DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-09-2023 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.09.2023 um 10.30 UTC



Nach Kaltfrontdurchgang ruhige Hochdruckwetterlage, ab Sonntag tendenziell
unbeständiger mit großen Unsicherheiten.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 18.09.2023


Nach dem Kaltfrontdurchgang am Mittwoch etabliert sich am Donnerstag erneut ein
flaches aber ausgedehntes Hochdruckgebiet über Mitteleuropa bis Skandinavien.
Die Reste der Kaltfront schleifen noch an den Alpen, ansonsten setzt sich
sonniges Wetter durch. Die 850-hPa-Temperatur liegt bei 7 °C im norden und etwa
11 °C am Alpenrand.

Am Freitag kräftigt sich vorderseitig eines Atlantiktroges ein Höhenrücken mit
Zentrum über Polen. Das korrespondierende Hoch liegt mit seinem Schwerpunkt über
dem Baltikum und zieht nordostwärts. Deutschland verbleibt unter antizyklonalem
Einfluss, wobei die 850-hPa-Temperatur durch WLA und Absinken noch etwas
ansteigt.

Am Samstag entwickelt sich ausgehend vom atlantischen Langwellentrog ein
Cut-Off-Tief westlich der Iberischen Halbinsel. Das Trogresidum des
Atlantiktrogs zieht rasch Ostwärts über die Nordsee Richtung Skandinavien. Ihm
folgt eine weiteres Atlantikhoch, das eine schwache Brücke zum Hoch über
Nordosteuropa bildet. Deutschland befindet sich unter schwachgradientigen
Verhältnissen unter anzyklonalem Einfluss in der Höhe. Dabei wird vorderseitig
des Cut-Off-Tiefs subtropische Luft mit 850-hPa-Temperaturen von 15 °C am
Alpenrand und um 10 °C im Norden herangeführt.

Am Sonntag zieht das Trogresiduum über die Ostsee und beeinflusst den Nordosten
Deutschlands. Ein nachrückendes Hoch etabliert sich über der Nordsee. Weiter
südlich schiebt das quasistationäre Cut-Off-Tief einen Schwall nordafrikanischer
Luft über Frankreich nordwärts, die gegen die subpolare Luftmasse des
Ostseetroges anläuft. Dadurch verstärken sich die Luftmassengegensätze in
Deutschland. Auf 850-hPa stehen 4°C auf Rügen 17 °C am Oberrhein gegenüber. Da
allerdings die Luftmassengrenze in einem Höhenkeil liegt und sich ausgehend vom
Bodenhoch über der Nordsee ein Keil über Nordostdeutschland erstreckt, bleibt
die Luftmassengrenze inaktiv. Erste Gewitter werden von IFS jedoch am Nachmittag
und in der Nacht zum Montag im Südwesten und Westen in der nordafrikanischen
Luftmasse simuliert.

Am Montag verbindet sich das Cut-Off-Tief mit einem nachrückenden Atlantiktrog.
Einige Kurzwellen laufen über Frankreich an dessen Vorderseite nordwärts und
beeinflussen den Westen Deutschlands, während der Osten von den nun über
Skandinavien liegenden Hochdruckgebiet beeinflusst wird. Die Advektion der
nordafrikanischen Luft hält auf der Trogvorderseite an, sodass es verbreitet
nochmal sommerlich wird.

Im weiteren Verlaufe etabliert sich das blockierende Hoch über Skandinavien und
dem Nordmeer. Dem gegenüber steht ein sich immer wieder regenerierender Trog
über dem Atlantik. Von dort aus ziehen an der Südwestflanke des Hochs immer
wieder Kurzwellentröge über Mitteleuropa. Die Temperatur würde demnach auf ein
für die Jahreszeit übliches Niveau zurück gehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Von der großräumigen Wetterlage gibt es wenig Unterschiede zu den Vorläufen.
Erst ab Sonntag wird die genaue Position des Westeuropatiefs unterschiedlich
berechnet, was Auswirkungen auf die Wetterentwicklung insbesondere in
Westdeutschland hat.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die ICON-Simulation ist bis Samstag im Wesentlichen gleich. Im ICON entwickelt
sich kein Skandinavienhoch, sondern ein Hoch über Osteuropa, gegen das der Trog
über Westeuropa anläuft. Mitteleuropa verbleibt dabei auf der Trogvorderseite in
zyklonalem Einfluss mit teilweise kräftigeren gewittrigen Regenfällen.

Die GFS-Simulation ist ähnlich wie die IFS-Variante.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die IFS-Rauchfahnen sind bis Samstag ziemlich dicht gebündelt (kaum
Niederschlagssignale bei hohem Geopotenzial und leicht steigenden 850
hPa-Temperaturen in der Südhälfte). Ab dann nimmt die Streuung in den
850-hPa-Temperaturen bei gleichzeitige vermehrten Niederschlagssignalen
erheblich zu. Das Geopotenzial streut ebenfalls stärker, zeigt aber ab Montag
einen allgemeinen Abwärtstrend.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass der Hochdruckeinfluss bis Samstag
gesichert ist. Dann ist die weitere Entwicklung ab Sonntag stark von einem
Cut-Off-Tief über Westeuropa und der Entwicklung der eventuellen Entwicklung
Skandinavienblocks abhängig. Es gibt sogar einige Läufe, die weder das
Cut-Off-Tief, noch das Skandinaveinhoch berechnen und am Sonntag einen
Trogdruchgang rechnen. So ist die Prognose insbesondere der Temperatur ab
Sonntag ziemlich unsicher. Fraglich bleibt, vor allem, wie weit die
nordafrikanische Luftmasse nach Norden vorankommt. Die Clusteranalysen sind
hierfür für Mitteleuropa zu grob, um Aussagen zu treffen. Eine Tendenz zeigt
jedoch hin zu einer etwas wechselhafteren Witterungsphase.
Im weiteren Verlauf werden für die neue Woche 6 Cluster gezeigt, die die große
Unsicherheit der Lage verdeutlichen. Hier spielt die Einbindung der Ex-Hurrikans
LEE und MARGOT sicherlich eine große Rolle. Die Mehrzahl der Cluster zeigt
irgendein Blocking. Über Skandinavien, Osteuropa oder im Nordmeer bleibt
fraglich. Tendenziell zeigt sich in allen Clustern ein stärkerer Trog über dem
Ostatlantik bzw. Westeuropa. Daraus lässt sich schließen, dass sich der
Atlantiktrog immer wieder regenerieren könnte. Der Einfluss auf uns ist noch
ungewiss. Tendenziell bleibt es wahrscheinlich etwas wechselhafter.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Sonntag zeigen einige Ensemblemitglieder ein erhöhtes Potenzial für schwere
Gewitter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX, ab Sonntag IFS-ENS-Mittel
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold