DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-09-2023 17:01
SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.09.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Ende des Spätsommerwetters mit teils kräftigen Schauern und Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
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Aktuell ... steht ein Wetterwechsel vor der Tür, der das warme Spätsommerwetter
der vergangenen Tage mit ordentlichem Rumms beendet.
Dabei verabschiedet sich der tagelang wirksame, umfangreiche Rücken über Mittel-
und Osteuropa, weil ihm ein Langwellentrog vom Nordostatlantik durch seine
langsame Progression nach Osten drückt. Im Zuge dessen gelangt Deutschland mehr
und mehr auf die Vorderseite des Troges, wobei eine südwestliche Höhenströmung
vorherrscht. In dieser werden kurzwellige Anteile über Deutschland hinweg nach
Nordosten geführt.
Ein erster solcher Anteil sorgt in den Abendstunden noch für Schauer oder
Gewitter im Nordseeumfeld bzw. in Schleswig-Holstein mit geringer
Wahrscheinlichkeit für Starkregen. Nach Mitternacht ziehen die Schauer rasch
nach Norden ab.
Im Rest des Landes ist es unter noch dominierendem Hochdruckeinfluss durch Hoch
QUITERIA über Westrussland zunächst ruhig und meist nur locker bewölkt, nach
Osten hin teils klar.
In der zweiten Nachthälfte nähert sich dann aber ein zweiter Randtrog in der nun
leicht diffluenten südwestlichen Höhenströmung. Mit diesem wird starke Hebung
durch PVA generiert, die sich im Nachtverlauf auf den Westen und Teilen der
Mitte ausbreitet.
Folglich kommen Schauer und Gewitter auf, die sich bis zum Morgen hauptsächlich
über dem südwestlichen NRW, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, dem nordwestlichen
Baden-Württemberg, dem nordwestlichen Bayern und dem südlichen Hessen austoben.
Ihnen steht MU-CAPE bis etwa 500 J/Kg, PPW's von 30 bis 40 mm und einiges an
Scherung (10 bis 20 m/s zwischen 0 und 1 km sowie 10 bis 23 m/s zwischen 0 und 6
km). Das macht einerseits Starkregen mit Mengen von 10 bis 25 l/qm in einer
Stunde (nach ICON-D2 10 bis 20 % Wahrscheinlichkeit), kleinen Hagel sowie
stürmische Böen Bft 8 möglich. Lokal stärkere Entwicklungen bis in den
Unwetterbereich vor allem bezüglich des Starkregens und des Hagels sind aufgrund
der Scherung nicht ausgeschlossen.
Mittlerweile haben sich auch die Modelle angenähert, so sind beispielsweise
ICON-D2 und Super HD sehr ähnlich und zeigen Multizellensysteme. Ebenso ist
AROME auf ähnlichen Pfaden unterwegs, bezieht aber noch das nordwestliche NRW
und das Emsland mit ein, hat dafür allerdings kaum stärkere Entwicklungen über
Deutschland.
Nach Osten und Südosten hin kann es stellenweise teils dichten Nebel geben.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südost, im Südwesten dreht er auf Süd bis
Südwest und frischt vor allem bei Schauern und Gewittern auf.
Die Temperaturen sinken auf 19 bis 12, bei längerem Aufklaren bis auf 10 Grad.


Montag ... nähert sich der Langwellentrog weiter dem Kontinent an, wobei er im
südlichen Teil vor der Iberischen Halbinsel abtropft. Durch einen von Nordwesten
hereinlaufenden Randtrog wird das Trogresiduum regeneriert, wobei die Achse
davon abends eine Linie Schottland - südwestliche Nordsee - Nordfrankreich
erreicht.
Am Boden kommt nun eine Kaltfront mit ins Spiel, die zum Frontensystem des Tiefs
JAN bei Schottland gehört und im Tagesverlauf auf Deutschland übergreift. Bis
zum Abend dringt diese bis auf eine Linie östliches Schleswig-Holstein -
Erzgebirge vor und lässt die Schauer und Gewitter im Westen und in der Mitte vom
Morgen im Tagesverlauf auf den Nordosten, Osten und Südosten übergreifen.
Während die Gewitter im Norden und Osten meist schwächer ausfallen, da ihnen nur
bis etwa 500 J/kg ML-CAPE zur Verfügung stehen, neigt die Kaltfront im Süden am
Nachmittag zum Schleifen und zur Verwellung. Zudem wird dort ein weiterer, recht
scharfer Randtrog simuliert. Von den Modellen werden daher Starkregenfälle
insbesondere südlich der Donau simuliert, die bezüglich eines 6-stündigen
Zeitraums bis zum Abend markant, zu den Alpen hin gebietsweise mit
Wahrscheinlichkeiten bis 40 % unwetterartig ausfallen. Gut möglich ist aber
auch, dass durch Einstrahlung zuvor nochmals bis zu 1500 J/kg CAPE generiert
werden können, was entsprechend starke Gewitter auslösen wurde mit
Begleiterscheinungen wie Starkregen, Hagel und Sturmböen. Bezüglich Starkregen
(in einer Stunde) und Hagel sind dann ebenfalls unwetterartige Ausmaße nicht
ausgeschlossen. Allerdings simulieren die Modelle die stärksten Entwicklungen
bereits weiter östlich, sodass wohl eher der 6-stündige, lokal gewittrige
Starkregen das Hauptwarnelement sein sollte.
Hinter der Kaltfront sorgt postfrontale Subsidenz zunächst für eine
Wetterberuhigung im Westen, wobei sich zeitweise die Sonne zeigt.
Zum Abend hin kommen im Südwesten jedoch neue Schauer und Gewitter auf, die sich
aus Hebung des heranrückenden Langwellentrogs und wieder zunehmender Hebung
durch PVA speisen. Erneut wird ML-CAPE bis 750 J/kg aufgebaut bei PPW's von
weiterhin 30 bis 40 mm. Scherung ist nach wie vor reichlich vorhanden, sodass
die Gewitter neuerlich kräftig ausfallen können mit Starkregen, Hagel und
stürmischen Böen. ICON-D2 zeigt Hinweise für Starkregen bis in den
Unwetterbereich, beim Wind gibt es geringe Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen
Bft 9, aber nicht mehr. Mögliche organisierte Strukturen würden Hagel um 2 cm
möglich machen.
Der Wind weht mäßig aus West bis Südwest, im Westen frischt es nachmittags auf
mit vereinzelt starken Böen auch außerhalb der Konvektion. An den Alpen ist es
vormittags leicht föhnig mit stürmischen Böen auf den Gipfeln.
Die Temperaturen steigen auf 21 bis 26 Grad in der Westhälfte und auf nochmals
24 bis nahe 30 Grad präfrontal in der Osthälfte.

In der Nacht zum Dienstag wandert die Ache des Troges über die Nordsee und
Nordwestdeutschland rasch nach Dänemark weiter. Im Zuge dessen verlagert sich
Tief JAN in nordöstliche Richtung zum Nordmeer und bildet einen Ableger vor der
norwegischen Küste. Die wellende Kaltfront des Tiefs über dem Osten und Südosten
Deutschlands zieht im Nachtverlauf zwar ab, sodass die Niederschläge sich zum
Morgen hin meist abschwächen. Zuvor gibt es aber vor allem in der Lausitz
nochmals Starkregensignale nahe des Scheitelpunkts des Wellentiefs. Insbesondere
im 6-stündigen Bereich sind dabei auch Wahrscheinlichkeiten bis 40 % für
unwetterartige Mengen vorhanden.
Ansonsten breiten sich die Schauer und Gewitter mit dem Trog und einer zweiten
Kaltfront von Tief JAN von Südwesten in die anderen Landesteile aus. Nach Abzug
der Trogachse schwächen sich die Niederschläge in der zweiten Nachthälfte
deutlich ab, zumal in der west-südwestlichen Strömung kräftige KLA einsetzt. Das
Unwetterpotenzial (Starkregen/Hagel) beschränkt sich somit auf die ersten
Nachtstunden. Im Westen trocknet es zum Morgen hin bereits ab.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südwest mit starken Böen auf den Bergen und
an der Nordsee.
Die Temperaturen sinken auf 17 bis 13 Grad in der Osthälfte und an der See,
sonst auf 14 bis 9 Grad.

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Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag ... ergeben sich im Vergleich zur Frühübersicht keine große Änderungen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale sehr ähnlich und haben auch bei der
Einschätzung der konvektiven Ereignisse die gleichen Ideen. Unterschiede im
Detail sind handelsüblich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler*