DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-07-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.07.2023 um 10.30 UTC



Zunehmend heiß mit starker Wärmebelastung. Im Verlauf örtlich schwere Gewitter
(Unwetter).
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.07.2023


Wir starten mit einem Bodenhoch um 1022 hPa über Deutschland in die Mittelfrist.
In der Höhe zieht ein Trog am frühen Freitagmorgen ostwärts ab. Anschließend
beehrt uns ein Keil. Er bringt heiße Luft aus Süden/Südwesten zu uns. Bis zum
Abend fließen in den Süden des Landes um 16 Grad in 850 hPa. Im äußersten Norden
liegen dann um 10 Grad in 850 hPa. Mit zunehmendem Ostwind und großflächigem
Absinken ist die Luft zu trocken für Niederschlag.

Am Boden verabschiedet sich das Hochzentrum bereits Freitagabend Richtung Polen
und wir gelangen am Samstag auf die Vorderseite eines umfangreichen
Tiefdruckgebietes mit Zentrum zunächst über dem Nordatlantik. In der Höhe liegt
der Keil über Deutschland und es strömt heiße Luft (knapp 19 Grad im äußersten
Süden in 850 hPa) ein, die mit Drehung des Windes auf Südwest bis West zunehmend
angefeuchtet wird. Im Ergebnis steigt die Wärmebelastung deutlich an. Mit
Ausnahme des Nordens werden verbreitet 30 Grad und mehr erreicht. Ein Randtief
erfasst die Britischen Inseln im Laufe des Tages. Ein Ausläufer streift
voraussichtlich gegen Abend auch den Westen und Südwesten Deutschlands. Etwas
Hebung sorgt für einzelne Schauer und Gewitter in feucht-heißer Luft. Örtlich
besteht bei ppw um 30 mm Unwettergefahr. Nach Osten und Norden hin dominiert
sonniges Hochsommerwetter.

Am Sonntag liegen wir zwischen der Hochdruckzone, die sich vom Nordmeer bis zum
Mittelmeer erstreckt, und dem umfangreichen Tief über dem nahen Atlantik
weiterhin im Zustrom heißer Luft aus Süden/Südwesten. Im Süden liegen um 21, im
Norden 16 Grad in 850 hPa. Damit hält die starke Wärmebelastung an und
verschärft sich regional noch. Der Ausläufer eines weiteren Randtiefs bei den
Britischen Inseln läuft bei uns in den Keil, sorgt aber für etwas Hebung und im
Tagesverlauf Schauer und Gewitter bevorzugt in der Westhälfte. Örtlich sind
Unwetter durch heftigen Starkregen (ppw weiter um oder über 30 mm)
wahrscheinlich. Kleinkörniger Hagel und Sturmböen sind ebenfalls möglich.

Am Montag schiebt sich die Keilachse langsam ostwärts aus Deutschland. Am Boden
zieht ausgehend vom Tief vor den Britischen Inseln ein flacher Randtrog von
Westen herein. In ihm bildet sich vorübergehend ein abgeschlossenes Tief über
der Nordsee bzw. Nordwestdeutschland. Der Trog zieht ost-nordostwärts über uns
hinweg und bringt verbreitet Schauer und Gewitter. Örtlich sind Unwetter
möglich. Zudem fließt etwas kühlere Luft ein. Die 20 Grad in 850 hPa im Süden
werden bis zum Abend an die Alpen abgedrängt, im Norden kühlt es auf 15 (Osten)
bis 10 (Westen) Grad in der Höhe ab. Die starke Wärmebelastung geht im Norden
und Nordwesten zurück, über der Mitte und im Süden bleibt es noch heiß.

In der Nacht zum Dienstag zieht der Trog nordostwärts ab. In flacher
Druckverteilung kann sich im Süden ein kleines Tiefdruckgebiet bilden, das etwas
länger für Regen sorgen kann. Sonst lassen Schauer und Gewitter rasch nach. Am
Dienstag selbst flacht die zyklonale Strömung ab, ein kleiner Keil wölbt sich
auf. Das Tief bei den Britischen Inseln verlagert sich langsam nordwärts und
kommt bei Schottland zum Liegen. Insgesamt findet aber kein echter Schwung zu
Hochdruck in Mitteleuropa statt. Bei flacher Druckverteilung bilden sich in
feucht-warmer bis heißer Luft (10 Grad in 850 hPa im Norden und 17 Grad im
Süden) Schauer und Gewitter.

Der Mittwoch ist aus heutiger Sicht wechselhaft mit westlicher bis südwestlicher
Strömung. Am Donnerstag könnte ein Tief auf dem Weg vom Ärmelkanal nach
Südskandinavien frischen Wind und verbreitet Schauer und Gewitter bringen. Zudem
scheint dann kühlere Luft einzufließen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle IFS-Lauf weist bis Sonntag eine hohe Ähnlichkeit zu seinen
Vorgängern auf. Anschließend schwanken die Läufe rund um das Übergreifen eines
Randtiefs samt Front von Westen. Im aktuellen Lauf bildet sich ein
abgeschlossenes Tief über der Nordsee bzw. Nordwestdeutschland. Es hält das
steuernde Tief bei den Britischen Inseln fern, den Keil länger über Deutschland
und damit wärmere Luft im Land.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS sehen dem IFS bis zum Sonntag ähnlich. GFS bringt etwas wärmere
Luft. Anschließend gibt es Unstimmigkeiten über die Lage der Randiefs und der
Abkühlung in der neuen Woche. ICON sieht keine Abkühlung. GFS hat schon etwas
kühlere Luft zum Montag drin, wölbt dann den Keil aber nochmal auf. Es lässt das
Tief bei den Britischen Inseln am Dienstag nach Skandinavien ziehen mit
entsprechender Abkühlung bei uns. IFS hält das Tief bei den Britischen Inseln
und flacht den Keil lediglich ab.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die IFS Cluster liefern für den ersten Zeitschritt 3 Lösungen, alle mit NAO
negativ und wenig Unterschieden in Deutschland. Zeitschritt 2 bringt schon 5
Lösungen, wobei der Kontrolllauf in Cluster 2 und der Hauptlauf in Cluster 5
liegt. Der Hauptunterschied besteht in der Ausdehnung des Keils. Cluster 2 lässt
den Keil bereits am Montag signifikant abflachen, Cluster 5 hat den Keil am
Montag noch mit großer Amplitude drin.
Zeitschritt 3 (ab Dienstag) liefert 6 Lösungen, die alle Wetterregime beinhalten
und ähnliche Memberzahlen aufweisen (Cluster 1: 11, Cluster 6: 6). Haupt- und
Kontrolllauf liegen in Cluster 2 mit Schwenk von NAO+ auf NAO-. Die erweiterte
Mittelfrist bietet also noch Überraschungen.

Die Ensembles des IFS weisen wie schon gestern eine enge Drängung bis Sonntag
auf. Danach geht der Spread auseinander, wobei sich der Hauptlauf im oberen
Drittel tummelt. Die Hitzewelle ab Samstag scheint sicher. Ab Montag fällt die
Temperatur im Norden, ab Dienstag nächster Woche dann überall. Das Geopotential
schwindet insgesamt schon ab Montag. Die GFS-Ensembles sind dem sehr ähnlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt deutliche Signale für eine außergewöhnlich hohe Temperatur am
Wochenende und zu Beginn der neuen Woche. Ein weiteres Zeichen für die
Sicherheit der Hitzewelle. Außerdem sind am Sonntag Signale für ungewöhnliche
CAPE- und Shear-Werte im Westen und Nordwesten des Landes zu finden. Damit
dürfte das Unwetterpotential dort auch untermauert sein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn