DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-11-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.11.2016 um 10.30 UTC



Teilweise winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 11.11.2016


Am Montag liegt Deutschland unterhalb eines Langwellentroges in 500 hPa, der
sich von Skandinavien bis nach Südfrankreich und auf die Iberische Halbinsel
erstreckt. Seine Achse verläuft dabei zu Tagesbeginn etwa über dem Nordwesten
Deutschlands, sie verlagert sich im Tagesverlauf und in der Nacht zögerlich nach
Südosten und greift ausgangs der Nacht etwa von der Ostseeküste bis zum
Oberrhein aus. Der Trog ist dabei mit recht kalter Luft "gefüllt", die
Temperaturen in 500 hPa liegen zum Teil unter -30 Grad. Vorderseitig des
Langwellentroges ist im Bodendruckfeld ein Tief zu finden, das von Südostpolen
recht rasch nach Nordosten geführt wird und am Dienstagmorgen schon die Regionen
östlich von Estland erreicht haben wird. Dieses Tief ist dabei der östliche
Schwerpunkt einer Tiefdruckrinne, die anfangs mit west-östlicher Ausrichtung
über Mitteleuropa liegt. Da die Rinne in ihrem östlichen Teil mit besagtem Tief
nach Norden wandert, sie in ihrem westlichen Teil aber leicht nach Süden
schwenkt, nimmt ihre Ausrichtung mehr und mehr eine südwest-nordöstliche
Komponente an. Zwar sind letztendlich die Luftdruckgegensätze insgesamt gering
(nur zu Beginn des Tages kommt es im Küstenumfeld und auf höheren Berggipfeln zu
steifen oder stürmischen Böen), aber selbst die schwache nördliche Strömung
sorgt für ein Absinken der Temperaturen, so dass die 850er Werte in der Nacht zu
Dienstag im Norden um -7, im Süden aber noch bei -3 Grad liegen.

Am Dienstag schwenkt der Trog weiter nach Osten, zum Abend hat seine Achse den
Osten Deutschlands erreicht, in der Nacht zu Mittwoch wandert sie nach Polen ab.
Rückseitig greift von Westen her ein sehr flacher Höhenrücken auf den Westen
Deutschlands über, der vorübergehend für Druckanstieg sorgt und mit Absinken und
einfließender wärmerer Luft in der Höhe auch eine Stabilisierung der Schichtung
zur Folge hat. Über der Nordsee läuft an besagtem Höhenrücken ein kurzwelliger
Trog ab. Dieser ist im Zusammenhang mit einer Warmfront zu sehen, die, in einem
markanten Bodentrog eingebettet, von den Britischen Inseln auf die Nordsee
übergreift, deren Niederschlagsgebiete Deutschland aber nach Lesart des
EZMW-Hauptlaufs in der Nacht noch nicht oder allenfalls den alleräußersten
Westen erreichen sollen. Somit ist die Nacht, nachdem die Niederschläge es Tages
nach Osten und Süden abgezogen sein werden, weitgehend trocken, Klar ist es
zumindest im Westen aber nur vorübergehend, da dort im Laufe der Nacht mit dem
Aufzug von Warmfrontbewölkung zu rechnen ist. In den 850er Temperaturen ist die
nach nicht auszumachen, diese bleiben in einem Spanne von etwa -3 bis -8 Grad,
allerdings wird aus dem Nord-Süd-Temperaturgefälle zunehmend ein
Ost-West-Gefälle.

Am Mittwoch greift die nunmehr wellende Warmfront mit dem zugehörigen Bodentrog
auf den Westen und die Mitte Deutschlands über. Der kurzwellige Troganteil in
500 hPa nimmt einen mehr und mehr langwelligen Charakter an, wenngleich er
anfangs noch ein niederamplitudiges Muster aufweist. Da die Amplitude aber
insbesondere in der Nacht zu Donnerstag deutlich zunimmt, wird erkennbar, dass
dieser Trog zunehmend das dominierende Geopotentialmuster ist. Dies hat
einerseits zur Folge, dass der flache Rücken weiter abgebaut wird, dass
andererseits mit dem neuen Trog auch wieder höhenkältere Luft zu uns gesteuert
wird, wobei die 500er Temperaturen wieder unter -30 Grad sinken. Rückseitig der
Warnfront steigen die 850er Temperaturen zwar etwas an, sie bleiben mit -1 bis
-2 Grad aber immer noch im negativen Bereich.

Am Donnerstag wandert der Langwellentrog über Deutschland hinweg nach Osten, die
Tiefdruckrinne wird über der Nordsee abgeschnürt und das verbleibende Tief
wandert nach Osten ab, woraufhin sich insbesondere in der Nacht zu Freitag
Hochdruckeinfluss durchsetzt. Die 850er Temperaturen bleiben allgemein unter
null Grad. Am Freitag greift von Westen ein neues Niederschlagsgebiet auf den
Westen, in der Nacht zu Samstag auch auf die Mitte und den Süden über, womit von
Westen eine deutliche Erwärmung verbunden sein soll.

In der erweiterten Mittelfrist anfangs wechselhaft, später Wetterberuhigung,
keine durchgreifende Erwärmung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis in den Dienstag zeigt der aktuelle Modelllauf eine gute Übereinstimmung mit
den Vorläufen, größere Unterschiede zeigen sich im Druckfeld und dort speziell
in der Lage des nach Nordwestrussland ziehenden Tiefs. Die Tiefdruckrinne über
Deutschland wird von allen Läufen ähnlich simuliert, wenngleich der aktuelle
Modelllauf das südwärtige Ausgreifen über Deutschland etwas rascher simuliert
als der Vorlauf.

Am Dienstag zeigen sich auch im Geopotentialmuster erste Differenzen, die beiden
Geopotentialminima, die der gestrige 00 UTC Lauf noch über den Niederlanden und
beim Baltikum prognostizierte, hat der aktuelle Lauf nicht mehr im Programm, er
favorisiert eine Lösung mit einem größeren kompakten Geopotentialminimum über
Skandinavien und dem nördlichen Mitteleuropa. Auch werden, wie zu erwarten, die
Abweichungen in den Mustern der 850er Temperatur etwas größer.

Ab Mittwoch weist der aktuelle Lauf dann eine raschere Ostverlagerung sowohl des
Langwellentroges als auch der von Westen übergreifenden Tiefdruckrinne auf, was
natürlich auch ein von Westen deutlich schnelleres Ansteigen der 850er
Temperatur zur Folge hat. Auch die Feuchtemuster zeigen nunmehr sehr deutliche
regionale Unterschiede.

In der Folge bleibt es bei gravierenden Modellunterschieden, wobei sich die
Modelle zumindest bezüglich des Einflusses von tiefem Druck und tiefem
Geopotential einig sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die externen Modelle zeigen bis zum Montag eine recht gute Übereinstimmung mit
dem EZMW. Am Dienstag sind die Geopotentialfelder noch sehr ähnlich, aber ICON
bietet über West- du Mitteleuropa einen deutlich höheren Luftdruck an als dies
bei GFS und EZMW zu beobachten ist (so liegt der Luftdruck über England bei ICON
beispielsweise 5 hPa höher als bei den beiden anderen Modellen). Auch wenn die
simulierten Druckgradienten ähnlich aussehen, so sorgt der erwähnte Fakt mit
Unterstützung der Ageostrophie bei ICON für tiefere 850er Temperaturen als bei
den anderen Modellen.

Am Mittwoch simuliert ICON über West- und Mitteleuropa einen veritablen Rücken,
von dem GFS und EZMW in dieser deutlichen Ausprägung nichts wissen wollen. Bei
den Letztgenannten sind die Rücken viel flacher, bei EZMW ist der Rücken sogar
von einem schwachen Trog überlagert und nur schwer erkennbar. Bezüglich der
hereinschwenkenden Warmfront ist EZMW viel schneller als ICON oder GFS, wobei
bei ICON der Gradient vorderseitig der Warmfront um einiges kräftiger ist als
bei GFS, so dass die WLA bei ICON über der Nordsee lokal um 5 Grad höheren 850er
Temperaturen erzeugt als dies bei GSF der Fall ist.

In der Folge bleiben deutliche Unterschiede erkennbar, wobei ICON eine komplett
andere Lösung als die beiden anderen Modele simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden liefert die Clusteranalyse 4 Cluster, die alle
in der Kategorie "Negative NAO" starten, die mit 15 und 10 membern mittleren
Cluster wechseln zum Ende des Zeitfensters in die Wetterkategorie "Atlantischer
Rücken". Die Geopotentialfelder zeigen über Mitteleuropa aber alle einen stark
ausgeprägten Trog.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden wiederum 4 Cluster gerechnet, wovon die
2 größten (15 und 13 member) von "Negative NAO" in "Atlantischer Rücken"
wechseln, während der dritte Cluster durchweg in der Kategorie "Negative NAO",
der kleinste (11 member) in der Kategorie "Atlantischer Rücken" liegt.
Insbesondere beim zweiten und dritten Cluster wandert im Geopotentialfeld der
Langwellentrog rascher nach Osten aus als bei den Clustern 1 und 3.

Im Zeitraum +192 bis +240 Stunden dominieren bei den simulierten drei etwa
gleich großen Clustern die Wetterkategorien "Positive NAO" bzw.
"Blockierungslage".

Die GFS-Ensembles stützen die Aussagen der EZMW-Ensembles.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bis zum Mittwoch unter nur geringfügig
zunehmender Streuung eine sinkende 850er Temperatur, danach unter deutlich
erhöhter Streuung einen Anstieg mit einen nicht unerheblichen Zahl an
Ensemblemitgliedern, die bei kalten Temperaturen um -6 Grad verharren. Das
Geopotential fällt dagegen bis zum Montag ab, um danach unter anwachsender
Streuung leicht anzusteigen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag und Dienstag liefert EFI Signale für signifikant niedrigere
Temperaturen als im klimatologischen Mittel.

COSMO-LEPS liefert am Montag Wahrscheinlichkeiten von um 60%, am Dienstag von um
20% für Windböen an der Küste und in einzelnen Hochlagen. Die
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen liegen am Montag um 40%, am Dienstag um
10%.

Darüber hinaus liefert COSMO-LEPS am Montag und Dienstag im Bergland
Wahrscheinlichkeiten bis zu 10%, in mittleren Lagen von 20 bis 60 % für
Tiefstwerte unter null Grad.

Die Wahrscheinlichkeiten für 12-stündig akkumulierte Schneemengen über 5 cm
liegen nur in den Hoch- und Gipfellagen der Mittelgebirge sowie an den Alpen bei
10 bis 40%

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, MOS-EZMW
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas