DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-07-2023 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.07.2023 um 10.30 UTC



Zunächst regional noch unbeständig mit Schauern und Gewittern, ab Freitag
vorübergehende Wetterberuhigung und deutlich wärmer. Am Sonntag von Westen und
Südwesten erneut zunehmende Schauer- und Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.07.2023


Die Mittelfrist im Wandel! Wie sich in den gestrigen Ausführungen schon
andeutet, stellt sich die Wetterlage ab Mittwoch langsam um und wird zum
Wochenende sehr variabel. Während am Mittwoch noch die Wetterlage West zyklonal
die Mehrzahl an EPS-Member auf sich vereint, können andere Lösungen wie z.B. die
Wetterlage Brücke Mitteleuropa in Stellung bringen. Genau diese Wetterlage
bestimmt dann auch das Wetter am Donnerstag und Freitag, wobei man sich nicht
blenden lassen sollte. Auch diese Wetterlage kann aufgrund von Hebungsimpulsen
Niederschläge bringen. Ab Samstag wird es dann unübersichtlicher. Insgesamt
mischen dann 5 bis 6 verschiedene Cluster in der Wetterküche mit. Auffällig ist
dabei aber, dass bis auf einen geringen Anteil von West zyklonal alle Member
eine antizyklonale Lösung präsentieren. Süd- oder Südwest antizyklonal, Hoch
Fennoskandien mit oder ohne Nordmeer oder aber weiter Brücke Mitteleuropa. ...

Am Mittwoch, zu Beginn des mittelfristige Zeitraums, liegt Deutschland analog zu
den gestrigen Beschreibungen auf der Südflanke einer Zone tiefen Geopotentials,
die am Boden einen Tiefdruckkomplex über Nordwesteuropa und Skandinavien
aufspannt. Ein schwach ausgeprägter Rücken über Frankreich reicht dabei aus,
einen Ausläufer des Azorenhochs ostwärts bis in den Süden Deutschlands zu
schieben. Allerdings liegt dort, von Polen über den Süden des Landes bis nach
Frankreich reichend noch die Kaltfront der Vortage und produziert Hebung, die
teilweise von einem gering amplifizierten Kurzwellentrog verstärkt wird. Zudem
induziert ein weiterer Kurzwellentrog auf der Südflanke des Langwellentroges
über Frankreich im Verlauf des mittwochs ein Bodentief, welches die Kaltfront
aufnimmt und leicht retrograd verlagert. Der Kurzwellentrog selber führt in der
Nacht dann auch über Benelux, Ostfrankreich und (Nord)Westdeutschland zu
ausreichend Hebung, um Niederschläge auszulösen. Der Wind spielt nach IFS kaum
eine Rolle und weht höchstens im Nordosten noch stark böig mit einzelnen
stürmischen Böen an der Ostseeküste. Bei den Temperaturen auf 850 hPa liegt ein
Nord-Südost-Gefälle vor mit 4 Grad auf Sylt und bis 12 Grad am östlichen
Alpenrand. Entsprechend verteilen sich auch die bodennahen Höchstwerte, indem
auf Sylt nur 18 Grad erwartet werden und im Südosten bis 29 Grad möglich sind.

Am Donnerstag überquert der Kurzwellentrog auf der Südostflanke des
Langwellentroges mit Zentrum nordwestlich der Britischen Inseln Deutschland
ostwärts. Dabei kann er über Südostdeutschland zeitweise auch wieder ein
abgeschlossenes Tief erzeugen, welches sich entlang der Luftmassengrenze
ostwärts schiebt. Durch PVA werden resultierend schauerartige Niederschläge
generiert, die zusammen mit frontogenetischen Prozessen im Süden kräftiger
ausfallen. Ohne nennenswerten Gradienten steht auch kein Wind auf der Agenda.
Bei den Temperaturen bleibt das Nord-Süd-Gefall bestehen, wenngleich von Süden
her die Temperaturen klettern und in 850 hPA Werte zwischen 6 und 14 Grad
erreichen.

Am Freitag kann sich der Langwellentrog über dem Nordostatlantik südwärts
amplifizieren und bis an die Küste Marokkos reichen. Einhergehend stützt die
kräftigere WLA die Amplifizierung des vorderseitigen Rückens, dessen Achse sich
vom Golf von Genua über Westdeutschland bis in die nördliche Nordsee erstreckt.
Während der Trog von Westfrankreich über die Iberische Halbinsel hinweg eine
Tiefdruckrinne induziert, korreliert der Rücken mit einer Bodenhochdruckbrücke
von Dänemark bis nach Norditalien. Allenfalls der Nordosten und Osten sowie
äußerste Südosten werden anfangs noch vom abziehenden Kurzwellentrog tangiert
und somit leicht zyklonal geprägt. In diesen Region ist nach IFS auch noch eine
gewisse Niederschlagsneigung zu verzeichnen. Der Wind weht nicht signifikant und
die Temperaturen klettern weiter. In 850 hPa werden nun schon 7 bis 16 Grad
ausgewiesen, die bodennah abgesehen vom Norden einen Sommertag von 25 bis 30
grad produzieren.

Am Samstag verlagert sich das steuernde Höhentief langsam Richtung Irland.
Gleichzeitig nähert sich der Trog dem Festland an. Der Vorderseitige Rücken kann
sich noch weiter amplifizieren und reicht nun bis vor die Westküste Norwegens,
wird aber gleichzeitig vom Trog etwas nach Osten geschoben, sodass sich die
Achse von Norditalien über Tschechien, Ostdeutschland und die westliche Ostsee
bis nach Südnorwegen erstreckt. Korrelierend zu den Prozessen in der Höhe
verlagert sich auch die Hochdruckbrücke unter Verstärkung ostwärts und
beeinflusst das Wetter hierzulande in der Nordosthälfte sowie in Schweden, Polen
und dem Baltikum. Die Südwesthälfte Deutschlands wir dagegen schon von der
schwachen Tiefdruckrinne erreicht. Die diabatische Erwärmung zusammen mit der
PVA eines Randtroges labilisieren die Troposphäre und erzeigen Hebung.
Entsprechend gibt es vom IFS vor allem in der Südhälfte eine auflebende Schauer-
und Gewittertätigkeit. Abgesehen von Gewitterböen spielt der Wind weiter eine
untergeordnete Rolle. Ganz anders die Temperaturen, die in 850 hPa nun schon
zwischen 10 und 21 Grad liegen und somit bodennah mit Höchstwerten von 24 bis 33
Grad einhergehen.

Am Sonntag erreicht das Höhentief Irland und die korrelierenden Bodentiefs
Irland bzw. Schottland. Im Vergleich zum Vortag kann sich der Rücken nochmals
stärken und nun ausgehend von einem mächtigen Höhenhoch über Nordafrika über
Italien und Ostdeutschland bis ins Seegebiet vor Grönland reichen. Allerdings
ist nach IFS der Einfluss auf Deutschland nur noch sehr limitiert. Vor allem
Skandinavien und das östliche Mitteleuropa bis zur Balkanregion profitieren vom
Rücken und der dazugehörenden Hochdruckbrücke am Boden. Hierzulande kann dagegen
der Trog zunehmend das Wetter beeinflussen. Neben diabatischen Aspekten und PVA
auf der Vorderseite des Troges gesellen sich nun auch noch frontogenetische
Prozesse hinzu, indem sich ein Frontenzug ausgehend vom Tief über Schottland von
Benelux auf Deutschland zuzieht. Abgesehen von einzelnen Hitzegewittern
bevorzugt im Südwesten und Teilen der Mitte greifen am dem Nachmittag von
Nordwesten schauerartige, teils gewittrige Niederschläge über. Dabei sind neben
Starkregen auch Sturmböen ein Thema. Sonst bleibt der Wind meist noch mau. Die
Temperaturen erreichen dagegen mit Werten von 15 bis 22 Grad in 850 hPa bzw. 25
bis 35 Grad am Boden sommerliche warme bis heiße Höhen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zum Start in den mittelfristigen Zeitraum am kommenden Mittwoch zeigen die
letzten IFS-Läufe sowohl bei den großskaligen Strukturen als auch bei der Phase,
Verlagerungsgeschwindigkeit und Amplitude vergleichbare Ergebnisse. Am Boden
weicht vor allem der gestrige 12 UTC Lauf ab, indem dieser ein Tief über
Nordostdeutschland platziert, welches Niederschläge bringt. Der aktuelle Lauf
lässt stattdessen die Hochdruckzone im Vergleich zu den Vorläufen noch kräftiger
ausfallen. Allerdings sorgt ein etwas stärker amplifizierter Trog im Verlauf des
Tages über Nordostfrankeich, Benelux und Westdeutschland für Hebung, die in er
Nacht Deutschland nordostwärts überquert. Die frontalen Niederschläge werden
weiter konsistent im Süden simuliert, wenngleich diese im Vergleich zu den
gestrigen Ausführungen nun etwas weiter nordwärts ausgreifen. Insgesamt stehen
die Entwicklungen aber weiter konträr zu den Simulationen des deutschen ICON!
Dieses lässt die Kaltfront langsamer, aber deutlich intensiver über Deutschland
hinweg ziehen. Starke Gewitter mit Starkregen und Sturmböen oder auch
ungewittriger mehrstündiger Starkregen sind beim ICON entgegen den IFS-Prognosen
sowohl in der Mitte als auch im Süden möglich.

Am Donnerstag werden von den betrachteten IFS-Läufen weiter vergleichbare
Verteilungen in der Höhe simuliert. Allerdings wirken sich die etwas flacheren
Strömungsbedingungen, also weniger Amplitude des Rückens, signifikant auf das
Bodenfeld aus, wo die neusten Berechnungen entgegen der gestrigen Lösungen kein
abgeschlossenes Hoch über Deutschland wiedergeben. Entsprechend werden nahezu
landesweit Niederschläge gezeigt. was wiederum im Gegensatz zum ICON steht, wo
diese nur südlich der Donau und im Küstenumfeld prognostizier werden.

Ab Freitag gelangt Deutschland auf die Vorderseite des Langwellentroges über dem
Nordost- und Ostatlantik. Im Vergleich zu den gestrigen Läufen simulieren die
neusten Berechnungen eine raschere Verlagerung des Höhentiefs samt Trog nach
Osten. Stärkere WLA induziert gleichzeitig ein stärkere Amplifizierung des
Vorderseitgen Rückens, welcher ein Hoch über der Ostsee stützt.
Ein Randtrog auf der Südostflanke des Troges spannt am Freitag entgegen des
gestrigen 00-UTC-Laufes eine flache Tiefdruckzone von Nordfrankreich bis nach
Süddeutschland und der Schweiz auf. Entsprechend ist heute auch für den Freitag
im Süden und Nordosten eine gewisse Niederschlagsneigung zu verzeichnen.
Am Samstag nimmt mit Annäherung des Troges analog zu den gestrigen Lösungen die
Gewitterneigung zu. Allerdings zeigt der aktuelle IFS-Lauf nahezu in der
gesamten Südhälfte teils signifikante Niederschläge, die auch nicht nur
vereinzelt auftreten.
Am Sonntag greift nun schon das Frontensystem über, was gestern noch für Montag
auf der Agenda stand.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die großskaligen Strukturen mit dem hochreichenden tiefe Luftdruck über
Skandinavien und dem Nordostatlantik sowie dem hohen Luftdruck über Osteuropa
und dem westlichen Mittelmeerraum werden von allen Modellen zu Beginn des
mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch vergleichbar abgebildet. Doch im Detail
gibt es schon zum Start signifikante Abweichungen. Während IFS und UK10 auf
Basis einen schwachen Rückens über Westeuropa Ausläufer des Azorenhochs bis nach
Deutschland schieben, wirbeln bei ICON und GFS mehr oder weniger kräftige
Tiefdruckwirbel und beeinflussen das Wetter in Deutschland. Beim ICON soll sich
dabei eingebettet in eine schwache Tiefdruckzone ein kleinräumiges Tief vom
Südwesten Deutschlands in den Osten verlagern. Beim GFS wirbelt ein kräftiges
Tief über der Nordsee, dessen Frontenzug weite Teile des Landes überquert.
Entsprechend stehen die Entwicklungen des IFS und nun auch von UK10 weiter
konträr zu den Simulationen des deutschen ICON! Mit der Zugbahn entlang der
Luftmassengrenze sowie auch im Warmsektor treten deutlich intensivere
Niederschläge auf. Starke Gewitter mit Starkregen und Sturmböen oder auch
ungewittriger mehrstündiger Starkregen sind beim ICON entgegen den IFS-Prognosen
sowohl in der Mitte als auch im Süden möglich. Beim GFS ziehen in einem breiten
Streifen frontale Niederschläge einmal von West nach Ost über das Land. Neben
dem Niederschlag haben die verschiedenen Lösungen auch Einfluss auf den Wind.
Beim ICON induziert das kleinräumige Tief auf der Südflanke starke bis
stürmische Böen, beim GFS sind mit Frontdurchgang Windböen zu erwarten.

Am Donnerstag bleiben UK10 und IFS auf einer Linie und induzieren mit Hilfe
eines Kurzwellentroges von West nach Ost schauerartige Niederschläge. Beim ICON
kann sich nach Abzug des kleinen Tiefs gestützt von einem Rücken über Westeuropa
und den Britischen Inseln von Frankreich hoher Luftdruck nach Deutschland
schieben. Allenfalls im Alpenraum wäre noch ein Kurzwellentrog wetterwirksam.
Beim GFS kommt der hohe Luftdruck von Frankreich auch ostwärts voran. Allerdings
dominiert dort vor allem in der Südosthälfte noch eine schwache Tiefdruckrinne
mit Niederschlägen.

Am Freitag sind sich die Modelle mehr oder weniger einig. Alle simulieren über
Mitteleuropa ein Hoch. Die genaue Lage des Schwerpunktes weicht allerdings etwas
ab. Bei ICON liegt das Zentrum über Vorpommern, beim IFS und GFS über des
westlichen Ostsee und beim UK10 über der südlichen Nordsee. Einhergehend ist
beim UK10 ganz Deutschland bodennah antizyklonal geprägt. Bei den anderen
Modellen schwächelt das Hoch schon im Südwesten und äußersten Westen. Bei
Betrachtung der Höhe nimmt dann aber das IFS eine gesonderte Rolle ein. Während
alle anderen betrachteten Modelle einen Trog über dem östlichen Mitteleuropa mit
Drehzentrum über Österreich oder Ungarn zeigen, bietet das IFS einen schwächere
und schon weiter nach Osten verschobene Lösung an. Vor allem beim GFS und UK10
mit Drehzentrum des Höhentiefs über Österreich würden im Südosten Deutschland
noch teils kräftige Niederschläge fallen.

Am Samstag werden die Grundstrukturen modellübergreifend vergleichbar
abgebildet. Gewisse Unsicherheiten liefern jedoch Kurzwellentröge, die auf der
Vorderseite des Langwellentroges (über dem Atlantik) nordostwärts ziehen. Vor
allem IFS und GFS haben einen signifikanten Kurzwellentrog im Programm, der im
Südwesten und Westen durchaus für konvektive Umlagerungen sorgen kann. Beim ICON
wird eine schwächere Variante gerechnet und höchstens der äußerste Westen
tangiert. Das UK10 bleibt ohne Kurzwellentrog beim insgesamt beim hohen
Luftdruck.

Am Sonntag ist die große Frage, wie schnell der Langwellentrog nach Osten
vorstößt und somit dessen Bodenstrukturen inklusive Frontenzug vorankommen. Hier
ist das GFS nun Vorreiter und am schnellsten unterwegs. Dem GFS folgen das IFS
und schließlich das ICON und UK10. Da beim ICON und UK10 auch die Achse des
Rückens noch zurückhängt und mittags noch über dem Westen des Landes liegt, ist
bei diesen Lösungen auch die Labilisierung limitiert. Entsprechend müsste in
diesen Fällen die diabatische Erwärmung zusammen mit der Orografie ausreichend
Hebung erzeigen. Beim IFS dagegen kann auch schon PVA genutzt werde, sodass in
diesem Fall Schauer und Gewitter wahrscheinlicher sind. Beim GFS sind insgesamt
nahezu landesweit konvektive Umlagerungen möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen sowohl für die
Temperatur in 850 hPa als auch beim Geopotential in 500 hPa bis einschließlich
Freitag ein recht geringen Spread von rund 6 Grad bzw. 10 hPa. Die Mehrzahl der
Member liegt dabei so zentriert, dass eine hohe Auftrittswahrscheinlichkeit
abgeleitet werden kann. Dabei befindet sich der Hauptlauf bei den Temperaturen
bis Freitag unter dieser Wahrscheinlichkeit im unteren Drittel des EPS. Ab
Samstag spreizt sich das EPS stark auf und erreicht am Sonntag schon einen
Spread von rund 13 Grad bzw. 30 hPa. Allerdings kann von der Mehrzahl der Member
noch eine signifikante Drängungszone ausgemacht werden.

Bei der Klassifikation der EPS-Läufe des IFS werden im ersten Zeitraum von +72
bis +96h zwei Cluster gebraucht, um alle Unsicherheiten zu erklären. Beide
Cluster sind dabei komplett dem Schema einer pos. NAO zugeordnet. Die
wesentlichen Unterschiede betreffen die Ausbreitung des Langwellentroges nach
Mitteleuropa. Das erste Cluster stützt dabei die Vorgaben des Haupt- und
Kontrolllaufes und verfügt über 35 Member. Das zweite Cluster ist bei der
Verlagerung bzw. Ausprägung in Mitteleuropa defensiver, auch weil das hohe
Geopotential über Osteuropa deutlich stärker simuliert wird.
Im Zeitraum von +120 bis +168h beschreiben insgesamt vier Lösungen die
Unsicherheiten im ENS-Raum. Alle Cluster starten dabei mit dem Schema einer neg.
NAO. Während das erste und vierte Cluster über die gesamte Periode in diesem
Schema bleibt, wechseln die anderen Grundmuster zum Blocking. Das erste Cluster
mit Haupt- und Kontrolllauf sowie 23 Mitgliedern lassen den Trog ostwärts
verlagern und somit im Verlauf auch das Wetter hierzulande bestimmen. Das zweite
und dritte Cluster belassen dagegen das Höhentief samt Trog über dem
Nordostatlantik. Stattdessen kann sich über Mitteleuropa ein Blocking
einstellen. Somit kommen diesen Lösungen den Ausführungen des ICON und des UK10
nahe und verfügen im IFS-EPS über 22 Unterstützer. Das vierte Cluster ist dann
wieder eher auf der Linie der ersten Lösung, geht aber noch etwas weiter.
In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192 bis +240h werden schließlich
drei Cluster benötigt, um alle Unsicherheiten zu berücksichtigen. Das erste
Cluster wechselt dabei vom Schema einer neg. NAO zur pos. NAO. Insgesamt
dominiert tiefes Geopotential über Nordwesteuropa und Teilen Skandinavien und
sorgt auf der Südflanke für zonale, zyklonal geprägte Strömungsbedingungen.
Demnach würde hierzulande unbeständiges, zu Schauern und Gewittern neigendes
Wetter bestimmend. Das zweite Cluster bleibt komplett beim Blocking. Ein
kräftiger Rücken über dem östlichen Mitteleuropa bremst potentielle Tröge von
Westen aus. Deutschland gelangt aber vor allem in der Westhälfte auf die
Trogvorderseite. Die Folge wären sehr warme bis heiße und teils gewittrige
Bedingungen. Das dritte Cluster wechselt vom Blocking zur neg. Nao. Insgesamt
dominiert aber ein breiter Rücken über Mitteleuropa und bestimmt somit auch das
Wetter in Deutschland. Resultierend würden sich in diesem Fall eher sonnige und
trocken sowie sehr warme Witterungsbedingungen durchsetzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Als signifikante Wetterereignisse sind bevorzugt potentielle starke bis schwere
Gewitter zu nennen. Vor allem der Mittwoch und der Donnerstag haben je nach
Modell Potential für kräftige Entwicklungen.

Am Mittwoch zeigt vor allem das deutsche ICON eine gefährliche Wetterlage, indem
ein kleinräumiges Tief quer über Deutschland zieht. PPWs zwischen 25 und 35 mm,
Cape-Werte vor allem in der Südhälfte zwischen 400 und 1400 J/kg sowie eine
veritable Scherung in der Nordwesthälfte 15 bis 30 m/s in den unteren 6 km und 6
bis 16 m/s in dem unteren Kilometer stützen das Potential. Überschneidungen und
somit die besten Entwicklungschancen gibt es nach ICON demnach von
Rheinland-Pfalz und NRW über Hessen bis ins südlich Niedersachsen und Thüringen.
Dort könnten sich Zellen mi Dynamik entwickeln. Im Süden, wo die höchsten
Cape-Werte zu verzeichnen sind, fehlt es an Scherung, sodass dort eher langsam
ziehende Gewitter mit Starkregen und Hagel im Fokus stehen.
Beim IFS wird nur südlich der Donau noch ein gewisses Potential für starke bis
schwere Gewitter gezeigt, bei denen ebenfalls der Starkregen im Vordergrund
stehen würde.

Am Donnerstag ist bei PPWs von 17 bis 27 mm, Cape-Werten von 100 bis 700 J/kg
und etwas Unterstützung durch PVA beim ICON etwa südlich der Donau noch
ausreichend Potential für starke Gewitter mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel
vorhanden. Beim IFS könnten sich mit Durchzug des Kurzwellentroges in der
gesamten Südhälfte Gewitter bilden, die aufgrund der Verlagerungsgeschwindigkeit
aber ein geringeres Starkregenrisiko aufweisen.

Ab Samstag sind dann vor allem beim IFS wieder kräftige Umlagerungen mit
Starkregen im Programm. ICON folgt wohl ab Sonntag nach. Bezüglich der genauen
Entwicklungen gibt es aber noch viele Unsicherheiten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ICON-EPS, IFS-EPS, TT auch MosMix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel