DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-09-2023 06:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.09.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SEa;
Fortdauer des ruhigen Spätsommerwetters. Am Freitag nur sehr geringes
Gewitterrisiko über dem Bergland im Süden, Südwesten und Westen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... setzt sich die omega-förmige Blockadelage und damit auch das äußerst
ereignisarme Spätsommerwetter fort. Das verantwortliche Höhenhoch liegt mit
seinem Zentrum quasi-stationär über Westdeutschland. Es schwächt sich zwar
bereits langsam etwas ab, sprich das Geopotenzial sinkt leicht, mit einer
Kernisohypse von 594 gpdam kann man aber immer noch von einer äußerst kräftigen
Antizyklone sprechen. Das Hoch ist über eine Potenzialbrücke über den westlichen
Alpenraum und dem westlichen Mittelmeer mit einem weiteren Höhenhoch über
Algerien verbunden. An seiner Nordflanke wölbt sich ein Rücken bis zum Nordmeer
auf, der langsam ostwärts Richtung Skandinavien schwenkt. Flankiert wird das
Höhenhoch von einem Trog, der von Grönland bis zu den Kanaren reicht und knapp
nordwestlich der Iberischen Halbinsel die Rudimente von Ex-Hurrikan "Franklin"
einverbleibt hat. Sein Konterpart, das hochreichendes Cut-Off-Tief "Daniel",
zieht über dem zentralen Mittelmeer knapp südlich des Ionischen Meeres seine
Kreise und sorgte jüngst für Starkregen und katastrophale Fluten in
Griechenland. Während die Strukturen in der Höhe selbstredend eine äußerst
eingeschränkte Mobilität aufweisen, tut sich im Bodenfeld zumindest etwas mehr:
Während sich Hoch "Olenka" mit Zentrum über dem Dreiländereck
Polen-Slowakei-Ukraine nach und nach auflöst, stützt der nach Skandinavien
schwenkende Rücken ein neues Hoch "Patricia", das sich verhältnismäßig zügig mit
seinem Schwerpunkt von Norwegen zur mittleren Ostsee verlagert. Am Rande der
umfangreichen, weite Teile Nord- und Osteuropa überdeckenden Hochdruckzone
fächert der Gradient über Deutschland tendenziell weiter auf, sodass sich
nunmehr eine seichte östliche bis südöstliche Strömung ergibt. Die trockene
kontinentale Festlandsluft ("cSp") kann sich durch das starke Absinken weiter
erwärmen, T850 liegt zwischen 16 Grad im Nordosten und 22 Grad im Westen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Auch der heutige Tag wird ein sonniger und trockener,
Wolken bleiben die Ausnahme. Dabei wird es spätsommerlich warm bis heiß bei
Höchstwerten zwischen 25 und 32 Grad, mit den höchsten Werten im westdeutschen
Tiefland.

In der Nacht zum Donnerstag zieht Hoch "Patricia" weiter zum Baltikum, ansonsten
ändert sich kaum etwas. Schwache WLA sorgt im Norden und Nordwesten für ein paar
hohe Wolkenfelder, ansonsten ist es zumeist klar. Örtlich flache Nebelfelder
bilden sich bevorzugt in Mulden- und Tallagen des Mittelgebirgsraumes sowie im
Alpenvorland und an der Donau. Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 20 Grad an
der Nordsee und 8 Grad in Teilen Süddeutschlands.

Donnerstag... bleibt uns das Höhenhoch gewogen, es verlagert sich nur
unwesentlich und findet sich nun eher über dem Norden Deutschlands. Das Hoch
"Patricia" zieht noch etwas nach Südosten bis nach Belarus, auf Frankreich
greift derweil eine flache Tiefdruckrinne über. Dies tangiert den äußersten
Süden und Südwesten Deutschlands insofern, dass dort der Wind quasi einschläft.
Dies begünstigt das Einsickern etwas feuchterer Luft aus Südwesten, die
spezifische Feuchte in den unteren 500 m steigt immerhin auf 10 bis 14 g/kg.
ICON6 baut zwischen Schwarzwald und Alpen sogar ein paar Hundert J/kg ML-CAPE
auf. Das starke Absinken sollte aber jegliche hochreichende Konvektion
unterbinden, bei rund 800 hPa zeigt sich in den Prognosesoundings eine
Absinkinversion, oberhalb jener die Schichtung weiterhin sehr trocken ist. Es
bleibt also wahrscheinlich bei ein paar mehr Quellwolken, die sich bevorzugt
über dem Bergland bilden.
In den übrigen Regionen weht weiterhin ein östlicher bis südöstlicher Wind, mit
der trockene Luft herangeführt wird (spez. Feuchte 6 bis 10 g/kg). Abgesehen von
ein paar Schleierwolken über dem Norden und Nordosten scheint die Sonne meist
von früh bis spät, bei ähnlichen Temperaturen wie am Vortag.

In der Nacht zum Freitag ist die Nebelneigung in der feuchteren Luft im Süden
und Südosten im Vergleich zu den Vornächten erhöht. Ansonsten verläuft die Nacht
wieder klar bei nur lokalen, flachen Nebelfeldern. Im Südwesten dürften die
Tiefstwerte etwas höher liegen als in der Vornacht, ansonsten ändert sich kaum
etwas.

Freitag... ändert sich die Verhältnisse in der mittleren und oberen Troposphäre
kaum, das Höhenhoch schwenkt ein klein wenig nach Osten und liegt abends über
Ostdeutschland. Hoch "Patricia" zieht mit seinem Zentrum zur Westukraine. Es
schwächt sich zwar ab, die eigentliche Hochdruckzone allerdings weitet sich
gleichzeitig weit nach Norden und Süden aus. Das meridionale Hochdruckgebiet
überdeckt ein Gebiet vom Weißen Meer bis zur Balkanhalbinsel. Zwischen diesem
Hoch und der Tiefdruckrinne, die auf Benelux übergreift, schwächt sich der Wind
nun über der gesamten Südwesthälfte ab, sodass sich die feuchtere Luftmasse dort
weiter ausbreiten kann. ICON6 simuliert wieder hier und da etwas ML-CAPE, aber
im Grunde gilt dasselbe wie schon am Vortag: großräumiges Absinken und eine
äußerst trockene Luft oberhalb der Absinkinversion sollte hochreichende
Konvektion eher unterbinden. Allerdings ist der "Deckel" nicht mehr ganz so
massiv, sodass nach vorangegangener Anfeuchtung durch die ein oder andere
"Fehlzündung" ein ganz vereinzelter Schauer oder ein kurzes Gewitter über dem
west- und südwestdeutschen Bergland sowie an den Alpen nicht mehr gänzlich
ausgeschlossen werden können.
In den meisten Regionen aber kann man in den Wetterberichten getrost
"Copy-Paste" anwenden, es bleibt sonnig, trocken und unverändert sommerlich warm
bis heiß.

In der Nacht zum Samstag bildet sich in der Südwesthälfte in der feuchten Luft
und bei sehr windschwachen Verhältnissen vermehrt Nebel oder flacher Hochnebel,
nach Nordosten zu verläuft die Nacht klar.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Donnerstag keine prognoserelevanten Unterschiede und von Nebel abgesehen
keine Warnereignisse.
Am Freitag simulieren IFS und GFS zaghafte Niederschlagssignale an den Alpen
(erhöhte Schauerneigung, eventuell kurze Gewitter?), ICON belässt es trocken.
Generell ist die Wahrscheinlichkeit für hochreichende Konvektion aber selbst am
Freitag als sehr gering einzuschätzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser