DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-06-2023 17:01
SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.06.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht im Westen/Südwesten bis in die Mitte vereinzelte Gewitter mit
Starkregen. Am Freitag von BaWü bis zur Lausitz (und südöstlich davon)
gebietsweise Starkregen, vereinzelt gewittrig, teils mehrstündig. In
Südostbayern vereinzelt auch kräftige Gewitter. Unwetterpotenzial bzgl.
Starkregen generell gering.
Am Wochenende vor allem im Norden kühler und windiger, fast schon mit
"herbstlichem Touch".

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... weist die Höhenströmung - bevor sich am Wochenende ja tatsächlich
mal eine typische, mehr oder weniger zyklonale Westlage einstellt - vor allem
über dem europäischen Kontinent noch ein stark wellendes Muster auf. Dabei hat
uns heute tagsüber ein Höhenrücken überquert, der sich über den Alpenraum
nordwärts bis nach Nordskandinavien erstreckt. Flankiert wird er von einem
Höhentief im Osten (Drehzentrum über Südwestrussland und einem Höhentrog über
Westeuropa, der inzwischen auf die Britischen Inseln bzw. den Westen Frankreichs
übergegriffen hat.
Das gesamte Muster erweist sich als nur leidlich progressiv, aber immerhin
gelangt der gesamte Vorhersagebereich im Laufe der Nacht auf die Vorderseite des
Troges, dessen Achse sich (sowohl in 300 als auch in 500 hPa) morgens in etwa
über die mittlere Nordsee und Benelux bis nach Zentral- bzw. Südfrankreich
erstreckt. Somit stellt sich eine leicht diffluent konturierte südwestliche
Höhenströmung ein, innerhalb derer eingebettete und nordostwärts gesteuerte
kurzwellige Troganteile den ein oder anderen kleinräumigen dynamischen
Hebungsimpuls auslösen können.
Dem Trog vorgeschaltet ist die teilokkludierte Kaltfront eines Tiefs bei Island
("NIKOLAUS"), wobei sich am Okklusionspunkt inzwischen ein weiteres Teiltief
über dem Skagerrak entwickelt hat, dass sich bis Freitagfrüh nach Südnorwegen
verlagert. Die Kaltfront selbst hat inzwischen auf den äußersten Nordwesten
Deutschlands übergegriffen. Mangels Schubkomponente kommt sie nur sehr zögerlich
südostwärts voran und erreicht morgens in etwa eine Linie
Westmecklenburg-Südeifel.
Somit befinden sich nachts noch weite Landesteile im Einflussbereich recht
warmer und teilweise auch feuchter Luftmassen aus dem südwesteuropäischen Raum.
Diese ist nur leidlich labil geschichtet, weist aber vor allem über dem Süden
und Südosten des Landes, wo durch Einstrahlung am ehesten noch nennenswerte Cape
generiert werden hätte können, in etwa 700 hPa eine recht markante Deckelung
auf. Über den Rest des Landes hat sich schon weit präfrontal inzwischen
(vielleicht auch aufgrund des Inputs zusätzlicher Aerosole durch den aus den
Waldbränden in Kanada resultierenden Rauch) viel mittelhohes WLA-Gewölk
ausgebreitet, aus dem es gebietsweise sogar etwas regnet, das aber vor allem die
Einstrahlung verhindert und entsprechend konvektive Umlagerungen hemmt. Zwar
wird hier und da noch etwas von der Grundschicht abgekoppelte Restlabilität
simuliert (am ehesten im Nordwesten/Norden mit etwa 200 bis 400 J/kg MU-Cape),
aber ob es mal für schauerartige Verstärkungen oder gar für ein Gewitter reicht,
ist fraglich. Die Zutaten (PPW im Vorfeld zur Kaltfront teilweise über 35 mm)
gäben dann zumindest ein lokales Starkregenereignis her.
Am ehesten klappen mit vereinzelten Gewittern könnte es im Laufe der nächsten
Stunden noch unmittelbar vor der Kaltfront im Westen und Norden des Landes
(aktuell in Nordfriesland) mit Hilfe der frontalen Hebungskomponente.
Ansonsten verlagern sich die präfrontal auftretenden leichten Regenfälle über
die Mitte und den Norden des Landes hinweg ostwärts, wobei es mancherorts wohl
auch trocken bleibt und ansonsten kaum mehr als wenige mm zusammenkommen.
Ansonsten passiert präfrontal zunächst nur wenig. Lediglich aus den Alpen heraus
ziehen im Laufe der Nacht schauerartige Regenfälle meist leichter, teils auch
mäßiger Intensität ins Alpenvorland und erreichen morgens in etwa die Donau bzw.
den Bayerwald. Diese resultieren aus einem MCS, der sich aktuell über den
Westalpen befindet, allmählich nordostwärts vorankommt und dessen Reste es
vermögen, die Alpen nordwärts zu überqueren. Ob es in den Bayerischen Alpen bzw.
im Vorland auch noch für Blitz und Donner reicht, bleibt abzuwarten.
Dann aber kommt die Kaltfront ins Spiel. Vor allem in der Mitte und eventuell
auch schon weiter präfrontal im Südwesten korreliert die Front mit einem kleinen
zusätzlichen Hebungsimpuls von oben her, so dass sich dort die schauerartigen
Regenfälle mit Frontpassage (im Südwesten schon recht weit präfrontal) etwas
verstärken. Auch einzelne Gewitter können dann auftreten, vielleicht lokal eng
begrenzt sogar mit Starkregen (ein- oder mehrstündig). ICON-D2 hat geringe
Wahrscheinlichkeiten dafür im Zeitraum 00 bis 06 UTC im Raum
Südbaden/Südschwarzwald und Richtung Westerwald/Hintertaunus dafür auf der
Agenda. SuperHD simuliert ausgangs der Nacht von Südbaden bis nach Oberschwaben
ausbreitend von Frankreich bzw. aus der Schweiz sogar eine rege
Gewittertätigkeit.
Postfrontal gelangt kühlere und vor allem deutlich stabiler geschichtete
Nordseeluft in den Westen und Nordwesten. Während sich die 850 hPa-Temperaturen
präfrontal heute Abend noch zwischen 11 und 16 Grad bewegen, gehen sie bis
Freitagfrüh im Nordwesten bereits auf 5 bis 8 Grad zurück. Regen fällt
postfrontal nur noch wenig.
Somit kühlt es im Westen und Nordwesten bereits auf angenehm frische 15 bis 10
Grad ab, während die Nacht mit Tiefstwerten zwischen 19 und 14 Grad noch
ansonsten ziemlich mild bleibt.

Freitag ... greift der mit zunehmend negativ geneigter Achse ausgestattete
Höhentrog auf das Vorhersagegebiet über und kommt - nun aufgrund beginnender
Zonalisierung weiter westlich mit einer besseren Schubkomponente ausgestattet -
rasch nach Osten voran. Gleichzeitig tropft er über Südfrankreich ab und
verliert dabei deutlich an Kontur bzw. splittet sich in mehrere kurzwellige
Troganteile.
Die Kaltfront erweist sich aufgrund schwachen Druckfalls südlich der Alpen als
weniger mobil und wird vom Trog überlaufen, wodurch die frontalen Niederschläge
mehr und mehr Anafrontcharakter annehmen, d.h. das Gros der Regenfälle eher
postfrontal auftreten. Bis zum Abend vermag sie aber dennoch den Großteil des
Vorhersagegebietes zu überqueren, lediglich der Südosten Bayerns, eventuell auch
die Oberlausitz befindet sich dann noch im präfrontalen Bereich.
Die Luftmasse dort zeichnet sich allerdings nach wie vor nicht grade durch eine
überbordende Labilität aus, zumal fehlt es auch aufgrund der noch länger
vorhandenen und aus den nächtlichen/morgendlichen Regenfällen resultierenden
dichten Restbewölkung an Einstrahlung. Entsprechend können nach Lesart des
ICON-D2 auch meist nur mehrere 100 J/kg, maximal um 500 J/kg ML-Cape generiert
werden. Somit halten sich präfrontal auftretende Gewitter eher in Grenzen,
treten aber dennoch vereinzelt auf, oft getriggert durch die Orographie.
ICON-D2 simuliert diese am ehesten von Bayerisch-Schwaben bis nach Oberfranken,
SuperHD dagegen auch in Sachsen und in der Lausitz. Die PPWs in der Region
liegen meist zwischen 30 und 35 mm, die Scherungsbedingungen sind nicht
sonderlich günstig für organisierte oder gar schwere Entwicklungen. Somit dürfte
als Begleiterscheinung der Starkregen im Fokus stehen (bei Mehrfachtreffen
vielleicht ganz kleinräumig bis in den Unwetterbereich), kleinkörniger Hagel und
stürmische Böen sind ebenfalls nicht ausgeschlossen, allerdings eher als
Randerscheinung.
Mit Frontpassage und auch mehr und mehr postfrontal treten dann vielerorts
schauerartige Regenfälle auf, die auch von einzelnen Gewittern begleitet werden
können. Vor allem in Oberschwaben, im Allgäu und von Oberfranken bis zum
Erzgebirge liefert ICON-D2 in diesem Zusammenhang durchaus recht hohe
Wahrscheinlichkeiten für ein- oder mehrstündigen Starkregen, eventuell sogar
ungewittrig. Auch dort können kleinräumig unwetterartige Mengen nicht ganz
ausgeschlossen werden.
Der Kaltfront folgt ein Keil des Azorenhochs, der sich abends bereits vom
Südwesten des Landes bis nach Schleswig-Holstein erstreckt. Somit lockern die
Wolken nach Abzug der postfrontal noch auftretenden Regenfälle auch in der Mitte
und im Nordosten auf, während im Westen und Nordwesten der Tag bereits mit
längeren sonnigen Abschnitten beginnt. Dort bleibt es weitgehend trocken und
nachmittags bzw. abends zieht dort bereits von Westen her wieder hohes bzw.
mittelhohes Gewölk auf, die einer auf die Britischen Inseln übergreifenden
Warmfront weit vorauseilt.
Nach Abzug der Kaltfront wird das Vorhersagegebiet von maritim erwärmter
Subpolarluft geflutet (T850 hPa zwischen 6 und 10 Grad). Eventuell kann es
präfrontal mit ein paar Sonnenfenstern in der Oberlausitz bzw. in Südostbayern
nochmals für einen Sommertag (25 Grad) reichen, ansonsten liegen die Höchstwerte
meist zwischen 19 und 24 Grad.

In der Nacht zum Samstag greift die Nordwest-Südost orientierte Frontalzone auf
die Britischen Inseln und nachfolgend auch auf die Nordsee über und wir geraten
unter deren diffluenten Ausgangsbereich. Dabei wird zunehmend WLA aktiv und das
Frontensystem eines zentralsteuernden und sich knapp nördlich von Schottland
einnistenden Tiefs ("OTTO") kann die Britischen Inseln rasch ostwärts
überqueren, die Warmfront erreicht morgens bereits die Deutsche Bucht bzw.
Benelux.
Somit schwenkt auch der der Warmfront vorgelagerte Azorenhochkeil über das
Vorhersagegebiet hinweg südostwärts, morgens verläuft dessen Achse bereits über
Westpolen südwestwärts über Bayern bis zur Schweiz bzw. Ostfrankreich.
Die Kaltfront kann nun endgültig rasch auch den äußersten Südosten des Landes
überqueren, dort, also in der Oberlausitz, vor allem aber im Südosten und Süden
Bayerns, dauern die schauerartigen, teils mit Gewittern durchsetzten Regenfälle
noch länger an, an den Alpen sogar bis in die Frühstunden des Samstags. ICON-D2
zeigt erwartungsgemäß an den Alpen sowie im südlichen Vorland noch erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für mehrstündigen Starkregen.
Postfrontal schließt sich ein allmählich schmaler werdender Streifen mit
geringer Bewölkung an, während sich dahinter mehrschichtiges und recht dichtes
WLA-Gewölk auf den Westen und Norden und zunehmend auch auf die Mitte des Landes
ausbreitet. Im Laufe der zweiten Nachthälfte bzw. morgens setzt etwa vom
Niederrhein bis nach Schleswig-Holstein auch bereits leichter Regen ein.
Mit Annäherung der Warmfront verschärft sich vor allem präfrontal der Gradient
und der Wind dreht auf Südwest bis Süd zurück, über der Deutschen Bucht kann es
morgens steife Böen (Bft 7) geben.
Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 15 und 10 Grad, bei länger klarem Himmel
in kältebegünstigten Lagen (Senken, Mittelgebirgstäler) auch darunter.

Samstag ... arbeitet sich das sich noch etwa zu den Färöer verlagernde
Zentraltief mehr und mehr in höhere Luftschichten vor und strebt somit mit einem
Kerndruck von knapp unter 990 hPa dem Höhepunkt seiner Entwicklung entgegen.
Sein Drehzentrum nimmt dabei mehr und mehr die Form einer Ellipse an.
An dessen Südflanke kann sich vor allem über den Britischen Inseln die
westnordwestliche Höhenströmung mit Übergreifen eines Jetstreams weiter
verschärfen. Im Vorfeld wird das Vorhersagegebiet von einem breiten, aber
flachen Höhentrog überquert, der kaum dynamischen Hebungsantrieb bietet und auf
dessen Rückseite die nach wie vor leicht diffluent konturierte, aber recht
glatte Höhenströmung mehr auf West dreht.
Die Warmfront des Zentraltiefs kommt über dem Vorhersagegebiet allmählich nach
Osten voran, die rasch nachfolgende Kaltfront erreicht spätnachmittags bereits
den Nordwesten bzw. Westen des Landes, wodurch der Okklusionsprozess rasch
voranschreitet und sich der Okklusionspunkt dann wohl bereits irgendwo über
Norddeutschland befindet.
Mit der Warmfront bzw. im Warmsektor breiten sich leichte Regenfälle allmählich
südostwärts aus, schwächen sich dabei aber mehr und mehr ab, in etwa von der
Oberlausitz bis nach Südbaden und südöstlich davon bleibt es noch trocken. Die
Kaltfront erweist sich mangels dynamischer und thermischer Unterstützung (sie
wird vom breiten Randtrog über- und von bodennaher Kaltluftadvektion quasi
unterlaufen) als wenig wetteraktiv und sorgt höchstens kurzzeitig für eine
schauerartige Verstärkung der leichten Regenfälle, und da wohl am ehesten noch
im Nordwesten. Somit dürften wohl insgesamt kaum mehr (außer in einigen
Staulagen im Westen sowie im Bereich der Deutschen Bucht) als 0 bis 5 l/qm
zusammenkommen, gebietsweise, vor allem im Lee einiger Mittelgebirge, bleibt es
auch trocken. Die postfrontal in den Nordwesten einströmende erwärmte Meeresluft
ist lediglich bis etwa 700 hPa leicht labil geschichtet, so dass es nur für
flache SC- bzw. CU-Bewölkung reicht, aber wohl kaum für Schauer.
Somit bleibt als einziges zu bewarnendes Element der Wind. Der frischt vor allem
präfrontal zur Kaltfront vorübergehend aus Südsüdwest auf, an Küstenabschnitten
mit auflandigem Wind, über der offenen See und vielleicht auch im Lee einiger
zentraler Mittelgebirge reicht es für steife Böen, auf dem Brocken wohl für
Sturmböen (Bft 8 bis 9). Postfrontal dreht er im Nordwesten auf West und nimmt
eher schon wieder etwas ab.
Von der Lausitz bis nach Süddeutschland und noch einmal länger die Sonne durch,
während es sonst eher stark bewölkt bleibt mit nur wenigen Lücken. In 850 hPa
steigt die Temperatur im Warmsektor auf etwas über 10 Grad, so dass mit
Sonnenunterstützung vor allem in der Lausitz, im Erzgebirgsvorland und in
Südostbayern Höchstwerte knapp über 25 Grad möglich sind, aber auch sonst bleibt
es mit 18 bis 24 Grad weiterhin mäßig warm bis warm.

In der Nacht zum Sonntag bleibt das hochreichende Zentraltief bei den Färöer
nahezu ortsfest, an dessen Südflanke weitet sich die Frontalzone aber über die
Nordsee nach Mitteleuropa aus, der Jetstream erreicht morgens unter Abschwächung
auch noch Norddeutschland.
Im Gegensatz zum Höhentief kommt das Bodentief ein wenig südwärts bis zur
nördlichen Nordsee voran und vertieft sich noch ein wenig, wobei sich entlang
des Frontenzuges ein weiteres Teiltief über Südnorwegen etabliert. Die Kaltfront
überquert im Laufe der Nacht mit weiterhin meist nur leichten schauerartigen
Regenfällen das Vorhersagegebiet südostwärts und erreicht morgens bzw.
Sonntagvormittag die Alpen. Sie wird dynamisch bzw. thermisch nach wie vor kaum
unterstützt, so dass die Mengen nach Lesart der meisten Modelle kaum die 5 l/qm
überschreiten, einige Regionen (der postfrontale Westen/Nordwesten, aber auch
Leelagen) gehen vielleicht sogar komplett leer aus. Lediglich IFS (von 00 UTC)
und UK10 simulieren vor allem über der nördlichen Mitte bis in die Osthälfte
gebietsweise höhere Mengen (5 bis 10 l/qm, lokal eng begrenzt mehr), die wohl
einem durchschwenkenden kurzwelligen Troganteil geschuldet sind.
Mit Annäherung und Intensivierung des Bodentiefs verschärft sich allerdings im
Laufe der Nacht zumindest über Norddeutschland der Druckgradient, vor allem im
Nordseeumfeld treten nun häufiger Böen Bft 7 aus West auf, über der offenen
Nordsee morgens eventuell sogar stürmische Böen Bft 8.
Der Kaltfront folgt sukzessive und mit einem gewissen Sicherheitsabstand kühlere
Meeresluft, die 850 hPa-Temperatur sinkt bis Sonntagfrüh auf Werte zwischen 5
Grad im Nordwesten und 10 Grad an den Alpen. Aufgrund der vielerorts dichten
Bewölkung (nur im Westen und Südwesten lockern die Wolken vielleicht mal stärker
auf) verläuft die Nacht dennoch relativ mild mit Tiefstwerten zwischen 18 und 12
Grad, lediglich im westlichen Bergland kann es etwas frischer werden.

Sonntag ... nehmen Höhen- und Bodentief erneut und wohl endgültig eine
achsensenkrechte Position in etwa über der nördlichen Nordsee ein, bis dahin
kann sich das Bodentief noch auf einen Kerndruck von etwa 985 hPa vertiefen. Die
Frontalzone verläuft nun recht glatt von der Südwestspitze Grönlands über den
mittleren Nordatlantik, GB und Norddeutschland hinweg bis ins östliche
Mitteleuropa - eine fast schon herbstlich anmutende Strömungskonstellation. Ein
über Norddeutschland hinwegschwenkender kurzwelliger Troganteil sorgt dort
vorübergehend für eine leichte Labilisierung der eingeströmten maritim erwärmten
Subpolarluft, vor allem an den Küsten und im angrenzenden Binnenland reicht das
eventuell für einzelne Schauer.
Im Bodenfeld schwenkt die Kaltfront vormittags/mittags allmählich über die Alpen
hinweg südostwärts, zeigt aber im Bereich eines nachfolgenden Azorenhochkeils
mehr und mehr Auflösungstendenzen. Dabei fällt dort vor allem vormittags noch
etwas Regen. Ansonsten lockern die Wolken landesweit von Südwesten her mehr und
mehr auf, vor allem im Süden und in der Mitte scheint am Nachmittag bei
höchstens nur flacher Quellbewölkung wieder häufig die Sonne. Über der
Norddeutschen Tiefebene bleibt es dagegen eher bewölkt, hier kann sich im
Bereich einer Absinkinversion in etwa 700 hPa gebietsweise vermehrt SC-Bewölkung
ausbreiten.
Insgesamt bleibt mit Heranschwenken des Azorenhochkeils ein recht veritabler
Gradient aufrecht bzw. kann sich im Norden sogar noch etwas verschärfen. In der
Norddeutschen Tiefebene dürfte es mit Unterstützung durch den Tagesgang
vielerorts für steife Böen aus West bis Südwest reichen, an den Küsten und in
Schleswig-Holstein sogar verbreitet für stürmische Böen.
Mit der Einstrahlung kann sich die Luftmasse vor allem in der Südhälfte wieder
deutlich erwärmen, in 850 hPa steigt sie dort auf 10 bis 13 Grad, während sie im
Norden bei 5 bis 8 Grad verharrt. Somit liegen die Höchstwerte im Nordseeumfeld
meist nur zwischen 16 und 19 Grad, sonst im Norden zwischen 18 und 23 Grad, in
der Mitte und im Süden werden dagegen warme 22 bis 26 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle fahren allgemein eine einheitliche Linie. Warn- und
prognoserelevante Unterschiede lassen sich nur wenige herausarbeiten und
betreffen am ehesten noch die konvektiven Ereignisse in der kommenden Nacht und
am morgigen Freitag.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff