DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-09-2023 07:30
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.09.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu S a

Anfangs im Nordosten Starkregen. Im Süden Gewitter mit vereinzeltem Unwetter
durch heftigen Starkregen. Nächste Tage nur geringe Gewitterneigung im Süden.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Mittwoch... liegen wir unter einer westlichen Höhenströmung mit der ein
Kurzwellentrog, Rest eines vorangegangenen Abtropfvorgangs, über Deutschland
nach Osten schwenkt und zum Tagesende über Polen liegt. Davon ausgehend hängt
ein Troganteil über Frankreich und die Iberischen Halbinsel weit nach Südwesten
zurück.
Zum erstgenannten Trog gehört auch ein Bodentief, dass aktuell über Brandenburg
liegend über die Oder nach Polen abzieht und sich dabei noch weiter kräftigt und
abends nahe dem Baltikum ankommt.
Auf dessen Rückseite dreht die Strömung bodennah großflächig auf Nord bis
Nordwest und die Kaltfront, morgens noch über Nordwestdeutschland liegend, macht
Fortschritte landeinwärts. Sie erreicht bis zum Abend den Main. Dabei wird die
schwülwarme Luft postfrontal durch gemäßigt temperierte (T850 5 bis 10°C) und
vor allem deutlich trocknere und stabile Luft ersetzt.
Die Höhenströmung ist auf der Trogvorderseite zunächst aber noch auf Südwest und
gestützt durch PVA und WLA um das abziehende Tief herum kommt es anfangs im
Nordosten zu kräftigen (Stark)Regenfällen, die im Laufe des Vormittags über die
Ostsee und die Oder abziehen.
Rückseitig der Kaltfront strömt kühlere, aber immer noch recht angenehm
temperierte Meeresluft mit T850 um 7°C ein, wobei neben der KLA der stromauf
über den Britischen Inseln folgende flache Rücken zum einen die Hochdruckzone
QUITERIA über dem Nordmeer und der Nordsee und zum anderen die Wetterberuhigung
von Nordwesten her bei uns stützt. Nach den Regenfällen lockert die Bewölkung
von Nordwesten her teils stärker auf.

Das wars aber noch nicht vom Wetter, weil präfrontal die schwül-warme, sehr
feuchte (PPW um 30 mm), energetisch aber ziemlich ausgelaugte Luft
wetterbestimmend bleibt.
Entlang und südlich der zentralen Mittelgebirge entwickeln sich erneut Schauer
und einzelne Gewitter. Scherung ist kaum vorhanden und wegen der von Anfang an
vorhandenen Bewölkung wird auch nur um 500 J/kg ML CAPE aufgebaut. Daher bilden
sich meist Einzel- und Multizellen, die lokal Starkregen um 20 l/m², punktuell
im äußersten Süden (Bodensee bis zum Berchtesgadener Land) vereinzelt auch
unwetterartige Mengen bis 40 l/m² binnen einer Stunde produzieren. Außerdem muss
mit starken bis stürmischen Böen und kleinkörnigem Hagel gerechnet werden.

Der teils böige Wind erreicht an exponierten Küstenabschnitten und vereinzelt an
der Kaltfront vorübergehend die Stärke 7 Bft.
Die Tageshöchstwerte liegen meist zwischen 20 und 26°C, im Norden 17 bis 20°C.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht ein Trog nebst Bodentief das Seegebiet bei
Schottland. Der flache Rücken wird dadurch ostwärts nach Skandinavien und
Mitteleuropa gedrängt. Der Schwerpunkt der Bodenhochdruckzone findet sich im
Laufe der Nacht über Deutschland und sorgt dafür, dass die Wetterberuhigung auch
über Süddeutschland greift.

Bei vielfach klaren und windschwachen Bedingungen sink die Temperatur im Norden
und der Mitte in den einstelligen Bereich. In ungünstigen Lagen Norddeutschlands
könne die Temperaturen bis in Gefrierpunktnähe sinken und stellenweise bildet
sich flacher Nebel.
Südlich des Mains halten sich Reste der feucht-warmen Luftmasse, womit es dort
oft bewölkt weitergeht und vor allem südlich der Donau noch regnet. Am Alpenrand
sind binnen 12 Stunden staubedingt 5 bis 15 l/m² in Verbindung mit
anfänglichen Gewittern punktuell bis 30 l/m² zu erwarten, was Starkregen anfangs
zum Thema macht. Der Regen lässt auch dort insgesamt nach.


Donnerstag... verläuft die Frontalzone relativ weit nördlich über die Britischen
Inseln bis nach Norwegen. Die sich ostwärts anschließende Hochdruckbrücke mit
einem kalten flachen Kern über der Norwegischen See und der Ostsee erstreckt
sich in wärmerer und von einem flachen Rücken gestützten Südteil über
Deutschland hinweg bis zur Biskaya. Sie wird aber mit einer beginnenden
Austrogung über dem Atlantik von Westen auch wieder abgebaut.

Neben gelegentlichen Wolkenfeldern an der Nordsee und über Schleswig-Holstein
als Streifschuss der Tiefausläufer der Frontalzone gibt es viel Sonnenschein und
flache Quellwolken. Lediglich im äußersten Süden, besonders am Alpenrand und in
Südbaden treten in der schwach labilen Luftmasse mit erhöhtem Feuchtegehalt (PPW
25 mm) einzelne Schauer auf und am Alpenrand sind vereinzelte Gewitter zumindest
nicht ganz ausgeschlossen.

Die Temperatur steigt bis zum Nachmittag auf 17 bis 24°C. Der Wind spielt keine
Rolle.

In der Nacht zum Freitag kräftigt sich die Hochdruckzone über Osteuropa noch,
während über Mitteleuropa mit einer Tiefentwicklung über Frankreich und der
Biskaya der Luftdruck wieder leicht fällt. Auswirkungen hat das aber nicht. Bei
schwachem östlichen Wind überwiegt leichtes Absinken und gebietsweise bildet
sich Nebel. Nur ganz im Norden und im Süden ziehen ein paar Wolkenfelder durch.
Die Nacht wird oft kühl mit einstelligen Werten und bodennah reicht es im Norden
vielleicht für nahe 0°C.


Freitag... zieht der zunächst flache, dann zusehends amplifizierte Höhenrücken
nach Osteuropa ab. Bodennah stützt dieser ein Hoch mit Schwerpunkt über dem
Baltikum, sodass über Mitteleuropa inklusive Deutschland an dessen Südwestflanke
des Hochs die östliche bis südöstliche Grundströmung andauert. In der meist
trockenen und stabilen Luft hält das leichte Absinken noch an, sodass tagsüber
in den meisten Regionen die Sonne scheint mit nur wenigen dünnen Wolken.
Mit der aufkommenden Südwestströmung in der Höhe breitet sich die wärmere
Luftmasse wieder nach Norden aus und die 10°C Isotherme in 850 hPa liegt abends
über Norddeutschland. Dazu greift auf den Südwesten ein schwacher KW Trog über
und die Luft wird ausgehend vom Alpenraum und Frankreich her im Süden und Westen
auch wieder feuchter und vor allem nach Süden zu ist sie auch instabil
geschichtet. Hier werden ML Cape Werte bis 800 J/kg erreicht.

Allerdings entfaltet der Trog kaum Wirkung, was letztlich dazu führt, dass
lediglich orografisch bedingt über dem Schwarzwald und den Alpen einzelne
Schauer und Gewitter entstehen. Mangels Scherung und Strömung sind das fast
stehende Einzelzellen, die für Starkregen gut sein können.

Die Temperatur steigt auch im Norden wieder über die 20°C, im Südwesten sind bis
27°C möglich.

In der Nacht zum Samstag tropft der Trog vor den Toren Europas ab, stromab
beginnt sich ausgehend vom Mittelmeer ein Keil über die Alpen nach Norden
aufzuwölben. Schwache Warmluftadvektion sorgt für leichten Druckfall am Boden;
mit dem antizyklonalen Einschlag in der Höhe setzt sich das meist ruhige Wetter
fort. Die Schauer im Süden klingen und bei sonst oft geringer Bewölkung bildet
sich gebietsweise Nebel.

Die Nacht wird trotzt teilweise einstelliger Temperaturen insgesamt wieder etwas
milder, ohne Bodenfrostgefahr.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die großräumige Entwicklung ist eindeutig. Unterschiede betreffen Details, die
durch das Nowcasting der Regen- und Gewitterwarnungen teilweise abgedeckt
werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner