DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-06-2023 07:30
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.06.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Nordwest bis West

Im Norden und Osten windig. Kurze Schauer und Gewitter mit stürmischen Böen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegen wir unter einer nordwestlichen Strömung am Rand eines
langgezogenen Troges, der ausgehend von einem Schwerpunkt südlich von Island
über die Nordsee bis nach Polen reicht. Dieser tropft ab, wobei das Cut Off Tief
in der Nacht seinen Kern über Polen haben soll. Gegenpart bildet ein etwas nach
Norden verschobenes Azorenhoch. Davon ausgehend reicht ein Keil nach West- und
Mitteleuropa, der zumindest in Teilen das Wetter in Südwestdeutschland
beeinflusst. Dabei gelangt mäßig warme, ursprünglich subpolare Meeresluft nach
Deutschland, die sich nach Südwesten hin nur abgeschwächt auswirkt.
In die Nordosthälfte gelangt in diesem Zuge recht höhenkalte und labile Luft
(T500 -22°C über T850 +6°C), die dort einen wechselhaften, windigen und ziemlich
kühlen, oder mäßig warmen Tag bringt. Schon aktuell sind im Norden einige
Schauer mit Blitz und Donner unterwegs, die sich tagsüber bis zur Oder und Neiße
sowie nach Sachsen ausbreiten. Aufgrund der gut ausgeprägten Strömung und
trockener Grundschicht sind dabei häufig Böen 7 Bft, bei kräftigen
Schauern/Gewittern und an der See auch 8 Bft dabei. Aber auch abseits der
Konvektion weht ein flotter und böiger West-Nordwestwind mit Spitzen 7 Bft.
Hagel und Starkregen sollte wegen der Luftmasse und der Zuggeschwindigkeit kaum
eine Rolle spielen, auch wenn ICON D2 EPS Signale für höhere Summen anzeigt.

Dazu werden bei wechselnder Bewölkung Maxima von 18 bis 22°C gereicht.

Im großen Rest des Landes kann sich der Hochkeil etwas in Szene setzen. In
stabilerer Luft ziehen zwar auch immer wieder mittelhohe Wolken durch, die über
Westeuropa angezapft und dann in der zyklonalen Höhe nach Südosten gelenkt
werden. Die Sonne kann sich nur vorübergehend durchsetzen, am ehesten noch in
Südbaden, es bleibt aber, von wenigen Regentropfen abgesehen, trocken.

Die Höchstwerte liegen dort zwischen 21 und 26°C, mit den höchsten Werten im
Oberrheingraben.

In der Nacht zum Mittwoch schiebt sich über Westeuropa ein Höhenrücken zwischen
das Cut Off Tief über Polen und das Islandtief. Die Warmfront des für die
Jahreszeit sehr kräftigen Tiefs bei Island überläuft den Rücken, wobei sich
deren vorderseitige WLA von Nordwesten nach Deutschland ausbreitet.
Zudem schwenkt ausgehend vom Cut Off ein westwärts gerichteter Randtrog von
Norden her über uns hinweg und führt zu zusätzlicher Hebung. Dabei kommen vom
Westen ausbreitend in den Südwesten und Süden leichte skalige Regenfälle auf,
die sich an den Alpen stauen, aber auch dort keine größeren Mengen hinterlassen.


Ansonsten zieht die höhekälteste Luft langsam ab und die konvektiven
Niederschläge im Nordosten hören auf. Auch der Wind lässt im Norden und Osten
nach. Übrig bleiben nur steife Böen 7 Bft aus West-Nordwest an der Ostsee.

Es kühlt meist auf 15 bis 8°C ab.


Mittwoch... ist das Strömungsmuster großräumig progressiv. Der Rücken nähert
sich von Westen, während das Cut Off Tief langsam weiter nach Osten vorankommt.
Dabei zieht auch der Randtrog südostwärts ab, womit auch der Haupthebungsantrieb
versiegt und die Regenfälle im Süden und Südwesten nachlassen, beziehungsweise
über die Alpen und nach Österreich abziehen.

Der Höhenrücken, der sich vor dem nächsten Frontensystem über Westeuropa
kräftigt, spielt dem flachen Azorenhochkeil über West- und Mitteleuropa in die
Karten. Auch wenn die Regenfälle aufhören, hält sich eine Feuchteschliere in
einem Bogen vom Süden in den Westen, die hier für Wolkenfelder steht, die vor
der Warmfront nach Südosten gezogen werden. Insgesamt stellen sich wechselnd
bewölkte Verhältnisse ein, wobei die Sonne an den Küsten, teils über der Mitte
sowie im Südwesten prominenter vertreten sein soll.
Bis auf eine geringe Schauerneigung im Tagesverlauf nahe Oder und Neiße und im
Südosten (Bayerischer Wald) und ein paar Tropfen vor der WF im Westen bleibt es
trocken bei Tageshöchstwerten von 19 bis 24, im Südwesten bis zu 26°C.

In der Nacht zum Donnerstag greift die Warmfront des Islandtiefs auf den
Nordwesten über. Sie bringt durch WLA starke Bewölkung, die Regenneigung wird
modellseitig unterschiedlich beurteilt. Viel fällt auf jeden Fall nicht. In den
anderen Teilen sorgt Absinken unter dem Höhenkeil, dessen Achse über uns nach
Osten wandert, für eine gering bewölkte oder klare und trockene Nacht.
Die Temperatur geht meist auf 15 bis 8°C zurück, unter der WF Bewölkung ist es
milder.


Donnerstag... wandert der Höhenrücken, der sich über Mitteleuropa nach
Skandinavien aufwölbt langsam ostwärts, das Höhentief über Osteuropa ist aus
unserer Sicht Geschichte, vielmehr lohnt es den Blick wieder nach Westen zu
richten.
Die vor einem markanten Trog über den Britischen Inseln und der Biskaya nach
Osten ziehenden Tiefausläufer, werden durch den zwar progressiven, aber eher
trägen Rücken gebremst, schaffen es im Tagesverlauf aber bis Benelux und in die
Deutsche Bucht. Die Warmfront wird thermisch immer diffuser und dürfte kaum noch
zu finden sein, sodass dann im Tagesverlauf auf den äußersten Nordwesten
(Nordseeumfeld?) eine teilokkludierte Kaltfront mit schauerartigen Regenfällen
übergreift.

Aus den Resten der Warmfrontbewölkung davor kann im Norden und der Mitte örtlich
geringer Regen fallen. Dahinter wird in den Nordwesten und Westen wieder eine
sehr feuchte (PPW bis 40 mm) aber nicht sonderlich labile Luftmasse geführt. Da
auch viel Bewölkung mit am Start sein soll, ist der Energieinput in die Luft
überschaubar und es baut sich nur wenig Cape auf.
Dynamische Hebung und Scherung sind auch kaum vorhanden, was letztlich dazu
führt, dass sich zwar einzelne Schauer und Gewitter bilden können, die primär
Starkregen oder kleinen Hagel sowie stürmische Böen bringen können. Viel mehr
sollte es nicht werden und unwetterartige Entwicklungen sind unwahrscheinlich.
In der Südosthälfte bleibt es bei längerem Sonnenschein in einer ziemlich
trockenen Luftmasse niederschlagsfrei. Zum
Abend steigt allerdings auch über den Bergen im Südwesten mit langsamer
Anfeuchtung der Luft das Schauer- und Gewitterrisiko etwas an.
Präfrontal verstärkt sich die Zufuhr sehr warmer Luft nach Mitteleuropa, die
15°C Isotherme liegt abends fast über den mittleren Landesteilen. Demnach steht
fast landesweit ein sommerlicher warmer Tag mit Höchstwerten zwischen 25 und
30°C an. Nur ganz im Nordwesten wird es unter den Wolken, bei Winddrehung auf
westliche Richtungen kühler mit 20 bis 24°C.

In der Nacht zum Freitag kommt die Kaltfront bis in den Westen und Norden voran.
Damit breiten sich auch die Regenfälle und eingelagerten, einzelnen Gewitter
nach Südosten aus. Die Häufigkeit der Gewitter nimmt im Laufe der Nacht ab und
der äußerste Südosten bleibt wahrscheinlich noch außen vor, postfrontal beruhigt
sich das Wetter wieder. Die Nacht bleibt meist recht warm.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modele simulieren den großräumigen Ablauf ähnlich. Unterschiede im Detail
sind nicht prognoserelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner