DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-07-2023 07:30
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.07.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wz
Heute feuchtwarm und vielerorts teils kräftige Schauer und Gewitter, Unwetter
v.a. im Süden und Osten möglich.
Kommende Nacht und am Sonntag im Südosten noch einzelne kräftige Gewitter
und/oder Starkregen. Im Norden am Sonntag einzelne Gewitter mit Böen Bft 7 bis
8.
In der Nacht zum und am Montag im Nordwesten gebietsweise Stark- oder
Dauerregen.
Sonntag und Montag windig, in Hochlagen dann vermehrt Sturmböen möglich.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... erstreckt sich die für diese Jahreszeit außergewöhnlich kräftig
ausgeprägte, recht weit südlich verlaufende und nur wenig mäandrierende
Frontalzone über den gesamten Nordatlantik, die Biskaya und Frankreich bis weit
ins östliche Mitteleuropa. Dabei hat sich knapp westlich von Schottland ein
hochreichendes und zentralsteuerndes Tiefdruckgebiet ("VENTUR") eingenistet, das
sein Drehzentrum bis heute Abend sowohl im Bodenfeld als auch in 500 hPa in etwa
zu den Hebriden verlagert. Durch kräftige trogvorderseitige WLA hat sich über
Mitteleuropa ein Höhenrücken aufgewölbt, der das Vorhersagegebiet inzwischen
ostwärts überquert hat und sich am Abend über das Baltikum und
Mittelskandinavien bis zum Nordmeer erstreckt. Somit ist die zunehmend
diffluente die Höhenströmung über Deutschland vorderseitig des vom Zentraltief
ausgehenden, recht flachen und breiten Höhentroges, der bis zum Abend auf
Frankreich übergreift, inzwischen auf Westsüdwest zurückgedreht. Darin
eingebettet, lassen sich grob zwei kurzwellige Troganteile ausmachen, von denen
der erste inzwischen auf die Westhälfte des Landes übergegriffen hat und bis zum
Nachmittag das Vorhersagegebiet überquert hat, während der nächste am Nachmittag
und Abend den Südwesten und Süden ostwärts überquert.
Im Bodenfeld befinden wir uns im breit aufgespannten Warmsektor des
Zentraltiefs. Die Kaltfront hat inzwischen die westliche Nordsee bzw. den
Ärmelkanal erreicht und kommt nur langsam ostwärts voran, zum späten Nachmittag
bzw. Abend greift sie dann auf den Nordwesten Deutschlands über. Sie lässt sich
im thermischen Feld nur schwer ausmachen, da der mit ihr einhergehende
Luftmassenwechsel hin zu etwas trockenerer und stabilerer Luft eher allmählich
vonstatten geht und erweist sich somit als relativ wenig wetteraktiv. Somit
bleibt der Großteil des Landes heute im Einflussbereich warmer und vor allem
sehr feuchter Luftmassen subtropischen Ursprungs (10 bis 14 Grad in 850 hPa).
Diese ist leidlich labil geschichtet, zeichnet sich aber vor allem vor Durchgang
des ersten Kurzwellentroges durch hohe PPW,s von zum Teil über 35 mm aus. Vor
allem an diesen Kurzwellentrog ist auch eine Druckwelle im Bodenfeld gekoppelt,
die aktuell bereits auf den Westen und Südwesten des Landes übergegriffen hat.
Dabei kann aufgrund von PVA recht markante dynamische Hebung wirksam werden und
somit gibt es bereits vormittags dort teils kräftige Schauer und Gewitter, die
sich in den kommenden Stunden relativ rasch ost- bis nordostwärts verlagern. Bei
vor allem über der Südhälfte moderaten Scherungsbedingungen (DLS 15 m/s nach
Norden zu, bis 25 m/s im Süden) und recht gradlinigen Hodografen ist zunächst
wohl überwiegend von linienförmig angeordneten Multizellensystemen auszugehen,
zumal mangels Einstrahlung bis zum Mittag/frühen Nachmittag nur wenige 100 bis
knapp über 500 J/kg ML-Cape generiert werden können. Somit kommen wohl
überwiegend markante Begleiterscheinungen in Form von Starkregen, kleinkörnigem
Hagel und je nach Organisationsgrad im Tagesverlauf auch zunehmend stürmischen
Böen bzw. Sturmböen in Frage. Mit der recht hohen Zuggeschwindigkeit bleibt auch
bzgl. Starkregen, trotz des hohen Flüssigwassergehaltes der Luftmasse, das
Unwetterpotenzial zunächst wohl noch eher gering.
Im Laufe des Mittags und Nachmittags dürfte dieser erste Schwung an Schauern und
Gewittern dann auf den Osten und Südosten des Landes übergreifen. Vor allem
SuperHD simuliert dort in einigen Regionen bis an die 1000 J/kg ML-Cape. Dann
steigt das Potenzial für unwetterartige Entwicklungen an, in erster Linie
aufgrund eventueller schwerer Sturmböen, vor allem im Südosten auch aufgrund von
Hagel. Dort steht den Zellen mit einer günstigen Rückdrehung des Bodenwindes
eventuell mehr sturmrelative Helizität zur Verfügung. Einige ICON-D2-Läufe
simulieren in Südostbayern am Nachmittag jedenfalls auch einzelne Superzellen
mit über einen längeren Zeitraum hinweg rotierenden Aufwinden, der aktuelle hat
das Potenzial dafür allerdings eher wieder zurückgeschraubt. Beachten sollte man
zudem die niedrigen HKNs innerhalb der feuchten Luftmasse; mit kleinräumig und
kurzzeitig günstiger Richtungsscherung in den unteren 1 bis 2 km kann dann auch
ein kurzlebiger Tornado nicht ausgeschlossen werden.
Aufgrund der gegebenen Unsicherheiten bzgl. dieser Entwicklungen - vor allem
macht der Blick auf das aktuelle Sat-Bild skeptisch, was die Einstrahlung angeht
- drängt sich aktuell noch keine entsprechende Vorabinformation auf. Dennoch
sollte man diese Region im Auge behalten, sollte dennoch ein größeres
Sonnenfenster aufgehen und die Modelle in den Folgeläufen diese Variante dann
weiterhin auf der Agenda haben, könnte man auch kurzfristiger mit einer
Vorabinfo agieren.
Mit Durchzug des ersten Kurzwellentroges deutet sich eine vorübergehende
Wetterberuhigung an und auch die PPWs gehen bereits zurück, vorübergehend sogar
auf unter 30 mm, ehe sie mit Annäherung und Durchschwenken des nächsten
Kurzwellenanteils wieder etwas ansteigen. Diesem vorgelagert ist der nächste
Schwung an Schauern und Gewittern, der etwa um die Mittagszeit bzw. am
Nachmittag auf den Westen des Landes übergreift. Die Unwettergefahr ist trotz
dort auch zunehmend moderater Scherungsbedingungen eher gering. Auch zwischen
beiden Systemen simulieren SuperHD und ICON-D2 vor allem über den mittleren
Landesteilen im Laufe des Mittags und Nachmittags durchaus konvektive Aktivität.
Die Begleiterscheinungen dürften sich bei diesen Zellen ebenfalls hauptsächlich
im markanten Bereich abspielen.
Etwas außen vor, Konvektion betreffend, ist der Nordwesten. Dort sickert mit
Annäherung der Kaltfront im Tagesverlauf bereits eine etwas stabilere Luftmasse
ein. Einzelne Schauer sind auch dort möglich, Gewitter treten aber wohl kaum und
wenn, dann nur ganz vereinzelt auf.
Der Wind frischt im Tagesverlauf vor allem mit Durchzug der Druckwelle(n) auch
außerhalb der Gewitter vorübergehend auf, in freien und höheren Lagen reicht es
für einzelne Böen Bft 7, in den Kamm- und Gipfellagen vor allem der süddeutschen
Mittelgebirge und der Alpen auch für stürmische Böen Bft 8.
Trotz viel Bewölkung steigen die Temperaturen auf warme 21 bis 26 Grad; dort, wo
es mal für größere Sonnenfenster reicht, kann es auch noch etwas wärmer werden.

In der Nacht zum Sonntag verlagert "VENTUR" sein Drehzentrum allmählich in den
Norden Schottlands, das Bodentief füllt sich dabei zögernd auf. Der breite
Höhentrog an dessen Südflanke nähert sich somit dem europäischen Festland an,
die westsüdwestliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet intensiviert sich
noch etwas und bleibt diffluent konturiert, wobei vor allem über Süddeutschland
mit Durchschwenken eines weiteren Kurzwellentroges noch einmal verstärkt
dynamischer Hebungsinput gegeben ist.
Die zunehmend höhenströmungsparallel eingebettete Kaltfront kommt nur langsam
südostwärts voran und erreicht morgens in etwa die Mosel, Mittelhessen,
Sachsen-Anhalt und den Berliner Raum. Präfrontal dauert die Schauer- und
Gewitteraktivität innerhalb der sehr feuchten Luftmasse im Süden und Südosten,
anfangs noch bis in die mittleren Landesteile reichend die ganze Nacht über an,
im Süden kann es vor in erster Linie bzgl. Starkregen vereinzelt auch noch
unwetterartige Entwicklungen geben, selbst in der zweiten Nachthälfte hat
ICON-D2-EPS in Mittelfranken sowie im Alpenvorland noch leicht erhöhte
Wahrscheinlichkeiten dafür auf der Agenda.
Postfrontal setzt sich in der Nordhälfte und in der Mitte etwas kühlere, vor
allem aber eine deutlich trockenere und stabiler geschichtete Luftmasse durch.
Die 850 hPa-Temperatur sinkt auf etwa 7 Grad, die PPWs auf unter 25 mm. Somit
bleibt es trocken und die Wolken lockern stärker auf. Lediglich im Nordseeumfeld
kann es mit Annäherung des Haupttroges später einzelne Schauer geben.
Der Wind schwächt sich vor allem in den Niederungen vorübergehend ab, in den
Kamm- und Gipfellagen einiger Mittelgebirge und der Alpen kann es nach wie vor
Böen Bft 7 bis 8 aus Südwest geben. Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 18 und
12 Grad, im Süden bleibt es dabei milder als im Norden.

Sonntag... kommt das Zentraltief zur nördlichen Nordsee voran, wobei sich das
korrespondierende Bodentief bis zum Abend mehr und mehr auffüllt. Dabei greift
der Höhentrog auf das Vorhersagegebiet über und es stellt sich eine kräftige
westliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet ein.
Die Kaltfront über dem Südosten des Landes verwellt noch einmal, so dass vor
allem Ost- bzw. Südostbayern und die Lausitz noch längere Zeit präfrontal im
Einflussbereich der potenziell instabilen und sehr feuchten Luftmasse mit PPWs
zwischen 25 und 30 mm verbleiben. ICON-D2 simuliert noch einmal gebietsweise
mehr als 500 J/kg ML-Cape, nicht nur in Südostbayern, sondern auch in der
Lausitz, SuperHD dagegen lediglich noch im äußersten Südosten Bayerns. Die
Scherungsbedingungen sind dort allerdings nicht mehr optimal, so dass in diesen
Regionen wohl überwiegend von wenig organisierten Multizellen auszugehen ist,
dabei muss abgewartet werd4en, inwieweit überhaupt noch Cape durch Einstrahlung
generiert werden kann. Wie auch immer - die Gewitter werden wohl überwiegend von
Starkregen und kleinkörnigem Hagel begleitet und klingen wohl bereits am
Nachmittag, spätestens zum Abend hin von Westen her wieder ab. Unwetterartige
Entwicklungen bzgl. Starkregens sind eher wenig wahrscheinlich.
Postfrontal schließt sich ein breiter Streifen mit wenig Wetteraktivität an. Von
Frankreich her stößt ein Keil des Azorenhochs nach West- und Süddeutschland vor,
so dass sich vor allem im Südwesten, in der Mitte und im Osten/Nordosten des
Landes auch mal länger die Sonne durchsetzen kann. Anders dagegen im Norden und
Nordwesten: Dort kann sich der Höhentrog voll entfalten. Die 500 hPa-Temperatur
sinkt auf -18 bis -22 Grad bei etwa 6 Grad in 850 hPa. Die Luftmasse ist somit
hochreichend mäßig labil geschichtet mit gleichmäßig verteilter mäßiger ML-Cape
(etwa 100 bis 500 J/kg). Zudem gelangt diese Region in den linken
Ausgangsbereich eines Jets, so dass zusätzlicher Hebungsinput gegeben ist und
sich moderate Scherungsbedingungen einstellen. Die Folge sind vor allem von
Niedersachsen bis nach Vorpommern und nördlich bzw. nordwestlich davon
zahlreiche Schauer und auch kurze Gewitter. Diese werden begleitet von Graupel
bzw. kleinkörnigem Hagel und Böen Bft 7 bis 8, vereinzelt auch Bft 9. Mit
Vorstoß des Azorenhochkeils verschärft sich zudem noch der Druckgradient vor
allem im Nordwesten und Norden des Landes, so dass es dort auch außerhalb der
Schauer steife Böen aus West bis Südwest geben kann, an der Nordsee auch
einzelne stürmische Böen. In den Gipfellagen einiger Mittelgebirge (Brocken) ist
wohl auch mit Sturmböen zu rechnen.
Die Temperaturen erreichen (bei Werten zwischen 6 Grad im Norden und 10 Grad im
Südosten in 850 hPa) Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad; mit etwas Sonne können
an Oder bzw. Neiße sowie im Süden Bayerns vielleicht noch die 25 Grad knapp
überschritten werden.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der breite Höhentrog über das
Vorhersagegebiet hinweg ost-, später nordostwärts, dahinter kann sich an der
Südflanke eines inzwischen mit mehreren Drehzentren ausgestatteten
Höhentiefkomplexes, der vom Seegebiet westlich Schottlands über die nördliche
Nordsee bis nach Südschweden reicht, die westliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet weiter verstärken. Darin eingebettet, greift im Laufe der Nacht
ein Tiefdruckgebiet auf die Britischen Inseln über. Die langgestreckte Warmfront
erreicht unter Wellenbildung bereits im Laufe der Nacht den Westen und
Nordwesten Deutschlands. Kräftige WLA, unterstützt durch etwas PVA generiert
dabei großflächig dynamischen Hebungsantrieb, so dass bereits in den
Abendstunden im Westen Regenfälle leichter, teils auch mäßiger Intensität
einsetzen, die sich im Laufe der Nacht rasch über die nördliche Mitte ostwärts
ausweiten und etwas nach Norden vorankommen. Vor allem im Norden von NRW sowie
im Weser-Ems-Gebiet werden bis Montagfrüh verbreitet 10 bis 25 l/qm simuliert,
im Bereich der Welle treten eventuell auch schauerartige Verstärkungen auf, so
dass gebietsweise auch Starkregen nicht ausgeschlossen ist, am ehesten in der
zweiten Nachthälfte irgendwo im westlichen oder südlichen Niedersachsen.
Vor Einsetzen der Niederschläge klingen die Schauer im Norden mit Durchzug der
Trogachse nur zögernd ab, im Bereich Nordfriesland und an der Ostsee kann es
auch in der zweiten Nachthälfte sogar noch einzelne Gewitter geben.
In der Südhälfte bleibt es dagegen die Nacht über hinweg im Einflussbereich des
sich weiter nach Osten ausweitenden Azorenhochkeils trocken und die Wolken
können auch mal stärker auflockern, so dass sich hier und da Nebel bildet. Die
Tiefstwerte liegen zwischen 17 Grad am Niederrhein und knapp unter 10 Grad in
einigen Tälern der süddeutschen Mittelgebirge und der Alpen. Der Wind weht in
einigen Höhenlagen weiterhin lebhaft aus West bis Südwest mit stürmischen Böen
auf exponierten Gipfeln, während er in den Niederungen nachlässt.

Montag... ändert sich an der zyklonalen Westlage nach wie vor nur wenig, die
Potenzialrinne mit den eingelagerten Höhentiefs erstreckt sich weiterhin vom
Seegebiet westlich Schottlands bis nach Südskandinavien und weitet sich eher
noch etwas nach Osten, Richtung Baltikum, aus. Die stramme Westströmung an deren
Südflanke bleibt relativ glatt konturiert, wobei allerdings kurzwellige
Troganteile durchaus kleinräumig dynamischen Hebungsinput liefern. Ein etwas
markanter ausgeprägter Kurzwellentrog greift dabei zum Abend hin auf die
westliche Nordsee über.
Im Bodenfeld verlagert sich das kleinräumige Tiefdruckgebiet über den Britischen
Inseln bis zum Abend in etwa zur mittleren Nordsee, wobei noch unklar ist,
inwieweit es mit dem Kurzwellentrog interagieren kann. IFS hat eine etwas
kräftigere Entwicklung auf der Agenda, die allerdings etwas weiter westlich
vonstattengehen soll; das daraus resultierende Bodentief befindet sich mit einem
Kerndruck von etwa 993 hPa um 18 UTC erst über der westlichen Nordsee. ICON-EU
und GFS simulieren dagegen eher eine langgestreckte flache Tiefdruckrinne mit
einem oder mehreren Wellentiefs über der südlichen Nordsee. Wie auch immer sich
diese Entwicklung im Detail gestaltet - mit der kräftigen trogvorderseitigen
Hebung gibt es vor allem entlang des nach wie vor zonal orientierten wellenden
Frontenzuges über Nordwesten und Norden Deutschlands weitere, teils länger
anhaltende, teils auch mal schauerartig verstärkte Regenfälle. ICON-EU hat auch
einige Gewitter auf der Agenda, dabei handelt es sich wohl um
Warmlufteinschubgewitter, die wohl nicht so verbreitet wie im Modell auftreten,
vereinzelt aber durchaus auch in Betracht zu ziehen sind. Recht einheitlich
simulieren ICON-EU und GFS in der Fläche bis zum Abend von Niedersachsen über
den Hamburger Raum bzw. das südliche Schleswig-Holstein bis nach Mecklenburg
verbreitet 10 bis 25 l/qm, wobei vor allem im Nordwesten nach wie vor ein
gewisses Potenzial für Starkregen nicht von der Hand zu weisen ist.
Nach Süden zu fällt die Intensität der Niederschläge deutlich schwächer aus, in
der Mitte kommen höchstens in einigen Mittelgebirgsstaulagen mehr als 5 l/qm in
12 Stunden zusammen, in einigen Lee-Lagen bleibt es wohl sogar trocken. Südlich
von etwa Model und Main bleibt es im Einflussbereich des sich nur langsam
abschwächenden Azorenhochkeils sogar überwiegend trocken, wobei ICON-EU die
Niederschläge etwas weiter nach Süden (fast bis zur Donau) vorankommen lässt als
die anderen Modelle.
Der Gradient zwischen dem Nordseetief und dem Azorenhochkeil verschärft sich im
Tagesverlauf noch etwas, so dass vor allem im Westen, Nordwesten und in der
Mitte auch in den Niederungen recht verbreitet Böen Bft 7 aus West bis Südwest
auftrete können. In den Hochlagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge
gibt es häufiger stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen oder gar schwere
Sturmböen.
Im Warmsektor des Tiefs gelangt wieder etwas wärmere Luft in die Mitte und vor
allem in den Süden des Vorhersagegebietes, die 850 hPa-Temperatur steigt auf
Werte zwischen 9 Grad im Norden und nahe 14 Grad ganz im Süden. Während es im
Nordwesten und Norden stark bewölkt bis bedeckt bleibt, kann sich vor allem
südlich der Donau länger die Sonne durchsetzen. Somit liegen die Höchstwerte im
Nordwesten und Norden meist um 20 Grad, während im Süden bis zu 26 oder gar 27
Grad erreicht werden können.

In der Nacht zum Dienstag zieht der Kurzwellentrog von der Nordsee nach
Norddeutschland und gewinnt dabei deutlich an Kontur. Nun kann sich auch nach
Lesart des ICON-EU das Bodentief deutlich verstärken und schlägt morgens mit
einem Kerndruck von etwa 991 hPa über Nordfriesland auf, während es nach Lesart
des IFS und UKMO dann erst die mittlere Nordsee erreicht und GFS nach wie vor
eher eine Tiefdruckrinne auf der Agenda hat, die sich von der Deutschen Bucht
über Schleswig-Holstein bis zur südlichen Ostsee erstreckt.
Wie auch immer - die Kaltfront greift nun auf das Vorhersagegebiet über und
kommt bis Dienstagfrüh nach Lesart der meisten Modelle in etwa bis zu den
mittleren Landesteilen voran. Dort tendiert sie allerdings in weiterer Folge zur
Wellenbildung.
Somit weiten sich die Regenfälle allmählich auch auf die mittleren Landesteile
aus, während sie im Norden und Nordwesten nachlassen bzw. in teils gewittrige
Schauer (vor allem im Bereich des Tiefs bzw. der Tiefdruckrinne über
Schleswig-Holstein und an den Küsten) übergehen. Je nach Zugrichtung einer
eventuellen Welle kann es dabei in der Mitte bzw. im Südwesten Deutschlands auch
mal kräftiger regnen, ICON-EU deutet so eine Lösung im Laufe der zweiten
Nachthälfte von der Pfalz über Südhessen und Nordbaden bis nach Unterfranken an.
Dort tritt dann gebietsweise Starkregen, teils auch gewittrig, auf.
Der Wind flaut im Binnenland bzw. in den Niederungen im Laufe der Nacht wohl
wieder ab, an der Nordsee kann es aber weiterhin steife, vereinzelt stürmische
Böen geben (je nach Entwicklung und Zugbahn des Tiefs), ebenso in den Hochlagen
einiger Mittelgebirge.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Bis einschließlich Sonntag fahren die Modelle einen einheitlichen Kurs. Für den
heutigen Tag drängt sich angesichts der aktuellen Simulationen der Konvektion
erlaubenden Modelle und mit Blick auf das Satellitenbild keine Vorabinformation
auf, wenngleich bei moderater Scherung Unwetter nicht ausgeschlossen werden
können.
In der Nacht zum und am Montag werden die Modelldifferenzen größer,
insbesondere, was die Entwicklung und Zugbahn des kleinräumigen Tiefs über der
Nordsee angeht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff