DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-08-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.08.2023 um 10.30 UTC



Sommerlich warm bis heiß. Dabei zunächst trocken und sonnig, ab Donnerstag teils
kräftige Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 26.08.2023


Wir starten mit Hochdruckeinfluss, aber zonaler Strömung in die Mittelfrist.
Gestützt wird das Bodenhoch von einem breiten Rücken. In 850 hPa liegt die
Temperatur von Nord nach Süd zwischen 10 und 20 Grad. Am Boden resultieren
daraus über der Mitte und dem Süden Höchstwerte über 30 Grad. An den Küsten und
im äußersten Norden werden mit mäßigem Westwind Höchstwerte unter 25 Grad
erreicht. Das Wetter gestaltet sich ruhig mit viel Sonne. Schauer oder gar
Gewitter sind eine absolute Ausnahme.

Am Mittwoch ändert sich nichts Wesentliches. In den Norden fließt vorübergehend
etwas kühlere Luft (8 Grad in 850 hPa), zum Tagesende steilt die Strömung aber
auf. Grund dafür ist ein Tiefdruckgebiet nordwestlich der Britischen Inseln mit
einem Trog Richtung Biskaya. Es nimmt im Laufe des Abends und in der Nacht zum
Donnerstag Verbindung zu einem sich bildenden Tief über Frankreich auf.

Damit dreht die Strömung in Deutschland mehr auf Südwest. Mit der Drehung wölbt
sich der Keil bis weit in den Norden und am Donnerstag gelangen rund 12 Grad in
850 hPa bis an die dänische Grenze, Richtung Alpen fließen an die 25 Grad ein.
Die Keilachse verlässt uns ab Mittag gen Osten. Auch das Bodenhoch verabschiedet
sich Richtung Osteuropa und aus Westen macht sich die Tiefdruck"rinne" auf den
Weg ostwärts. Sie bringt feuchte Luftmassen nach Deutschland, die sich in der
zweiten Tageshälfte in teils kräftigen Schauern und Gewittern ergießen. Dann
nämlich zieht ein erster Randtrog von Südwest nach Nordost über das Land. CAPE
erreicht teils weit über 2000 Joule. Bei ppw über 40 mm sind Unwetter durch
heftigen Starkregen wahrscheinlich. Auch Hagel und Böen bis in den orkanartigen
Bereich stehen derzeit auf dem Programm.

In der Nacht zum Freitag kann sich im Tiefdruckkomplex über Mitteleuropa ein
Tief über der Nordsee formieren. Das Tief sorgt für etwas Struktur in der bis
dahin eher sumpfigen Lage, und so bildet sich über der Ostsee eine Warmfront,
die langsam nordwärts zieht, und über der Nordsee respektive Benelux und
Westdeutschland eine Kaltfront, die sich aber kaum verlagert. Das zum Tief
korrespondierende Höhentief bleibt über der Nordsee und den Britischen Inseln,
wo es an der Bildung eines kräftigen Langwellentroges "arbeitet".

Ende der kommenden Woche liegt eine Luftmassengrenze (in 850 hPa 7 Grad im
Westen und 17 Grad im Osten) quer vom Nordosten bis in den Südwesten über
Deutschland. Das Ergebnis sind kräftige Schauer und Gewitter an der Grenze sowie
in der feucht-warmen Luft davor, die teils bis in den Unwetterbereich gehen (ppw
meist zwischen 30 und 40 mm, CAPE 1000 - 1500 J/kg). Hinter der Luftmassengrenze
sind ebenfalls einzelne konvektive Umlagerungen wahrscheinlich, jedoch in
geringerer Intensität (ppw 20 bis 30 mm). Insgesamt ist die Luft etwas kühler,
Höchstwerte über 30 Grad sind selten.

Am Samstag verlagert sich die Luftmassengrenze allmählich nach Osten und nimmt
die sehr feuchte und energiereiche Luft mit. In 850 hPa liegen im Westen gegen
Abend 8, im Osten knapp 15 Grad. Entsprechend werden sommerliche Temperaturwerte
(über 25 Grad) nur noch im Osten und Süden erreicht. Ein Randtrog zieht tagsüber
von Südwest nach Nordost über das Land und sorgt vor allem in der Südosthälfte
für teils kräftige Gewitter. In der Zwischenzeit formiert sich ausgehend vom
Höhentief über der Nordsee bei den Britischen Inseln ein Langwellentrog, der bis
nach Zentralspanien reicht. Deutschland liegt am Sonntag auf der Vorderseite des
Troges im Zustrom feuchter aber nur noch mäßig warmer Luft, in der sich
weiterhin Schauer und auch einzelne Gewitter bilden können. Am Montag scheint
aus dem Langwellentrog ein Höhentief über Frankreich abzutropfen. Am Boden setzt
sich (vorübergehend) schwacher Hochdruckeinfluss durch. Allerdings bildet sich
über den Alpen ein kleinräumiges Tief, was im Süden Deutschlands für teils
kräftige Regenfälle sorgen soll.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der heutige IFS Lauf von 0 UTC weist ab Mittwoch praktisch keine Konsistenz zum
gestrigen 0 UTC Lauf auf. Allerdings haben sich die Änderungen bereits im
gestrigen 12 UTC Lauf ergeben. Der Hochdruckeinfluss hält sich auch am Mittwoch.
Dafür übernehmen ab Donnerstag Tiefdruckgebiete die Wetterregie, die feuchte und
aus Westen im Verlauf auch etwas kühlere Luft bringen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit anderen Modellen ergibt zunächst eine hohe Übereinstimmung.
Zum Ende der Woche ist die exakte Lage der Tiefdruckgebiete unterschiedlich,
entsprechend ergibt sich eine frühere (GFS) oder spätere (IFS) Abkühlung von
Westen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse liefert für den ersten Zeitschritt (+72-96h) sechs Lösungen,
alle mit wenig Unterschieden für Deutschland und alle mit Blocking-Lage.
Zeitschritt zwei liefert drei Lösungen mit Schwenk von Blocking zu NAO-. Der
Hauptlauf liegt in Cluster drei, der Kontrolllauf in Cluster eins. Cluster eins
hat die Strömung am Freitag zonal und am Samstag einen Trog für Deutschland.
Cluster 3 lässt Deutschland auf der Trogvorderseite. Der Drops ist also noch
nicht gelutscht. Das zeigt auch die Konsistenz zwischen den IFS-Läufen.
Die erweiterte Mittelfrist bietet fünf Lösungen, in der Mehrheit mit
blockierender Lage und Haupt- sowie Kontrolllauf in Cluster eins. Hier schwenkt
der Langwellentrog unter deutlicher Abschwächung zum Dienstag von Südwesten
herein.

Die Rauchfahnen sind bis Mitte kommender Woche recht eng, dann geht die Schere
auf. Je weiter man nach Süden schaut, umso höher ist das Temperatur- und
Geopotential-Niveau. Nach Wochenmitte geht das Niveau insgesamt zurück,
allerdings ist auffällig, dass es im Norden am Donnerstag erst einmal ansteigt.
Weiter fällt auf, dass der Hauptlauf zum Ende der kommenden Woche über dem
Mittel der Ensembles liegt, das war an den Vortagen auch schon so. Es ist also
möglich, dass die Prognose morgen erneut springt.

Die Ensembles des GFS sehen denen des IFS ähnlich. Allerdings ist hier der
Hauptlauf im Mittel der Ensembles angesiedelt. Insgesamt lässt sich festhalten,
dass nach Wochenmitte das Wetter umschwenkt: Es wird kühler, aber wieder
feuchter.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wärmebelastung ist bis Mitte der kommenden Woche hoch, das zeigt auch der
EFI recht eindrücklich für den Süden Deutschlands. Anschließend steigt die
Gefahr schwerer Gewitter. Der EFI-CAPE signalisiert ab Dienstag, CAPE shear ab
Mittwoch für Süddeutschland ungewöhnlich hohe Werte.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn