DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-09-2023 17:01
SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.09.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Übergang zu spätsommerlichen Hochdruckwetter - herzlich Willkommen OLENKA.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
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Aktuell ... wimmelt es auf der großräumigen Wetterkarte nur so vor
Tiefdruckgebieten: Südwesteuropa, Irminger See, Skandinavien, östliches
Mittelmeer und ganz weit draußen auf dem Atlantik noch der ehemalige Tropensturm
Ex-FRANKLIN. Da erscheint es fast wie ein Wunder, dass die Zeichen bei uns in
Deutschland und überhaupt in Mitteleuropa auf Hochdruckeinfluss stehen. Und das
nicht nur für ein, zwei Tage, nein, wahrscheinlich die ganze nächste Woche -
mindestens. Bereits heute stieg der Luftdruck vorderseitig eines zonalen, von
UK/Irland ostwärts vorstoßenden Höhenrückens tagsüber an, was dem flachen Tief
GÜNTHER gar nicht gut bekam. Gestern noch maßgeblich an den Regenfällen in der
Mitte beteiligt, war er heute Morgen nur noch als schmaler Restposten über der
südwestlichen Nordsee unterwegs. Inzwischen ist der "jute JÜNTHER" ganz von der
Bildfläche verschwunden respektive einer weitläufigen, zonal ausgerichteten
Hochdruckbrücke gewichen (OLENKA), die mit etwas über 1020 hPa vom Ostatlantik
über weite Teile Mitteleuropas bis ans Schwarze Meer bzw. zur Ukraine reicht.
OLENKA wird in den nächsten Tagen für viele von uns zur persona grata, beschert
sie uns doch einen warmen bis heißen und trockenen Spätsommer, den wir uns nach
dem vielen Hin und Her der letzten Wochen und Monate aber auch verdient haben.

Während es OLENKA also schon geschafft hat, GÜNTHER von der Bühne zu kicken,
hält sich die zugehörige Front noch mühsam am Leben. Gestern als Warmfrontwelle
gestartet ist sie inzwischen zu einer zonal über Deutschland liegenden
Luftmassengrenze (LMG) mutiert, die mäßig warme Subpolarluft im Norden (T850 7
bis 10°C) von subtropisch angehauchter Warmluft im Süden trennt (T850 12 bis
15°C). Aufgrund des zunehmenden frontolytischen Drucks (Druckanstieg und Aufbau
der Brücke, abnehmende Baroklinität) gerät die LMG immer mehr in den
Divergenzbereich der Hochdruckzone, so dass sie in Kürze gezwungen sein wird,
Privatinsolvenz anzumelden. Oder etwas synoptischer ausgedrückt, die LMG wird
sich auflösen und somit von der Wetterkarte verschwinden.

Dementsprechend leidet natürlich auch ihre Wetterwirksamkeit, die schon am
heutigen 3. Spieltag der Fußballbundesliga (wieder reichlich Tore, aber was war
da eigentlich gestern Abend in Dortmund los?) nicht mehr besonders ausgeprägt
war. Zwar hielt sich im Norden sowie in Teilen der Mitte ein mehr oder weniger
zäh ausgeprägter Wolkenstreifen, in dem sich aber nur wenige Schauer
entwickelten. Auch weiter südlich in der leicht potenziell instabilen und vor
allem im unteren Troposphärenbereich recht feuchten Warmluft ging nicht viel in
Sachen Konvektion (zu viel Abtrocknung von oben). Daran wird sich in der Nacht
zum Sonntag nicht viel ändern. Im Gegenteil, der o.e. Rücken nimmt Fühlung mit
einem weiteren Rücken über dem zentralen Mittelmeer auf, was die Bildung einer
Potenzialbrücke zur Folge hat. Hinzu kommt der Tagesgang, der quasi den Rest
erledigt. Mit anderen Worten, abendliche Restschauer gehen alsbald in die Knie
und auch am Wolkenstreifen wird mächtig "geknabbert" (Absinken => allmähliche
Abtrocknung der unteren Troposphäre), auch wenn er sich bis zum Morgen sehr
wahrscheinlich nicht gänzlich auflöst. Dort, wo es für längere Zeit klar ist und
ausreichend Feuchte in der Grundschicht vorhanden ist (fast überall mit
Taupunkten zwischen 13 und 18°C; nur im Nordosten trockener), bildet sich teils
dichter Nebel. Während die Temperatur im Norden teilweise auf etwas unter 10°C
sinkt, stehen sonst Tiefstwerte zwischen 16 und 10°C auf der Karte.

Sonntag ... festigt sich die Potenzialbrücke, wobei sich im Bereich
Südengland-Ärmelkanal-Normandie im Tagesverlauf sogar eine abgeschlossene
Parzelle mit etwas über 592 gpdam im 500-hPa-Niveau abzeichnet. Auch das
Bodenhoch legt noch ein paar Pfund drauf auf etwas über 1025 hPa zwischen Irland
und Deutschland. Da können die Herren der Schöpfung - gemeint sind die diversen
Tiefdruckgebiete - noch so prominent aufgestellt sein, gegen dieses Bollwerk
kommen sie nicht an.

Trotzdem reicht es noch nicht überall für Affenhochglanz bei uns. Gerade in der
Nordosthälfte zeigt sich das Himmelbild mitunter wolkig. Sei es durch
Kumulanten, die sich unterhalb der bei rund 800 hPa zu liegen kommenden
Absinkinversion zumindest teilweise ausbreiten oder durch hohes bzw. mittelhohes
Gewölk, das vor allem ganz im Norden (WLA) durchzieht. Vielleicht entwickeln
sich vom Erzgebirge über die ostbayerischen Mittelgebirge bis hinunter zum
östlichen Alpenrand ein paar vereinzelte schlappe Schauer, wenn die Inversion,
die dort am schwächsten ausgeprägt ist, überwunden werden kann.

Je weiter nach Westen und Südwesten, desto weniger Wolken am Himmel und desto
länger der Sonnenschein, wenn sich die morgendlichen Nebelfelder aufgelöst
haben. Bei 850-hPa-Temperaturen von rund 6°C im Nordosten und bis zu 14°C im
Südbadischen reicht die Spanne der Tageshöchsttemperatur von etwa 20°C an der
See bis zu 29°C im Breisgau.

Die Nacht zum Montag verläuft unter Hochdruckeinfluss unspektakulär und ruhig.
Bei gering bewölktem bis klarem Himmel bilden sich einige Nebelfelder bei
Tiefsttemperaturen zwischen 16 und 7°C (am mildesten direkt an der See sowie
lokal im Südwesten, am kühlsten im nord- und ostdeutschen Binnenland sowie in
einigen Mittelgebirgstälern.

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Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag ... etabliert sich großräumig eine Omega-Lage mit einem von Algerien bis
zur Nordsee reichenden Rücken, der von Trögen bzw. Höhentiefs knapp westlich der
Iberischen Halbinsel und über Teilen des Balkans und Griechenland flankiert wird
(dort über mehrere Tage ergiebige Regenfälle). Im Norden erfolgt die Begrenzung
durch einen gut ausgeprägten, zonal ausgerichteten Jetstreak, der genau über die
Norwegische See verläuft. Der Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich nach
Polen und Tschechien, was der Wirkung auf unser Wetter aber keinen Abbruch tut.
Im Gegenteil, gegenüber Sonntag nehmen die Wolkenanteile ab und die
Sonnenanteile zu. Klar, erst muss sich noch der Frühnebel auflösen, was Anfang
September in der Regel aber noch sehr gut klappt. Unter dem Strich steht ein
spätsommerlicher Wochenstart mit Tageshöchsttemperaturen von 21 bis 25°C ganz im
Norden und 25 bis 30°C im Rest der Nation.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle lassen keine Zweifel aufkommen, dass es so kommt wie beschrieben.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann