DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-08-2023 08:01
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.08.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrW, Übergang zu TrM
Im Südosten bis mindestens Dienstagabend anhaltende Dauerregenlage, teils
(extremes?) Unwetter. Heute im Norden und Westen bis in die Mitte ausbreitend
teils kräftige Gewitter.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... hat sich über dem Vorhersagegebiet unmittelbar vorderseitig eines
Höhentroges über Westeuropa, der inzwischen bis zur Iberischen Halbinsel reicht,
eine indifferente bis leicht zyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung
eingestellt. Im Tagesverlauf beginnt der Trog in etwa über den Pyrenäen bzw.
Katalonien abzutropfen, das Cut-Off-Tief zieht bis zum Abend in etwa zum
Löwengolf (500 hPa). Dadurch steilt die Höhenströmung über uns vorübergehend
noch ein wenig auf, abends erreicht das Trogredisuum mit seiner Achse in etwa
die Nordsee und Benelux bzw. bereits den äußersten Nordwesten Deutschlands.
Mit dem Cut-Off-Prozess wird im westlichen Mittelmeerraum auch im Bodenfeld eine
Zyklogenese angestoßen, das entsprechende Bodentief erreicht abends mit einem
Kerndruck von etwa 1000 hPa das Seegebiet knapp westlich von Korsika. Somit
steht im gesamten westlichen Mittelmeerraum eine veritable Unwetterlage ins
Haus, zumal das "überhitzte" Mittelmeer auch einiges an Energie für Konvektion
(3000 bis 4000 J/kg ML-Cape) zur Verfügung stellt.
Ganz so heftig geht es hierzulande dagegen nicht zur Sache, dennoch gibt es
warntechnisch vor allem zwei Baustellen zu beackern:
Einerseits im Südosten des Landes. Dort hat sich nach Abzug der schweren
Gewitter über Teilen Bayerns gestern im Laufe der Nacht eine mehrere Tage, und
zwar wohl mindestens bis Dienstagabend, eventuell auch bis Mittwochfrüh
anhaltende Dauerregenlage eingestellt. Verantwortlich dafür ist zunächst einmal
eine klassische Gegenstromlage. Während die Höhenströmung sogar noch etwas auf
Südsüdwest zurückdreht, hat sich von Frankreich her ein flacher Bodenhochkeil
(1010 hPa) bis nach Süddeutschland ausgeweitet. Dem Hochkeil steht ein mit einem
ebenfalls nur schwachen Gradienten ausgestatteter Tiefdruckkomplex ("DENIS")
gegenüber, der mit mehreren Drehzentren vom Nordmeer bis nach Südskandinavien
reicht. Von dem ausgehend erstreckt sich ein wellendes Frontensystem über das
östliche Mitteleuropa und Südostdeutschland bis in den westlichen
Mittelmeerraum, welches die bis gestern auch noch über Süddeutschland lagernde
heiße und energiereiche Subtropikluft von bodennah inzwischen auf das gesamte
Vorhersagegebiet ausgebreiteter mäßig warmer Meeresluft (T850 hPa abends
zwischen 6 Grad im Nordwesten und 10 Grad im Südosten) trennt. Während der Wind
im Südosten somit niedertroposphärisch allmählich auf West bis Nordwest dreht
(bodennah meist wechselnde Richtungen), herrschen darüber, oberhalb von etwa 800
bis 750 hPa, überwiegend südsüdwestliche Winde. Dazu ist die Luftmasse teilweise
bis 500 hPa feuchtegesättigt und noch mit recht hohen PPWs ausgestattet (über 30
mm). Somit haben sich inzwischen recht flächendeckende Regenfälle auf weite
Teile von Baden-Württemberg und Bayern ausgebreitet und erfassen in den
kommenden Stunden auch noch Teile von Sachsen bzw. Südbrandenburg. Meist fallen
die Niederschläge nur wenig intensiv aus, lediglich vom westlichen Bodenseeraum
bis zum Werdenfelser Land gibt es aktuell Stundensummen über 5 l/qm. Bis zum
Abend werden im westlichen Oberallgäu bereits über 25 l/qm simuliert, sonst sind
es meist zwischen 5 und 20 l/qm. Ob es ganz im Südosten, etwa vom Chiemgau bzw.
Berchtesgadener Land bis zum Bayerwald, eventuell noch für konvektive
Einlagerungen reicht, ist fraglich. Dann kann dort örtlich auch Starkregen
auftreten.
Im Norden und Westen und zunehmend auch in der Mitte des Landes macht sich
dagegen das sich annähernde Trogresiduum wettertechnisch bemerkbar. Bereits
aktuell gibt es unmittelbar trogvorderseitig über der südlichen Nordsee und den
Niederlanden zahlreiche Schauer und auch kurze Gewitter, die auch den äußersten
Westen Deutschlands erfasst haben. Die Temperatur in 500 hPa sinkt mit Advektion
höhenkälterer Luftmassen allmählich auf -18 bis -22 Grad, mit etwas Einstrahlung
können verbreitet 200 bis 500 J/kg, gebietsweise auch mehr, ML-Cape generiert
werden, wobei die Labilitätsfläche bis etwa 400 hPa reicht. Deckelung ist kaum
vorhanden, somit ist vielerorts mit Schauern und auch mit Gewittern zu rechnen.
Diese sind nach Lesart der aktuell vorliegenden Konvektion erlaubenden Modellen
wohl grob in zwei Staffeln angeordnet: Eine erste hat, wie oben bereits erwähnt,
aktuell den Westen/Nordwesten des Landes erreicht und kommt allmählich ostwärts
voran. Sie läuft aktuell ein wenig ins "vormittägliche Minimum" und dürfte sich
in den kommenden Stunden etwas abschwächen, wird aber ab dem späten
Mittag/frühen Nachmittag wieder aktiviert und reicht dann etwa von der Pfalz
über dem Osten NRW`s bzw. West-/Mittelhessen und dem östlichen Niedersachsen bis
nach Schleswig-Holstein. Diese Staffel ist an einen flachen Bodentrog gekoppelt
und erreicht in den Abendstunden noch etwa Westmecklenburg, Teile von
Sachsen-Anhalt bzw. Thüringen und Osthessen. Die Begleiterscheinungen der
Gewitter dürften sich überwiegend im markanten Bereich abspielen, allerdings
lassen günstige Scherungsbedingungen (25 bis über 30 m/s DLS, bis 10 m/s LLS)
einen gewissen Organisationsgrad erwarten. Die PPWs bewegen sich dort um 25
l/qm. Somit kann durchaus Starkregen auftreten, vor allem ist aber mit
kleinkörnigem Hagel und stürmischen Böen, vereinzelt mit Sturmböen zu rechnen.
In einigen Regionen deutet ICON-D2 - vielleicht auch orographisch getrigggert -
eine stärkere Rückdrehung des Bodenwindes auf Südsüdost an, was eine günstige
bodennahe Richtungsscherung im Inflowbereich der Gewitter und somit eine erhöhte
sturmrelative Helizität generiert, was das Potenzial für "low Topped"
Superzellen etwas erhöht, am ehesten bei Einzelentwicklungen. Bei gleichzeitig
recht niedriger Wolkenbasis kann dann auch ein kurzlebiger Tornado nicht
ausgeschlossen werden.
Eine zweite Staffel greift dann mit Annäherung der Trogachse im Laufe des
Nachmittags auf den Westen und Nordwesten über. Mit abschwächender Höhenströmung
und abnehmender Scherung dürften diese Zellen eher langsamer ziehen und
verclustern. Somit besteht dort ein erhöhtes Potenzial für Starkregen,
wenngleich die PPWs etwas zurückgehen. Bei Mehrfachtreffern kann ein
kleinräumiges Unwetterereignis nicht ausgeschlossen werden. Vor allem an den
Küsten kann - typisch für diese Jahreszeit - auch der ein oder andere Waterspout
nicht ausgeschlossen werden.
Zum Schluss noch koch kurz zu den Temperaturen: Während es in der Südosthälfte
bedeckt bleibt und die Werte von aktuell 14 bis 17 Grad nur noch wenig ansteigen
dürften, setzt sich sonst zeitweise auch mal die Sonne durch, am häufigsten
zeigt sie sich wohl vom Saarland bis zur Eifel sowie ganz im Nordosten. Dann
sind Höchstwerte zwischen 18 und 23 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Montag zieht das Cut-Off-Tief weiter Richtung Ligurien/Tessin,
während das nördliche Trogresiduum über Norddeutschland ostwärts hinweg wandert.
Somit klingen die Schauer und Gewitter im Laufe der Nacht im Binnenland rasch
ab, während es an den Küsten aufgrund diabatischer Unterstützung über den warmen
Küstengewässern etwas länger dauert. Ein weiterer flacher Höhentrog erreicht
morgens den Westteil der Deutschen Bucht, so dass es im Nordseeumfeld sowie in
Schleswig-Holstein auch in der zweiten Nachthälfte neben Schauern zu kurzen
Gewittern kommen kann. Gleichzeitig frischt dort der Wind nach Durchschwenken
eines Bodentroges aus Nordwest auf, erreicht aber wohl keine Warnrelevanz.
Während der Regen in Sachsen und Brandenburg mit Passage des Troges nach Osten
abgedrängt wird, dauert er weiter südlich an und intensiviert sich im Laufe der
zweiten Nachthälfte vor allem an den Alpen noch etwas. Verantwortlich dafür ist
das sich annähernde Cut Off und auch das Bodentief erreicht mit einem recht
veritablen Kerndruck von nahe 995 hPa morgens in etwa Ligurien. Im Bodenfeld
dreht der Wind mit Ausweitung des Hochkeils über Süddeutschland nach Osten in
Südbayern auf nördliche Richtungen, während er in der Höhe teilweise direkt auf
Süd dreht. Mit Annäherung des Tiefs verstärkt sich die mitteltroposphärische WLA
und auch die Gegenstromlage. Bis Montagfrüh fallen an den Alpen und im südlichen
Alpenvorland 20 bis 35 l/qm in 12 Stunden (und somit bereits 30 bis über 60 l/qm
in 24 Stunden).
Während es im Süden und Südosten bedeckt bleibt, lockern die Wolken sonst auch
mal stärker auf. Vor allem in den mittleren und westlichen Landesteilen kann
sich dann örtlich Nebel bilden. Die Minima liegen zwischen 15 Grad an den Küsten
und nur noch wenig über 5 Grad bei länger klarem Himmel in einigen Eifeltälern.

Montag... wird das Cut-Off-Tief über dem Nordwesten Italiens durch einen von
Norden einlaufenden Randtrog regeneriert und ändert seine Position nur wenig. An
dessen Nordflanke dauert somit die Gegenstromlage über Süddeutschland weiter an,
im Tagesverlauf kommt ein durch die kräftige WLA gestützter flacher Höhenrücken
über Tschechien und dem Südosten Deutschlands zusammen mit der WLA etwas nach
Norden voran. Das hat zur Folge, dass die Höhenkaltluft über Norddeutschland
mehr und mehr nach Norden abgedrängt wird und die Labilitätsfläche dort kaum
mehr über 700 hPa hinausgeht. Zugleich sinken dort die PPWs mit dem Einsickern
etwas trockenerer Luftmassen von Nordwesten her auf Werte um 20 mm oder gar
knapp darunter. Somit sind dort nur noch einzelne kurze Schauer zu erwarten und
wohl kaum mehr Gewitter. Vor allem an den Küsten und im Nordwesten kann auch mal
länger die Sonne scheinen.
Im Süden regnet es dagegen munter weiter. Das Bodentief über der Po-Ebene füllt
sich nur sehr zögerlich auf, weitet sich aber nach Osten aus, dabei deutet sich
in etwa über Ungarn bzw. Ostösterreich eine weitere Tiefdruckentwicklung an.
Somit beginnt auch im Südosten Deutschlands der Druck zu fallen und der
Bodenhochkeil wird etwas nach Norden gedrückt. Vor allem von Oberschwaben bis
zum Karwendel verstärkt sich dadurch die bodennah nördliche Anströmung gegen die
Alpen noch etwas, so dass die Niederschläge dort unvermindert intensiv
ausfallen, bis zum Abend fallen dort nochmals 30 bis teilweise über 50 l/qm.
Dabei sinkt die Schneefallgrenze dort auf etwa 2000 m oder knapp darunter.
Weiter östlich, am ostbayerischen Alpenrand, verlieren die Regenfälle dagegen
nach Lesart des ICON-EU etwas an Intensität bzw. klingen vorübergehend
vielleicht sogar ganz ab, während sie sich über dem östlichen Mitteleuropa mit
Ausweiten der Tiefdruckrinne wieder intensivieren und nach Norden ausweiten.
Inwieweit diese erneute Intensivierung noch das Berchtesgadener Land erfasst und
eventuell sogar konvektiv durchsetzt ist, ist noch unklar, die Modelle bieten
diesbezüglich noch unterschiedliche Lösungen an. Einig sind sich die Modelle
dagegen, was das Ausweiten der Niederschläge nach Norden angeht. Somit setzt im
Tagesverlauf auch wieder im südlichen und östlichen Sachsen von Tschechien her
leichter Regen ein, im Zittauer Bergland können bis zum Abend bereits an die 10
l/qm fallen.
Insgesamt erfassen die (dort nur wenig intensiven) Regenfälle noch den Südwesten
und die Mitte Baden-Württembergs sowie Mittel- und Oberfranken, weiter nördlich
bleibt es, mal abgesehen von den bereits angesprochenen einzelnen Schauern im
Norden und Nordwesten, meist trocken.
In 850 hPa liegen die Temperaturen etwa zwischen 5 und 7 Grad, im Oberallgäu
durch die Dauerniederschläge nur noch bei knapp 3 Grad, im Berchtesgadener Land
dagegen - je nach Ausweitung der Tiefdruckrinne - vorübergehend nahe 10 Grad.
Somit dürften die Höchsttemperaturen Werte zwischen 13 Grad bei Dauerregen im
Süden (in einigen Alpentälern keine 10 Grad) und 21 Grad mit Sonne in der
Norddeutschen Tiefebene sowie am Niederrhein erreichen.

In der Nacht zum Dienstag bleibt das Höhentief über dem Nordwesten Italiens
quasistationär, ebenso das sich nach wie vor nur zögernd auffüllende Bodentief.
Der Höhenrücken über dem östlichen Mitteleuropa wird nach wie vor durch WLA
gestützt und kann sich noch etwas weiter nach Nordost- bzw. Norddeutschland
ausweiten. Somit dreht die Höhenströmung über dem Südosten des Landes auf
Südost.
Im Bodenfeld weitet sich die Tiefdruckrinne über dem östlichen Mitteleuropa nach
Norden, bis ins südliche Polen, aus. Dadurch stellt sich auch über dem Osten und
der Mitte des Landes zunehmend eine Gegenstromlage ein und die Niederschläge
kommen etwas west- bzw. nordwärts voran. Bis Dienstagfrüh erfassen sie in etwa
die Regionen südöstlich einer Linie Ostbrandenburg-Pfalz. Dabei kommen nun
wahrscheinlich auch in Ostsachsen gebietsweise warnrelevante Mengen über 25 l/qm
in 12 Stunden bzw., da die Regenfälle zumindest wohl bis Dienstagabend anhalten
- bis 40 l/qm in 24 Stunden zusammen.
An den Alpen verlieren sie dagegen etwas an Intensität, dauern aber weiterhin
an. Die meisten Modelle simulieren dort etwa 5 bis 20 l/qm in 12 Stunden.
Aufsummiert über 48 Stunden ergeben sich somit vor allem vom Oberallgäu bis ins
Werdenfelser Land nach Lesart des ICON-EU Mengen zwischen 60 und 90 l/qm, in
Staulagen des Oberallgäus sogar bis 150 l/qm. GFS simuliert die Mengen und die
räumliche Verteilung ähnlich, während nach Lesart des IFS auch etwas weiter
östlich unwetterartige Mengen über 60 l/qm zusammenkommen können. Entsprechend
wurde die Unwetterwarnung auch fast bis zum Chiemgau ausgeweitet. Da die
Probabilistik sich, extreme Mengen über 90 l/qm in 48 Stunden betreffend,
zurückhält, wurde von einer entsprechenden Warnung erst einmal abgesehen, zumal
lediglich ICON-EU und auch nur in mehr oder minder exponierten Staulagen
derartige Mengen auf der Agenda hat.
In der Nordwesthälfte Deutschlands verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig.
Dort bleibt es aufgelockert, im Westen der Norddeutschen Tiefebene gebietsweise
auch gering bewölkt, so dass sich örtlich Nebel bilden kann. Kurze Schauer
treten vielleicht noch über der Nordsee auf, ansonsten bleibt es trocken. Die
Tiefstwerte liegen meist zwischen 13 und 7 Grad, an den Küsten bleibt es etwas
milder.

Dienstag... deutet sich eine Regenerierung des Höhentroges über Nordwest- und
Nordeuropa an, ein darin eingebettetes Höhentief erreicht abends das Seegebiet
nördlich von Schottland, wodurch der nach Norddeutschland reichende Höhenrücken
abgebaut und das Cut-Off-Tief über Norditalien in weiterer Folge wieder
eingefangen wird.
Im Bodenfeld füllt sich das Tief über Oberitalien weiterhin nur zögernd auf,
während sich die Tiefdruckrinne über dem östlichen Mitteleuropa bis zur
südlichen Ostsee ausweitet. Entsprechend kommen die Niederschläge über der
Osthälfte allmählich weiter nach Norden und auch etwas nach Westen voran. Von
Thüringen/Sachsen über Sachsen-Anhalt bis nach Brandenburg werden verbreitet 5
bis 15 l/qm, gebietsweise, am ehesten wohl Richtung Erzgebirge, auch bis nahe 25
l/qm in 12 Stunden simuliert, wobei GFS geringere Mengen als ICON-EU und IFS auf
der Agenda hat.
Unsicher gestaltet sich dagegen die Niederschlagsentwicklung noch in
Süddeutschland. Mit dem Ausweiten der Tiefdruckrinne über dem östlichen
Mitteleuropa nach Norden bleibt die nördliche Bodenströmung dort aufrecht,
während sich die südliche Höhenströmung abschwächt, so dass die Gegenstromlage
allmählich in die Knie geht. Dennoch dürfte es noch bis zum Abend in weiten
Teilen Bayerns und Baden-Württembergs weiterregnen. ICON-EI legt den Schwerpunkt
der Niederschläge mit Mengen zwischen 15 und 25 l/qm an den Alpenrand und sind
südliche Alpenvorland, während nach Lesart des IFS und des GFS dort deutlich
geringere Mengen zusammenkommen, IFS hat die höchsten Mengen mit 10 bis 20 l/qm
eher im Osten von BaWü auf der Agenda.
Trocken bleibt es wohl lediglich in Teilen West- und Nordwestdeutschlands, je
nach Modell auch in Teilen der Mitte. Allerdings deutet sich dort mit Abbau des
Rückens eine Labilisierung der Luftmasse an, die nach ICON-EU aber lediglich bis
etwa 700 hPa reicht, nach GFS dagegen etwas höher. Dann sind dort kurze Schauer
nicht ausgeschlossen, für Gewitter dürfte es aber kaum reichen.
Die Sonne zeigt sich am ehesten von NRW bis nach Schleswig-Holstein
gelegentlich, vor allem im Nordseeumfeld vielleicht auch länger. An der
Luftmasse ändert sich nur wenig, entsprechend liegen die Höchstwerte zwischen 13
Grad bei Dauerregen im Süden und 20, vielleicht 21 Grad am Niederrhein und im
Emsland. Am Alpenrand werden dagegen kaum 10 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Höhentrog über Nordwesteuropa über die
Nordsee allmählich südsüdostwärts aus, wobei eine flache Potenzialrinne über
Mitteleuropa bis zum ehemaligen Cut-Off-Tief nach Norditalien reicht.
Im Bodenfeld verlagert sich ein flaches Tiefdruckgebiet vom Seegebiet
nordöstlich Schottlands bis Mittwochfrüh zur mittleren Nordsee. Dadurch wird die
Tiefdruckrinne über dem östlichen Mitteleuropa etwas nach Osten abgedrängt und
die Regenfälle im Osten und Süden Deutschlands klingen weiter ab, dauern aber an
den Alpen und wohl auch im Osten und Süden Bayerns bis mindestens Mittwochfrüh
weiter an. Nach Lesart des GFS und ICON-EU fallen am Alpenrand nochmals 5 bis 15
l/qm in 12 Stunden, sonst allgemein wohl weniger als 5 l/qm, IFS hat auch an den
Alpen geringere Mengen auf der Agenda. Somit dürfte die Dauerregenlage
spätestens Mittwochfrüh beendet sein.
Im Rest des Landes verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig, lediglich im
Nordseeumfeld gibt es mit Annäherung des Tiefs einzelne Schauer. An den Minima
ändert sich gegenüber den Vornächten nur wenig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Großwetterlage ist unstrittig und wird von allen Modellen sehr ähnlich
simuliert. Bzgl. der Niederschlagsmengen ergeben sich im Detail aber durchaus
Unterschiede, die in der Übersicht besprochen wurden. Eventuell wird noch eine
Anpassung bzw. Verlängerung der Dauerregenwarnungen erforderlich. Extreme Mengen
sind zwar in exponierten Staulagen der Allgäuer Alpen durchaus möglich, sollten
aber nicht sonderlich verbreitet auftreten, so dass eine Aufstockung der
Unwetterwarnung aus aktueller Sicht nicht erforderlich erscheint.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff