DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-08-2023 08:01
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.08.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von TrW zu TrM

Im Südosten bis Dienstagabend Dauerregen, im Alpenraum und im südlichen
Alpenvorland unwetterartig.

Am Mittwoch von NRW bis zur westlichen Ostsee im Tagesverlauf einzelne markante
Gewitter mit stürmischen Böen und kleinem Hagel.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Deutschland liegt im Bereich eines umfangreichen, vom skandinavischen
Zentraltief ausgehenden und nach Süden bis zum westlichen Mittelmeer reichenden
Höhentroges, der bei Genua noch eine weitere hochreichende Zyklone enthält. Auf
der Vorderseite eines Randtroges über der nördlichen Ostsee zieht ein Bodentief
vom Baltikum nach Südfinnland, wo sich abends auch ein kleines Höhentief über
dem Bodentief bildet und die Tiefentwicklung damit abgeschlossen ist. Von dort
reicht die Frontalzone zum nordwestlichen Balkan, wo sich über Ungarn ein
Randtief entwickelt. Da sich die Achse des Höhentroges westlich über
Ostfrankreich befindet (500 hPa), herrscht vor allem in den südöstlichen
Gebieten eine südliche Höhenströmung, mit der feuchte und relativ warme Luft auf
die von Nordosten und Norden einströmende bodennahe Kaltluft aufgleitet. Dies
führt im Südosten zu ausgeprägter Hebung und dies verbreitet tz teils kräftigem
Regen. Vom Bodensee und den Alpen bis nach Ostbayern fallen 12stg. 10 bis 20, im
Alpenraum und im südlichen Vorland auch 25 bis 35 l/qm, in exponierten Staulagen
der Alpen auch mehr Regen. Nach Nordwesten hin wird der Regen rasch schwächer
und etwa vom Hunsrück bis ins zentrale Brandenburg ist es dann schon meist
trocken. Nach Osten hin breitet sich der Regen bis nach Südostbrandenburg aus.
Ganz im Norden löst der Trog durch höhenkalte Luft Schauer aus, die von der
Nordsee ins nördliche Norddeutschland ziehen. Im Tagesverlauf sinkt aber die
Inversion hier auf etwa 700 hPa ab, so dass die Schauer sich abschwächen bzw.
nachlassen. Vom Küstenbereich bis zum nördlichen Mittelgebirgsraum ist es nicht
unfreundlich mit Sonnenanteilen zwischen 30 und 50 Prozent und abgesehen von den
anfänglichen Schauern ganz im Norden auch trocken.

In der Nacht zum Dienstag bleibt das Höhentief über dem Nordwesten Italiens
quasistationär, ebenso das sich nach wie vor nur zögernd auffüllende Bodentief.
Ein neues Tief über dem Balkan, welches sich an der dort liegenden Frontalzone
gebildet hat, weitet seinen Einfluss Richtung Polen aus. Mit der anhaltenden
Gegenstromlage, weiterhin eingesteuerten Feuchtefeldern und Hebung (vornehmlich
WLA, etwas PVA) regnet es in der Südosthälfte Deutschlands weiter bzw. der Regen
dehnt sich im Osten in den Raum knapp nördlich von Berlin aus. Dabei gelangt nun
auch Ostsachsen und das Erzgebirge in den Dauerregenbereich hinein. Die
12-stündigen Regenmengen liegen bei 1 bis 20, in einigen Staulagen im
Osterzgebirge auch 25 bis 40 l/qm. Letzteres gilt vor allem für die Staulagen
des Allgäus.
Im Rest des Landes ist der Keil des vom Atlantik nach Litauen gerichteten
Hochkeils wetterbestimmend und in der Höhe wird eher ein schwacher Keil wirksam
zwischen dem Höhentrog über Südskandinavien und dem Cut-Off-Tief über
Norditalien. So lassen letzte Schauer an der Nordsee bald nach. Auflockerungen
gibt es am ehesten im Nordwesten, insbesondere dort aber auch stellenweise
Nebel.
Der Wind weht schwach aus Nord bis Nordwest, an der Nordsee teils aus Südwest.
Die Temperaturen gehen auf 12 bis 7 Grad zurück, an der Nordsee ist es milder
mit 14 Grad.

Dienstag... deutet sich eine Regenerierung des Höhentroges über Nordwest- und
Nordeuropa an, ein darin eingebettetes Höhentief erreicht abends das Seegebiet
nördlich von Schottland, wodurch der nach Norddeutschland reichende Höhenrücken
abgebaut und das Cut-Off-Tief über Norditalien in weiterer Folge wieder
eingefangen wird.
Im Bodenfeld füllt sich das Tief über Oberitalien weiterhin nur zögernd auf,
während sich die Tiefdruckrinne über dem östlichen Mitteleuropa bis zur
südöstlichen Ostsee ausweitet. Entsprechend kommen die Niederschläge über der
Osthälfte allmählich weiter nach Norden und auch etwas nach Westen voran. Von
Thüringen/Sachsen über Sachsen-Anhalt bis nach Brandenburg werden verbreitet 5
bis 15 l/qm, gebietsweise, am ehesten wohl Richtung Erzgebirge, auch bis nahe 20
l/qm in 12 Stunden simuliert, wobei GFS die höchsten Mengen im Raum Vogtland mit
mehr als 15 l/qm hat.
Im Süden bleibt die nördliche Bodenströmung erhalten, während sich die südliche
Höhenströmung abschwächt, so dass die Gegenstromlage allmählich in die Knie
geht. Dennoch dürfte es noch bis zum Abend in weiten Teilen Bayerns und
Baden-Württembergs weiterregnen. Die Modelle simulieren ähnlich wie im Raum
Sachsen meist 5 bis 15 l/qm, in exponierten Staulagen der Alpen auch knapp über
20 l/qm (ICON-D2 und ICON-EU) innerhalb von 12 Stunden, also deutlich weniger
als heute.
Trocken bleibt es wohl lediglich in Teilen West- und Nordwestdeutschlands, je
nach Modell auch in Teilen der Mitte. Allerdings deutet sich dort mit Abbau des
Rückens eine Labilisierung der Luftmasse an, die nach ICON-EU aber lediglich bis
etwa 700 hPa reicht, nach GFS dagegen etwas höher. Dann sind dort kurze Schauer
nicht ausgeschlossen, für Gewitter dürfte es aber kaum reichen.
Die Sonne zeigt sich am ehesten von NRW bis nach Schleswig-Holstein
gelegentlich, vor allem im Nordseeumfeld vielleicht auch länger. An der
Luftmasse ändert sich nur wenig, entsprechend liegen die Höchstwerte zwischen 13
Grad bei Dauerregen im Süden und 20, vielleicht 21 Grad am Niederrhein und im
Emsland. In Alpentälern werden dagegen kaum 10 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Höhentrog über Nordwesteuropa über die
Nordsee allmählich südsüdostwärts aus, wobei eine flache Potenzialrinne über
Mitteleuropa bis zum ehemaligen Cut-Off-Tief nach Norditalien reicht.
Im Bodenfeld verlagert sich ein flaches Tiefdruckgebiet nur wenig ostwärts ins
Seegebiet zwischen Schottland und Südnorwegen. Dadurch wird die Tiefdruckrinne
über dem östlichen Mitteleuropa etwas nach Osten abgedrängt und die Regenfälle
im Osten und Süden Deutschlands klingen weiter ab, dauern aber an den Alpen und
wohl auch im Osten und Süden Bayerns bis mindestens Mittwochfrüh an. Nach Lesart
von ICON-EU und ICON-D2 fallen am Alpenrand nochmals 5 bis gut 10 l/qm in 12
Stunden, IFS und GFS berechnen allerdings deutlich unter 5 mm. Die
Dauerregenlage könnte also schon Dienstagabend beendet sein.
Im Rest des Landes verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig, lediglich im
Nordseeumfeld gibt es mit Annäherung des Tiefs einzelne Schauer. Es kühlt auf 12
bis 6 Grad ab und örtlich bildet sich Nebel.

Mittwoch... ist das neue Zentraltief östlich von Schottland für das
Strömungsmuster über weiten Teilen Europas verantwortlich. Sein Randtrog
erreicht im Tagesverlauf Nordwestdeutschland und sorgt dort für Schauer. In
unteren Schichten strömt zwischen dem Tief über der Nordsee und dem zu den Alpen
gerichteten Keil des Azorenhochs von Westen mäßig warme bis kühle Meeresluft zu
uns mit 850-hPa-temperaturen zwischen 9 Grad in Südbaden und 6 Grad an der
Nordsee. Mit der Labilisierung durch den Trog sollen sich bei ICON die Schauer
und einzelnen Gewitter bis zum Abend etwa auf eine Linie nördliches
Rheinland-Pfalz bis zur westlichen Ostsee ausdehnen. Nach IFS und GFS soll es
einzelne Regenfälle auch weiter südöstlich geben. Nach den ICON-Modelltemps sind
Quellungen bis knapp über 650 hPa möglich im Süden, so dass die Wolken-Tops an
die -10 Grad kalt sein könnten, was Schauer möglich machen könnte. Gewitter sind
aber bei Wolkenobergrenzentemperaturen von -20 Grad für Nordwestdeutschland
vorbehalten. Von den Zutaten her zu urteilen wären das kurze Kaltluftgewitter,
die auch eine mäßige Zuggeschwindigkeit besitzen (von Südwest nach Nordosten mit
20 bis 25 kt). Insofern sollten die Gewitter maximal markant sein, vor allem
bezüglich stürmischer Böen und kleinem Hagel (PPWs: 20 bis 25 mm, ML-Cape: 200
bis 500 J/Kg).
Wenn letzte Regenwolken im Südosten abgezogen sind gibt es in ganz Deutschland
wechselnde bis starke Bewölkung mit dem meisten Sonnenschein am Oberrhein und im
Westen sowie an der See (40 bis 50 Prozent).
Der Temperaturtrend zeigt leicht nach oben: Nachmittags wird eine
Temperaturspanne zwischen 18 Grad am Inn und 23 Grad am Rhein erreicht.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen Basisfelder werden ähnlich simuliert. Beim Regen haben sich die
Modelle angeglichen. Der 12-UTC-Lauf von IFS hatte noch Dauerregenmengen bis
Mittelfranken gezeigt, was im 00-UTC-Lauf nicht mehr der Fall ist. GFS und Arome
simulieren 24stg. für Ostsachsen und das Erzgebirge keine Dauerregenmengen über
30 l/qm bis morgen 12 UTC (im Gegensatz zu ICON und IFS sowie zu den
EPS-Ergebnissen).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden