DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-09-2023 14:01
SXEU31 DWAV 281800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.09.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Am Freitag vorübergehend Tiefdruckeinfluss und leichte Abkühlung. Zum Samstag
erneut Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
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Aktuell ... wird eine kurze Pause unseres sehr warmen und ruhigen
Spätsommerwetters eingeläutet. Ein recht breit angelegter Höhentrog überquert
die Britischen Inseln ostwärts und erreicht die Nordsee. Dadurch wird die für
unser Spätsommerwetter verantwortliche Geopotenzialbrücke, die von Südwesteuropa
über dem Südosten Deutschlands bis nach Osteuropa reicht, abgeschwächt und zu
den Alpen gedrückt. Vom äußersten Südosten abgesehen stellt sich demnach bis
Freitagfrüh eine leicht zyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung ein. Am
Südrand der steuernden Tiefs über dem Europäischen Nordmeer (u. a. KILIAN) kann
sich eine kleines Randtief (LENN) über Südengland zum Ostausgang des Ärmelkanals
verlagern. Aufgrund der ungünstigen Lage zur Höhenströmung bzw. zum Höhentrog
bleibt die Frontalwelle wenig entwicklungsfähig und flach. Die Warmfront ist
aufgrund von überlagerte WLA und schwacher PVA aber recht wetteraktiv und
erreicht in der zweiten Hälfte der Nacht zum Freitag den Norden und Nordwesten
mit Regen. Die Mengen sind aber nicht warnwürdig. Vorderseitig des Tiefs frischt
der Wind über der Nordsee bereits auf mit eventuell ersten Böen 7 Bft auf
Helgoland. Ansonsten breiten sich zunächst nur hohe und mittelhohe Wolkenfelder
aus, ganz im Süden und Südosten bleibt es bis zum Morgen noch gering bewölkt.
Dort ist allerdings wieder mit Nebelbildung zu rechnen. Unter klarem Himmel im
Südosten gehen die Temperaturen auf einstellige Werte bis 6 °C zurück, ansonsten
bleibt es mit 17 bis 10 °C mild.



Freitag ... kommt der Höhentrog, dessen Drehzentrum sich abends über der
Norwegischen See befindet, über der Nordsee nur zögernd weiter nach Osten
voran, erfasst dennoch auch zunehmend das Vorhersagegebiet. Ein weiterer Trog
schwenkt von der Irmingersee ebenfalls nur langsam Richtung mittleren
Nordatlantik. Zwischen beiden Trögen wölbt sich westlich der Britischen
Inseln ein Höhenrücken auf. Die Frontalwelle (LENN) weist weiterhin nur wenig
Entwicklungspotenzial auf und zieht bis zum Abend zum Kattegat. Der leichte
Warmfrontregen zieht über den Norden ostwärts. Zwischen dem abziehenden Regen
und der nachfolgend nachmittags auf den Nordwesten und Westen übergreifenden
Kaltfront lockert die Bewölkung vorübergehend auf. Damit kann in der im
Warmsektor herangeführten, leidlich labilen, aber sehr feuchten atlantischen
Subtropikluft etwas CAPE aufgebaut werden (100 bis 200 J/kg). Allerdings findet
sich das meiste davon in der unteren Troposphäre, darüber scheint die Schichtung
vor allem zwischen 700 und 600 hPa zügig zu stabilisieren. Dennoch reicht es
aus, dass sich an der Kaltfront und/oder entlang der sich in den hochauflösenden
Modellen abzeichnenden, vorlaufenden Windkonvergenz Schauerlinien entwickeln
können. Vereinzelte Gewitter werden von ICON-D2 (aber auch von Super-HD) an der
Konvergenz simuliert, die sich über der Mitte bilden und sich bis zum Abend in
den Osten verlagern. Trotz mäßiger Scherung sollte es sich mangels Labilität
eher um schwache Einzelzellen handeln, die allenfalls mal für eine Windböe gut
sein können. Im Südosten (vom Alpenrand bis zur Oberpfalz) bleibt es bis zum
Abend trocken und vor allem in der ersten Tageshälfte auch sonnig. In der
Warmluft (T850 zwischen 10 und 16 °C) werden nochmal ungewöhnlich hohe
Temperaturen zwischen 24 und 28 °C erreicht, im Norden und Nordwesten 19 bis 23
°C, die eigentliche "Kaltluft" (T850 um 5 °C) erreicht den Nordwesten erst
spätabends. Der mit Kaltfrontpassage von Süd- auf West drehende Wind bleibt vor
allem im Nordwesten teils frisch und vornehmlich unmittelbare an der Nordsee in
Böen stark (6-7 Bft).

In der Nacht zum Samstag überquert die Trogachse zögernd das Vorhersagegebiet
ostwärts, während der nachfolgende Höhenrücken auf die Britischen Inseln
übergreift. Somit stellt sich eine westnordwestliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet ein, in der zunehmend KLA und Absinken dominieren. Mit
Durchschwenken des Troges beginnt der Bodendruck von Westen her somit deutlich
zu steigen und über Frankreich etabliert sich ein recht kräftiges
Hochdruckgebiet mit einer 1025 hPa-Kernisobare, das seine Fühler in Form eines
Keiles auch nach West- bzw. Südwestdeutschland austreckt. Somit bleibt an den
Küsten zunächst noch ein recht scharfer Gradient aufrecht, allerdings dürfte es
auch dort meist nur noch für starke Böen (Bft 6) aus West bis Nordwest reichen.
Die Kaltfront der nun kaum mehr auszumachenden Frontalwelle kommt nur zögernd
nach Südosten voran und erreicht mit nachlassenden Schauern in etwa die Mitte,
die vorlaufende Schauerstaffel allerdings kommt bereits bis in den Südosten
voran. Vor allem eingangs der Nacht können auch einzelne Gewitter nicht
ausgeschlossen werden. Ansonsten lockert die Bewölkung postfrontal auf, im
Westen und Südwesten kann sich örtlich Nebel bilden. In der maritimem
Subpolarluft sinkt die Temperatur abseits der Küsten bei geringer Bewölkung auf
frische 10 bis 6 °C, an den Küsten sowie im Süden und Osten bleibt es dagegen
mit 16 bis 12 °C noch mild.


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Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag ... gibt es keine substanziellen Änderungen gegenüber der Frühübersicht.


Deutschland gelangt unter Hochdruckeinfluss, die Kaltfront erreicht den Süden
und Südosten und löst sich dabei auf. Der schauerartige Regen im Südosten lässt
somit rasch nach, dann bleibt es meist trocken bei einem Wechsel aus Quellwolken
und sonnigen Abschnitten. Allerdings ist es spürbar kühler als zuletzt.
Warnwürdig ist allenfalls der Wind, der an der Nordabdachung des Hochs mit
Schwerpunkt über Süddeutschland im Norden und Nordosten mäßig bis frisch aus
West bis Nordwest weht und exponierten Küstenabschnitten die ein oder andere Böe
7 Bft beschert.
In der Nacht zum Samstag wird der Nordwesten und Norden von leichtem
Warmfrontregen erfasst, ansonsten bleibt Hochdruckeinfluss mit einer leichten
Nebelneigung in der Südhälfte erhalten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Keine nennenswerten Modellunterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser