DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-11-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 03.11.2016 um 10.30 UTC



Temperaturrückgang, im Bergland teilweise winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 10.11.2016


Der mittelfristige Zeitraum beginnt am Sonntag mit der weiteren Annäherung eines
Troges von Nordwesten her. Die zugehörige Zone tiefen Luftdruckes am Boden liegt
in einem Bogen von Norddeutschland über Österreich nach Norditalien. Dabei hat
von Westen her die Zufuhr maritimer Polarluft eingesetzt. Am Nordrand einer
Zyklogenese südlich der Alpen werden vor allem südlich der Donau noch längere
Zeit Niederschläge simuliert, wobei die Schneefallgrenze teilweise deutlich
unter 1000m sinkt. Am Alpenrand schneit es teilweise bis in die Täler.
Am Montag kommt der Trog genau über Deutschland zu liegen, wobei auf seiner
Vorderseite, etwa im Raum Ungarn erneut ein Tief entsteht, das über Polen nach
Norden ziehen soll. Auf seiner Westflanke verstärkt sich der Zustrom kalter
Luftmassen eher noch. Es treten dabei weitere schauerartige Niederschläge auf,
die bis auf ca. 500m hinab als Schnee fallen können. In den Nächten sind auch in
tiefen Lagen winterliche Erscheinungen wie Glätte durch gefrierende Nässe oder
Schneematsch zu erwarten.
Am Dienstag und Mittwoch wird das Höhentief regeneriert, während sich am Boden
eine östliche Strömung zwischen einem Hoch über Skandinavien und tiefem
Luftdruck südlich der Alpen abzeichnet. Es treten bei niedrigem Temperaturniveau
weitere Niederschläge auf, die aber nicht sonderlich ergiebig sein sollten. Im
Bergland fällt Schnee, in tiefen Lagen auch Regen oder Schneeregen. Die
Temperaturen steigen tagsüber nur noch auf Werte um 5 Grad, nachts gibt es
verbreitet leichten Frost.

In der zweiten Wochenhälfte setzt sich die Blockierungslage fort, in dem das
skandinavische Hoch erhalten bleibt. Inwieweit das Geschehen bei uns eher
zyklonal oder antizyklonal dominiert wird, ist derzeit nicht absehbar, die
letzten Läufe waren diesbezüglich nicht konsistent. Wahrscheinlich verstärkt
sich aber von Nordwesten her zögernd der Einfluss einer Hochdruckzone.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die letzten Läufe des europäischen Modells simulieren eingangs der Mittelfrist
am kommenden Sonntag ähnlich, divergieren dann aber mehr und mehr. Sie zeigen
unterschiedliche Strömungsregimes über Deutschland. Im letzten Lauf wird das
Höhentief genau über Mitteleuropa regeneriert, im Vorlauf durch einen Rücken
nach Süden abgedrängt, während gestern 00 UTC noch ein Trogvorstoß von Norden
folgte. Gemein sind den Simulationen allerdings die niedrigen Temperaturen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Modelle divergieren vor allem im Verlauf der nächsten Woche. GFS simuliert
den Abzug des Troges nach Südosten und von Nordwesten her zunehmenden Einfluss
einer langgestreckten Hochdruckzone. ICON lässt den Trog Abtropfen, kommt aber
dadurch zu einem ähnlichen Resultat wie GFS, in dem sich von Norden her eine
Hochdruckzone zu uns ausdehnt. Auch hier bleibt bei beiden Modellen die Zufuhr
kalter Luftmassen erhalten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen die Aussagen des Hauptlaufs. Die Kurvenschar T850 verläuft
in der Offenbacher Rauchfahne eng gebündelt bei ca. -5 Grad bis Mitte nächster
Woche, erst danach vergrößert sich der Spread. Wobei einige Members das niedrige
Temperaturlevel beibehalten, die meisten zeigen aber eine leichte Tendenz zur
Erwärmung, zusammen mit leicht steigendem Geopotential. Letztlich wird also der
Kaltluftkörper nach Südosten abgedrängt und weicht von Nordwesten höherem
Geopotential.

Die Clusterung verteilt die Ensembleläufe recht gleichmäßig auf 6 Cluster im
Zeitraum bis +168h. Alle zeigen einen Trog oder ein abgeschlossenes Höhentief
über den zentralen Teilen Europas, während sich nach Norden und Westen hohes
Geopotential anschließt. Das führt auch dazu, dass alle Lösungen in Richtung
negative NAO, oder Blockierung gehen. Vor allem zur erweiterten Mittelfrist hin,
also zum Ende der nächsten Woche, schwächt sich das Höhentief ab und wird nach
Südosten abgedrängt.

Die Ensembles des GFS zeigen ähnliches.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag liefert EFI südlich der Donau Hinweise auf kräftigere Niederschläge.
Cosmo LEPS zeigt Richtung Alpen geringe Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 mm
in 24 Stunden, ebenso wie ECM EPS. Bei sinkender Schneefallgrenze würde dies
kräftigen Schneefall, in tiefen Lagen teilweise Dauerregen, bedeuten.
Nachfolgend wird von EFI eine negative Temperaturanomalie gezeigt, die im Norden
am stärksten ausgeprägt ist. Die auftretenden Niederschläge können im Bergland
durchgehend, im Tiefland vor allem nachts Glätte zur Folge haben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner