DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-06-2023 07:30
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.06.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von HNFz zu HNa

Heute ganz im Osten nur vereinzelt, am Freitag und Samstag von der Ostsee bis
nach Bayern vermehrt Schauer und teils markante Gewitter. Unwetter kleinräumig
möglich. Sonst Andauer der Trockenheit und sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Deutschland liegt weiterhin auf der Südseite einer hochreichenden
Hochdruckzone, die vom Seegebiet nördlich von Schottland über Mittelskandinavien
bis nach Nordwestrussland reicht. Vom Hoch bei Schottland reicht ein flacher
Keil bis nach Benelux und über Mitteleuropa herrschen nur schwache
Luftdruckgegensätze. Damit wandert das Höhentief über Polen von den zentralen
Landesteilen nur sehr langsam nach Nordpolen, in 300 hPa gar nach Nordwestpolen.
Dabei überdeckt der zyklonale Randbereich vor allem den Osten und Nordosten
Deutschlands, während nach Westen hin die Auswirkungen der leichten zyklonalen
Strukturen durch schwache Kaltluftadvektion überkompensiert werden. Das
Höhentief lenkt in den Osten teils dichte Wolkenfelder, so dass erst im Laufe
des Nachmittags etwas ML-Cape ganz im Osten und im östlichen Bergland aufgebaut
wird (zwischen 50 und gut 250 J/Kg). In Schleswig-Holstein wird teils durch
Konvergenzeffekte etwas mehr ML-Cape gebildet bis knapp über 500 J/Kg und so
entwickeln sich heute bei PPW-Werten zwischen 20 und 25 mm vom östlichen
Mittelgebirgsraum bis nach Vorpommern und in Schleswig-Holstein einzelne Schauer
und Gewitter, die bei teils nur langsamer Zuggeschwindigkeit (im Osten nur 5 bis
10 kt Mittelwind in 850 hPa) auch Starkregen bringen können. Kleiner Hagel oder
steife bis stürmische Böen sind ebenfalls möglich. Auch in den Ostalpen ist ein
kurzes Gewitter nicht ausgeschlossen.
Im großen Rest von Deutschland scheint fast durchweg die Sonne bei sommerlichen
Temperaturen zwischen 25 und 29 Grad. Im Osten und Nordosten sind dagegen etwas
niedrigere Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad angesagt. Abgesehen von steifen,
ganz vereinzelt auch stürmischen Gewitterböen weht meist nur ein schwacher,
allenfalls mäßiger Wind aus Nord bis Nordost.

In der Nacht zum Freitag kommt der KLT weiter Richtung Odermündung voran. Dabei
verstärkt sich im Nordosten die WLA und die Zufuhr feuchter Luftmassen, vor
allem von Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg fällt gebietsweise teils
schauerartig verstärkter Regen, wobei kurze Gewitter nicht gänzlich
ausgeschlossen sind. Flächendeckend nennenswerte RR-Mengen dürften aber kaum
zusammenkommen (örtlich 1 bis 6 mm, vereinzelt um 10 mm).
Vorderseitig des nach Süddeutschland wandernden kurzwelligen Troganteils kann es
auch an den Alpen anfangs noch Schauer oder ein kurze Gewitter geben.
Ansonsten fällt eventuell vorhandene Konvektion aber rasch in sich zusammen und
es bleibt weitgehend trocken. Im Westen und Süden klart der Himmel häufig auf,
so dass es Tiefstwerte zwischen 7 und 11 Grad gibt (in den Metropolen um 12
Grad). Im Nordosten sowie im Küstenbereich ist es mit 15 bis 12 Grad milder.

Freitag... wird der KLT respektive das Höhentief in seiner Westverlagerung
aufgrund des nach wie vor blockierenden Höhenrückens über Westeuropa endgültig
eingebremst und nistet sich quasi im Bereich der Odermündung bzw. knapp südlich
davon ein. Dabei verbleibt der gesamte Vorhersagegebereich unterhalb einer
leicht zyklonalen nördlichen Höhenströmung, nach wie vor bieten kleinräumige
kurzwellige Troganteile etwas dynamischen Hebungsantrieb.
Im schwachgradientigen Bodenfeld bleibt der flache Hochkeil über Holland liegen
und es bildet sich über Westpolen ein flaches Tief, so dass die Bodenwinde eher
aus Nord bis Nordwest wehen.

Generell bleibt die Luftmasse bei nahezu unveränderten Temperaturen in 500 und
850 hPa labil geschichtet, vor allem im Nordosten, Osten und Südosten auch
hochreichend. Im Nordosten und Osten findet auch gleichzeitig eine weitere
Feuchteanreicherung statt, so dass die PPW-Werte verbreitet auf über 25 mm
steigen, während sie im Westen und Südwesten dagegen nur 15 bis 20 mm betragen.
Dort bleibt die Luftmasse auch bodennah sehr trocken, so dass es lediglich für
einzelne hochbasige Quellwolken, bevorzugt über den Mittelgebirgen, reicht, es
ansonsten aber recht sonnig und vor allem trocken bleibt.
Je nach Einstrahlung können im Nordosten und Osten, aber auch im Südosten
gebietsweise 300 bis knapp über 500 J/kg ML-Cape generiert werden. Dort, aber
teilweise auch im zentralen Mittelgebirgsraum ist - getriggert durch die
Orographie bzw. kurzwellige Troganteile - mit konvektiven Umlagerungen zu
rechnen. Bei weiterhin kaum vorhandender Scherung dürften eventuelle Gewitter
einen ähnlichen Modus wie am Vortag aufweisen (pulsierende Einzelzellen, die
sich zu kleinen Multizellensystemen organisieren können). Dabei besteht vor
allem im Nordosten und Osten aufgrund der hohen PPW-Werte ein leicht erhöhtes
Risiko für größere Hagelansammlungen und auch für unwetterartigen Starkregen, am
ehesten wohl im östlichen Mittelgebirgsraum bzw. im Bereich lokaler
Feuchteflusskonvergenzen, z. B. in Schleswig-Holstein. Insgesamt muss von
Ostbayern bis zur Ostsee häufiger mit Gewitter gerechnet werden als heute und
der Starkregen spielt dabei warnungstechnisch die größte Rolle. Wenn man ICON-D2
zugrunde legt, so gibt es die größte Starkregengefahr im nordöstlichen
Brandenburg und in den angrenzenden Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns.
Insgesamt zeigt sich die Sonne nun auch in den mittleren Landesteilen wohl etwas
seltener als in den Vortagen, so dass es dort wohl nicht mehr ganz so warm wird,
während sich im Westen wohl kaum etwas ändert.

In der Nacht zum Samstag wandert das Höhentief bzw. der KLT entlang der Oder nur
geringfügig nach Süden. Dabei bleibt an dessen Westflanke permanent ein
schwacher Hebungsantrieb aufrecht, so dass die konvektive Aktivität von der
Ostsee bis nach Sachsen bzw. Thüringen und östlich davon nur langsam zum
Erliegen kommt. Gebietsweise kann es dort auch noch bis weit in die zweite
Nachthälfte hinein Schauer, vereinzelt Gewitter geben.
Ansonsten fallen eventuelle Schauer und Gewitter aber alsbald in sich zusammen,
vor allem im Westen und Südwesten verläuft die Nacht gering bewölkt. Sollten die
Wolken innerhalb der feuchten Luft im Nordosten stärker auflockern, kann sich
Nebel bilden. Die Tiefstwerte ändern sich gegenüber der Vornacht kaum.

Samstag... wird das Höhentief durch den von Westeuropa herannahenden Höhenkeil
wieder nach Norden abgedrängt und erreicht um 18 UTC das Seegebiet südlich von
Bornholm (500 hPa). Gleichzeitig verstärkt sich der Einfluss des Rückens über
Westeuropa in der Südwesthälfte Deutschlands und sorgt dort für eine
Stabilisierung der Luftmasse. Ansonsten bleibt die Nordosthälfte Deutschlands in
der feuchten und labil geschichteten Luftmasse, in der sich erneut einzelne
Schauer oder Gewitter mit ähnlichen Begleiterscheinungen wie am Vortag
entwickeln können. Die ML-CAPE-Werte sind durch die stärkere Einstrahlung sogar
etwas höher als am Freitag, sodass die Unwettergefahr sogar etwas höher als am
Vortag ist (vor allem bedingt durch heftigen Starkregen).
In der Südwesthälfte wird durch mehr Sonne wieder die 30-Grad-Marke geknackt und
auch im Osten wird es ein bis zwei Grad wärmer.

Der Wind weht meist nur schwach, tagsüber allenfalls mäßig aus Nordwest bis
Nord. Steife bis stürmische Böen sind nur bei Gewittern möglich.

In der Nacht zum Sonntag wird das Höhentief durch den nach Benelux wandernden
Höhenkeil zur Südspitze Schwedens abgedrängt. Damit fehlt der Hebungsantrieb und
die Konvektion fällt tagesgangbedingt in sich zusammen, häufig klart es sogar
auf. Dort, wo es geregnet hat, kann es Nebel geben. Es kühlt auf Werte zwischen
8 Grad im östlichen Bergland und 15 Grad im Rheinland ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum recht ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden