DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-07-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.07.2023 um 10.30 UTC



Sehr wechselhaft. Gebietsweise Stark- und Dauerregen, mit/ohne Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 05.08.2023


Die zyklonale Westlage setzt sich zunächst mittelfristig fort. Ein
Langwellentrog über Nordwesteuropa wird dabei von einem kurzwelligen Anteil über
GB und Frankreich umlaufen, sodass die Höhenströmung vorübergehend nach Südwest
zurückdreht. Die Kaltfront eines Tiefs über Nordsee gerät am Dienstag über
Süddeutschland unter Wellenbildung ins Schleifen und löst dort kräftige, von
Gewittern durchsetzte Regenfälle aus. Ansonsten gelangt aus Westen mäßigwarme,
instabile Meeresluft vom Nordatlantik zu uns, in der es zu Schauern und kurzen
Gewittern kommt. Der gut ausgeprägte Druckgradient bringt gebietsweise starke
bis steife Böen. Exponiert sind stürmische Böen nicht ausgeschlossen, im höheren
Bergland auch Sturmböen.
Am Mittwoch dehnt sich der Trog nach Skandinavien aus, während erneut ein
markanter Randtrog nach Westeuropa schwenkt. Dabei bildet sich nach Lesart IFS
über Frankreich wieder eine Welle, die in der Nacht zum Donnerstag über Süd- und
Südostdeutschland mit kräftigen Regenfällen nach Nordosten ziehen soll, sich
dabei aber kaum entwickelt.
Die Unsicherheiten diesbezüglich sind groß, was in den Folgeabschnitten
ausgeführt wird.
In den anderen Regionen hält der Zustrom von gemäßigter Meeresluft an, in der
kurzwellige Tröge Schauer und kurze Gewitter auslösen. Angesichts der Luftmasse
sind die Entwicklungen nicht besonders stark. Der Druckgradient wird durch die
Welle aufgeweicht.
Am Donnerstag setzt auch im Süden nach Abzug der Welle der Zustrom von mäßig
warmer Meeresluft ein, in der wie schon in den anderen Gebieten überwiegend
konvektiv geprägtes Wetter mit schauerartigen Regenfällen und kurzen Gewitter
ansteht. Der große Höhentrog über Nord- und Westeuropa weitet sich derweil über
Mitteleuropa nach Südosten aus, was den Übergang markiert von der zyklonalen
Westlage in eine Troglage.
Am Freitag bestimmt ein Langwellentrog, der mit seiner Achse von Skandinavien
über die Nordsee und Frankreich ins westliche Mittelmeer reicht, das Wetter in
großen Teilen Europas und damit auch bei uns. In feuchter und labiler Meeresluft
treten immer wieder Regenfälle, und wahrscheinlich in erster Linie nach Westen,
zur Trogachse hin auch mal Gewitter auf. Ob der Süden von einer Zyklogenese über
Oberitalien mit kräftigem Regen beeinflusst wird, ist noch fraglich.
Am Samstag wird der Trog über Mitteleuropa zusammengequetscht, da er gegen einen
Höhenrücken über Osteuropa nicht weiter nach Osten vorankommt und sich von
Westen ein weiterer Keil über GB nach Osten schiebt. Er tropft nach Norditalien
ab, was die Tiefentwicklung dort stützt. Der Südosten bleibt somit am Rand des
Tiefs unter Aufgleitregenfällen, sonst geht das Schauerwetter weiter. Im
weiteren Verlauf kann sich schon eine Gewisse Stabilisierung durch den Rücken
bemerkbar machen.
Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich wieder eine Zonalisierung Richtung
West zyklonal an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Betrachtet man die Konsistent im Rahmen eines sehr groben Maßstabs, aus Sicht
der Großwetterlage, so ist diese gut. Es wird zunächst eine zyklonale Westlage
simuliert, die am Ende (vorübergehend) in eine Troglage übergeht.
Um große Unterschiede zu finden, ist allerdings auch nicht gerade eine Lupe
nötig. So wurde in den Vorläufen eine kräftige Zyklogenese simuliert, deren
Zugbahn erst über Westeuropa in die Nordsee (gestern 00z) führte, dann über
(Nordwest)Deutschland nach Nordosten (gestern 12z). In der aktuellen Version ist
nur eine vergleichsweise schwache Wellenentwicklung über Süddeutschland zu
finden, die nach Polen ziehen soll. Das Ganze findet auch deutlich schneller
statt, als die Zyklogenese in den Vorläufen. Entsprechend unsicher wird die
Niederschlags- und Windentwicklung zur Wochenmitte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Den grundsätzlichen Ablauf stützen auch die anderen Globalmodell, aber auch mit
einigen Unschärfen. Interessant kann die Entwicklung besonders ab Mitte der
nächsten Woche werden. Die Globalmodelle ICON, GFS und UKMO scheinen sich,
zumindest derzeit, auf eine kräftige Tiefentwicklung mit Zugbahn des Tiefs über
den Westen und Norden Deutschlands Richtung Polen oder Ostsee geeinigt zu haben.
Neben den Regenfällen könnte in diesem Fall auch die Windentwicklung spannend
werden. Je nach Timing wären in der warmen Luft nach Südosten hin auch stärkere
Gewitterentwicklungen möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die Aussagen des Hauptlaufs. Die
Kurven für Temperatur 850 und Geopotential 500 hPa verlaufen bis zum Ende recht
eng gebündelt. Die Unsicherheiten zur Wochenmitte spiegeln sich z.B. in einigen
Ausreißern der 850 hPa Temperatur wider, die nach oben ausschlagen, wenn die
warme Luft mit dem möglichen Tief nach Norden angesaugt wird. Allerdings sind
diese Lösungen in der Minderheit. Die wiederholten Niederschlagssignale sprechen
für das sehr wechselhafte Wetter. Erst zum Ende ist hier ein gewisses Nachlassen
erkennbar.

Obwohl in den Zeiträumen bis +96 und bis +168h 4 bzw. 6 Cluster gebildet werden,
sind die Unterschiede für Mitteleuropa in den dargestellten Plots nicht sehr
groß. Nur Cluster 5 (bis +168h und 8 Member) sieht noch nach der gestrigen 12z
Lösung mit dem Tief über Deutschland zur Wochenmitte aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wiederholt kommt es mittelfristig zu teils kräftigen Regenfällen. Zu Beginn, am
Dienstag gibt es an der schleifenden Kaltfront über dem Süden entsprechende
Signale. Hier ist markanter Dauerregen nicht nur im Bergland möglich, auch
unwetterartige Mengen sind nicht ausgeschlossen und fraglich ist auch wie weit
der Regen zur Mitte hin ausgreift.
Am Mittwoch und Donnerstag könnten sich Gewitter und Starkregen wieder nach
Norden ausbreiten, wahrscheinlicher ist aber ein Verbleib über dem Süden.
Ansonsten gibt es nur kurze Gewitter mit stürmischen Böen, die sich in der Folge
bis in den Süden ausdehnen. Im äußersten Südosten wäre zum Ende hin Dauerregen
nicht ausgeschlossen. ________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS +EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner