DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-06-2023 07:30
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.06.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF a/z

Heute vor allem im Osten und Südosten einzelne kräftige Gewitter. Unwetter durch
Starkregen nicht ganz ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt ein Höhenhoch über der Nordsee. Es gehört zu einem Keil über
Westeuropa, der sich darüber hinaus bis Skandinavien erstreckt. Zusammen mit
Trögen über Osteuropa und dem Atlantik bildet sich daraus ein omegaähnliches
Muster. Der Rücken stützt ein Bodenhoch über Nordeuropa mit Schwerpunkt über
Finnland. Wir liegen an dessen Südrand in einer nach Norden hin lebhaften, sonst
schwächeren östlichen Strömung. Ganz im Norden treten durch den kräftigen
Druckgradienten bei leichter Supergeostrophie starke, an der Ostsee und in
Teilen Schleswig-Holsteins steife Böen auf.

Dabei gelangt eine etwas feuchtere Luftmasse vor allem in die östlichen
Landesteile, wo durch starke Einstrahlung ML Cape um 1000 J/kg aufgebaut wird.
Vor allem in Teilen Brandenburgs, Sachsens und Sachsen-Anhalts sowie im
äußersten Süden und Osten Bayerns bilden sich am Nachmittag Schauer und
Gewitter, die mit Starkregen, kleinkörnigem Hagel und dank der trockenen
Grundschicht mit Sturmböen verbunden sein können. Die Signale aus den ICON D2
Ensembles auf schwere Sturmböen sind wohl überzogen. Das gilt eher nicht für
vereinzelt unwetterartigen Starkregen, der in den feuchteren Regionen über dem
Bergland und laut ICON D2 EPS über der Prignitz tatsächlich nicht ausgeschlossen
ist. Getriggert werden die Gewitter auch durch das konvergente Windfeld mit
Feuchteflusskonvergenz in Teilen Nordostdeutschlands.

Zur Mitte Deutschlands hin ist das CAPE niedriger und das KKN sehr hoch, so dass
dort die Auslösung von Gewittern eher unwahrscheinlich ist, zumal es keine
synoptischen Antriebe gibt. Wenn es dort vereinzelt doch zündet, besteht die
Gefahr von Sturmböen aufgrund der hochreichend trocken-adiabatisch durchmischten
Grenzschicht.

Ruhig und sonnenscheinreich verläuft der Tag im Nordwesten. Bei unverändert
hohem Temperaturniveau werden Höchstwerte von meist 25 bis 31°C erwartet, etwas
kühler ist es nur ganz im Norden und im höheren Bergland.

In der Nacht zum Sonntag sollten die durch den Tagesgang initiierten Gewitter
rasch in sich zusammenfallen, so dass sich dann von etwas Restbewölkung
abgesehen eine überwiegend klare Nacht einstellt. Das Hochdruckgebiet verstärkt
sich etwas und auch über Deutschland steigt der Druck etwas an, was den
Gradienten im Ostseeraum auffächern lässt, so dass sich dort der Wind deutlich
abschwächt und die Windwarnungen auslaufen können. Von Osten her setzt dabei die
Zufuhr trockenerer und etwas kühlerer Luft ein und die Tiefstwerte werden
zwischen 18°C im Südwesten und 9°C im Nordosten erwartet.


Sonntag... verlagern sich Rücken und Höhenhoch nur wenig. Auch das Bodenhoch
ändert sich in Lage und Intensität für uns nur unbedeutend. Am Rand des
Höhentroges über Osteuropa laufen kurzwellige Tröge über dem östlichen
Mitteleuropa nach Süden und streifen Ostdeutschland mit ihren Advektionsfeldern.
Da die Luftmasse, die aus Osten zu uns gelangt, deutlich trockener
(Grenzschichtfeuchte von 10 g/kg auf teils unter 5 g/kg sinkend) und in allen
Höhenschichten etwas kühler ist, kann sich kaum Cape aufbauen und es bildet sich
nur noch wenig, hochbasige Quellbewölkung.

Nur im Alpengebiet, wo sich feuchtere und labil geschichtete Luft hält, können
hochreichende Konvektion und örtliche Gewitter ausgelöst werden. Dabei steht,
was die Begleiterscheinungen angeht, der Starkregen im Fokus.

Die aus Osten etwas weniger warme Luft, macht sich kaum bemerkbar, da die starke
Einstrahlung den leichten Temperaturrückgang der Luftmasse wettmacht. Bei fast
ungehinderter Einstrahlung steigt die Temperatur auf 26 bis 32°C. Vor allem ganz
im Norden sorgt eine Drehung des Windes auf Ost bis Südost und dessen
Abschwächung sogar für einen leichten Anstieg der Temperatur. Nur exponiert
reicht es an der Ostsee noch für die ein oder andere Böe 7 Bft.

In der Nacht zum Montag werden die östlichen Landesteile weiter von kurzwelligen
Trögen beeinflusst, die in der trockenen Luft nur einige Wolken zur Folge haben.
In den Alpen lässt die Konvektion rasch nach, so dass meist wieder eine klare
Nacht ansteht. Die Luft kühlt sich etwas mehr ab, als in den Vornächten; Minima
zwischen 16°C im Westen und lokal 8°C im Osten. Oberhalb der Grundschicht
frischt der Ostwind nach Südwesten hin stärker auf, mehr als steife bis
stürmische Böen sind aber auf der Schwäbischen Alb und im Hochschwarzwald nicht
zu erwarten. Von daher: zunächst mal nicht warnwürdig.


Montag... erstreckt sich ausgehend vom Keil über Westeuropa und dem Höhenhoch
über der Nordsee ein Keil über Skandinavien nach Osten, der die
Bodenhochdruckzone über Nordeuropa stützt. Der Schwerpunkt über Osteuropa
entfernt sich nach Russland, ein Neuer entsteht südlich von Island. Der Trog
über Osteuropa ist derweil zu einem Höhentief abgetropft, dass sich langsam über
Polen nähert. Damit nimmt die Zyklonalität in der Höhe zu und auch am Boden
setzt wieder leichter Druckfall ein.

Der Gradient bleibt recht schwach, sodass außer dem mit dem Tagesgang
auffrischenden Ostwind und einigen kräftigeren, aber nicht warnwürdigen Böen von
dieser Seite nichts zu erwarten ist. Die Luft ist nach wie vor sehr trocken,
wobei das Temperaturniveau minimal zurückgeht. Es bilden sich kaum Wolken und
die astronomisch mögliche Sonnenscheindauer wird fast vollständig ausgeschöpft.
Nur nach Südosten hin vermag der Kaltlufttropfen (das zuvor erwähnte Höhentief)
einige Wolkenfelder auszulösen. Zunehmend setzt sich die trockene Luft auch bis
in die Alpen hinein durch, so dass auch da
Gewitterneigung im Vergleich zum Vortag noch einmal abnimmt und aus heutiger
Sicht im deutschen Alpenraum ein trockener Tag ansteht.
Dank der starken Einstrahlung wird es wieder hochsommerlich warm mit 25 und
31°C, etwas kühler bleibt es nur im höheren Bergland und an der See bei
auflandigem Wind.

In der Nacht zum Dienstag verlagert das Höhentief sich weiter nach Westen, was
bei uns mit leichtem Geopotentialverlust und leichtem Rückgang der Temperatur in
850 hPa einhergeht. Die Luftmasse ist knochentrocken, so dass es in der Nacht
weitgehend wolkenfrei bleibt. Auch die Tiefsttemperaturen liegen in der
trockenen Luftmasse wieder etwas niedriger bei meist 14 bis 7°C mit den höchsten
Werten im Westen und den tiefsten im Südosten.
Im Bergland kann es sogar in einzelnen Tälern noch frischer werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner