DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-07-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.07.2023 um 10.30 UTC



Eher wechselhaft mit Niederschlägen insbesondere im Norden und Süden. Am
Dienstag im Süden kräftige Gewitter möglich. Dabei im Süden anfangs noch Hitze,
ab Mitte der Woche leichter Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 21.07.2023


Viele Menschen treiben die "Hitzeblasen" ("Hitzeklatschen", wie auch immer) der
vergangenen Wochen um, sodass sie sie am liebsten zum Teufel wünschen würden.
Während uns in der Kurzfrist eine solche Hitzeblase vor allem am Samstag
heimsucht, stellt sich die Frage auch für die ab Montag beginnende Mittelfrist.
Eins vorab, bevor es um die Details geht: Die ganz große Hitze geht allmählich
erst einmal in Pause, aber die Hundstage kommen ja auch erst noch (23. Juli bis
23. August).

Ausgangslage ist am kommenden Montag ein opulenter Trog, der sich vom Nordmeer
mit leicht positiv geneigter Achse über die Britischen Inseln und der Nordsee
bis in die Biskaya und bis zu den Kanaren erstreckt. Deutschland liegt
vorderseitig davon in einer südwestlichen Strömung, wobei die Kaltfront eines
Nordmeertiefs den Vorhersageraum überquert hat und die T850 hPa bei 5 Grad im
Norden und bis 15 Grad im Süden liegen. Bodennah mündet das in Höchstwerten von
20 Grad im Norden bis 31 Grad im Süden, dort steht also vereinzelt ein heißer
Tag bevor. Ein Keil eines Hochs über dem Nordostatlantik kann dabei von Süden
her bei uns Fuß fassen, im Norden herrscht aber angetrieben durch einen Randtrog
schwacher zyklonaler Einfluss mit schaurig-windigen Einlagen vor. Südlich der
Donau sorgt Restfeuchte der abgezogenen Kaltfront ebenfalls noch für konvektive
Umlagerungen. Die Nacht zum Dienstag (und alle Folgenächte) taugen gut zum
Durchlüften, weil es häufig bis in den unteren zweistelligen Bereich abkühlt.

Am Dienstag zieht der Randtrog bereits nach Osten ab, sodass die Höhenströmung
über uns danach weitgehend antizyklonal konturiert ist und Hochdruckeinfluss
vorherrscht. Damit kommt die warme Luft wieder etwas in den Norden voran. Sie
lässt die T850 hPa auf 6 Grad im Norden und bis 17 Grad in der Mitte steigen,
ganz im Süden werden bis 22 Grad erreicht. So "feiert" sich die Hitze vor allem
im Süden bei lokal über 30 Grad nochmals ab. Gleichzeitig wird die Luft
allerdings zunehmend angefeuchtet, was im Süden in teils kräftige Konvektion
mündet.

Am Mittwoch zieht unter Abflachung ein weiterer Randtrog von den Britischen
Inseln heran. Nachfolgend wird die Strömung vorübergehend zonal. Mit dem
Randtrog kommen im Norden Schauer und Gewitter auf. Diese gibt es auch im Süden,
weil die Luft dort weiterhin feuchter ist. In der Mitte sind die
Niederschlagssignale dagegen dürftig. Die T850 hPa sinken nur geringfügig auf 5
Grad im Norden bis 18 Grad im Süden, heiße Tage mit Temperaturen von 30 Grad und
mehr begeben sich allerdings auf den Rückzug, trotz im Süden örtlich noch
letzter Bastionen.

Am Donnerstag verbleiben wir in der west-südwestlichen Strömung auf der
Vorderseite des Langwellentrogs, dessen Schwerpunkt sich allmählich Richtung
Skandinavien verlagert. Bei durchziehenden flachen Randtrögen wird es daher
wenig Wetteränderung geben (Norden und Süden Niederschläge, Mitte häufig
trocken). Die Höchsttemperaturen gehen im Zuge dessen vor allem in der Mitte und
im Süden noch um 1 bis 2 Kelvin zurück, sodass die letzten Hitzebastionen
vorerst ausgeräumt werden sollten.

Am Freitag erfasst uns der Langwellentrog allmählich. Die Strömung steilt
dadurch leicht auf und zunehmend feuchte und konvektionswillige Luft gelangt zu
uns. Ein flaches Bodentief über Nordwestdeutschland regt die Luftmasse
insbesondere im Norden, Nordwesten und Südosten zu Schauern und Gewitter an,
während die Mitte mal wieder häufiger in Röhre schaut. Bei den Temperaturen
ändert sich kaum etwas.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag nächster Woche zieht zunächst der
Langwellentrog über Deutschland hinweg, ihm folgt aber rasch ein neuer Randtrog
über den Britischen Inseln. Damit verbunden kommt es zeitweilig zu
Niederschlägen (lokal mit Donnerwetter), hauptsächlich im Norden und ganz im
Süden. Die Temperaturen ändern sich nur geringfügig, womit es im Norden meist 20
bis 25, im Süden 25 bis 28 Grad warm wird und die eingangs angesprochene Hitze
vorerst Pause macht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Grunde ist die Konsistenz des heutigen EZMW-Modells zu seinen beiden
gestrigen Vorläufen ziemlich hoch. Im Detail sind zwar gewisse Unterschiede
erkennbar, diese kann man aber als handelsüblich bezeichnen, sodass es nur
marginaler Änderungen am gestrigen Vorhersagekonzepts bedarf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Von den anderen Modellen gibt es ebenfalls keine wesentlich anderen
Vorhersagevarianten oder Ideen. Detailunterschiede sind zwar vorhanden, bezogen
auf das Wettergeschehen bei uns allerdings weitgehend vernachlässigbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des IFS-Ensembles sind für diverse Städte in Deutschland sowohl
für T850 hPa als auch für Geopot 500 hPa meist eng gebündelt, wobei sich der
Hauptlauf gut in den Median einfügt. Bestätigung findet auch der apostrophierte
leichte Temperaturrückgang in den sommerlichen Bereich ohne große Hitze ab Mitte
der Woche. In der erweiterten Mittelfrist ab nächste Woche Samstag öffnen sich
die Kurve stärker, wobei der Hauptlauf dann jeweils in den unteren Bereich der
Schar wandert. Das Übergreifen des Trogs ist damit keineswegs sicher.
Niederschlagssignale gibt es - außer in der Mitte - fast jeden Tag. In der Mitte
konzentrieren sich die Niederschlagspeaks auf Dienstag/Mittwoch und danach
wieder auf Freitag bis Sonntag.

CLUSTER:
Die Clusteranalyse lässt nur wenig Zweifel offen am Hautlauf. 3 Cluster für den
ersten Zeitraum, die alle sehr ähnlich aussehen und jeweils nur 1 Cluster für
den zweiten und dritten Zeitraum. Das Regime wechselt Mitte der kommenden Woche
von NAO+ auf NAO-, was der vorübergehender Zonalisierung und anschließenden
Rückdrehung der Strömung auf Südwest entspricht.

FAZIT:
Das vor allem im Norden wechselhafte, im Süden zu Konvektion neigende und in der
Mitte oft trockene Wetter in der Mittelfrist ist sicher. Dabei gibt es bis
Dienstag im Süden teils noch Hitze, bevor die Temperaturen dann auf meist
sommerliche Werte zurückgehen. Im Norden wird mit 20 bis 25 Grad häufig jedoch
sogar das sommerlichen Niveau von 25 Grad oder mehr unterschritten. In der
erweiterten Mittelfrist ab kommende Woche Samstag werden die Vorhersagen
unsicherer, neue "Hitzeblasen" werden vorerst aber nicht simuliert.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Montag sind an den Küsten bei schwachen EFI-Hinweisen geringe
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 vorhanden.
Am Mittwoch gibt es im Südosten geringe Signale von EFI mit Werten bis 0.8. Nach
COSMO-LEPS liegen jedoch nur sehr lokal geringe Wahrscheinlichkeiten für
stürmische Böen vor, möglicherweise treten die Böen vornehmlich im Zusammenhang
mit Konvektion auf.

GEWITTER:
Am Dienstag weist EFI in der Mitte und im Süden Baden-Württemberg sowie Bayerns
erhöhte Werte für überdurchschnittlich viel CAPE und CAPE SHEAR auf, sodass die
Gewitter an diesem Tag mit Sturmböen, Starkregen und Hagel kräftiger und
vereinzelt auch unwetterartig ausfallen können. Darüber hinaus sind an allen
anderen Tagen im Süden mit unterschiedlicher Ausdehnung bis in die Mitte
Gewitter möglich, die lokal stärker sein können. Ebenso treten im Norden
einzelne Gewitter auf, dort sind sie allerdings eher der Marke
"Kaltluftgewitter" mit meist geringeren Begleiterscheinungen.

HITZE:
Im äußersten Süden zeigt EFI durch erhöhte Werte am Montag und Dienstag Hinweise
für noch überdurchschnittlich hohe Temperaturen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler