DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-07-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.07.2023 um 10.30 UTC



Anfangs heiß und gewittrig, ab Mittwoch Temperaturrückgang und ruhiger.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.07.2023


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, am Dienstag, liegt unser
Vorhersagezeitraum auf der Vorderseite eines umfangreichen Tiefkomplexes
(QUENTIN) mit Zentrum westlich der britischen Inseln in einer südwestlichen
Höhenströmung. Damit werden weiterhin feucht-labile Luftmassen zu uns geführt.
Über Ostdeutschland liegt noch die Divergenzachse eines Rückens, der sich
ausgehend von einem Höhenhoch über Algerien bis nach Südskandinavien erstreckt.
Die Achse verlagert sich langsam nach Osten und erreicht am Tagesende Westpolen.
Am Boden erreicht die Kaltfront von QUENTIN den Nordwesten. Im Vorfeld zieht im
Westen und Nordwesten Bewölkung auf und es gibt vor allem im Nordwesten
schauerartigen Regen. Vor allem im Süden und Osten gibt es noch viel Sonne bei
Temperaturen deutlich über 30 Grad und so kann sich erneut viel CAPE aufbauen.
Zwar ist die Luftmasse anfangs noch gedeckelt, da die antizyklonale Krümmung in
der Höhe noch dem entgegenwirkt. Im Verlauf des Tages kann es allerdings dann,
auch aufgrund der diffluenten Trogvorderseite, von Südwesten her zu kräftigen
Gewittern kommen, die teilweise mit unwetterartigem Starkregen verbunden sind.
Die Front überquert den Norden bis zum Abend ostwärts, im Süden wird sie
allerdings noch zurückgehalten. Mit der Front kommt vor allem in den Hochlagen
der Mittelgebirge zu steifen Windböen (Bft 7).

Am Mittwoch rückt der Trog von Westen her weiter ostwärts vor und die Achse
liegt am Tagesende in der Mitte unseres Vorhersagegebiets. Die Kaltfront hat
mittlerweile fast das ganze Land überquert. Dadurch wird die feucht-labile
Luftmasse durch etwas frischer Meeresluft (T850 im Nordwesten < 10° C)
ausgeräumt. Lediglich im Südosten, etwa südlich der Donau, ist sie noch wirksam
und dort gibt es noch Schauer und Gewitter, teilweise auch unwetterartig durch
Starkregen. Mit der Front nimmt auch der Gradient zu und daher muss vor allem in
der Nordhälfte bis weit ins Binnenland mit steifen Windböen gerechnet werden. An
der Küste sind auch stürmische Böen (Bft 8) drin. Im Norden gibt es Schauer,
sonst ist es meist wechselnd bis stark bewölkt und die Temperaturen steigen nur
noch in der Südosthälfte über 25° C an. Auch das nächtlichen Temperaturniveau
gestaltet sich wieder erträglicher bei Werten zwischen 14 und 11° C.

Am Donnerstag bleiben wir rückseitig der nach Osten abwandernden Trogachse in
einer wellenden westlichen Höhenströmung. Vor allem im Norden gibt es häufiger
Schauer, in der Mitte und im Süden dagegen verstärkt sich ein Keil des
Azorenhochs und das sorgt meist für ruhiges und trockenes Wetter. Lediglich am
Alpenrand sind Reste der Front wirksam und dort kann es im Tagesverlauf durch
orografische Auslösung wieder zu Schauern und Gewittern kommen. Die Temperaturen
sind auf ähnlichem Niveau wie am Vortag.

Am Freitag bleibt es bei der zyklonalen Westlage. Dabei gibt es wieder einen
Randtrog, der vor allem im Norden für schauerartigen Regen sorgt. Nach Süden zu
bleibt es meist trocken aber bewölkt und vor allem im Bergland kann es Schauer
geben, an den Alpen im Tagesgang auch einzelne Gewitter.

Am Samstag steilt sich die Strömung bei uns wieder etwas auf Südwest auf. Grund
ist das Übergreifen eines hochreichenden Tiefkomplexes auf die Britischen
Inseln. Vorderseitig erreicht eine Kaltfront den Westen und Nordwesten und ihr
Niederschlagsgebiet sorgt dort für schauerartigen Regen.

In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag überquert uns die Kaltfront des Tiefs,
das sich von den Britischen Inseln in Richtung Skandinavien verlagert. Auf der
Rückseite wird erneut ein Schwall frischerer Meeresluft zu uns geführt. in der
neuen Woche baut sich allerdings aus dem Mittelmeerraum wieder ein Rücken auf,
sodass von Südwesten wieder etwas wärmere Luft zu uns geführt wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Insgesamt gesehen kann die Konsistenz des aktuellen Laufs des IFS mit den
Vorläufen als recht gut eingestuft werden. Lediglich am nächsten Wochenende ist
der aktuelle Lauf etwas langsamer mit der Frontpassage als die Vorläufe. Im
Unterschied zu den Vorläufen stellt sich beim aktuellen Lauf nach Frontpassage
Hochdruckeinfluss ein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die globalen Modelle stimmen bis zum Wochenende recht gut überein. Am nächsten
Samstag gehen die Modelle dann aber etwas stärker auseinander. ICON und GFS
lassen die Front am Samstag deutlich schneller passieren als IFS. Hinzu kommt,
dass GFS das korrespondiere Tief nicht wie ICON und IFS als Zentraltief nördlich
der Britischen Inseln, sondern als "Schnellläufer" über die Deutsche Bucht
hinweg nach Südskandinavien prognostiziert. Diese Entwicklung würde eine heftige
Sturmlage in Norddeutschland zur Folge haben. Auch UK10 deutet im letzten
Zeitschritt etwas Ähnliches an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse liefert für den Zeitraum Dienstag bis Mittwoch 3 Cluster, die
fast alle dem klimatologischen Regime negative NAO zugeordnet sind. Der aktuelle
Lauf wird dem Cluster 1 zugeordnet. Im Zeitraum Donnerstag bis Samstag werden 3
Cluster bestimmt, der aktuelle Lauf des IFS befindet sich dabei in Cluster 1
(negative NAO). Auch die anderen Cluster unterscheiden sich bei uns nicht
wesentlich, allerdings werden sie zum Teil der Klassifikation positive NAO
zugeordnet.

Die Rauchfahne von Kassel zeigt am Dienstag ein Maximum der Temperatur in 850
hPa, danach fällt die Kurve, wie auch die des Geopotentials ab. Vor allem am
Freitag nimmt der Spread deutlich zu und am Samstag wird erneut ein
Temperaturmaximum prognostiziert. Die Niederschlagskurve befindet sich auf einem
recht niedrigen Niveau. Einzellösungen berechnen aber für alle Tage leichte
Niederschläge. Die höchsten Werte werden zwar im Kurzfristzeitraum am Sonntag
und Montag erreicht, ein zweites Maximum wird jedoch am Dienstag und Mittwoch
prognostiziert.

Die Meteogramme zeigen bei der Windrichtung die ganze Zeit über ein Maximum im
West- und Südwestsektor. Die Tageshöchstwerte und auch die Tiefsttemperaturen
liegen meist über dem modellklimatologischen Mittel.

Als Fazit kann man konstatieren, dass die Ensembles im Wesentlich den aktuellen
Lauf des IFS bestätigen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index (EFI) simuliert für Dienstag eine warme bis sehr
warme Episode. Für Mittwoch wird vom EFI im Westen und Süden ein Windereignis
prognostiziert. Weiterhin werden für Dienstag im Südwesten hohe Werte für CAPE
Shear simuliert.

Gewitter:
Am Dienstag wird vor allem für den Südwesten und Süden deutliche Signale für
Gewitter simuliert. Am Mittwoch beschränkt sich die Gewittertätigkeit vor allem
auf die Alpen und das Alpenvorland. An den Folgetagen gibt es weiterhin Gewitter
im Alpenraum, das Ausgreifen auf das Alpenvorland ist allerdings deutlich
reduzierter.

Wind:
Vor allem am Mittwoch gibt es im Bereich der Nordseeküste erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Böen der Stärke Bft 8.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich