DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-06-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.06.2023 um 10.30 UTC



West zyklonal. Einzelne, teils kräftige Gewitter.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 02.07.2023


Am Mittwoch liegen wir unter einer westlichen Strömung, wobei ein abziehender
Trog im Osten noch einige Schauer und kurze Gewitter bringt und die Warmfront
eines Islandtiefs im Nordwesten dichtere Wolken und wenig Regen. Ansonsten sorgt
ein gut ausgeprägter Höhenrücken für eine Wetterberuhigung und vor allem im
Süden und äußersten Norden auch längeren Sonnenschein. Die eingeflossene
Meeresluft kann sich erwärmen, im Südwesten sind sommerliche, sonst eher mäßig
warme Temperaturen zu erwarten.
Am Donnerstag überquert der Höhenrücken Mitteleuropa langsam nach Osten. Im
Tagesverlauf sollte der größte Teil Deutschlands auf seine Rückseite unter eine
südwestliche Höhenströmung gelangen. Gleichzeitig greift ein markanter Höhentrog
unter Amplifizierung auf Westeuropa über, der die Kaltfront des erwähnten Tiefs
Richtung Benelux und Deutsche Bucht drückt. Auf deren Vorderseite verstärkt sich
der Zustrom sehr warmer Subtropikluft nach Deutschland, in der häufig
sommerliche Temperaturen, vor allem im Süden auch wieder Werte nahe 30 Grad
möglich sind. Die Luft wird zwar besonders im Süden labiler, bleibt aber nahe am
Rücken und durch föhniges Überströmen der Alpen recht trocken. Da wo sie
feuchter ist, vor allem im Nordwesten und Norden, ist die Schichtung stabiler,
sodass es trotz Annäherung der Kaltfront und möglicherweise auch Bildung einer
Tiefdruckrinne nebst Konvergenz davor, gewittertechnisch eher mau aussieht.
Am Freitag tropft der Höhentrog über Westeuropa ab und der Resttrog greift auf
Norddeutschland über, während das Höhentief zu den Westalpen zieht. Davor fällt
über dem Südosten Deutschlands der Druck weiter, sodass sich in der sehr warmen
Luft ein Tief über Bayern bilden kann. Auf dessen Rückseite dreht die bodennahe
Strömung auf nördliche Richtungen, was Gegenstrom zur Folge hat, der in einem
Streifen vom Südwesten in den Norden Deutschlands Hebung und schauerartige
Regenfälle auslösen kann. Darin sind eingelagerte und teils kräftige Gewitter
mit Starkregen nicht ausgeschlossen. Ob es im Südosten in der warmen Luft zu
Gewittern kommt, bleibt abzuwarten. Die Luft ist dort durch Föhn recht trocken.
Am ehesten sind aus den Alpen heraus starke Gewitter denkbar. Von Nordwesten
setzen sich gemäßigte Luftmassen durch.
Am Samstag zieht das aus dem Abtropfen entstandene Höhentief wahrscheinlich
Richtung Adria und löst südlich der Alpen die Bildung eines Tiefs aus. An dessen
Nordflanke kann Hebung über die Alpen nordostwärts ausgreifen und auch über
Südostbayern längere Zeit Regen bringen. Ansonsten beruhigt sich das Wetter nur
kurz, denn von Nordwesten kann das nächste Frontensystem eines zur Norwegischen
See ziehenden Tiefs auf die Nordwesthälfte mit schauerartigen Regenfällen
übergreifen. Die advehierte Luft ist insgesamt mäßig warm bis warm.
Am Sonntag beginnt es über dem Nordostatlantik stärker auszutrogen. Stromab
wölbt sich ein flacher Rücken auf, der aber rasch nach Osten abzieht. Letztlich
verbleiben wir unter einer westlichen bis südwestlichen Strömung, in der
entweder das Frontensystem des Vortages noch schleifend über Deutschland liegt
oder weitere von Westen her folgen. Es bleibt wechselhaft mit Regenfällen,
einzelnen Gewitter bei mäßig warmen bis warmen Temperaturen.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine Andauer der zyklonalen West- bis
Südwestlage an mit wechselhaftem Wetter an.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist alles in allem gut. Es gibt einige
Unterschiede bei den kurzen Wellen, der Wettercharakter an sich ändert sich
dadurch nicht.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Echte Alternativen haben auch andere Globalmodelle nicht zu bieten, die
unbeständige Westlage haben mehr oder weniger alle auf der Karte. Die schon in
der Konsistenz erwähnten Unschärfen natürlich auch. Auffällig ist, das zum
Beispiel UKMO den Trog am Freitag nicht abtropfen lässt und uns in der Folge
deutlich näher an einem Höhentief bei den Britischen Inseln sieht. Zum Ende der
Mittelfrist simulieren ICON und GFS den Übergang in eine Südwestlage, die auch
zyklonal sein soll und in der das Potential für schwere Gewitter steigen könnte.

__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles im
Wesentlichen die Aussagen des Hauptlaufs. Die Kurven fächern zwar schon ab
Donnerstag auf, bzw. hinsichtlich der Niederschlagssignale gibt es größere
Abweichungen, was aber am unsicheren Abtropfvorgang im Trog über Westeuropa
liegt, den ein großer Teil der Member so nicht mittragen mag. Den
grundsätzlichen Fahrplan, "moderates Temperaturniveau", immer wieder
Niederschlagssignale, den machen die Ensembles mit. Zum Ende liegen der Haupt-
und Kontralllauf dann eher im oberen Bereich der Ensembles, was Temperaturen und
Geopotential angeht.
Im ersten Zeitschritt bis +96h werden 6 Cluster gebildet, die sich über
Mitteleuropa nicht groß unterscheiden und in 500 hPa die Passage des
Höhenrückens zeigen. Die Tröge östlich und westlich davon weisen größere
Unterschiede auf und sind wohl einer der Gründe für die vielen Cluster.
Im Zeitraum bis +168h sind 3 Cluster vorhanden. Der Hauptlauf liegt im größten,
22 Member. In Cluster 2 (15 Member) wird der Abtropfprozess nur angedeutet, in
Cluster 3 (14 Member) fehlt er ganz. Entsprechend gespannt dürfen wir sein, was
passiert.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen alle 5 Cluster vor dem mal mehr, mal
weniger nahen Trog eine südwestliche Strömung bei uns. Das zyklonal geprägte
Wetter geht somit weiter. Je nach Verteilung der Luftmassen wäre auch eine
stärkere Gewitterlage möglich.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mittelfristig regnet es wiederholt. Die Wahrscheinlichkeit für Dauerregen ist
aber eher gering, da sich die Regengebiete verlagern und eine stationäre Lage
erstmal nicht erkennbar ist, wobei die Lage Freitag, Samstag noch recht unsicher
ist. Hinweise auf Dauerregen sind aber auch dann, z.B. in den probabilistischen
Produkten kaum zu erkennen.
Einzelne Gewitter sind zwar auch immer wieder mit dabei, es sieht aber nicht
nach einer größeren markanten Gewitterlage aus und auch die Temperaturen machen
wohl keine größeren Ausreißer; weder nach oben, noch nach unten.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner