DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-06-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.06.2023 um 10.30 UTC



Weiterhin sommerlich. Anfangs im Osten, ab Wochenbeginn von Westen her und als
den Alpen heraus Gewitter, dann mit Unwettergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.06.2023


Am Freitag liegt Deutschland am Rande eines breiten Höhenrückens, der sich vom
westlichen Mittelmeer bis ins Nordmeer aufwölbt. Dieser Rücken wird von einem
Höhentiefkomplex mit Zentren über der Odermündung und den Beskiden flankiert.
Hierdurch ist die Schichtung im Nordosten und Osten labil, so dass sich dort
sowie in Alpennähe im Tagesverlauf einzelne Gewitter (mit nur geringer
Unwettergefahr) entwickeln können, wogegen es von der Nordsee bis zum Hochrhein
trocken bleibt. In diesen Gebieten sorgt ein Hochkeil über der Nordsee, der von
einem Bodenhoch über der Barents-See ausgeht, für Absinken und somit nahezu
ungehinderte Einstrahlung.
Am Samstag verlagert sich der knapp östlich von Deutschland liegende
Höhentiefkomplex etwas nach Süden und beginnt sich aufzufüllen. Der über die
Nordsee bis nach Deutschland reichende Bodenhochkeil schwächt sich ab, das
wetterbestimmende Bodenhoch verlagert sich zum Weißen Meer. Erneut können sich
im Nordosten und Osten sowie an den Alpen einzelne Gewitter entwickeln, wobei
die Wahrscheinlichkeit von Unwettern noch geringer ist als am Vortag. Für die
westlichen Landesteile ergibt sich keine Änderung. An beiden Tagen bleibt es
hochsommerlich warm, aber nicht heiß.
Am Sonntag wandelt sich der Höhenrücken in ein abgeschlossenes Höhenhoch um, das
sich über dem Ostseeraum etabliert. Der nördliche Kern des o.g.
Höhentiefkomplexes gelangt dann nach Sachsen, was im Tagesverlauf die
Gewittertätigkeit über dem östlichen Mittelgebirgsraum noch einmal etwas
aufleben lässt. Ansonsten bleibt es niederschlagsfrei, wobei im Westen und
Südwesten weiterhin eine nahezu ungehinderte Einstrahlung erfolgt.
Ab Montag macht sich ein lang gestreckter Trog bemerkbar, der von Grönland bis
nach Marokko reicht und dessen Achse unmittelbar vor Irland und der Iberischen
Halbinsel liegt. An diesen Trog dockt das zuvor über Sachsen liegende Höhentief,
das sich in die Deutsche Bucht verlagert, an. Mit einer Drehung der Strömung auf
Südwest wird feuchtwarme und labil geschichtete Subtropikluft herangeführt, was
verbreitet die Temperatur auf Werte um oder etwas über 30 Grad steigen lässt. Im
westlichen und südwestdeutschen Bergland können sich daher im Tagesverlauf erste
und recht heftige Gewitter entwickeln, wobei Unwettergefahr besteht.
Am Dienstag läuft in der südwestlichen und noch etwas aufsteilenden Strömung ein
kurzwelliger Anteil nach Nordosten in die Nordsee ab. Dieser lässt die
Gewittertätigkeit mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für unwetterartige
Entwicklungen in weiten Teilen Deutschlands aufleben. Wahrscheinlich bleibt es
nur im Osten und Südosten noch weitgehend trocken, dort macht sich aus den Alpen
heraus leicht föhniger Einfluss bemerkbar.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich das
Zirkulationsmuster nach Osten. Der Trog greift auf die Britischen Inseln und die
Iberische Halbinsel über, der Rücken wird nach Osteuropa abgedrängt. Danach
deutet sich eine Zonalisierung an (was lange Zeit nicht der Fall war). Zumindest
könnte sich die Frontalzone an der Südflanke einer schwachen Blockierung über
das nördliche Mitteleuropa hinweg nach Osten durchsetzen. Während am Mittwoch
deutschlandweit teils heftige Gewitter mit unveränderter Unwettergefahr zu
erwarten sind und sich der Höhepunkt der Gewitterlage abzeichnet, erfolgt am
Donnerstag im Norden und Westen Deutschlands eine Wetterberuhigung. Die
Gewittertätigkeit konzentriert sich dann auf den Mittelgebirgsraum und den
Süden, wobei dann die Wahrscheinlichkeit für Unwetter nur sehr allmählich
geringer wird. Das Temperaturniveau geht vor allem im Nordwesten etwas zurück.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Modellauf im Vergleich mit den
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Danach ergeben sich zunehmende
Unterschiede. Während der aktuellste Lauf das am Wochenende über Sachsen
liegende Höhentief nach Nordwesten verlagert und an den weiter westlich
liegenden langwellentrog andocken lässt, verlagerten die beiden gestrigen
Modellläufe dieses Höhentief zur Ostsee. Durch die neueste Entwicklung wird die
Erwärmung zu Wochenbeginn etwas ausgebremst. Danach haben jedoch alle
Modellläufe eine aufsteilende südwestliche Strömung im Programm.
Eine in der zweiten Wochenhälfte beginnende Zonalisierung, wie sie die
aktuellste Modellrechnung zeigt, war bei den gestrigen Simulationen noch nicht
erkennbar. Vielmehr würde sich eine südwestliche Strömung einstellen, wobei nach
Nordosten ablaufende Tröge für eine rege Gewittertätigkeit sorgen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag stützen die verfügbaren Modelle die oben beschriebene
Entwicklung. Unterschiede ergeben sich am Wochenende lediglich in Bezug der
Positionierung der einzelnen Zentren des knapp östlich von Deutschland liegenden
Höhentiefkomplexes, was aber auf die Finalprognose kaum Auswirkungen haben
sollte. Zu Wochenbeginn ist mit EZMW am ehesten noch ICONB vergleichbar, das
dieses Höhentief vor die Südspitze Schwedens verlagert. GFS lässt dieses
Höhentief nach Südfinnland, UK10 nach Südosteuropa abziehen. Durchweg stellt
sich aber nach allen Modellen eine südwestliche Strömung ein, mit welcher labil
geschichtete Subtropikluft advehiert wird.
Eine Zonalisierung, wie sie EZMW im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum andeutet, ist bei den anderen Modellen nicht zu finden. GFS
generiert erneut ein blockierendes Hoch über dem Seegebiet zwischen Island und
Schottland, wogegen das Modell des kanadischen Wetterdienstes die Blockierung
über Fennoskandien aufleben lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS zeigt bei Betrachtung der Anomalie des Geopotentials 500 hPa
erneut Signale für eine Blockierung über dem Nordmeer und hiervon ausgehend
hohes Geopotential bis nach Mitteleuropa hinein. Diese Blockierungssituation
wäre dann wahrscheinlich nicht mehr so ausgeprägt wie es aktuell noch der Fall
ist. Ab Wochenbeginn sind von Westen her vermehrt Niederschlagssignale zu
finden, die in Verbindung mit hohem CAPE (wahrscheinlich über 1000, im Süden bis
über 1500 J/kg) auf eine rege Gewittertätigkeit hindeuten. Von einem
Temperaturrückgang und einer Entspannung der Gewitterlage ab Mitte der kommenden
Woche kann noch keine Rede sein.
Das EPS des EZMW zeigt im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum nur
schwache Indizien für eine beginnende Zonalisierung. Zudem ist nach dem EPS der
Temperaturrückgang nicht so ausgeprägt wie beim Hauptlauf, was sich mit den
Prognosen des EPS des GFS deckt. Alle Member werden über den gesamten
Vorhersagezeitraum hinweg in nur einem Cluster zusammengefasst. Das Clustering
gemäß Großwetterlagen ergibt ab Wochenbeginn eine zunehmende Anzahl vom Membern
mit zyklonaler westlicher oder südlicher Anströmung, was ebenfalls als Indiz für
eine rege Gewittertätigkeit zu sehen ist. Wie beim EPS des GFS sind dann auch
vermehrt Niederschlagssignale zu finden. Ein leichter Temperaturrückgang lässt
sich zur Mitte der kommenden Woche hin nur für den Nordwesten Deutschlands
ableiten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag entwickeln sich über dem Nordosten und Osten sowie in Alpennähe
einzelne Gewitter, Unwetter sind nicht ganz auszuschließen. Sonst bestehen keine
markanten Wettergefahren
Am Samstag sind vor allem im Nordosten und Osten erneut einzelne Gewitter
möglich, Unwetter sind dabei weniger wahrscheinlich als am Vortag. An den Alpen
besteht dann nur eine geringe Gewitterneigung.
Am Sonntag muss vor allem über dem östlichen Mittelgebirgsraum nochmals mit
einzelnen Gewittern mit geringer Wahrscheinlichkeit für Starkregen gerechnet
werden. Am Montag im Westen und Südwesten und dort vor allem über dem Bergland
erneut Gewitter auf, dann aber mit erhöhter Unwettergefahr durch heftige
Regengüsse und größeren Hagel.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW), anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann