DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-07-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.07.2023 um 10.30 UTC



Zunehmend zyklonale Westlage mit Niederschlägen und ab Montag zurückgehender
Temperatur.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 26.07.2023


Der Mitteleuropäische Sommer (West zyklonal) setzt sich fort. Die große Hitze
bleibt erst auf die Regionen südlich der Alpen beschränkt.

Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Samstag befindet
sich Deutschland auf der Vorderseite eines positiv geneigten Höhentrogs mit
Drehzentrum über dem Südrand der Norwegischen See in einer westlicher bis
südwestlicher Höhenströmung. Bei flacher Druckverteilung und schwachen
Hebungsvorgängen (glatte Strömung) gibt es wettertechnisch zunächst kaum zu
berichten. Lediglich am Alpenrand besteht in der wärmeren und feuchteren Luft
eine gewisse Gewittergefahr. Jedoch in der Nacht zum Sonntag macht sich in
Nordwesten des Landes das sich verstärkende Tief über den Britischen Inseln
bemerkbar mit Bewölkungszunahme und zeitweiligem leichtem Regen. Zudem frischt
der südwestliche Wind an der Nordse mit ersten starken bis stürmischen Böen auf.


Am Sonntag wird allgemein ein windiger Tag sein, denn das Tief zieht unter
leichter Verstärkung (Kern bei 995 hPa) zur Nordsee. Der Gradient ist stark
genug, um selbst in Flachland steife Böen (7 Bft) zu produzieren. Im Bergland
und an der Nordsee treten dann stürmische Böen (8 Bft) auf. Der Trog rückt auch
näher und die Hebungsvorgänge bei zunehmender Zyklonalität verstärken sich vor
allem über Norddeutschland, wo schauerartiger, teils gewittriger Regen auftritt.
Im äußersten Norddeutschland sind dann um 20 l/qm in 12 Stunden möglich. Die
Kaltfront des Tiefs liegt um die Mittagzeit diagonal über Deutschland von
Baden-Württemberg bis nach Mecklenburg-Vorpommern und ist zunächst wenig
wetteraktiv, da sie mehr oder weniger parallel zur Höhenströmung liegt. Jedoch
entlang davon sind einzelne Gewitter möglich. Im Süddeutschland ist das
Gewitterrisiko gering: An den Alpen dämpft die föhnige Überströmung die
Gewitterbildung.

Am Montag liegt Deutschland voll im Trogbereich, wobei der Kern des Bodentiefs
ohne weitere Vertiefung (der Höhepunkt ist dann vollbracht) über Südnorwegen
zieht. Die dazugehörige Kaltfront erreicht im Laufe des Tages die Alpen. Ein
kurzwelliger Anteil aktiviert die Kaltfront und sorgt dafür, dass entlang davon
und an der Vorderseite häufig Schauer und kräftige Gewitter bilden können. Die
Dynamik und Labilität sind stark genug, um schwere Gewitter mit heftigem
Starkregen, größerem Hagel und schweren Sturmböen zu erzeugen. Auch in
Norddeutschland mit hoch reichender Kaltluft bilden sich einzelne Schauer und
Gewitter. In einem Streifen über der Mitte sollte es am wenigsten passieren, da
die Regionen zwischen den Stühlen liegen. Zu erwähnen, ist auch das mögliche
markante Regenereignis an den Alpen in der Nacht zum Dienstag, wo auch Mengen um
50 l/qm in 12 Stunden möglich sind.

Am Dienstag und am Mittwoch verbleibt Deutschland in einer zyklonalen,
westlichen und mäßig temperierten Strömung am Südrand des ausgeprägten Höhentief
über dem Nordmeer. Rangtröge und kleinräumige Tiefs sorgen für wechselhaftes
Wetter ohne aber besondere Erscheinungen. Diese Entwicklung geht auch über die
Wochenmitte hinaus weiter. Die große Hitze, wie es ganz am Anfang erwähnt wurde,
bleibt erst südlich der Alpen. Letztlich werden nennenswerte und flächige
Regenmengen in Norddeutschland und Richtung Alpen erwartet. Über die breite
Mitte, wo bis jetzt sehr wenig Regen gefallen ist, ist flächiger Niederschlag
trotz zyklonaler Einfluss noch nicht in Sicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz von IFS (ECMF) ist bzgl. der großräumige Wetterlage (sehr
wechselhaft) im gesamten Zeitraum recht gut. Jedoch im Detail gibt es markante
Unterschiede zur genaueren Entwicklung vor allem ab Sonntag. Nach dem neusten
Lauf sollte ein Tief über den Britischen Inseln entsteht, das dann zur Nordsee
bzw. nach Südskandinavien zieht. Nach den älteren Laufen wurde das Tief etwas
schwächer simuliert und hätte es sich in zwei Kerne geteilt, wobei ein davon
nach Norddeutschland gezogen hätte. Kurz rum diese kleinräumigen Unterschiede
wirken auf die Niederschlagsverteilung sowohl räumlich als auch zeitlich und
deren Intensität aus. Die Abkühlung erfolgt zudem schneller und die
vorderseitige Erwärmung (Sonntag/Montag) ist schwächer ausgeprägt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Modelle (ICON, GFS, UK) sehen die Entwicklung über den gesamten
Zeitraum ähnlich. Die genauere Position des Tiefs und die Stärke ab Sonntag
werden von den Modellen zwar leicht unterschiedlich gerechnet, aber ändert nicht
am Grundsatz der Prognose.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte spiegeln trotz graduell
zunehmender Streuung in der erweiterten Mittelfrist recht gut die Abläufe vom
Hauptlauf wider und zeigen ein typisches Muster einer zyklonaler Westlage. Zu
erwähnen, sind die Niederschlagssignale: Sie sind im Norden und ganz im Süden
gut vorhanden. In der breiten Mitte, wo man Regen am dringendsten braucht, sind
die Niederschlagssignale am schwächsten.

Die Clusteranalyse zeigt auch das west-zyklonale Muster. In der erweitertet
Mittelfrist ab t+192h gibt es ein gewisses Signal für ein Blocking über dem
Nordatlantik und Grönland. Der zyklonale Einfluss über Mitteleuropa überwiegt
aber über den gesamten Zeitraum.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zu erwähnen sind am Sonntag die möglichen stürmischen Böen an der Nordsee und im
Bergland. Am Montag sind vor allem im Süden starke Gewitter bis im
Unwetterbereich möglich. Zudem kann in der Nacht zum Dienstag an den Alpen
kräftiger regnen mit Markanten Mengen um 40 l/qm in 12 Stunden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta