DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.11.2016 um 10.30 UTC



Winterlich mit Schneefällen und Glätte. Anfangs Schneefall teils auch bis ins
Flachland. Später nur noch in Hochlagen zeitweiliger Schneefall.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 13.11.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Mittwoch lieht
Deutschland weiterhin im Einflussbereich eines markanten Langwellentroges,
dessen Westflanke sich von Island übe die Britischen Inseln bis nach
Ostfrankreich erstreckt, die Ostflanke reicht vom Balkan über die Ukraine und
Weißrussland bis zum Baltikum, während sich über den Norden Russlands ein
abgeschlossenes Höhenhoch befindet. Deutschland wird weiterhin von Meeresluft
polaren Ursprungs erfasst. Die 850-hPa Temperaturen liegen weitgehend unterhalb
von -5 Grad. Im Nordosten sogar bei etwa -8 Grad. Ein kräftiger Randtrog über
dem Osten Frankreichs verlagert sich in der nördlichen bis nordwestlichen
Höhenströmung nach Norditalien, was im Südwesten Deutschlands in Verbindung mit
einem Frontensystem zu teils kräftigen Niederschlägen führen wird. In den
anderen Gebieten sind nur einzelne Schauer, die meist als Schneeniedergehen
werden, zu erwarten. Mit dem Randtrog regeneriert sich der Langwellentrog und
von Nordwesten wird erneut ein Schwall höhenkalter Luft auf den Kontinent
geführt. Trotzdem setzt sich mit dem Frontsystem in der unteren Troposphäre
Milderung durch und die Niederschläge gehen im Südwesten nur noch im Bergland
oberhalb von etwa 400m bis 600 m als Schnee nieder. Mit der Front nimmt dann im
Südwesten der Wind zu und auf den Berggipfeln gibt es starke bis stürmische Böen
aus Südwest.
Am Donnerstag verbleibt Deutschland weiterhin unter dem Einfluss des o. e.
Langwellentroges unter der Zufuhr höhenkalter Luft. Der Tiefausläufer verliert
an Kontur, sorgt aber vor allem im Süden für weitere Niederschläge, oberhalb von
etwa 500 bis 700m allerdings für Schnee. Auch über der Ostsee kann es
Schneeschauer geben.
Am Freitag überquert ein neuer recht kräftiger Randtrog sowie ein neues
Frontensystem von Westen her Deutschland zügig nach Osten. Dabei wird etwas
mildere Meeresluft herangelenkt. Die Temperaturen steigen in der 850 hPa-Fläche
auf Werte zwischen -1 Grad im Südwesten und -4 Grad im Nordosten. Damit steigt
die Schneefallgrenze noch etwas an.
Am Samstag kommen wir von Westen her auf die Vorderseite eines langwelligen
Keils. Es bleibt unbeständig wobei von Westen her, auf der Vorderseite eines
weiteren Tiefausläufers noch etwas mildere Luft herangeführt wird und die
Schneefallgrenze weiter ansteigt. Am Samstag um 12 UTC liegt die
0-Grad-Isotherme in 850hPa dann bereits im Nordosten des Landes und im Südwesten
befindet sich sogar die + 5 Grad Isotherme. Es bleibt wechselhaft, wobei die
gelegentlichen Niederschläge bis in Lagen oberhalb von etwa 1200 Metern
allmählich in Regen übergehen. Für das Bergland im Süden werden dabei Mengen bis
in den markanten Bereich simuliert.
Zum Sonntag hin greifen schon wieder eine Kaltfront und ein weiterer Trog von
Nordwesten her auf uns über, wobei allmählich wieder etwas kältere Luft zu uns
kommt. Am Montag erreicht die Achse des Troges dann unseren Vorhersageraum und
es bleibt somit unbeständig bei wieder absinkender Schneefallgrenze.
Im weiteren Verlauf, also im Bereich der erweiterten Mittelfrist, soll dieser
Trog dann nach Südwesten abtropfen und sich eine Hochdruckbrücke über
Mitteleuropa ausbilden. Dies würde eine deutliche Wetterberuhigung mit sich
bringen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Samstag besteht eine recht gut Übereinstimmung mit den vorangegangenen
Läufen des ECMWF. Auch scheint sich das Übergreifen eines neuen kräftigen Troges
mit begleitetem Bodentief am Sonntag und Montag zu manifestieren, dieses
Szenario haben erst die neuesten Modelle auf der Agenda. Die noch etwas älteren
Vorläufe hatten bereits eine Wetterberuhigung auf der Karte, was sich jetzt in
der erweiterten Mittelfrist andeutet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle zeigen zunächst ähnliche Ergebnisse, allerdings
simulieren ICON und GFS keine so starke Erwärmung ab kommenden Freitag wie dies
der operationelle Lauf des ECMWF dies aktuell vollzieht. Am geringsten ist die
Erwärmung in ICON ausgeprägt, dort bleiben die 850- hPa Temperaturen zunächst
bei unter -5 Grad, bei GFS steigen sie auf Werte um -2 Grad an. ICON vollzieht
die Erwärmung erst ab Sonntag mit Werten um 0. Fazit: Eine Erwärmung am
kommenden Wochenende scheint sich wohl anzubahnen, aber wie stark diese
auslallen wird, ist noch unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Cluster Szenario zeigt für Mittwoch und Donnerstag 6 Cluster, die sich in
Mitteleuropa aber nicht unterscheiden. Alle zeigen für Mitteleuropa nämlich
einen markanten Langwellentrog, dessen Kontur sich in unserem Bereich nur
geringfügig unterscheidet.
Für Freitag bis Sonntag werden 5 Cluster simuliert, die ebenfalls allesamt
zyklonal geprägt sind. Der deterministische Lauf befindet sich in Cluster 2.
Dabei wird der wetterbestimmende Trog bei uns recht unterschiedlich in Lage und
Amplifizierung simuliert. Sicher ist demnach, dass der Trog bis Sonntag unser
Wetter beeinflusst und erst in der erweiterten Mittelfrist auch mal
antizyklonale Varianten ins Spiel kommen.

Nach den Rauchfahnen ist am Dienstag bereits das Minimum in der Temperaturkurve
erreicht. Danach steigt das Temperaturniveau langsam wieder an. Über den
Zeitraum hinweg werden für jeden Tag leichte Niederschläge simuliert. Am
kommenden Wochenende suggerieren zumindest Einzellösungen auch ergiebigere
Niederschläge, die angesichts des dann herrschenden Temperaturniveaus als Regen
fallen werden.

Das GEFS Ensemble prognostiziert während des gesamten mittelfristigen
Vorhersagezeitraums das Temperaturniveau zum Teil deutlich unter dem Mittel 1981
bis 2010.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index (EFI) prognostiziert von Montag bis Donnerstag vor
allem in Norddeutschland einen deutlich zu kalten Witterungsabschnitt. Ansonsten
werden keine, im Vergleich zur Modellklimatologie, signifikanten
Witterungsereignisse prognostiziert.
Wind: die Ensemble Vorhersagen sehen am Montag die Gefahr von Böen der Stärke 8
im Bereich der Nord- und Ostsee. Ansonsten liegen von dieser Seite keine
markanten Windwarnungen vor. Die PTPs simulieren jedoch am Mittwoch mit dem
Übergreifen eines Randtroges bzw. der o. e. Front auf den Südwesten die Gefahr
von stürmischen Böen auf den Gipfeln der süddeutschen Gebirge und in den Alpen.

Niederschlag: die Ensemble Vorhersagen sehen bereits am Mittwoch für den
Schwarzwald und mit Abstrichen auch für das Hochallgäu die Wahrscheinlichkeit
für über 30mm Niederschlag in 24h. Eine Dauerregenlage ist aber wenig
wahrscheinlich, da grade in den Hochlagen ein Großteil des Niederschlags als
Schnee niedergeht. Am Freitag und Samstag erreichen den Schwarzwald wieder
kräftigere Niederschläge. Die Aussichten auf markante Mengen ist möglich aber
eher als gering einzuschätzen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF-MOS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer