DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-09-2023 07:30
SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.09.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Sonniges und zunehmend warmes bis heißes Sommerwetter mit nur wenigen
Störelementen.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Sonntag... setzt der Sommer 2023, der für Meteorologen seit 3 Tagen bereits ein
Herbst ist, noch einmal zu einem Höhenflug an. Wer von Hitze für dieses Jahr
genug hat, der sollte die kommenden Zeilen besser überlesen oder muss stark
sein.
Bevor die Hitze zu uns kommt, müssen die "Hitzköpfe" in Deutschland allerdings
erst noch den heutigen Sonntag ohne Temperaturen über 30 Grad "überstehen". Zwar
kann sich von Westen her bereits ein Rücken über Benelux und der Nordsee Hoch
OLENKA mit einem maximalen Kerndruck von 1028 hPa und Schwerpunkten über Irland
und Deutschland in Szene setzen und den wetterwirksamen Trog der vergangenen
Tage nach Osten abdrängen, noch aber wird von Norden her recht feuchte Luft nach
Deutschland gelenkt. Bei T850 hPa von 8 bis 13 Grad reicht die Einstrahlung und
das Absinken dann noch nicht ganz aus, um die Temperaturen über die "magische"
30-Grad-Schwelle zu hieven. So dürfte bei 19 Grad an der See bis 29 Grad am
Oberrhein Feierabend sein.
Dass die Einstrahlung heute nicht lupenrein ist, liegt an vielen hohen und
mittelhohen Wolken, die über das Land ziehen. Im Osten und Südosten ist
zusätzlich tiefe Bewölkung unterwegs, die am Vormittag mithilfe letzter
Hebungselemente des abziehenden Trogs bei geringer Labilität und Energie
vereinzelt zu letzten Schauern neigt. Am Nachmittag werden von den Lokalmodellen
an der Ostsee vereinzelt schwache Schauer simuliert, vielleicht sind diese mit
Unterstützung des warmen Meers nicht ganz ausgeschlossen.
Ansonsten sind in der Nordosthälfte vor allem mittelhohe Wolken vor der Sonne,
sodass die Ausbeute der Sonnenscheindauer bei 30 bis 60 % liegt, während nach
Südwesten hin bei Druckanstieg die hohen Wolken dominieren und bereits 70 bis 90
% der maximalen Sonnenscheinzeit ausgeschöpft werden.
Der häufig sommerliche Eindruck des heutigen Tages kann auch der Wind nicht
trüben, weht er doch meist nur schwach um Nord, im Nordosten teils mäßig und
leicht böig auffrischend aus Nordwest.

In der Nacht zum Montag verbindet sich der Rücken mehr und mehr mit hohem
Geopotenzial über Nordafrika und bildet so eine Art langen "Schlauch", der sich
von Algerien, Tunesien und Ägypten bis zu den Britischen Inseln und der
westlichen Nordsee erstreckt. Darin eingebettet ist ein Höhendrehzentrum über
Benelux. Dieser Schlauch wird von einem Höhentief westlich der Iberischen
Halbinsel und dem mittlerweile bei uns abgezogenen, aber bis ins östliche
Mittelmeer vorgestoßenen Trog flankiert. In Summe bildet sich damit eine
Omega-Wetterlage aus.
Hoch OLENKA übernimmt folglich überall die Regie bei uns und sorgt für
verstärktes Absinken. Vor allem im Osten wird jedoch immer noch recht feuchte
Luft aus Norden eingesteuert, sodass insbesondere die mittelhohe Bewölkung dort
etwas stärker ist. Im äußersten Osten werden weiterhin einige tiefe Wolken
simuliert, die nach ICON-D2 entlang der Oder sogar vereinzelte Tropfen bringen
könnten. Mehr als 1 l/qm fällt aber kaum.
Nach Westen und Südwesten hin ziehen dagegen weiterhin gebietsweise hohe Wolken
durch.
Bei nur schwacher Luftbewegung bildet sich örtlich Nebel, wobei die Sichtweiten
lokal auf unter 150 m sinken können. Signale dafür gibt es primär im Nordwesten
Richtung Nordsee und in höher gelegenen Regionen in der zentralen Mitte.
Die Temperaturen sinken auf frische 14 bis 7 Grad.

Montag... ändert sich die Geometrie des Omegas ein wenig. Durch Vorstöße hohen
Geopotenzials in Richtung Britische Inseln und in Richtung Ostsee nimmt das
Omega die Form eines Schmetterlings an. Allerdings vermag der Flügelschlag davon
nicht wie in der Fachwelt beschrieben für große Auswirkungen sorgen. Vielmehr
wird weiterhin fleißig Hoch OLENKA gefördert, wobei sich der Schwerpunkt bei
einem Kerndruck von 1027 hPa an die Grenze Tschechien zu Polen verlagert.
Als Resultat wird das Absinken auch über dem Osten Deutschlands stärker, was für
eine Abtrocknung der Luftmasse dort sorgt. Nach Westen hin ist die Luft eh schon
trockener.
Letztlich läuft das Ganze also auf einen sonnigen Tag hinaus, was bei 85 bis 100
% Ausnutzung des Potenzials 11 bis fast 14 Stunden Sonnenschein bedeutet. Nur
gebietsweise ziehen ein paar hohe Wolkenfelder durch.
Zustrom von Luftmassen aus dem Süden lässt die Temperaturen in 850 hPa bei
zusätzlicher diabatischer Erwärmung auf 13 bis 19 Grad hochschießen, was am
Boden Höchstwerte von 22 Grad an der See bis 31 Grad im Südwesten erwarten
lässt. Die 30-Grad-Schwelle wird somit lokal übersprungen, was vor allem für
Orte entlang des Mittel- und Hochrheins gelten dürfte.
Der Wind weht schwach bis mäßig, im Nordosten aus westlichen Richtungen, sonst
aus östlichen. Im Südwesten frischt er zuweilen ein wenig auf, da sich der
Gradient dort leicht verstärkt. Das liegt an einem Tief über der Biskaya, das
mit dem etwas nach Norden driftenden Höhentief knapp westlich der Iberischen
Halbinsel unserem Raum ein wenig näherkommt. Warnwürdig wird der Wind
voraussichtlich nicht, da nur in höchsten Lagen vereinzelt über 50 km/h (Bft 7)
zu erwarten sind.

In der Nacht zum Dienstag bleibt der Schmetterling erhalten, auch wenn er an
seinem "Hinterleib" zwischen Iberischer Halbinsel und dem zentralen Mittelmeer
"den Bauch" einziehen muss. Dabei dehnt sich das Höhentief knapp nordwestlich
der Iberischen Halbinsel durch einen Zusammenschluss mit einem kleinen, vom
Nordatlantik kommenden weiteren Höhentief etwas nach Osten aus. Gleichzeitig
stößt der Trog östlich von uns leicht nach Südosten Richtung Griechenland vor,
wobei eine Abtropfung einsetzt.
Das alles tangiert Hoch OLENKA allerdings nur peripher. Zwar verlagert sich der
Schwerpunkt langsam Richtung Mittelpolen, mit einem Kerndruck von 1027 hPa
bleibt es aber stabil und führt weiter Regie bei uns.
In Konsequenz steht eine wolkenarme oder klare Nacht ins Haus, wobei die weiter
abtrocknende Luftmasse nicht mehr wirklich zur Nebelbildung taugt. Am ehesten
kann sich Nebel noch Richtung Küste ausbilden, wenn vom Meer etwas feuchter
Luftmassen landeinwärts getrieben werden.
Während der Wind meist nur schwach um Ost weht, kann sich im Süden ein
Low-Level-Jet ausbilden, der höheren Lagen die eine oder andere, eher nicht
warnwürdige starke Böe um 55 km/h (Bft 7) bringt.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 18 und 10 Grad in der Westhälfte und bei 14 bis
8 Grad nach Osten hin.

Dienstag... fängt der Schmetterling an, ein wenig nach Südosten zu kippen,
gleichzeitig bildet sich ein abgeschlossenes Höhenhoch mit Zentrum über Benelux.
Hoch OLENKA mit einem Kerndruck von noch knapp 1025 hPa trudelt nach
Südostpolen, hält aber weiterhin ihre Finger über Deutschland.
Erneut kann also mit viel Sonnenschein gerechnet werden, was auch gebietsweise
ein paar hohe Wolkenfelder kaum ändern. Folglich stehen wieder 11 bis fast 14
Stunden Sonnenschein ins Haus, was die Temperaturen auf 23 bis 27 Grad an der
See sowie südlich der Donau (Absinkinversion bei rund 900 hPa und Höhenlage) und
auf 27 bis 32 Grad sonst steigen lässt. 30 Grad oder mehr werden deutlich
häufiger als am Vortag "geschafft", vor allem in der Mitte, im Westen und im
Südwesten. Aufgrund der trockenen Luftmasse und der nächtlichen Abkühlung hält
sich die Wärmebelastung meist in Grenzen.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus häufig östlichen Richtungen.

In der Nacht zum Mittwoch ändert sich das Omega sowie die Position des
Höhenhochs über Benelux nur marginal. Hoch OLENKA driftet zum Karpatenbogen,
ohne bei einem Kerndruck von 1025 hPa groß an Substanz zu verlieren.
Damit können die Aussagen der Vornacht wiederholt werden: wenige oder gar keine
Wolken, nur selten, am ehesten aber Richtung Küste Nebel. Der Low-Level-Jet
verschwindet allerdings wieder, sodass meist nur schwacher, hier und da mäßiger
Wind aus unterschiedlichen Richtungen weht.
Die Temperaturen sinken auf 18 bis 9, im Osten und Südosten auf 15 bis 7 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle sind sehr ähnlich, womit kaum Zweifel am Wetterablauf bestehen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler