DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-09-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 05.09.2023 um 10.30 UTC



Zunächst sommerlich heiß und meist trocken, geringes, allmählich zunehmendes
Schauer-/Gewitterrisiko im Bergland. Dienstag zunehmend wechselhaft,
Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 12.09.2023


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag und Samstag liegt Deutschland unter dem
Höhenkeil der Omegalage, zunächst liegt sogar ein abgeschlossenes Höhenhoch mit
etwas über 592 gpdam über dem Nordosten. Am Boden liegen wir am Rande des
Bodenhochs, dessen Schwerpunkt sich östlich von uns im Bereich
Polen/Baltikum/Belarus/West-Ukraine befindet. Von Westen fällt der Luftdruck
leicht, die Luftdruckgegensäte sind aber sehr gering. Auch wenn dynamische
Antriebe nicht in Sicht sind, sind im Westen und Südwesten, am Samstag auch an
den Alpen mit Hilfe der Orografie erste, lokale Hitzegewitter nicht
ausgeschlossen: Die Luftmasse wird etwas angefeuchtet und im Tagesverlauf wird
ein wenig CAPE generiert. Ob es wirklich für kurze Schauer/Gewitter reicht,
bliebt abzuwarten. Ansonsten bleibt es trocken, (von einzelnen, nachmittäglichen
Quellwolken über dem westlichen/südwestlichen Bergland abgesehen) sehr sonnig
und bei 850 hPa-Temperaturen von 15 bis knapp 20 Grad sommerlich heiß mit
Höchstwerten zwischen 28 und 33 Grad, an den Küsten um 25 Grad. Aufgrund der
schon recht langen Nächte sind morgendliche Nebelfelder zu erwarten.

Am Sonntag ändert sich die Konfiguration insofern, dass der Höhenkeil mit
Annäherung des westeuropäischen Höhentroges (samt Bodentief vor der
portugiesischen Küste - ex Hurrikan Franklin) von Westen und einer Austrogung
nach Süden über Osteuropa eingequetscht und damit schmaler wird. Am Boden nähert
sich von Westen die flache Tiefdruckzone, das Bodenhoch befindet sich mit seinem
Schwerpunkt über Ost-/Nordosteuropa. Insgesamt überwiegt weiterhin
sonnenscheinreiches und trocknes Wetter. Im Westen und Südwesten sind auf der
sich nähernden Trogvorderseite leichte Hebungsantriebe möglich, die zusammen mit
der Orografie das Auftreten einzelner Hitzegewitter über dem westlichen und
südwestlichen Bergland und an den Alpen im Vergleich zu den Vortagen etwas
wahrscheinlicher werden lassen. Die Temperaturen in 850 hPa liegen nach wie vor
bei jenseits der 15 Grad, so dass mit sommerlich heißen Höchstwerten zwischen 27
und 32 Grad zu rechnen ist.

Am Montag rückt das für Sonntag beschriebene Trog-Keil-Muster leicht ostwärts,
das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Belarus/Nordwestrussland und
Deutschland gelangt zunehmend in den Einflussbereich der westeuropäischen
Tiefdruckzone. Über Benelux deutet sich dabei ein flacher Bodentrog an. Von
Westen nimmt daher die Bewölkung und das Schauer-/Gewitterrisiko etwas zu, nach
Osten hin ist es weiterhin meist sonnig und trocken. Da weiterhin aber nur
geringe dynamische Hebungsantriebe simuliert werden, sind einzelne Schauer oder
Gewitter nach wie vor (höchstwahrscheinlich) auf orografische Unterstützung
angewiesen und damit wohl aufs (westliche/südwestliche) Bergland beschränkt. Die
850 hPa-Temperaturen bleiben noch auf recht hohem Niveau, in Anbetracht von
geringerer Einstrahlung sind die Höchsttemperaturen leicht geringer als zuvor:
25 bis 31 Grad, an den Küsten um 23 Grad.

Am Dienstag greifen dann der Bodentrog und das nachfolgende Frontensystem des
bei Island liegenden Tiefs von Westen auf Deutschland über. Das Geopotenzial
fällt, der Trog erreicht den Westen/Nordwesten. Es herrscht wechselnde bis
starke Bewölkung vor, dabei treten Schauer und Gewitter auf, potenziell ist
Starkregen möglich. Rückseitig des Frontensystems gehen die 850 hPa-Temperaturen
auf etwa 10 bis 15 Grad zurück, so dass Höchstwerte zwischen 25 und 28 Grad zu
erwarten sind, im Bergland und an den Küsten bei 20 bis 23 Grad. Wie markant
dieses Frontensystem bzw. auch der vorlaufende Bodentrog ausfällt, bleibt noch
abzuwarten.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die am Dienstag begonnene eher
zyklonal geprägte Witterung voraussichtlich fort. Das Temperaturniveau geht noch
etwas zurück.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden Modellläufe des IFS ist insgesamt sehr gut, im
Verlauf schleichen sich nur langsam kleinere Phasen- und Amplitudenunterschiede
ein. Dabei nimmt der aktuellste IFS-Lauf von heute Morgen 00 UTC die im
zeitlichen Verlauf zögerlichste Variante der Trogannäherung ein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch andere Globalmodelle simulieren sehr ähnliche Grundstrukturen, im Laufe der
Mittelfrist mit ähnlich zunehmenden, meist aber leichten Abweichungen
hinsichtlich des Timings und der Ausgestaltung der Trog-Keil-Struktur.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC bis
Samstag 00 UTC zwei Cluster (26 bzw. 25 Member, beide Regime Blocking). Für
Mitteleuropa ergeben sich dabei keine prognoserelevanten Unterschiede. Das
Regime Blocking setzt sich im Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00
UTC (+120 bis +168 h) fort. Es werden drei Cluster mit 26, 15 und 10 Membern
angeboten, der Hauptlauf befindet sich in Cluster 3, der Kontrolllauf in Cluster
1. Es werden leicht unterschiedliche Trog-Keil-Strukturen gezeigt, die die
Annäherung des Westeuropatroges betreffen. Prognoserelevanz (Timing und
Ausprägung der zunehmend Zyklonalität und damit Schauer-/Gewittertätigkeit von
Westen) könnte sich daraus eventuell ab Montag, vor allem aber zum Dienstag
ergeben. Die diesbezüglichen Unsicherheiten wurden bereits weiter oben erwähnt.

Die Rauchfahnen sind bis einschließlich Montag sowohl bei der Temperatur in 850
hPa als auch beim Geopotenzial in 500 hPa sehr gut gebündelt und auch bei den
Niederschlagssignalen herrscht Ruhe. Im Laufe des Dienstages nimmt der Spread
deutlicher zu, das Temperaturniveau geht tendenziell etwas zurück (auch wenn
einige Member weiter auf hohem Niveau bleiben), das Geopotenzial fällt
tendenziell und es zeigen sich zunehmend Niederschlagssignale.

Der oben beschriebene Fahrplan für die Mittelfrist bestätigt sich somit:
zunächst antizyklonales, störungsfreies Wetter, ab Dienstag Umstellung in
Richtung zyklonal und wechselhaft.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Das einzige, potenziell signifikant Warnelement sind lokale Gewitter. Dies sind
zunächst einzelne Entwicklungen vor allem über dem westlichen/südwestlichen
Bergland und im Alpenraum, das Risiko nimmt im Verlauf der Mittelfrist
allmählich zu. Dabei kann vereinzelt lokaler Starkregen nicht ausgeschlossen
werden, diesbezüglich Signale von EPS oder EFI gibt es bis einschließlich Montag
aber nicht. Zum Dienstag nimmt das Schauer- und Gewitterrisiko von Westen weiter
zu, der EFI liefert dann auch entsprechende Hinweise in punkto CAPE. Wie oben
beschrieben bleib aber noch abzuwarten, wie stark diese Entwicklungen am
Dienstag ausfallen. Bisher sind die Signale hinsichtlich Starkregen oder auch
Wind sehr gering bzw. nicht vorhanden.

Bemerkenswert, aber nicht warnwürdig sind die Temperaturen. Hinsichtlich der
Maximumtemperaturen zeigt der EFI aktuell und im gesamten Mittelfristzeitraum
deutliche Signale für sehr überdurchschnittliche Temperaturen in weiten Teilen
West-, Mittel- und Nordeuropas.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger