DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-08-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.08.2023 um 10.30 UTC



Hitzewelle im Süden und in der Mitte, gegen Ende der Mittelfrist wieder
steigendes Gewitterpotenzial.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 24.08.2023


Am Sonntag schiebt ein atlantischer Langwellentrog einen Keil über Spanien,
Südfrankreich bis nach Mitteleuropa. Dabei herrscht ungewöhnlich hohes
Geopotenzial. Durch das Absinken kräftigt sich eine korrespondierende
Bodenhochdruckzone, die allerdings dennoch sehr schwachgradientig bleibt. Mit
einer südwestlichen Strömung wird eine heiße nordafrikanische Luftmasse mit
Ursprung in bei Marokko über Spanien Südfrankreich bis nach Süddeutschland
transportiert. Auf 850-hPa werden in Süddeutschland über 20 °C erreicht. Mit
ThetaE-Werten um 60 °C auf 850hPa ist diese Luftmasse zudem bodennah sehr
feucht, wodurch es in der Südhälfte zu einer starken Hitzebelastung kommen
sollte. Über dem Norden Deutschlands fließt rückseitig einer nach Osten
abgezogenen, sich abgeschwächten Kaltfront etwas kühlere Meeresluft mit
850-hpa-Temperaturen von 10 - 12 °C ein. Unter zunehmenden Hochdruckeinfluss
wird es dort abgesehen von einigen flachen Quellwolken freundlich. In der
Südhälfte ist es nur locker bewölkt und verbreitet über 30 °C, lokal bis 37 °C
heiß. Die Luft ist in der Südhälfte noch etwas labil, (~500 J/kg CAPE). Für
Gewitterauslösung unter dem Keil sollte es nur im Bergland reichen.

Von Montag bis Mittwoch ändert sich an der Situation recht wenig. Der
atlantische Langwellentrog rückt langsam Richtung Großbritannien vor.
Gleichzeitig tropft über Südosteuropa ein Kaltlufttropfen ab, der ins Mittelmeer
zieht und die Lage des lang gestreckten Höhenrückens über Mitteleuropa
stabilisiert. Wir verbleiben dabei unter der heißen nordafrikanischen Luft die
sich nur etwas weiter Richtung Norden ausbreitet. Während es am Montag unter
Absinken stabilisiert, wird am Dienstag labilere Luft in den Süden und Südwesten
advehiert. Auslösung wird allerdings nur im Schwarzwald und an den Alpen
berechnet.
Am Mittwoch kommt es aber durch den näher rückenden Langwellentrog zu
Frontogenese über Nordfrankreich, wobei sich laut dem neuen IFS-Lauf ein flaches
Wellentief bildet und im weiteren Verlauf über Benelux nach Norddeutschland
zieht. Dabei werden stärkere Gewitter simuliert, die in der Nacht zum Donnerstag
auf den Norden übergreifen. Ansonsten werden nur an den Alpen und im Schwarzwald
einzelne Gewitter simuliert.

Im weiteren Verlauf baut sich ein massiver Block über dem Atlantik westlich der
Azoren bis über Grönland auf. Der atlantische Langwellentrog kommt ostwärts
voran, sodass wir zunehmend auf dessen Vorderseite gelangen. Somit stellt sich
wieder eine Südwestwetterlage ähnlich der derzeitigen ein. Dabei baut sich
zunächst eine schleifende Frontalzone vom Westen in den Nordosten Deutschlands
auf, die hohes Potenzial für schwere Gewitter bietet.
Trogvorderseite zyklogenese über Nordostdeutschland sorgt dann dafür, dass die
Luftmassengrenze als Kaltfront dann am darauffolgenden Wochenende mit schweren
Gewittern über Deutschland zieht. Rückseitig fließt eine deutlich kühlere
Meeresluftmasse ein.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Simulationen der Vorgängerläufe sind im Wesentlichen gleich. Unterschiede
bestehen noch bezüglich der flachen Welle und der Gewitter im Nordwesten am
Mittwoch. Im gestrigen IFS 00z-Lauf wurde der Frontdurchgang zum Ende des
Vorhersagezeitraums verworfen. Dies war allerdings ein Ausreißer in den
Ensembles. Der 12z-Lauf hatte die Abkühlung dann wieder drin.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


In der großräumigen Wetterlage zeigen andere Modelle so gut wie keine
Unterschiede. Im ICON ist das Wellentief am Mittwoch kaum vorhanden.
Entsprechend gering ist auch die Gewitteraktivität. GFS lässt die Welle im
Nordwesten mit kräftigen Gewittern bereits in der Nacht zum Mittwoch
durchziehen. Im weiteren Verlauf zeigt GFS ebenfalls den Luftmassenwechsel.
Jedoch soll sich dann zum Wochenende eine stationäre Luftmassengrenze über den
Alpen durch ein Viererdurckfeld mit Tief über Nordosteuropa und einem
Cut-Off-Tief über dem Ostatlantik und einem Hoch über der Nordsee und dem
Mittelmeer bilden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen der IFS-Ensembles sind bis Mittwoch recht eng gebündelt und
zeigen einen heißen Süden und einen kühleren Norden. Ab Mittwoch nimmt im Norden
der Spread deutlich zu, was auf Unsicherheiten bezüglich der Willensbildung und
der genauen Lage der Luftmassengrenze hindeutet. Auch die Niederschlagssignale
nehmen ab Mittwoch zu. Ab Donnerstag gehen dann auch die Vorhersagen für den
Süden auseinander. Eine zunehmende Abkülungstrend bei sinkenden Geopotenzial und
stärkeren Niederschlagssignalen lässt sich dennoch herauslesen, auch wenn im
zeitlichen Ablauf deutliche Unterschiede zu sehen sind.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Hitzewelle im Süden als gesichert
gilt, der Norden bleibt zunächst kühler. Sicher scheint auch, dass die
Gewitteraktivität bis Mittwoch erstmal abebbt. In wie weit die Hitze am Mittwoch
auch in den Norden kommt ist noch unsicher und hängt von einer eventuellen
Wellenbildung ab, die sich noch nicht genau prognostizieren lässt. Selbiges gilt
für die damit einhergehenden Gewitter.
Mit erhöhter Wahrscheinlichkeit bringt dann ab Ende der Woche eine Kaltfront
kräftige Gewitter und Abkühlung. Wie das Ganze dann vonstattengeht, ist noch
äußerst unsicher. Ob die Kaltfront bereits am Donnerstag oder erst am Wochenende
durchgeht, lässt sich nicht prognostizieren.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag besteht nur im südlichen Mittelgebirgsraum eine geringe
Gewitterneigung. Allen voran vom Erzgebirge bis zum Lausitzer Bergland. Unwetter
sollten die Ausnahme sein.
Montag gibt es keine Signale für Gewitter.
Dienstag lassen sich einzelne stärkere Entwicklungen im Schwarzwald und den
Alpen nicht ausschließen. IFS simuliert dort Auslösung.
Ab Mittwoch nimmt dann das Gewitterpotenzial zunächst im Nordwesten und in der
Mitte, später auch im Süden deutlich zu. Dabei steigt die Wahrscheinlichkeit für
Unwetter deutlich an.

Zudem ist im Süden und in der Mitte voraussichtlich bis Donnerstag, am Dienstag
und Mittwoch eventuelle auch im Norden mit einer erheblichen Wärmebelastung zu
rechnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ICON-IFS/Hauptlauf/ MOSMIX (Tmax, ab Montag-Mittwoch leicht nach oben
angepasst), ab Mittwoch IFS-Ensembles (Abkühlung etwas eher, als im Hauptlauf)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold