DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-07-2023 17:01
SXEU31 DWAV 181800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.07.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Abends und nachts im Süden - vor allem im Alpenraum - teils markante Gewitter.
Am Mittwoch im Alpenraum und später auch im Nordwesten und Norden lokale
Gewitter, teils mit Böen Bft 8, kleinem Hagel und Starkregen.
Am Donnerstag meist keine markanten Entwicklungen mehr.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt zwischen einem hochreichenden Tiefkomplex über
Nordeuropa und einem Höhenkeil über dem Mittelmeer in einer kräftigen
südwestlichen bis westlichen Höhenströmung, die zunächst leicht antizyklonal
gekrümmt ist (500 hPa). Im Laufe der Nacht wird die Strömung hinter dem flachen
Keil im Süden recht glatt. Allerdings schleift am Alpenrand, über dem
Schwarzwald und über Frankreich eine Luftmassengrenze, die schwülarme und
potentiell instabile Luft im Süden von etwas trockenerer und kühlerer Luft
nördlich der Grenze. Die labile Luft besitzt mit PPWs zwischen 30 und 35 mm
ordentlich Feuchtegehalt und ist mit MU-Cape-Werten zwischen 400 und gut 800
J/Kg auch potentiell instabil. Mit ein wenig Hebungsimpuls durch die flatternde
Strömung bzw. hinter dem flachen Keil sollte also die Gewitterbildung einsetzen
oder Schauer und Gewitter von Frankreich und der Schweiz her zum südlichen
Süddeutschland ziehen. Dies zeigen auch die Modelle (vor allem die
feinmaschigen). Allerdings soll die Hauptaktivität bevorzugt im Alpenraum
ablaufen, Modellläufe vorher zeigten auch Aktivität im Alpenvorland und im
Schwarzwald. Bei 50 kt Mittelwind in 700 hPa, die bei stärkeren Entwicklungen
runter gemischt werden könnten, wären zumindest Sturmböen möglich. Auch
Starkregen und kleiner Hagel können auftreten, vor allem im Alpenraum. Unwetter
können nicht ganz ausgeschlossen werden.

Mittwoch ... schwenkt ein Höhentrog, der zunehmend flach und breit angelegt ist,
erreicht am Abend den Westen, wobei er über der Deutschen Bucht am markantesten
ausgeprägt ist. An der vorhandenen Luftmassengegensätze im Süden, ändert sich
wenig. An ihr kann sich trogvorderseitig eine flache Frontalwelle bilden, die
mittags etwa über Südhessen liegt und abends etwa über Oberfranken.
Modellübergreifend wird zumindest ein flacher Bodentrog simuliert, bei ICON-D2
vorübergehend ein kleines Tief. Dabei kommt es vor allem in den zentralen und
östlichen Mittelgebirgen zu Schauern und lokalen Gewittern. Dabei besteht nach
ICON-D2-EPS auch eine mäßig erhöhte Starkregengefahr, Unwetter sind sehr gering
wahrscheinlich.

Im Norden sorgt im Tagesverlauf der recht kräftige Trog mit etwas höhenkalter
Luft für Schauer und einzelne Gewitter. Hier gibt es PPWs zwischen 25 und 30 mm
bei ML-Cape-Werten von 100 bis gut 200 J/kg. Bei 850-hPa-Temperaturen um 8 Grad
sind es hier eher konvektive Erscheinungen der Marke Kaltluftgewitter.
Nichtsdestotrotz sind Starkregen, stürmische Böen und kleiner Hagel möglich.
Unwetter sind eher unwahrscheinlich.

Potentiell feucht-labil und gewittrig bleibt es im Alpenraum mit einzelnen
markanten Gewittern. Unwetter sind nach den neuesten ICON-D2-EPS-Läufen eher
südliche der Bayerisch-Tiroler Grenze zu erwarten.

Bei Durchzug der Kaltfront der Welle und postfrontal frischt vorübergehend der
Wind in der Südhälfte auf und bringt vor allem oberhalb 400 m in freien Lagen
mal eine steife Windbö auch außerhalb von Schauern und Gewittern, was eigentlich
alle Modelle gebietsweise im Programm haben.

Die Temperaturen erreichen in der Nordhälfte 19 bis 25 Grad, sonst 25 bis 29
Grad.


In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der angesprochene Trog, der vor allem im
Norden etwas schärfer ausgeprägt ist, ostwärts und erreicht zum Morgen Westpolen
und Tschechien. Damit wird auch die Welle ostwärts gesteuert und rückseitig
dreht die Strömung vor allem in der unteren Troposphäre auf Nordwest. Die
einsetzende Kaltluftadvektion dämpft die Niederschlagsprozesse von Westen her,
so dass sich schauerartige, teils gewittrig durchsetzte Regenfälle zunehmend in
den Nordosten zurückziehen. Gerade an der Ostsee kann es gebietsweise auch mal
kräftiger regnen mit mehr als 10 l/qm binnen 12 Stunden.

Sonst beruhigt sich das Wetter und es lockert gebietsweise auf. In der
einfließenden Meeresluft subpolaren Ursprungs gehen die Temperaturen in 850 hPa
im Norden auf unter 5 Grad zurück. Bewölkung und mäßiger Wind vor allem in der
ersten Nachthälfte verhindern aber noch ein stärkeres Auskühlen. Dennoch kann
bei 15 bis 9 Grad gut gelüftet werden. Ganz im Süden ist es mit 16 Grad etwas
wärmer.
In den Frühstunden treten auf den Nordfriesischen Inseln zunehmend steife Böen
Bft 7 aus Nordwest auf.


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Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag ... ändert sich die Lage nur wenig: Weiter haben wir den
hochreichenden Tiefkomplex über Nordeuropa und den flachen Keil über dem
Mittelmeer. Nach Abzug des Troges folgt von Westen ein Höhenkeil, dessen Achse
abends bereits den Osten erreicht. Ein Trog gelangt dagegen erneut nach
Westeuropa. Durch den Höhenkeil schiebt sich auch ein Keil im Bodendruckfeld
nach Deutschland, wobei es allgenmein recht schwachgradientig bleibt. Lediglich
im nördlichen Schleswig-Holstein und an der Ostsee besteht eine Chance für 7er
Böen.

Allerdings werden in der frischen Meeresluft die Auslösetemperaturen rasch
erreicht und zahlreiche Quellwolken schießen nach oben, bevor sie zeitnah an die
Inversion bei rund 650 hPa stoßen werden. Die Null-Grad-Grenze liegt allerdings
inzwischen recht niedrig bei rund 770 hPa (knapp 8000 FT), so dass es zumindest
für einzelne schwache Schauer langt. An den Südrändern der Mittelgebirge kommt
so gut wie nix an. Durch das "Breitlaufen" an der Inversion wird der
Wettercharakter gebietsweise vorübergehend auch ein stark bewölkter werden. Am
längsten Sonnenschein ist im Südwesten zu erwarten.

Die eingesickerte kühlere Meeresluft macht sich jetzt auch in den Höchstwerten
bemerkbar, die im Norden nur noch bei 18 bis 22 Grad, sonst bei 23 bis 27 Grad
liegen.

In der Nacht zum Freitag gelangen wir von Westen auf die Vorderseite des
neuerlichen Troges über Westeuropa. Die Druckverteilung am Boden ist aber recht
flau. Trogvorderseitige Hebung lässt Bewölkung und später auch etwas Regen nach
Deutschland kommen. Gebietsweise - vor allem nach Osten und Süden hin - bleibt
es aber trocken. Die Warnkarte sollte leer bleiben bei Tiefsttemperaturen
zwischen 15 und 10 Grad, bei längeren Auflockerungen bis 8 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelldifferenzen sind heute nicht warnrelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden