DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-07-2023 07:30
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.07.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z

Heute im Norden und Südosten Gewitter. Ab der Nacht im Nordwesten Dauerregen.
Zum Dienstag zunächst über der Mitte, dann im Süden Stark- und Dauerregen.
Unwetter möglich. Dienstag Übergang zu Schauerwetter mit meist kurzen Gewittern.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegen wir unter einer zunächst westsüdwestlichen, zyklonalen
Strömung. Dabei zieht ein Höhentief über die Nordsee nach Südskandinavien, der
zugehörige Trog schwenkt über Westeuropa zu uns und lässt die Strömung mehr auf
westliche Richtungen drehen. Die thermisch nur schlecht ausgeprägte Kaltfront
eines Tiefs über der Nordsee hat Norddeutschland schon zu großen Teilen
überquert, hängt über Süddeutschland aber schleifend zurück. An ihr und
präfrontal kommt es schon aktuell zu Schauern und Gewittern, die sich im
Tagesverlauf mehr in den Osten und Südosten zurückziehen. Grund dafür ist die
leichte Progression des Tiefausläufers hinter dem postfrontal eine nicht mehr
ganz so feuchte und warme und Luftmasse einströmt. Während vormittags eher lokal
Starkregen im Focus steht (PPW 30 mm), kommen nachmittags kleinkörniger Hagel
und stürmische Böen hinzu. Durch Entrainment etwas trocknerer Luft, werden die
Zutaten für Gewitter weniger gut. Die Scherung bleibt gering, die Feuchte und
Labilität nehmen etwas ab, bleiben für lokal kräftige Entwicklungen aber
ausreichend. Vereinzelte Unwetter sind zwar nicht ausgeschlossen, aber eher
unwahrscheinlich. Ansonsten beruhigt sich das Wetter in der gemäßigten Luft über
der Mitte und dem Südwesten im Tagesverlauf.

Dafür kommt der Norden mit dem Trog unter leicht höhenkalte Luft (T500 -20°C).
Über die Nordsee und Benelux kommen im Nordwesten Schauer und kurze Gewitter
auf, die sich zur Ostseeküste ausbreiten. Hier steht der Wind im Vordergrund.
Bei guter Scherung können sich Schauerlinien bilden, die mit stürmischen Böen,
vereinzelt Sturmböen verbunden sind. Cape überschreitet kaum 300 J/kg und die
Zellen ziehen flott, weshalb es kaum für Hagel oder Starkregen reichen dürften.

Der Druckgradient zwischen dem Tief über der Nordsee und einem keil des
Azorenhochs über Frankreich und dem Alpenraum bleibt gut ausgeprägt, was im
Norden, auch zwischen den Schauern eine starke bis steife Böen zur Folge hat. An
der Nordsee und im höheren Bergland stürmische Böen und exponiert Sturmböen.

Die Temperatur steigt in der gemäßigten Luft (T850 +5 bis +8°C) meist auf 19 bis
24°C, in der Warmluft über dem Osten und Südosten (T850 >10°C) sind 23 bis 26°C
möglich.

In der Nacht zum Montag steht schon das nächste Tief in den Startlöchern. Es
zieht nach Schottland, die Ausläufer schwenken über GB Richtung Nordsee und
Benelux. Die weit vorauseilende Warmluftadvektion erfasst aber schon den Norden
mit teils länger anhaltenden leichten bis mäßigen Regenfällen. In Teilen
Niedersachsens kommen in 12 Stunden 10 bis 15 l/qm zusammen. Zuvor ziehen die
Schauer und Gewitter über dem Norden nach Dänemark und zur Ostsee ab. Die
Gewitter im Südosten sind wahrscheinlich schon abends vorbei. Etwas Regen
breitet sich Nachtverlauf zur Mitte hin aus, während es im Süden bei
aufgelockerter Bewölkung meist trocken bleibt.

Trotz eines sich sogar leicht verschärfenden Druckgradienten lässt der Wind dank
Stabilisierung nachts soweit nach, dass Warnungen nicht nötig werden. Nur an der
Nordsee und im Bergland treten nach wie vor steife bis stürmische Böen aus
Südwest bis West auf, exponiert auf dem Brocken können im Verlauf der Nacht
schwere Sturmböen dabei sein. Die Temperaturen gehen auf 16 bis 10°C zurück.

Montag... setzt sich die westliche Strömung brav fort, wobei sie in der Höhe vor
einem breiten, aber flachen Trog über England zum Abend von Westen zunehmend
diffluent daherkommt. Zuvor zieht aber noch ein Troganteil vor allem über den
Norden nach Osten. Das Bodentief kommt derweil von Schottland aus nur wenig nach
Osten voran. Es entsteht aber eine Rinne mit mehreren Zentren, die sich bis
Dänemark vorschiebt. Die zugehörige Warmfront wird fast strömungsparallel über
dem Norden stationär, die nachfolgende Kaltfront nähert sich zögernd über
Benelux. Die Warmluftadvektion hält über dem Norden und der Mitte an, wobei nach
Norden hin der Trog zusätzlichen Antrieb liefert. Wir liegen damit im breiten
Warmsektor wo die advehierte Luftmasse vor allem im Norden und Westen wieder
sehr feucht wird mit PPW von 30 bis 40 mm.

In einem Streifen von der Nordsee und dem Emsland aus nach Osten bis Mecklenburg
fällt anhaltend Regen, der zum Teil kräftig und Dank etwas MU Cape von
Warmlufteinschubgewittern begleitet sein kann. Neben kurzzeitigem Starkregen,
ist dieser auch mehrstündig möglich. Aber auch für den Zeitraum von der Nacht
zum Montag bis in die Folgenacht stehen akkumuliert hohe Regensummen an. Hier
sind 30 bis 50 l/qm in 24 Stunden möglich, die von diversen deterministischen
Modellen, aber auch von einigen Ensembles gestützt werden.

Im Westen nähert sich nachmittags die schleifende Kaltfront. bei limitierter
Labilität kommt dort eher schauerartiger Regen auf, der sich zur Mitte
ausbreitet und in den vereinzelte Gewitter (Starkregen) nicht ausgeschlossen
sind.

Während in den beschriebenen Regionen von der Sonne nicht viel zu sehen sein
wird, setzt sie sich im Süden und Süden besser in Szene. Hier bleibt es bei
aufgelockerten Wolken meist niederschlagsfrei und in wärmerer Luft im Warmsektor
sind teilweise sommerliche Temperaturen zu erwarten, während unter den Wolken 19
bis 24°C anstehen mit den niedrigsten Werten im Dauerregen des Nordens.

Der westliche Wind weht lebhaft mit einzelnen steifen Böen, außer im Süden, und
stürmischen Böen oder Sturmböen im höheren Bergland.

In der Nacht zum Dienstag werden die Hauptniederschläge mit der dann mehr
südwestlichen Höhenströmung vor dem zusehends schärfer ausgeprägten Trog über
Westeuropa aus dem Norden langsam zur Ostsee abgedrängt. Die Kaltfront legt sich
vorübergehend schleifend diagonal über Deutschland, zum Teil wird daran auch
eine Welle angedeutet. Durch kräftige Hebung in der sehr feuchten Luft werden in
einem Streifen vom Südwesten bis in den Osten starke Regenfälle ausgelöst, die
von einzelnen Gewittern (oder Blitzen, es ist nach wie vor nicht sehr labil)
durchsetzt sein können. Es besteht die Möglichkeit von Stark- und Dauerregen,
wobei dessen Lage und Intensität noch unsicher sind. Auch unwetterartige Mengen
sind möglich. Im Norden gibt es in der postfrontal einströmenden leicht
instabilen Luftmasse einzelne Schauer und Gewitter, Niederbayern könnte bis fast
zum Morgen trocken bleiben. An den Küsten und im Bergland bleibt es windig mit
steifen, im höheren Bergland teils stürmischen Böen oder Sturmböen. Die Nacht
bleibt meist mild mit Werten über 15°C.

Dienstag... schwenkt der Haupttrog nach Deutschland und bringt mit etwas
höhenkalter Luft bis -19°C in 500 hPa, bei +8°C in 850 hPa in weiten
Landesteilen wechselhaftes Schauerwetter mit kurzen Gewittern. Dabei sind neben
kleinkörnigem Hagel, örtlich Starkregen (der Wassergehalt ist nicht mal so
gering und die Zuggeschwindigkeit lässt nach) oder starke bis stürmische Böen
möglich.

An der zunächst über dem Süden noch schleifenden Kaltfront fällt Stark- oder
Dauerregen, der in Staulagen auch unwetterartig ausfallen kann. Vereinzelt sind
Gewitter eingelagert. Im Tagesverlauf wird der Tiefausläufer durch den sich
nähernden Trog nach Südosten abgedrängt und es stellt sich auch dort von
Nordwesten Schauerwetter ein.

Während der Gradient von Norden mehr und mehr auffächert, weht der westliche
Wind im Süden noch mit steifen, im Bergland mit stürmischen Böen oder Sturmböen.


In der Nacht zum Mittwoch beruhigt sich das Wetter von Westen unter einem
Zwischenhoch, das mit einem durchschwenkenden Höhenrücken korreliert. Die
Schauer klingen ab, der Wind flaut auch im Süden ab und die Bewölkung lockert
teils stärker auf. Zum Morgen sind im Westen aber schon wieder neue Regenfälle
zu erwarten. Diese stehen im Zusammenhang mit der Warmfront eines nach Irland
ziehenden Tiefs.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im groben Maßstab ähnlich. Konvektion und Regen werden
freilich immer mehr oder weniger abweichend simuliert. Der Dauerregen im
Nordwesten ist einigermaßen sicher, auch wenn Konvektion bzw. Starkregen
eingelagert sind. Entsprechende Warnungen können am Nachmittag ausgegeben
werden. Auch bei den zum Dienstag folgenden Regenfälle stellt sich die Frage
nach Stark- oder Dauerregen, bzw. den Mengen, ob eventuell Unwetter? Hier bleibt
aber auch noch etwas Zeit.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner