DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-07-2023 09:02

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.07.2023 um 10.30 UTC



Zunächst stellt sich eine zyklonale Westlage ein. Zum Ende des mittelfristigen
Vorhersagezeitraums stellt sich eine Troglage über Mitteleuropa ein. Daher sehr
unbeständiges und mäßig warmes Wetter mit wiederholtem Regen, Schauern und
Gewittern.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 04.08.2023


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Montag befindet
sich Deutschland in einer recht strammen Westströmung. Das aktuell steuernde
Tief befindet sich mit seinem Zentrum über Dänemark. Der dazugehörende
Tiefausläufer liegt über Norddeutschland und bringt dort teils kräftige, von
Gewittern durch-setzte Regenfälle. Etwas Niederschlag wird auch in mittleren
Landesteilen erwartet, während es in Süddeutschland meist trocken bleibt. Bei
850 hPa Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad ist es mäßig warm. In der Mitte und
im Süden weht ein starker, teils stürmischer Wind.
Am Dienstag ändert sich eher wenig an der Großwetterlage. Allerdings schiebt
sich der Frontenzug nach Süden vor. Somit treten vor allem in der Südhälfte
kräftige von Gewittern durch-setzte Regenfälle auf. In der Nordhälfte schwächen
dich Regenfälle dagegen ab. In der Südhälfte muss mit starten, teils auch mit
Sturmböen gerechnet werden.
Am Mittwoch verlagert sich das bisher bestimmende Tief bei Dänemark mit seinem
Kern nach Stockholm. Daher setzt in Deutschland eine kurze Wetterberuhigung ein.
Die Regenfälle werden schwächer und auch Gewitter treten kaum noch auf. Auch der
Wind ist gemäßigter und kaum noch warnwürdig.
Am Donnerstag gerät Deutschland auf die Vorderseite eines Tiefs bei den
Britischen Inseln. Damit werden die Regenfälle in der kompletten Nordwesthälfte
wieder intensiver auch mit eingelagerten Gewittern. Im Nordosten regnet es
dagegen deutlich weniger. Am Abend setzt dann auch im Südosten Starkregen mit
lokalen Gewittern ein. Der Wind dreht von West auf Südwesten und ist nur noch im
Bergland warnwürdig.
Am Freitag stellt sich über Deutschland eine Troglage ein. Fast in allen teilen
Deutschland kommt es zu Regenfällen, Im Südosten auch zu stärkeren Regenfällen,
in den Alpen oberhalb von etwa 1500m auch zu Schneefällen.

In der erweiterten Mittelfrist stellt sich keine durchgreifende Wetteränderung
ein. Der Trog über Mitteleuropa dehnt sich voraussichtlich sogar noch etwas
weiter nach Süden aus und soll Richtung Mittelmeer abtropfen. Auch im weiteren
Verlauf deuten sich über dem Atlantik neue Trogvorstöße an, sodass ein Ende der
unbeständigen und mäßig-warmen Witterung als eher unwahrscheinlich erscheint.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die großräumigen Strömungsmuster werden von den ECMWF-Läufen sehr konsistent
simuliert, sodass kaum Zweifel bezüglich des beschriebenen Wetterablaufs
aufkommen. Naturgemäß gibt es noch gewisse Unsicherheiten bei der genauen
zeitlichen Abfolge der einzelnen Tiefs und kurzwelligen Troganteilen, was beim
betrachteten Prognosezeitraum aber zu erwarten ist. Noch unklar ist, ob am
Mittwoch die Wetterberuhigung wirklich dermaßen stattfindet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen Globalmodelle stützen die großräumigen Strömungsmuster. GFS
simuliert für die Nacht zum Mittwoch das Tief über der Nordsee deutlich
kräftiger (Sturmtief) als ECMWF. ICON lässt das Tief hingegen weiter nördlich
und deutlich schwächer durchziehen. Bezüglich der Wetterberuhigung am Mittwoch
zeigen die Modelle Unterschiede auf. Nach GFS und UKMO tritt sie kaum auf,
während die Kanadier eher die ECMWF-Version stützen. Zum Ende der Mittelfrist
dehnt sich bei ICON und GFS der Trog weiter nach Süden aus als von ECMWF
simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen liefern keinen signifikanten Mehrwert. Die 850hPa-Temperaturen
liegen im Haupt- und Kontrolllauf sowie im Ensemble-Mittel bis in die erweiterte
Mittelfrist hinein durchweg unterhalb des klimatologischen Mittels. Das
geopotential geht ab dem kommenden Dienstag zurück, was auf den Trog
zurückzuführen ist und es gibt recht große Signale bei den Niederschlägen, vor
allem am Dienstag und Donnerstag (aber auch davor und danach). Der unbeständige
und nur mäßig-warme Witterungsabschnitt scheint also sehr sicher zu sein.

Im Zeitraum t_120h-168h werden 4 Cluster angeboten, die überwiegend dem Regime
einer positiven NAO zugeordnet werden. Die meisten Cluster zeigen nächste Woche
den Übergang zu einer Troglage über Nord- und Mitteleuropa.

In der erweiterten Mittelfrist (t_192h-240h) werden die einzelnen Member
weiterhin in 4 Cluster einsortiert. Eine Fortdauer der Troglage über
Mitteleuropa haben aber die meisten Cluster im Angebot. Was damit als
wahrscheinlich anzusehen ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Hinsichtlich der Witterungsverhältnisse des bisherigen Sommers kann man die zu
erwartenden Niederschlagsmengen der kommenden 7 Tage durchaus als signifikant
bezeichnen. Vor allem in der Nordwesthälfte werden verbreitet 50 bis 100 mm
Niederschlag simuliert, kleinräumig auch etwas mehr.
Vor allem ab der kommenden Woche können 12-, 24- oder 48-stündig stellenweise
die Warnschwellen für markanten Dauerregen überschritten werden.

Zuvor besteht v.a. am Montag im Osten und Südosten nochmals ein erhöhtes
Potential für starke Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Im Nordwesten
kommt es ebenfalls zu (Kaltluft)gewittern mit stürmischen Böen.

Zudem ist es kommende Woche zeitweise windig. An der Nordsee, mit gewisser
Wahrscheinlichkeit auch im Binnenland und im Bergland.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOSMIX, MOSECMWF.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer