DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-09-2023 07:01
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.09.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
B M - Übergang zu ruhigem Herbstwetter. Heute noch in Küstennähe einzelne kurze
Gewitter mit geringer Wahrscheinlichkeit für stürmisch Böen. Sonst keine
markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland im Bereich eines nach Oberitalien austropfenden
Troges. Der über dem Norden verbleibende Resttrog wird durch kurzwellige, von
Nordwesten hereinlaufende Anteile regeneriert. In dessen Bereich ist die
Schichtung leicht labil; auch Feuchte ist hinreichend vorhanden, so dass im
Nordwesten im Tagesverlauf nochmals eine rege Schauertätigkeit zustande kommt.
In Küstennähe sind kurze Gewitter möglich, die meist mit der untersten Warnstufe
abzuwarnen wären. Die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen ist gering. Auch
für Starkregen sollte es nicht mehr reichen. Temperaturen, die im 500 hPa-Niveau
bei einem herbstlichen Trog bei -22 Grad liegen, limitieren das Potential für
kräftigere konvektive Umlagerungen.
Auch im Bodendruckfeld ist im Norden die Strömung durch nach Osten ablaufende
Kurzwellentröge noch zyklonal geprägt, wodurch auch abseits von Schauern und
kurzen Gewittern an der Küste einzelne Windböen Bft 7 auftreten können.
Ansonsten setzt sich von der Biskaya und von Frankreich her antizyklonaler
Einfluss in Form eines sich bis in den östlichen Alpenraum ausweitenden
Bodenhochkeils durch. Während anfangs noch teils kompaktere Sc-Felder die
Einstrahlung dämpfen, setzen sich später vor allem im Süden (aber deutlich
abgesetzt von den Alpen) sowie im Osten vermehrt Auflockerungen durch. In der
eingeflossenen Polarluft werden lediglich 15 bis 19, in tieferen Lagen Südwest-
und Mitteldeutschlands bis 20 Grad erreicht. In Alpennähe sind kaum mehr als 13
Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag gelangt das aus dem o.g. Cut-Off resultierende
Höhentief nach Mittelitalien. Der Resttrog verlagert sich über Polen hinweg
Ostwärts, so dass sich über Deutschland dann auch mitteltroposphärisch
antizyklonaler Einfluss durchsetzt. Dies erfolgt in Form eines Höhenkeils, der
von der Iberischen Halbinsel zur Nordsee erstreckt. Durch diesen Keil wird ein
Bodenhoch gestützt, dessen Schwerpunkt sich bis Sonntagfrüh in den Südwesten
Deutschlands verlagert.
Derweil wandelt sich der Ex-Hurrican "NIGEL" in ein Zentraltief um, das sich
unter weiterer Intensivierung in das Seegebiet südwestlich von Island verlagert.
An dessen Ostflanke sorgt kräftige Warmluftadvektion, die bis nach Island
ausgreift, über Nordeuropa für weiteren Geopotentialgewinn.
Im Bereich des Bodenhochs sind, abgesehen vom Norden Deutschlands, die
Luftdruckgegensätze gering. Gebietsweise entsteht Nebel, wobei teils Sichtweiten
unterhalb von 150 Metern zu erwarten sind. Abgesehen vom Küstenstreifen dürften
sich einstellige Temperaturminima einstellen.

Sonntag... verlagert sich der Rücken nach Skandinavien. Der Schwerpunkt des
durch diesen Rücken gestützten Bodenhochs gelangt dann nach Nordwestpolen,
wobei, abgesehen vom Nordwesten, die Luftdruckgegensätze über Deutschland gering
bleiben. Allenfalls an der Nordfriesischen Küste kann es für ein paar Windböen
Bft 7 reichen. Ansonsten ist der Wind nicht warnrelevant. Der von dem
Zentraltief südwestlich von Island ausgehende Trog verbleibt über dem
Nordatlantik. Ein nach Osten ablaufender Kurzwellentrog nähert sich bis zum
Abend Irland.
Nach Auflösung von Nebelfeldern, was in Teilen Mittel- und Süddeutschlands mit
Verzögerung erfolgen sollte, ist im Bereich des Bodenhochs nahezu ungehinderte
Einstrahlung zu erwarten. Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit erwärmt sich
die Luftmasse nur zögernd, so dass am Nachmittag Höchsttemperaturen zwischen 17
und 22 Grad zu erwarten sind.

In der Nacht zum Montag greift ein erster, nach Nordosten ablaufender
Kurzwellentrog auf die Britischen Inseln über. Dessen vorgelagerte Kaltfront
arbeitet sich schleifend in die Nordsee vor. Präfrontaler Wolkenaufzug
unterbindet im Nordwesten Deutschlands eine kräftige Abkühlung und die Bildung
von Nebel.
Ansonsten hält sich der Einfluss des dann mit seinem Schwerpunkt nach Litauen
ziehenden Bodenhochs. Die Lage bleibt schwachgradientig, bei meist sternenklarem
Himmel sind, abgesehen vom Nordwesten, erneut einstellige Temperaturminima zu
erwarten. In der Mitte und im Süden kann sich teils dichter Nebel bilden.


Montag... verlagern sich der Höhenrücken nebst korrespondierendem Bodenhoch nach
Nordwestrussland, so dass sich, abgesehen vom Südosten Deutschlands, eine
zunächst schwache südwestliche Strömung durchsetzt. Die darin eingelagerte
Kaltfront kommt kaum noch weiter nach Osten voran, nähert sich dabei noch etwas
dem Emsland, wird danach aber rückläufig. Deren Wetterwirksamkeit beschränkt
sich auf mehrschichtige Wolkenfelder, die auch den Nordwesten Deutschlands
erfassen können. Geringe Niederschläge zeichnen sich allenfalls über der Nordsee
ab. Sonst bleibt es trocken. An der Nordfriesischen Küste können erneut Windböen
Bft 7 aus Süd aufkommen.
Von dem Bodenhoch ausgehend erstreckt sich eine Hochbrücke über Süddeutschland
hinweg bis in den Azorenraum. Bedingt durch das weiter nach Osten abziehende
Bodenhoch stellt sich eine schwache, im Süden Deutschlands östliche und sonst
eher südliche bodennahe Windkomponente ein. Daher wird die Auflösung von
Nebelfeldern in einigen Regionen Süddeutschlands etwas hinausgezögert.
Großräumiges Absinken im Bereich des Hochs macht sich in Form einer Erwärmung
oberhalb der Grundschicht bemerkbar, wovon die bodennahen Schichten nur zögernd
profitieren. So ist ein Temperaturanstieg auf meist 19 bis 24 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Dienstag nähert sich ein weiterer Kurzwellentrog den Britischen
Inseln. Vorderseitiger Druckfall lässt die Hochbrücke über Südwesteuropa
auseinanderreißen. Ansonsten ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung
nur unwesentlich. Nach wie vor sind die Luftdruckgegensätze gering. Die
Erwärmung oberhalb der Grundschicht sowie die Alterung der Luftmasse machen sich
insofern bemerkbar, als dass die nächtliche Abkühlung nicht mehr so ausgeprägt
ist wie in den Nächten zuvor. Erneut muss gebietsweise mit teils dichtem Nebel
gerechnet werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann