DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-08-2023 17:01
SXEU31 DWAV 181800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.08.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Heute im östlichen Bergland, am Samstag im Nordwesten und am Sonntag im
süddeutschen Bergland vereinzelt Gewitter; Unwetter wenig wahrscheinlich.
Darüber hinaus in weiten Teilen Deutschlands starke und im Süden zum Teil
extreme Wärmebelastung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich eines Höhenkeils, der sich vom
westlichen Mittelmeer bis in die Nordsee erstreckt. Dieser Keil wird von einem
sich auffüllenden Trog flankiert, der von Südschweden bis in die Adria reicht.
In unteren Troposphärenschichten liegt dieser Trog bereits weiter im Osten als
in der höheren Troposphäre. Auch wenn dieser sich abschwächende Trog nicht mehr
viel Hebung zustande bringt, so reicht diese jedoch über dem östlichen Bergland
für die Auslösung einzelner Gewitter, wobei es hierzu orografischer
Unterstützung bedarf. Die labilste und feuchteste Luft liegt zwar über dem
Norden und Westen Deutschlands, aber ein CAPE (MU, KK) bis ca. 1500 J/kg und ein
Flüssigwassergehalt zwischen 35 und 40 mm über dem Osten Deutschlands ist
durchaus für konvektive Umlagerungen hinreichend. Da Die Konvektionszellen kaum
Bewegung aufwiesen, fielen örtlich eng begrenzt mehr als 25 mm Niederschlag in
weniger als einer Stunde. ICON-D2 EPS hat dies auch in seinen Prognosen
eingepreist.
In den anderen Gebieten lässt Absinken im Bereich des Höhenkeils trotz höherer
Labilität als in den östlichen Landesteilen nur flache Konvektionsbewölkung
entstehen.
In der Nacht zum Samstag wird der ohnehin schwache Trog von dem sich etwas
weiter nach Osten verlagernden Keil nach Polen und zur Adria abgedrängt.
Hierdurch und zudem tagesgangsbedingt fällt die Konvektion über dem östlichen
Bergland alsbald in sich zusammen. Bei geringen Luftdruckgegensätzen können sich
vor allem in feuchten Niederungen und in der Nähe größerer Gewässer flache
Nebelfelder bilden.

Samstag ... überquert der o.g. Höhenkeil weitgehend das Vorhersagegebiet. Über
dem nahen Ostatlantik hat sich bereits ein breiter Trog in Position gebracht,
aus welchem kurzwellige Anteile nach Nordosten herauslaufen. Einer dieser
Kurzwellentröge arbeitet sich bis zum Abend bis in die Nordsee vor, wird aber
von Kaltluftadvektion überlaufen, was den vorderseitigen Hebungsantrieb dämpft,
aber nicht gänzlich kompensiert. Vorderseitig stößt ein Schwall feuchtlabiler
Luft mit einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser von 45 bis 50 mm(!) in den
Nordwesten Deutschlands vor. Aufgrund rasch aufziehender Bewölkung wird nicht so
viel CAPE generiert, aber 1000 bis 2000 J/kg sind für die Auslösung hoch
reichender Konvektion hinreichend. Zudem gelangt der Nordwesten Deutschlands an
die diffluente Vorderseite des sich nähernden Kurzwellentroges. Gegenüber den
Vortagen erreicht dann auch die Scherung (sowohl niedertroposphärisch als auch
hochreichend) signifikante Werte. Demnach wäre das Potential für organisierte
Strukturen, möglicherweise auch staffelartig auftretende hochreichende
Konvektion durchaus gegeben. Allerdings schiebt sich, bedingt durch
Kaltluftadvektion, zu rasch von Westen her ein Bodenhochkeil herein. Eine
bodennah vorlaufende Tiefdruckrinne mit einer Konvergenz kommt kaum zustande
bzw. kommt unter dem Höhenkeil zum Liegen, so dass deren Passage trocken
erfolgt. Schlussendlich ist daher das Potential für konvektive Umlagerungen
limitiert, d.h. hauptsächlich in Nordseenähe sind kurze Gewitter vorstellbar,
wobei es aufgrund der hohen Verlagerungsgeschwindigkeit kaum für Starkregen
reichen sollte. Vielmehr ist in Verbindung mit diesen Gewittern der Fokus auf
stürmische Böen zu richten.
In den anderen Gebieten hält sich noch der Einfluss des o.g. Höhenkeils und
somit nahezu ungehindertes Absinken. Zwischen Ostsee und Alpen sowie Hochrhein
kommt allenfalls flache Konvektionsbewölkung zustande. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen in der schwülheißen Luft 30 bis 36, in
Küstennähe sowie im Nordwesten 25 bis 29 Grad.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Kurzwellentrog rasch über den Norden
Deutschlands hinweg ostwärts, gefolgt von einem weiteren kurzwelligen Anteil,
der auf die Nordsee übergreift, aber nicht so weit nach Süden reicht. Auch
dieser Anteil wird von Kaltluftadvektion überlaufen. Daher verlagern sich die
Niederschläge, die anfangs noch gewittrig sein können, rasch unter Abschwächung
in den Nordosten Deutschlands und dort vor allem in die ostseenahen Gebiete.
Nachfolgend verstärkt sich, ausgehend von einem Höhenkeil über der Iberischen
Halbinsel, der antizyklonale Einfluss.
Bei weiterhin geringen Luftdruckgegensätzen können sich erneut flache
Nebelfelder bilden. Bei Tiefstwerten zwischen 22 und 16 Grad dürfte sich
vielerorts eine Tropennacht einstellen. Lediglich im Nordwesten abseits der
Küste kühlt es rückseitig einer schwachen Kaltfront etwas mehr ab.


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Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag ... kräftigt sich der von der Iberischen Halbinsel zum östlichen
Mitteleuropa reichende Höhenrücken. Durch diesen wird eine Hochbrücke gestützt,
die sich vom Seegebiet westlich der Biskaya über die Alpen hinweg bis in den
Karpatenraum erstreckt.
Eine schwache Kaltfront, die auch den Nordosten Deutschlands überquert, hat in
den nördlichen und mittleren Landesteilen einen Luftmassenwechsel herbeigeführt.
In diese Gebiete ist trockenere und stabil geschichtete Luft gelangt.
Im Süden und vor allem im Südosten, etwa ab der Mittelgebirgsschwelle südwärts,
ist dies noch nicht der Fall. In diesen Gebieten hält sich noch feuchtlabile
Luft. Großräumiges Absinken unter der zuvor genannten hochbrücke unterbindet
hochreichende Konvektion. Die Temperaturen ändern sich daher bei andauernder
Schwüle kaum, wogegen im Norden und in der Mitte 27 bis 31 und im Küstenbereich
Temperaturmaxima um 25 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der Höhenkeil in seinem nördlichen Teil
ostwärts. Nachfolgend stellt sich eine relativ glatte west-südwestliche Strömung
ein. In dieser verbleibt die schwache Kaltfront in strömungsparalleler Lage, so
dass sich die Luftmassenverteilung nicht wesentlich ändert. Nach wie vor ist die
Lage schwachgradientig, so dass sich erneut flache Nebelfelder bilden können.
Während im Norden, Westen und zum Teil auch in der Mitte die Temperatur auf 15
bis 10 Grad zurückgeht, erfolgt im Süden und Südosten mit Tiefstwerten zwischen
21 und 16 Grad keine nennenswerte Abkühlung.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die verfügbaren Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann