DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-11-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.11.2016 um 10.30 UTC



Mäßig kalt. Im Südwesten Dauerregen möglich. Ab Sonntag im höheren Bergland und
an den Alpen zeitweise Schneefall.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 09.11.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Samstag erstreckt sich ein
Höhentiefkomplex über Nordeuropa, von dem aus ein Trog Richtung Westeuropa
gerichtet ist. Vorderseitig des Troges befindet sich im Bodenniveau ein
Tiefdruckgebiet etwa über dem Skagerrak, das im Tagesverlauf nur wenig nach
Südosten vorankommt. Ausgehend davon reicht eine Tiefdruckrinne bis in das
westliche Mittelmeer. Die Kaltfront des Tiefs hat weite Teile Deutschlands
überquert, wobei sie über dem Süden aufgrund einer Wellenbildung im Bereich der
Westalpen etwas ausgebremst wird. Rückseitig der Kaltfront strömt kältere Luft
ein mit Temperaturen in 850 hPa um minus 1 Grad.

Am Sonntag weitet sich der Trog über Westeuropa noch weiter nach Süden aus und
schwenkt dabei ostwärts. Das Bodentief zieht unter Abschwächung Richtung
Südschweden. Die Rinne mit der eingelagerten Kaltfront kommt ebenfalls nach
Osten voran, sodass die Kaltluft auch in den Süden einsickern kann.
Aufgleitniederschläge auf der Vorderseite eines Tiefs über Norditalien sorgen
aber am Alpenrand noch für Niederschläge.

Am Montag verbleibt der Höhentrog über West- und Mitteleuropa, wobei sich dessen
südlicher Teil bis Mittwoch in das westliche Mittelmeer ausdehnt und dort eine
Zyklogenese hervorruft. Das Bodentief über Südschweden schwächt sich weiter ab
und wird schließlich in die Zirkulation des von Norditalien über das östliche
Mitteleuropa nordwärts ziehenden Tiefs eingebunden. Entsprechend hält mit der
nordöstlichen Windkomponente die Zufuhr kälterer Luftmassen an. Nachfolgend
etabliert sich über Deutschland eine relativ flache Druckverteilung, wenngleich
der Tiefdruckeinfluss zunächst dominiert.
Am Mittwoch verlagert sich das über dem westlichen Mittelmeer entstandene Tief
über Italien und die Balkanländer hinweg nordostwärts. Die damit verbundenen
Niederschläge greifen bis in den Süden und Südosten Deutschlands aus. In den
weiteren Landesteilen macht sich der Einfluss eines Hochs mit Schwerpunkt über
dem Nordosten Europas bemerkbar.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Entwicklung der großräumigen Wetterlage im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum auf Basis des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW ist ähnlich zu
den gestrigen Läufen, sodass die Konsistenz als gut bezeichnet werden kann.

Unterschiede in den Modelläufen gibt es noch bezüglich der genauen Position der
Tiefkerne, was einen Einfluss auf die Niederschlagsentwicklung hat. So sollte
die Kaltfront nach dem gestrigen Lauf aufgrund eines Tiefs über Österreich und
Tschechien über dem Süden Deutschlands wellen bzw. schleifen. Das Tief zieht nun
ausgehend von Italien deutlich weiter östlich Richtung Norden, sodass auch die
Front schneller nach Süden bzw. Südosten vorankommt. Entsprechend niedriger
sind die Niederschlagssummen am Wochenende im Südwesten, im Stau des
Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb ist weiterhin markanter Dauerregen
möglich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Sonntag wird die Entwicklung von den betrachteten Globalmodellen relativ
ähnlich gesehen, so dass auch nach GFS und ICON mit der Zufuhr kälterer
Luftmassen zu rechnen ist. Im weiteren Verlauf folgt GFS der EZMW Lösung,
wenngleich die Tiefkerne etwas weiter westlich liegen. Entsprechend ziehen die
Niederschläge langsamer aus dem Osten und Südosten ab als bei EZMW und so sind
auch die Schneefallmengen an den Alpen in der einfließenden Kaltluft in der
Nacht zum Montag und am Montag höher.

Eine extrem winterliche und niederschlagsreiche Lösung bietet ICON. Dabei
etabliert sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet (Kerndruck zeitweise unter 985 hPa)
über dem Süden und der Mitte Deutschlands. Aufgrund des Gradienten soll es in
der Nordhälfte zu starken bis stürmischen Böen, an den Küsten zu Sturmböen
kommen. Aufgleitprozesse sorgen zudem über der Mitte und dem Norden für kräftige
Schneefälle bis ins Flachland. Aufgrund einer schlechteren Modellkonsistenz wird
diese Lösung in der Vorhersage aber vernachlässigt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach weist im mittelfristigen Vorhersagezeitraum einen
relativ eindeutigen Verlauf auf. Die Temperatur sinkt ab Samstag kontinuierlich
ab und erreicht am Mittwoch seinen Tiefpunkt bei einer 850 hPa Temperatur um
minus 7 Grad. Dabei ist der Spread vergleichsweise gering. Ähnliches gilt für
das Geopotential, das im Vorhersagezeitraum auf relativ niedrigem Niveau
verharrt. Zudem sind häufige Niederschlagssignale vorhanden, wobei diese vor
allem am Samstag durch den Haupt- und Kontrolllauf gestützt werden.

Die Clusterung des EZMW besitzt im Zeitraum von 72 bis 96 Stunden drei Cluster.
Dabei ergeben sich über Mitteleuropa keine signifikanten Unterschiede. Von
Montag bis Mittwoch sind sechs Cluster vorhanden. Diese unterscheiden sich durch
die Lage des Troges bzw. des Bodentiefs. Erwähnenswert ist Cluster vier, das der
ICON Lösung sehr nahe kommt und mit 20 Ensemble Membern immerhin die viert
höchste Anzahl der repräsentativen Member besitzt und somit nicht gänzlich
verworfen werden sollte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Von Samstag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC gibt es sowohl von den deterministischen
als auch von den probabilistischen Modellen Signale für Dauerregen über 30 mm in
24 Stunden in den Staulagen des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb. Die
Wahrscheinlichkeiten von EZMW-EPS liegen bei maximal 8 % und bei COSMO-Leps bei
maximal 25 %. Ergiebiger Dauerregen ist unwahrscheinlich.
Auf den Alpengipfeln kommt es am Samstag zu Sturmböen.

Von Sonntag auf Montag ist vor allem an den Alpen oberhalb von 600 bis 800 m
markanter Schneefall möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger