DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-09-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.09.2023 um 10.30 UTC



Unbeständig, im Süden Dauerregen nicht ausgeschlossen. Ab dem Wochenende wieder
Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.09.2023


Am Donnerstag liegt Mitteleuropa auf der Vorderseite eines Langwellentroges über
Westeuropa, der sich amplifiziert und bis zur Iberischen Halbinseln nach Süden
ausdehnt. Damit dreht die vorderseitige Strömung auf südliche Richtungen und
wieder gelangt ein Schwall subtropischer Warmluft nach Deutschland, in der über
der Osthälfte die Temperaturen wieder bis nahe 30 Grad steigen. Auf die
Westhälfte greift die schleifende Kaltfront des Zentraltiefs nördlich von
Schottland über. Dabei kommt verbreitet, teils länger anhaltender und
schauerartiger Regen auf. Gewitter sind bei recht stabiler Schichtung wohl nicht
dabei.
Am Freitag zeigt sich das Strömungsmuster progressiv, der Trog kommt also nach
Osten voran und erreicht mit seiner Hauptachse die Nordsee und das westliche
Mittelmeer. Die Kaltfront wird über dem Norden und die Mitte rasch nach Osten
geführt, im Süden wird sie leicht schleifend aufgehalten, nicht zuletzt wegen
einer Zyklogenese über Oberitalien. Entsprechend regnet es im Süden längere
Zeit, bis in die Nacht zum Samstag und an den Alpen sind Dauerregenmengen nicht
ausgeschlossen. Ansonsten zieht der Regen im Tagesverlauf ab, gefolgt von
Auflockerungen, was ganz im Osten aber auch bis zum Abend dauern kann. Auf den
Westen greift mit Annäherung des Troges höhenkältere Luft über mit einzelnen
Schauern und kurzen Gewittern. Die Temperatur geht mit der Zufuhr
nordatlantischer Meeresluft deutlich zurück, die Höchstwerte liegen um die 20
Grad, was im Osten einem Rückgang von fast 10 K entspricht.
Am Samstag entwickelt sich über dem Nordatlantik aus dem ehemaligen tropischen
Sturm Nigel ein kräftiges Sturmtief, das abends das Seegebiet nordwestlich
Irlands erreicht. Massive Warmluftadvektion davor schüttet unseren Trog zu,
sodass dieser unter deutlicher Abschwächung über Deutschland nach Osten zieht.
Nachfolgend baut sich eine große flache Hochdruckzone über Mitteleuropa auf. Die
Regenfälle im Südosten, so sie denn noch nicht aufgehört haben, lassen auf jeden
Fall nach. Gleiches gilt für die Schauer und vereinzelten Gewitter im Norden.
Sonst setzen sich Aufheiterungen durch und die eingeflossene kühle Meeresluft
kommt zur Ruhe. Nach kühler Nacht werden die 20 Grad wohl nur nach Osten hin
überschritten, sonst wird es ein freundlicher, aber recht kühler Tag.
Am Sonntag wird "Ex Nigel" zum steuernden Sturmtief und verlagert sich nur noch
langsam. Seine Ausläufer greifen rasch Richtung Skandinavien nach Osten aus und
streifen mit Bewölkung den äußersten Norden Deutschlands. Südlich der strammen
Frontalzone über Nordwesteuropa dehnt sich ein kräftiger Höhenrücken von Spanien
über Frankreich zu uns hin aus. Dabei formiert sich eine Hochzelle, die unter
Verstärkung über Deutschland nach Polen zieht und an ihrer Westflanke setzt die
Zufuhr warmer Luft ein. In 850 hPa geht es rauf auf 9 bis 14 Grad. Darauf
reagieren die 2m Temperaturen zunächst nur wenig; einen leichter Anstieg gibt es
tagsüber bei freundlichem Wetter trotzdem, die Nächte bleiben kühl.
Am Montag zieht "Ex Nigel" über dem Nordmeer seine Kreise, was uns aber nur am
Rande betrifft mit den Wolken seiner Ausläufer im Norden. Ansonsten stützt ein
markanter Höhenrücken über Mitteleuropa die große Bodenhochdruckzone mit
Schwerpunkt über Osteuropa. Von dort reicht ein Keil bis zu den Azoren. Unter
Absinken setzt sich freundliche, nachts teilweise neblige Herbstwetter fort. Auf
die warme Höhenluft sprechen die 2m Temperaturen nur bedingt an, einen leichten
Anstieg dürfte es aber erneut geben. Viel über 20 Grad geht es nicht hinaus. In
den Nächten überwiegen einstellige Minima und gebietsweise Nebel.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich weiter Hochdruckeinfluss an, die
Temperaturentwicklung wird, wie die Lage des Hochs, unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells (IFS) ist aktuell gut. Die groben
Strukturen lassen sich von Lauf zu Lauf wiederfinden. Die Abschwächung des
Troges wird im aktuellen Lauf deutlich forciert, weil die Sturmentwicklung auf
dem Atlantik näher am Kontinent simuliert wird. Über den dann folgenden
Hochdruckeinfluss bestand auch in den Vorläufen Einigkeit. Allerdings sind die
letzten Worte was Ex Nigel angeht, vielleicht noch nicht gesprochen, weil der
Übergang in außertropische Tiefs modellseitig alles andere als trivial ist.
Entsprechend ist ein gewisses Maß an Unsicherheiten wegen der tropischen
Aktivität trotz guter Konsistenz weiter gegeben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnliches gilt auch für den Modellvergleich von ICON, IFS, GFS und UKMO. Die
Modelle sind in groben Zügen einig was den Mittelfristzeitraum angeht. Die
Passage der Kaltfront geht vor allem im ICON und GFS etwas langsamer vonstatten,
mit entsprechend etwas größeren Regenmengen, lokal im Südwesten und an den Alpen
bis in den (markanten) Dauerregenbereich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte zeigen einen gutmütigen Verlauf und
verdeutlichen die Einigkeit der Ensembles, die sich fast ausschließlich hinter
den Hauptlauf stellen. Dem Minimum im Trog zu Beginn folgt ein rascher Anstieg
der Temperaturen in 850 hPa und des Geopotentials, den alle Ensemblemember
mitmachen. Der Spread ist gering und fächert erst zur erweiterten Mittelfrist
deutlicher auf, bei den Temperaturen mehr als beim Geopotential und nach Norden
hin mehr als im Süden. Niederschlagssignale sind fast ausschließlich auf den
Donnerstag und Freitag konzentriert.
Die 5 Cluster bis +96 h ähneln sich sehr. Im Zeitraum bis +168h wird nur ein
Cluster gebildet, der schön den Übergang von der Trog- in die Brückenlage zeigt.
Für die erweiterte Mittelfrist werden 3 Cluster gebildet, die überwiegend
antizyklonal simulieren. 38 Member mit einem kräftigen Höhenrücken über
Zentraleuropa.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


An der Kaltfront, die uns von Donnerstag auf Freitag überquert, kann es recht
kräftig regnen. Die Hinweise auf Dauerregen oder Starkregen sind bislang aber
noch nicht recht überzeugend. EFI gibt schwache Hinweise auf
überdurchschnittlich viel Regen im Südwesten und Süden. Leichte Hinweise aus dem
ICON decken sich mit geringen Wahrscheinlichkeiten für markante Regenmengen aus
den Ensembles, ebenfalls erst im Schwarzwald, dann zum Alpenrand wandernd, vor
allem ins Allgäu. Ob die Gewitter im Trogbereich markant werden ist unsicher, am
ehesten durch stürmische Böen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS + EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner