DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-08-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 22.08.2023 um 10.30 UTC



Deutlich unbeständiger mit teils schweren Gewittern. Wechsel zu deutlich
zyklonaleren und kühleren Wetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 29.08.2023


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag befindet sich Mitteleuropa anfangs noch im
Einflussbereichs eines umfangreichen Höhenrückens, der sich von Nordwestafrika,
über dem westlichen Mittelmeer bis zur Ostsee erstreckt. Dabei werden sehr heiße
und feuchte Luftmassen nach Deutschland transportiert. In 850 hPa liegen die
Temperaturn zwischen 12 Grad im äußersten Norden und bis 22 Grad am Alpenrand.
Im Süden werden nochmal Höchsttemperaturen bis 34 Grad erwartet. Im Norden
bleibt es mit Werten um 27 Grad etwas kühler. So ungestört, wie diese Worte es
vermuten lassen, wird es am Freitag aber nicht bleiben. Da bisher nur die halbe
Wahrheit beschrieben wurde. Nordwestlich des Höhenrückens hat sich ausgehend vom
europäischem Nordmeer, über die Britischen Inseln bis zur den Azoren ein
ausgeprägter Langwellentrog etabliert. Ein vorlaufender Randtrog greift bereits
in der Nacht zu Freitag auf Nordwestdeutschland über. Ein korrespondierendes
Bodentief befindet sich derweil über der Nordsee. Ausgehend von diesem greift
auch die Frontalzone auf Deutschland über und sorgt für teils starke
Hebungsprozesse. Daher können bereits in der Nacht zu Freitag mit teils
organisierten Gewittern mit heftigen, evtl. auch extremen Starkregen, schweren
Sturmböen und großem Hagel nicht ausgeschlossen werden.
Am Tage zieht zwar der flache Randtrog nach Norden ab, an der Großwetterlage
ändert sich wenig. Die Luftmassengrenze bleibt über den Norden liegen. An dieser
sind auch tagsüber kräftige und organisierte Gewitterentwicklungen möglich, nach
Süden hin ist die Luftmasse zwar deutlich potenziell instabiler, wird aber von
den Höhenrücken gedeckelt. Somit sollten sich dort eher einzelne, an der
Orographie behaftete, dann aber auch durchaus sehr schwere und organisierte
Gewitter bilden.
Am Abend und in der Nacht zu Samstag nähert sich der westeuropäische
Langwellentrog weiter Deutschland an, dabei wird zum einen der Rücken immer mehr
nach Osten abgedrängt und zum anderen greift die Luftmassengrenze und damit auch
die konvektiv geprägten Niederschläge langsam auf die Mitte Deutschlands über.

Am Samstag gereift der Trog bzw. das Höhentief auf Norddeutschland bzw. Dänemark
über, die Trogachse jedoch hängt fast diagonal zurück und erstreckt sich Sonntag
00 UTC von der Nordsee bis Galicien. Die Frontalzone gelangt gleichzeitig weiter
nach Süden, hinter dieser fließen deutlich kühlere Luftmassen ein mit 850 hPa
Temperaturen zwischen 5 Grad im Nordwesten und bis 14 Grad am Alpenrand. Entlang
der nach Süden verlagernden Luftmassengrenze und vor allem am Alpenrand kommt es
weiterhin zu konvektiven verstärkten Regenfällen bzw. auch zu teils schweren
Gewitterentwicklungen. Am Alpenrand kann es auch länger anhaltend und konvektiv
verstärkt Regnen.

Am Sonntag verlagert sich das Höhentief zur Ostsee. Die Trogachse greift derweil
auf Deutschland über und sorgt für ein unbeständiges und nach Norden zu auch
windiges Schauerwetter. Einzelne Blitze sind nicht ausgeschlossen. Es bleibt mit
Höchsttemperaturen zwischen 20 Grad im Norden und bis 27 im Südosten sommerlich
warm, aber bei weiten nicht so unerträglich heiß, wie in der
Kurzfristvorhersage.

Am Montag und Dienstag verlagern sich von Grönland und Island her immer wieder
neue Tröge in Richtungen Mitteleuropa. Das Wetter wird unbeständig, teils windig
und immer mal wieder gibt es Schauer oder Frontdurchgänge. Das Temperaturniveau
bleibt zwischen 6 und 9 Grad in 850 hPa. Dienstag soll ein Trog über Westeuropa
übergreifen, so dass nach Deutschland auf dessen Vorderseite erneut ein Schwall
wärmerer Luftmassen 850 hPa um 15 Grad gelangen soll.

Aber auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt es unbeständig. Es scheint sich
die Wetterlage auf Trog Mitteleuropa einzustellen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Gro ist die Konsistenz der IFS Läufe recht gut, jedoch gibt es ab Freitag
bzw. am Wochenende gewisse Unsicherheiten, wie der westeuropäische
Langwellentrog und in dessen Vorfeld die Frontalzone auf Mitteleuropa
übergreifen. Timing und evtl. vorlaufende Randtröge werden jeweils etwas anders
dargestellt. Auf jeden Fall birgt die Trogpassage ein gewisses
Schwergewitterpotenzial am Freitag und am Wochenende. Ab Montag kommender Woche
gehen die Vorhersagen etwas auseinander. Das Wetter wird deutlich zyklonaler und
kühler ausfallen als noch diese Woche.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch im Vergleich mit anderen Globalmodellen wird im Gro der Trogdurchgang
wiedergegeben, jedoch jeweils mit einen etwas anderen Timing oder
Trogkonfiguration. Die Abkühlung und die möglicherweise Schwergewitterlage am
Freitag und Samstag haben ebenfalls andere Globalmodelle gezeigt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Auch in den Plumes des IFS kann man den Trogdurchgang sehr gut erkennen, die
meisten Member simulieren ab Freitag einen deutlichen Rückgang der 850 hPa
Temperatur und des 500 hPa GeoPot. Auch eine recht einheitliche Linie, des
niedrigen GeoPots ab Sonntag und bis zum Ende des Monats ist zu erkennen.

Auch im Ensemble des GFS ist eine ähnliche Verteilung zu sehen.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168h 5
verschiedene Lösungen, der Haupt- und der Kontrolllauf befinden sich mit
insgesamt 9 Membern in Cluster 4. Cluster 1 bis Cluster 4 zeigen jeweils einen
leicht variierenden Trogdurchgang, Cluster 5 (mit 7 Member) jedoch lässt den
Höhenrücken recht dominant über Mitteleuropa liegen und erst am kommenden
Dienstag könnte demnach der Trog übergreifen.
Der Trogdurchgang sieht aktuell recht sicher aus, jedoch wie oder wann genau ist
sehr unsicher. Wenn man dem Cluster 5 glauben schenken möchte, könnte sogar der
Trogdurchgang um mehrere Tage verschoben werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wärmebelastung:
Am Freitag und in Teilen auch noch am Samstag muss im Süden des Landes mit einer
starken oder extren Wärmebelastung gerechnet werden.

Gewitter/ mehrstündiger Starkregen:
Mit der Umstellung der Großwetterlage sind am Freitag und Samstag gebietsweise
kräftige, strichweise auch schwere Gewitterentwicklungen wahrscheinlich. Auch
wenn es noch große Unsicherheiten bei der Prognose des Trogdurchgangs gibt, ist
das Potenzial der vorhandenen Luftmasse für organisierte und schwere Gewitter
vorhanden. Mögliche Begleiterscheinungen sind daher heftiger oder extremer
Starkregen, schwere Sturmböen, bei organisierten Zellen auch Orkanböen und
großer Hagel.

Strichweise ist auch mehrstündiger heftiger oder extremer Starkregen nicht
ausgeschlossen. Am Samstag könnte es vor allem am Alpenrand zu mehrstündigen
heftigen oder extremen Starkregen kommen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher