DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-07-2023 16:30
SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.07.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Heute Abend in der Nordhälfte Gewitter, in der Nacht ostwärts abziehend. Am
Dienstag tagsüber ruhig, in der Nacht zum Mittwoch im Süden erhöhte Gefahr von
schweren Gewittern, teils auch mehrstündiger Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... liegen wir zwischen einem umfangreichen Tief über dem Nordmeer und
hohem Luftdruck über Südeuropa. Ein Trog zieht dabei von Westen her ins Land und
schwenkt in den Abendstunden ostwärts über den Norden Deutschlands hinweg. Dabei
entwickeln sich in höhenkalter Luft (-22 Grad in 850 hPa) teils kräftige Schauer
und Gewitter. Nach Süden hin bis etwa zur Donau ist die Luft weniger feucht und
stabiler. Südlich der Donau liegt nach wie vor feucht-warme und instabile Luft.
Die morgendlichen Gewitter scheinen aber hier die Energie "verbraucht" zu haben,
denn bis zur Stunde sind nur inneralpin einzelne Zellen aufgeploppt. Sollte es
noch zur Auslöse kommen, ist bei ppw um 30 mm Starkregen wahrscheinlich.
In der Nacht zum Dienstag zieht der Trog über die Ostsee ab, die Strömung wird
leicht antizyklonal und am Boden zieht von Frankreich her ein Hochdruckgebiet
ins Land. Schauer und Gewitter sind eingangs vor allem noch im Nordosten
unterwegs, lassen aber rasch nach. Im Süden verzeichnet sich tagesgangbedingt
ein Rückgang der Labilität, sodass auch dort etwaige Gewitter zusammenfallen.
Der Druckgradient, der tagsüber noch für böigen Wind gesorgt hat, fächert auf.
Das Temperaturgefälle zwischen Nord und Süd liegt weiterhin bei etwa 10 K. Im
Zustrom kühlerer Luft gehen die Tiefstwerte aber teils in den einstelligen
Bereich zurück.

Dienstag ... startet mit hohem Luftdruck und entsprechend ruhigem Wetter. Das
Bodentief der Nacht geht in der allgemein flachen Druckverteilung über
Mitteleuropa auf. Die Hochachse, wenn man denn eine finden möchte, liegt zur
Mittagszeit auf einer Linie Nordsee - Alpen. Im Norden und über der Mitte ist
der Tag ruhig. Kleine kurzwellige Anteile in der Westströmung sorgen am ehesten
über der See für Schauer. Mehr Wetter gibt es im späteren Tagesverlauf im Süden.
Über Frankreich bildet sich ein kleinräumiges Tief, dass sich langsam ostwärts
verlagert. Seine Warmfront bringt die einstig verdrängte feuchte und heiße Luft
zurück aus dem Alpenraum in die südlichen Landesteile Deutschlands. Das
Temperaturgefälle zwischen Nord- und Süd wird etwas größer. Zum Abend liegen im
Norden 7 Grad, im Süden 22 Grad in 850 hPa. Auch am Boden gibt es ein
entsprechendes Gefälle: 20 Grad an der dänischen Grenze bis 30 Grad im Passauer
Raum. An der Warmfront ist am Nachmittag und Abend etwas Regen (möglicherweise
mit Blitz und Donner) möglich. Fraglich noch, ob der den Boden erreicht. Sonst
passiert wahrscheinlich lange Zeit wenig. Es ist zwar ausreichend Scherung und
Labilität vorhanden, aber ebenso hohe CIN-Werte. Die Konvektion ist abgehoben,
CAPE baut sich erst ab etwa 700 hPa auf.
In der Nacht zum Mittwoch zieht das Bodentief voraussichtlich in den Südwesten
Deutschlands. Die Dynamik nimmt zu. CIN baut sich ab, die Luft wird feuchter,
dazu hohe Scherung und mäßige Instabilität bei gleichbleibendem CAPE - alles da
für schwere Gewitter. Unwettergefahr durch heftigen Starkregen (ppw über 35 mm)
daneben Hagel und mindestens Sturmböen. Neben den Gewittern droht auch
mehrstündiger Starkregen. Die exakte Lage des Tiefs und somit der Niederschläge
sind noch unsicher. Die Mehrheit der Modelle sieht den Bereich südlich der Donau
in der "Gefahrenzone". Dabei geht ID2 mit bis zu 75 mm in 12 Stunden voran,
ICON, IFS, GFS und UK10 folgen etwas abgeschlagen mit 5 bis 15, lokal bis 20 mm
in 12 Stunden. Einige Modelle ziehen den Starkregen bis an den Hochrhein
(IFS/GFS/UK10).

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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch ... Die Prognose hat sich im Vergleich zu den Vorläufen kaum geändert.
Im Norden ist die Luft jetzt etwas feuchter und greift etwa 100 km weiter
südwärts aus. Im Süden sind weiterhin Gewitter möglich. Dazwischen passiert
wenig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Lage wird von den Modellen recht ähnlich simuliert. Auch zu den Vorläufen
gibt es keine signifikanten Abweichungen. Lediglich was die Intensität der
Niederschläge in der Nacht zum Mittwoch anbelangt, bestehen noch größere
Unterschiede zwischen den Lokalmodellen und den Regional-/Globalmodellen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jacqueline Kernn