auch die Warmluft wieder deutlich
stärker voran. Im Südwesten wird bereits die 15 Grad in 850 hPa überschritten,
im Nordosten sind es bis zum Abend knapp 10 Grad. Dies spiegelt sich natürlich
auch in den Maxima wieder. Bei viel Sonnenschein ist demnach im Südwesten der
erste Sommertag in diesem Oktober zu erwarten.

Nach Norden und Nordosten sind die Höchstwerte deutlich niedriger und liegen
oftmals unter der 20 Grad Marke. Dies liegt nicht nur an den niedrigeren 850 hPa
Werten, sondern auch daran, dass der Höhenrücken wie angesprochen sehr flach ist
und damit an der Nordflanke Tiefausläufer von West nach Ost ziehen. Die
Warmfront überquert Deutschland bis zum frühen Nachmittag. Aber auch im
Warmsektor halten sich weiter Feuchtefelder mit dichten Wolken und zeitweiligen
Regenfällen. Entsprechend bietet der Sonntag im Norden kaum Sonnenmomente und
anders als im Oktobersommer im Südwesten können bei leicht böigem Wind sogar
erste Herbstgefühle aufkommen.

Warnwürdig ist der Wind am Sonntag trotz eines leichten Auflebens im Warmsektor
allerdings nicht und so verläuft der Tag nach Auflösung der morgendlichen
Nebelfelder im ganzen Land warnfrei.

In der Nacht auf Montag bleibt es im Norden mit der Nähe zur Frontalzone bei
dichten Wolken und an der Grenze zu Dänemark zeitweiligen Regenfällen. Von der
Mitte bis in den Süden ist es hingegen unter Einfluss des Höhenrückens vielfach
gering bewölkt oder klar.

Bei weiterhin gradientschwachen Verhältnissen muss gebietsweise mit der
Ausbildung von Nebelfeldern gerechnet werden. Die Wahrscheinlichkeiten für
warnwürdigen Nebel (<150 m Sicht) nehmen im Vergleich zum Vortag nochmal zu.
Besonders im Donautal und der Bodenseeregion kann dieser fast schon als
gesichert eingestuft werden. Aber auch in Teilen von Rheinland-Pfalz und Hessen,
sowie am Oberrhein erscheint dieser durchaus wahrscheinlich.

Bei den Minima gibt es wieder eine Zweiteilung mit kühlen 10 bis 5 Grad in der
Südhälfte und milden 16 bis 11 Grad in der Nordhälfte, wobei es auf den
Friesischen Inseln sogar noch etwas wärmer sein kann.

Montag... bleibt es bei dem vorherrschenden, breiten Höhenrücken, dessen Achse
sich allerdings nach Osten verschiebt, wodurch die Höhenströmung eine
südwestliche Komponente bekommt. Deutschland verbleibt im breiten Warmsektor,
wobei große Teile des Landes von außergewöhnlich warmen Luftmassen geflutet
werden. Die 850 hPa Temperaturen liegen vielerorts oberhalb von 15 Grad, im
Südwesten können es sogar bis 18 Grad werden. In der Folge wird erneut von der
Mitte bis in den Süden vielerorts ein Sommertag erwartet, gut möglich, dass am
Oberrhein sogar die 30 Grad erreicht, oder zumindest tangiert werden. Wissend,
dass es im Oktober bisher nur vier Hitzetage in der vieljährigen Messreihe
gegeben hat, ist dies schon als sehr außergewöhnlich zu bezeichnen. Dies lässt
sich auch über die 850 hPa Temperatur sagen, die ebenfalls im Bereich der
Rekordwerte liegt und dessen Anomalie 10 K (!) über den Mittelwerten liegt.

Kurzum, der Sommer setzt sich auch zu Beginn des Oktobers in großen Landesteilen
fort und das von der Mitte bis in den Süden bei viel Sonnenschein. Der Norden
wird aufgrund des flachen Höhenrückens weiterhin benachteiligt. Es sind dort
anhaltend viele dichte Wolken unterwegs. Das gilt insbesondere mit Nähe zu
Dänemark, wo auch weiterhin etwas Regen zu erwarten ist. Entsprechend liegen die
Maxima auch "nur" zwischen 20 und 25 Grad, im Norden von Schleswig-Holstein die
Höchstwerte teils auch unter der 20 Grad Marke verbleiben.

Warnaktivität ist tagsüber nach Auflösung der Nebelfelder nicht zu erwarten.
Diese können sich allerdings in manchen Flussniederungen auch etwas länger
halten. Prädestiniert dafür sind das Donautal und die Bodenseeregion. Das drückt
dann dort natürlich auch etwas auf das Temperaturniveau, je nachdem wie lange es
am Ende mit der Auflösung dauert.

In der Nacht auf Dienstag amplifiziert sich ein Trog bei den Britischen Inseln
und nähert sich langsam Deutschland an. Damit setzt über der Nordsee Zyklogenese
ein. Die Kaltfront des resultierenden Bodentiefs erreicht in den Morgenstunden
den Westen, ist aber von KLA überlaufen. In der Folge schieben sich dichte
Wolkenfelder in der zweiten Nachthälfte von Westen kommen nach Deutschland, es
bleibt aber noch trocken. Die eigentliche Kaltluft befindet sich noch weiter
stromaufwärts im Bereich des Höhentroges, sodass zunächst noch kein richtiger
Luftmassenwechsel stattfindet.

Auch im Norden hält sich dichte Bewölkung und in der zweiten Nachthälfte gibt es
erste Niederschläge im Nordwesten in Küstennähe.

Während sich im Donautal und am Bodensee nochmal dichter Nebel bildet, nimmt der
Gradient weiter nach Norden im Nachtverlauf zu, sodass ausgangs der Nacht auf
der Nordsee und in höheren Berglagen erste Windböen auftreten, der Brocken
schlägt laut MOS sogar schon mit einer Bft 11 zu Buche.

Die Tiefstwerte liegen im Südosten bei 10 bis 6 Grad. Sonst sorgen zunehmende
Bewölkung und Gradient für milde Nachtstunden mit 17 bis 10 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Es lassen sich keine größeren Modellunterschiede im Kurzfristzeitraum finden.
Einzig auffällig ist, dass nach ICON die Niederschläge am Sonntag etwas weiter
nach Süden ausgreifen können und stärker sind, als beim ECMWF oder GFS.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer