DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-07-2023 08:01
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.07.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von SWz nach Brücke Mitteleuropa BM
Heute von Westen her Gewitter, teilweise unwetterartige Entwicklungen
wahrscheinlich (Vorabinfomation). Am Sonntag windig, zum Montag hin
Wetterberuhigung.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt unser Vorhersagegebiet auf der Südostflanke eines
hochreichenden steuernden Zentraltiefs bei Schottland. Von dem Tief dehnt sich
ein Trog nach Südwesten aus und schwenkt bis in die Biskaya. In der Folge steilt
sich bei uns die Höhenströmung auf und wird zunehmend zyklonal konturiert. Die
Kaltfront des Bodentiefs, dass seinen Kern von Irland nach Schottland verlagert
liegt schleifend über Benelux, wird aber am Abend auf Nordwest-Deutschland
übergreifen. Die Modelle simulieren präfrontal eine Tiefdruckrinne, die sich um
die Mittagszeit vom Südwesten über die Mitte bis in den Nordosten ausbildet.
Vorderseitig verstärkt sich die WLA, sodass vor allem in die Südosthälfte sehr
warme Luft geführt und die Temperaturen in 850 hPa steigen im Südosten bis auf
24 Grad, mit Föhnunterstützung evtl. sogar noch darüber. Die Luft vorderseitig
der Rinne ist sehr warm aber auch ziemlich trocken. Die Prognosetemps weisen
eine sehr ausgeprägte "Inverted-V-Struktur" auf. Weiterhin liegt das HKN bei
3000 m, CAPE ist auch vorhanden aber deutlich abgehoben. In der Südosthälfte
sorgt viel Sonne für eine Zunahme der Labilität, eine Auslösung wird jedoch von
den Modellen nicht simuliert. Die Temperaturen steigen in der Südosthälfte auf
Werte zwischen 30 und 37 Grad, in der Nordwesthälfte 25 bis 30 Grad.

Anders im Westen, hier ist die Luft deutlich feuchter mit PPW Werten von
teilweise über 40 mm und einer spezifischen Feuchte von 11 bis 13 g/kg.
Gleichzeitig wird die Luftmasse aber durch niedertroposphärische KLA
stabilisiert und so kann sich nur relativ wenig CAPE aufbauen. Weiterhin wird
auf der diffluenten Vorderseite des Troges über Frankreich gewittrige Regenfälle
ausgelöst, die uns am Vormittag erreichen. Auch im Nordwesten steigt die
Gewitterwahrscheinlichkeit mit Annäherung der Kaltfront an. Die guten
Scherungsbedingungen kompensieren die schwache CAPE und dadurch erhöht sich die
Wahrscheinlichkeit für organisierte Strukturen (Low CAPE, high shear). Sie
ziehen weiterhin in Richtung Nordosten und daran sorgen für Starkregen und
steife bis stürmische Böen, u.U. im Zusammenhang mit einer Druckanstiegswelle im
Bereich der norddeutschen Tiefebene auch für Sturmböen (Bft 9) oder sogar
schwere Sturmböen (Bft 10). Unwetter können nicht ausgeschlossen werden.
Im Südwesten kommt es am Spätnachmittag oder Abend zur Bildung eines Clusters
oder MCS, der sich in der kommenden Nacht in den Süden und Südosten verlagert.
Diese ist vor allem im westlichen Bereich mit Starkregen verbunden, Hagel ist
aufgrund der beschränkten Labilität beschränkt aber es gibt schwere Sturmböen
(Bft 10, vielleicht auch mehr).

In der Nacht zum Sonntag erreicht das steuernde Tief die nördliche Nordsee.
Weiterhin schwenkt ein Kurzwellentrog über den Norden hinweg nordostwärts,
rückseitig stellt sich eine recht glatte westlichen Strömung ein. Durch die
Zunahme des Gradienten ist vor allem im Nordseeumfeld auch abseits von
konvektiven Umlagerungen mit steifen bis stürmischen Böen (Bft 8) zu rechnen,
exponiert gibt es Sturmböen.

Die Kaltfront verlagert sich weiter nach Südosten und erreicht am Morgen etwa
eine Linie von Basel nach Vorpommern. Dadurch findet im Südosten kein
Luftmassenwechsel statt, sodass die Gewittertätigkeit die ganze Nacht über
andauern kann. Auch im Norden gibt es bis zum Morgen im Nordosten noch Gewitter.
Die Begleiterscheinungen sind neben Starkregen Sturmböen und kleiner Hagel. Im
Süden ziehen die Gewitter in den Osten und Südosten. Anfangs ist vor allem in
Baden-Württemberg mit unwetterartigen Regenmengen zu rechnen. Daneben steht vor
nach Osten hin eher der Wind im Fokus. Es besteht die Gefahr von Sturmböen oder
schweren Sturmböen. Im äußersten Südosten geschieht bis zum Morgen
wahrscheinlich nichts.

Hinter der Front fließt subpolare Meeresluft zu uns (T850 10 bis 7 Grad). Die
KLA sorgt für Absinken und dem entsprechend lockert auch die Wolkendecke auf.



Sonntag... wandert das steuernde Tief zur norwegischen Küste und der Trog wird
von Westen her regeneriert. Nach Abzug des Kurzwellentroges stellt sich einen
recht glatte südwestliche bis westliche Strömung ein. Die Kaltfront ist darin
eingebettet und verlagert sich zögerlich zum Alpenrand.
Daher ist in Südostbayern der Luftmassenwechsel stark verzögert und daher muss
dort im Tagesverlauf erneut mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Dabei
ist zu mindestens mit markanten Begleiterscheinungen durch Sturmböen und lokalem
Starkregen zu rechnen. Unwetter durch heftigen Starkregen sind gering
wahrscheinlich.
Im Nordwesten und Norden gibt es in der gibt es vor allem in Küstennähe wieder
Schauer, u.U. auch mal ein kurzes Gewitter.
Auch abseits der Schauer und Gewitter weht ein stark böiger SW-Wind, an der
Nordsee mit Bft 8 bis 9, im nordwestlichen Binnenland mit Bft 7.
Die Temperaturen steigen im Nordwesten auf 21 bis 24 Grad, sonst auf 25 bis 28
Grad. Die 30 Grad Marke wird allenfalls im äußersten Südosten erreicht.

In der Nacht zum Montag überquert ein flacher Höhentrog den Norden und das sorgt
vor allem im Nordseeküstenbereich für Schauer, u.U. auch für ein kurzes
Gewitter. Auch am Alpenrand kann es noch Schauer und auch Gewitter geben. Als
Begleiterscheinung ist vor allem der Starkregen zu nennen. Dazwischen ist es in
den meisten Landesteilen trocken.


Montag... überquert der o.g. Randtrog noch den Norden in nordöstlicher Richtung.
Dahinter stellt sich eine lebhafte westliche Höhenströmung ein. Dabei gibt es
vor allem im Küstenbereich der Nordsee und an der Ostseeküste
Schleswig-Holsteins noch Schauer und kurze Gewitter. Auch abseits davon kann es
weiterhin steife bis stürmische Böen aus W geben.

Am Nachmittag können auch in den Alpen wieder Schauer und Gewitter ausgelöst
werden, die durchaus wieder auf den Alpenrand übergreifen können. Die Gewitter
sollten jedoch die Warnstufe 2 (ocker) nicht überschreiten.

Im Nordwesten ist es meist wolkig und nur gelegentlich ist mal die Sonne zu
sehen. Dagegen ist es im Süden und in der Mitte meist heiter und die
Temperaturen steigen auf sommerliche Werte zwischen 25 und 30 Grad.

In der Nacht zu Dienstag wird in der westlichen Höhenströmung ein flacher Rücken
über den Britischen Inseln simuliert. Er sorgt bei uns für leichten Druckanstieg
und daher steht bei uns meist eine trockene und ruhige Nacht an. An der Küste
sowie an den Alpen sind anfangs noch Gewitter, später noch örtliche Schauer
möglich.
Der Wind weht an der Küste mit Stärke Bft 7, lässt aber im Verlauf der Nacht von
Westen her nach. Die nächtlichen Tiefstwerte sinken häufig in den unteren
zweistelligen Bereich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder der Modelle stimmen recht gut überein. Unterschiede gibt es aber
vor allem bei den Wind- und Niederschlagvorhersagen der hochaufgelösten Modelle.
Von daher ist auch heute wieder Nowcasting angesagt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich