DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.10.2016 um 10.30 UTC



Zu Beginn nach Süden hin noch ruhiges und mildes Herbstwetter, sonst von Norden
her wechselhaft, oft windig und nasskalt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 05.11.2016


Anfangs(Dienstag) profitiert zumindest der Süden noch von einem Höhenhochkeil
mit mildem, teils sonnigem, teils neblig trübem Herbstwetter. Von Norden greift
aber bereits die Kaltfront eines vom Nordmeer unter kräftiger Intensivierung
über Skandinavien zum Baltikum wanderden Tiefs auf Deutschland über und leitet
die Zufuhr maritimer Polarluft ein.
Der Höhenkeil wird von einem von Nordwesten hereinschwenkenden breiten Höhentrog
abgedrängt, der über Deutschland hinweg unter Verkürzung seiner Wellenlänge zum
östlichen Mitteleuropa wandert. Mit Kaltfrontpassage lebt der westliche bis
nordwestliche Wind besonders im Norden und Osten zeitweise stark bis stürmisch
auf, mit der Gefahr von Sturmböen(Bft9) an der Nordsee und auf Berggipfeln.
Bei wechselhaftem Wettercharakter könnte es Mittwoch/Donnerstag insbesondere im
östlichen Bergland Schnee geben.
Das Temperaturniveau sinkt im Nordosten und Osten zum Donnerstag auf etwa
-5°C in 850 hPa, wobei die Schneefallgrenze im östlichen Bergland zeitweise auf
etwa 600 m, am östlichen Alpenrand auf etwa 1000 m sinkt.

Freitag stellt sich dann eine vorübergehende Zonalisierung ein mit kurzzeitig
leicht antizyklonalem Intermezzo im Süden, bevor dann am Samstag ein neuer Trog
unter Amplifizierung von Westen auf Deutschland übergreift.
Damit in Verbindung zündet eine markante Zyklogenese über der Nordsee und
Jütland. Das Temperaturniveau steigt wieder um einige K an.

In der erweiterten Mittelfrist deutlich sich eine TROGLAGE Mitteleuropa an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Grob betrachtet entspricht das Ergebnis des neuen EZMW-Laufs dem Szenario der
gestrigen Läufe. Dies betrifft zum einen den gemäßigt maritim-polaren
Kaltlufteinbruch am Mittwoch/Donnerstag, zum anderen die nachfolgende
vorübergehende Zonalisierung mit erneut nachfolgender Troglage.
Im Unterschied zu den gestrigen Läufen ergibt sich jedoch am Freitag über dem
südlichen Deutschland eine kurze antizyklonale Zwischenphase mit einem vom
Ostatlantikhoch abgespaltenen Kern.
Die Konsistenz kann aber insgesamt als brauchbar bezeichnet werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle zeigen heute bis Freitag eine
ähnliche Entwicklung wie das EZMW.
Während ICON und EZMW am Samstagmittag über Westeuropa einen neuen stark
amplifizierten Höhentrog simulieren, ist bei GFS nur ein flacher Kurzwellentrog
über der Nordsee erkennbar. Die starke Trogentwicklung des ICON und EZMW erfolgt
erst, um 24 h verzögert, im erweiterten Mittelfristzeitraum.
Das kanadische GEM prognostiziert am Samstag über Deutschland sogar einen
kräftigen Höhenrücken!
Das brasilianische CTPEC lässt den am Mittwoch nach Deutschland
hereinschwenkenden Trog unter Einengung sogar bis zum Ende des
Mittelfristzeitraums quasistationär über Deutschland liegen!

Die Mittelfristvorhersage steht daher zum Wochenende hin auf eher wackeligen
Füßen!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-EPS-Rauchfahnen zeigen Dienstag zu Mittwoch den markanten Abfall der
Geopotential- und Temperaturkurven, gekoppelt mit einem Anstieg der
Niederschlagssignaldichte. Der Einbruch maritimer Polarluft von Nordwesten kommt
also gut heraus.
Bis Freitag-Beginn laufen die Temperaturkurven dann in enger Bandbreite
quasikonstant auf einer Talsohle, um sich dann in einem mehrastigen breiten
Spektrum zu verlieren. Während HRES-und Kontrolllauf am Freitag noch unisono
quasi-deckungsgleich einen leichten Temperaturanstieg zeigen, streben beide
Kurven ab dem Wochenende in entgegengesetzte Richtung.

Die CLUSTER-Konstellation 120-168h ist mit 4 CLUSTERN belegt, die ab Freitag
deutlich differieren. Sie zeigen zum einen den Abwandernden Trog, zu einem nicht
erheblichen Anteil aber auch eine zonale Westdrift bzw. eine Trogregenerierung
über Mitteleuropa.

Die Großwetterlagenklassifikation der EZMW-EPS nach Paul James liefert ab
Mittwoch ein Sammelsurium eher kalter und zyklonaler Grundmuster wie
NEz, Nz, HNz, was im Einklang mit der vom deterministischen EZM Modell
vorgegebenen Entwicklung steht.

Die ENS-GFS "ensembles" unterscheiden sich nur unwesentlich von den EZMW-EPS.
Nach dem Polarluftintermezzo pendeln sich die Temperaturen dann zum Ende des
Mittelfristzeitraums hin nahe dem klimatologischen Kittel ein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert keinerlei Signale für markante Entwicklungen. Nach EZMW-EPS sind am
Mittwoch an der See und im Bergland stürmische Böen mit einer Wahrscheinlichkeit
von 40 bis 60% behaftet.
Zum Donnerstag bzw. am Donnerstag gibt es bei EZMW-EPS auch Signale für Schnee
im höheren ostdeutschen Bergland und in den Alpen, signifikante Mengen sind aber
nicht zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel